2020.09.10 - Gisela Gründel - 480p.mp4
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Astrid Kirchhof: Also es ist der 10. September, wir sind immer noch in Gera, immer noch im Hause Gründel und ich interviewe jetzt Frau Gisela Gründel. #00:00:25-0#
Gisela Gründel: Ja. #00:00:26-6#
Astrid Kirchhof: Frau Gründel, also was mich zuerst interessiert ist 'n bisschen was oder auch mehr von ihrem Lebenslauf, wie der so arbeitstechnisch, aber überhaupt so verlaufen ist und wie Sie dann Berührungspunkte zur Wismut bekommen haben. #00:00:38-0#
Gisela Gründel: Gut. Also, vorgestellt haben Sie mich ja schon, noch mal, mein Name ist Gisela Gründel, ich bin Jahrgang 1942, bin in Gera geboren und lebe eigentlich mein ganzes Leben hier in diesem Elternhaus, bis auf auf meine Ausbildungszeit von 1955 bis 1967 war ich außer Haus. Also zunächst fünf Jahre in der neu gegründeten Kinder- und Jugendsportschule, genannt KJS, in Bad Blankenburg zum Bezirk Gera. Es hatte eigentlich damals in der DDR jeder Bezirk so eine Sportschule eingerichtet. Und ich war also eine der ersten Schülerinnen. War damals in der siebten Klasse und hatte eigentlich nicht allzu viele sportliche Vorbildung. Ich ging erst hier in Leumnitz in die Dorfschule, sechs Jahre, kam dann in die Ostschule und dort wurde ich, wie man so sagt, entdeckt. Der Sportlehrer hatte mich gefragt, dann meine Eltern, ob ich Schüler dieser Schule werden wollte. Und ich war wirklich sehr gegeistert. Mein Mutti war nicht ganz so zufrieden damit, die war Klavierlehrerin und ich hatte mich auch in musischer Hinsicht entwickelt, Gitarre, Klavier gespielt. Und wollte aber dann unbedingt zum Sport. Und habe dann eine sehr schöne Zeit in Bad Blankenburg erlebt. Wir hatten jeden Tag Training, das war nicht so ganz ohne. Wir hatten trotzdem unser Schulpensum und da gab 's dort keine Schulverlängerung. Wir haben dann ganz normal wie alle anderen Schüler das Abitur nach vier Jahren absolviert. Da blieben natürlich nicht mehr alle Schüler aus meiner Klasse dabei, aber wir waren trotzdem Turner und Leichtathleten, also 24 Schüler. Und wir treffen uns alle zwei Jahre immer noch, die noch geblieben sind, die noch hier auf unser 'm Erdball leben. Ja, ich habe dann mich der Leichtathletik zugewendet, zuerst hab ich Mehrkampf gemacht. Das mussten wir eigentlich alle, so eine Grundausbildung war da wichtig. Dann bin ich, hab ich mich zum Weitsprung spezialisiert, bin auch um die, in der achten Klasse um die fünf Meter gesprungen. Aber dann hatte ich mich doch mehr dem Laufen verschrieben und ich wechselte dann zur Mittelstrecke, zunächst 600 Meter bei den Schülern, war dann Bezirksmeister, war zu Spartakiaten von den Kinder- und Jugendsportschulen, zu DDR-Meisterschaften und belegte vordere Plätze. Und dann hab ich 1960 das Abitur gemacht, hab 's mit Gut abgeschlossen und wollte eigentlich, mein Berufswunsch war Journalist. Ich wollte gern Sportjournalist werden, war dann nach Leipzig gekommen 1960 und lebte zwei Jahre im Sportklub SC Lok Leipzig und habe da Mittelstrecke, bin da auf die 800 Meter als Frau, 800 Meter bin ich gelaufen und hatte eigentlich auch recht gute Ergebnisse. Aber ich wollte ja dann auch mit dem Studium beginnen und da musste ich zunächst im ersten Jahr bei der Reichsbahn, bei der Deutschen Reichsbahn arbeiten, in der Ermittlungsabteilung, so Büroarbeiten bis Mittag und dann ging 's eben zum Training. Und wir lebten im Internat, gleich gegenüber dem Hauptbahnhof und da hab ich eigentlich erst verstanden, welch wunderschöne Zeit, Kindheit teilweise und Jugendzeit ich in dem schönen Schwarzatal, in dem herrlich gelegenen Schwarzatal bei Blankenburg, meine Zeit verlebt hatte. Denn so mitten im Zentrum von Leipzig, es gab zwar das Rosental, da ham wer zum Teil trainiert, aber dann auch im Stadion des Friedens. Jetzt kam doch mehr der Ernst des Lebens, wie gesagt, ich hab das erste Jahr bei der Reichsbahn gearbeitet und dann im zweiten Jahr war ich bei der LVZ, bei der Leipziger Volkszeitung, als Volunteur in der Lokalredaktion und war aber bedingt durch Training, durch Wettkämpfe, durch Trainingslager nicht so oft in der Redaktion und ich wurde dann verabschiedet und wurde nicht an der Journalistenschule, die der Karl-Marx-Universität angeschlossen war, nicht immatrikuliert. Sicherlich sehe ich 's auch so, dass ich gefragt wurde, ob ich Kandidat der Partei werden möchte und da hab ich so gesagt, ach das hat eigentlich noch Zeit. Auch in unserer Trainingsgruppe kam unser Trainer auf uns zu und wollte das wir geschlossen in die Partei gehen und da haben wir gesagt, nein, wenn, dann machen wir das schon von uns aus und lassen uns da nicht hinein drängen. Und so ist es eigentlich auch geblieben, ich bin später dann im Beruf am Anfang auch manchmal agitiert worden, aber ich habe das eigentlich immer zurück gestellt, hab mich bisschen zurück gehalten und gesagt, ich hab alte Eltern zu pflegen, hab kleine Kinder und man hat mich dann in Ruhe gelassen. Ich habe dann mir schnell einen Studienplatz gesucht, das darf ich vielleicht sagen, ich kann mich noch genau erinnern, was mir da angeboten wurde. Das war einmal Marxismus-Leninismus, mit dem hatte ich ja nun gar nichts am Hut, dann Landwirtschaft, da wusste ich gar nicht, wie und was oder Lehrerstudium. Lehrerstudium Deutsch-Russisch für Erwachsenenbildung, das dauerte fünf Jahre an der Karl-Marx-Universität und da hab ich mich da eingeschrieben. Und um zum Sport zu kommen, also ich bin dann gleich in die Hochschulsportgemeinschaft gegangen und da hab ich dann auch dreimal in der Woche noch trainiert, auch Mittelstrecke und habe dann eben auch Länderkämpfe bestritten. Hier kann ich da mal 'n Bild zeigen (lacht) ... #00:07:32-0#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:07:32-0#
Gisela Gründel: ... ich als 20 Jährige (lacht). Oder hier hab ich noch eine Urkunde. Das war in Zittau damals 1964, ich glaube das sogar mein letzter Wettkampf, Studenten-Länderkampf gegen Polen. Da hab ich den zweiten Platz belegt. So, ich hab dann aber 1967 mein Studium abgeschlossen und war inzwischen verheiratet und wir haben beschlossen zu meinen Eltern zu ziehen. Damals waren ja die Wohnverhältnisse noch nicht so einfach, es gab schlecht Wohnungen und ich war gern mit meinen Eltern zusammen. Mein Mann war auch einverstanden. Und da ham wir in diesem kleinen Haus gelebt und ich hab mich als Lehrer, als Deutsch-Russisch-Lehrer beworben an der 14. Oberschule in Gera-Bieblach und hatte, weil ich nun Erwachsenenbildung gemacht hatte, habe gleich eine Abschlussklasse, eine 10. Klasse als Klassenlehrer bekommen und hab, war zwei Jahre an dieser Schule und dann wurde ich gefragt, ob ich an die Erweiterte Oberschule in Gera möchte. Und das wollt ich natürlich gern. Und da war ich dann auch wiederum Deutsch-Russisch-Lehrer an dem heutigen Zabel-Gymnasium, damals EOS 1, es gab zwei Oberschulen, also Erweiterte Oberschulen, die Goethe- und die, das Zabel-Gymnasium, Zabel-Oberschule und dort habe ich acht Jahre unterrichtet, bin dann aber noch ein mal an die Pandorf-Schule, auch hier in Gera, gewechselt, weil es dort Sportklassen gab. Und da hatte ich eine siebte Klasse und das waren Schüler, die Schwimmen, Leichtathletik und Fußball, ich glaube Boxen auch, war es ja schon, betrieben haben. Und das hat mir eigentlich sehr viel Spaß gemacht. Und bei der Gelegenheit hab ich davon erfahren, dass in Gera eine Kinder- und Jugendsportschule, genannt KJS, eingerichtet wird, die der Wismut Gera angeschlossen ist. Und da hab ich mich beworben und bin auch angenommen worden. Und einige meiner Kollegen von der damaligen Pandorf-Schule sind mitgegangen. Unter anderem auch der Schulleiter und auch die Sekretärin. Und da haben wir dann ein kleines Kollektiv gebildet, so 10 Mann, 11 Mann. Wir gehörten eigentlich zum, zur Sportschule Kinder- und Jugendsportschule Jena. Das war die Hauptschule vom Bezirk Gera. Die war von Bad Blankenburg nach Jena gewechselt. Ich kann, an das Jahr kann ich mich nicht erinnern. Und wir waren also eine so genannte Teilschule mit den Sportarten Boxen und Radsport. Und alle Schüler dieser Schule gehörten der SG Wismut Gera an. Die wiederum 1973 gegründet wurde und dann eben bis zur Wende existierte. Und unsere Schule dann 1978. Und im Nachhinein ham wir mal festgestellt, das hat uns auch ein bisschen verwundert, die Hälfte des Kollegiums waren Genossen und der zweite Teil nicht. Das war eigentlich verwunderlich. Es war ja doch eine Spezialschule und ehrlich gesagt auch in ideologischer Hinsicht eine ausgerichtete Schule, denn die Sportler sollten ja die DDR vertreten. Und der Leistungssport wurde ja bekanntlich in der DDR sehr gefördert und die Wismut hatte ja das Potential, sich also auch einen Sportklub, wir hießen zwar SG, Sportgemeinschaft, aber einen Sportklub zu leisten. Und unsere Schüler waren alle im Internat untergebracht und das kannte ich ja schon aus meiner Kindheit. Das war in der Gagarinstraße. Da war aber auch die Leitung von der SDAG Wismut vom Sportklub untergebracht. Und wir bildeten so ein kleines Kollektiv von jeder Klassenstufe, das so genannte KPK, das Kleine Pädagogen Kollektiv nannten wir das. Also bestehend aus Klassenleiter, Erzieher, der im Internat wirkte, und dem Trainer. Und ehrlich gesagt, der Trainer war für die Jungs, die so 13 waren, wenn sie zu uns kamen, also mit der achten Klasse begonnen. Zunächst waren alle zusammen in einer Klasse, da waren also doch wieder 24, 25, 26 Schüler vereint, Boxen und Radsport. Die kamen nicht bloß aus dem Bezirk Gera, die kamen auch von Sachsen beispielsweise, überall wo es eben Talente gab, die da gesichtet worden waren und die vorher auch schon natürlich in Betriebssportgemeinschaften waren. Und der Trainer war eigentlich der Maßgebliche. Ja der Schulbetrieb lief auch natürlich. Internat und Schule waren nicht weit voneinander entfernt, ebenso der Speiseraum. Das war nicht alles in einem Gebäude, das hat sich also gedrittelt. Wir als Schüler waren in der Gagarin-Oberschule untergebracht. Wir hatten 'n Extraschultrakt und hatten also mit dieser Oberschule gar nichts zu tun, sondern waren eigentlich an Jena gekoppelt. Aber wir haben eigentlich unsere Arbeit intern gemacht, wir waren nur sehr selten in Jena zum Pädagogischen Rat zweimal im Jahr oder zur Fachschaft. Ich erinnere mich noch gut, als ich das erste Mal zum Pädagogischen Rat nach Jena fuhr, war im Speisesaal, da kamen Lehrer, die mich damals in Blankenburg unterrichtet hatten und waren noch im Beruf und da war natürlich die Freude groß. Denn ich muss sagen, also im Sport, wir fühlten uns immer als gute Gemeinschaft. Also da waren also auch langjährige Verbindungen zum Beispiel mit dem Direktor und seiner Frau. Erwin Schwarz waren wir auch privat dann viele, viele Jahre bis zu ihrem Tod ganz freundschaftlich verbunden. Und die waren oft hier bei uns zu Hause oder wir haben mit ihnen was unternommen. Ja das Kleine Pädagogen Kollektiv, um darauf noch mal zurück zukommen, wir haben uns wöchentlich getroffen und haben uns ausgetauscht. Wie ist die schulische Entwicklung, wie ist der schulische Stand, die Trainer haben von ihrer Sicht berichtet und was im Internat vorgefallen war, das sagte dann der Internatsleiter beziehungsweise der Erzieher in der jeweiligen Gruppe. Es war mich ein sehr sehr schönes Arbeit dort. Ich, es hatte ja 12 Jahre gedauert, denn 1990 war 's ja dann zu Ende, da hat sich unsere Schule aufgelöst. Jena besteht heute immer noch als Sportgymnasium, aber mit der Wismut war 's vorbei und damit auch mit unserer Schule, mit unserem Sportklub. Und die Schüler hatten wirklich sehr sehr gute Bedingungen. Später wurden dann die, ich glaube im nächsten Jahr schon, wurden die Sportarten getrennt. Das war auch bedingt durch die verschiedenen Trainingszeiten. Manchmal trainierten sie ja zweimal am Tag. Also die Jungs waren auch ziemlich angespannt und sie mussten ja trotzdem auch ihr Schulpensum schaffen. Also da kann man hinter her nur sagen, alle Hochachtung! Und von diesen Schülern sind sehr sehr gute Sportler, ich kann sagen Spitzensportler hervorgegangen. Natürlich haben die Kleineren auch von den Größeren gelernt und sie als Vorbild auserkoren. Wir hatten bevor 1973 die SD ... Wismut gegründet wurde ... hier mit den, kann man 's sehen, Boxen und Radsport, das Ensemble hier von Gera. Am 29. November 1973 gegründet. Da gab es schon in Gera sehr gute Boxer und Radsportler. Aber auch die Fußballer, die gehörten ja zur BSG Wismut Gera. Die gab 's schon in den 50ger Jahren. Also da wurde der Breitensport unterstützt, aber eben auch schon Spitzenleute wie die Fußballer beispielsweise oder Boxer. Ich erinnere an Rudi Roche, der der Cheftrainer von den Boxern war. Oder dann Jürgen Fanghänel, Ulli Kaden, die natürlich schon älter waren und nicht mehr an unserer Schule waren. Aber zum Beispiel ein Enrico Richter, der war Schüler bei uns und der hat 1986, wenn mich nicht alles täuscht, 'n Vize-Weltmeister im Halbmittelschwergewicht errungen. Und ich glaube 87 [1987] ist er dann Europameister gewesen, um 'n Beispiel zu nennen. Und nach der Wende sind die Jungs ja dann auch ins Profilager übergegangen und zum Beispiel Enrico Peutschke war paar Mal bei der Tour de France dabei. Und heute nachdem eigentlich nach der Wende so unser Boxsport und Radsport so bissl in die Brüche gegangen war, gibt es einige von diesen Jungs, die zum Beispiel jetzt wieder einen Sportklub, genannt nach Ulli Wegner, zu dem komm ich noch, aufgebaut haben in Gera-Lusan. Oder es gibt den SSV, da werden die jungen und älteren Radsportler zusammen gefasst und da ist eben, der eben genannt Enrico Richter Stützpunktleiter und auch Trainer. Also die haben sich wirklich alle sehr gut entwickelt. Und ... muss mal 'n Schluck trinken (lacht). #00:19:27-8#
Astrid Kirchhof: Ich auch (lacht). #00:19:28-2#
Gisela Gründel: Und wenn ich zum Radsport komme, da hatten wir zwei sehr gute Bahnradsportler, und zwar Gerald Mortag und Lutz Haueisen, die waren, ich glaube der Gerald war vier mal Weltmeister im Bahnradsport, schon bei den Junioren waren die Meister. Also international bekannt, konnten zum Beispiel auch nach Amerika reisen, das konnte (lacht) ja keiner sonst von uns. Aber die Jungs hatten das Privileg, aber sie brachten eben die Leistung. Oder dann die, und die beiden machten ihr Abitur noch hier an der EOS 2, an der Goetheschule. Und die nächsten, die ich erwähnen möchte, das ist Olaf Ludwig und Thomas Barth. Die waren erst an der Goetheschule, aber im letzten Jahr vor ihrem Abitur kamen sie dann schon zu uns. Also 1978 kamen sie schon und machten bei uns das Abitur. Und der Name Olaf Ludwig is hier im Osten sicherlich jedem bekannt. Der hat ganz großartige Erfolge im Radsport erzielt. Zum Beispiel war er zweimal Friedensfahrtsieger. Ich glaube das erste Mal 1982 und das zweite Mal 1986. Und sein Trainingskamerad und der Werner Marschner, der der Cheftrainer bei den Radsportlern war oder die Spitzentrainingsgruppe trainierte, der is leider schon verstorben. Er ist schon älter gewesen. Die haben immer zusammen trainiert und hatten eine ganz starke Trainingsgruppe. Und der Thomas Barth, der an der Seite von Olaf trainierte, war Kapitän der Friedensfahrtmannschaft. Ich weiß nicht wie oft, zwei-, dreimal und muss noch einen dritten Namen erwähnen, und zwar Jörg Köhler, der leider schon vor ein paar Jahren gestorben ist ganz plötzlich. Er war der dritte, ich glaube 1988 oder war 's, ja 88 [1988] glaube. Die Drei waren Vertreter von unserer Schule, von unserem Sportklub in der Friedensfahrtmannschaft. Und eine Etappe endete in Gera und ich glaube Olaf hatte gewonnen. Und da haben wir natürlich enthusiastisch die Drei begrüßt. Und es waren unheimlich viele Geraer auf der Straße. Also ich glaube es war, damals stand das Interhotel noch, es war ja in der Heinrichstraße, wurden die Jungs begrüßt. Und ... ja als dann die Wende kam, dann sind die natürlich auch ins Profilager gegangen und Olaf hat, glaube dreimal bei der Tour de France mitgemacht, hatte zwei Etappensiege errungen und auch einmal den Sprintsieger. Also das waren schon tolle Erfolge und Thomas war meistens der so genannte Wasserträger. Ich denke das ist ein Begriff. Die bewunder ich eigentlich besonders, denn die müssen ja manchmal doppeltes Pensum fahren, um die Spitzenleute, es läuft ja grade die Tour de France, um die dann wieder ran zu fahren. Ja beruflich, als es dann mit dem Leistungssport vorbei war, haben die Jungs alle ihren richtigen Weg gefunden. Zum Beispiel Lutz Haueisen hat hier unten in der Altenburger Straße 'n Radsportshop. Enrico Peutschke, den ich glaube noch nicht genannt hab, oder doch, weiß ich jetzt nicht, hab ich jetzt bei ... #00:24:00-3#
Astrid Kirchhof: // haben Sie noch nicht genannt. #00:24:00-0#
Gisela Gründel: ... beim Ansehen der Tour de France, sehe ich ist er im Bild. Das ist der Enrico Peutschke, Sportler von uns, Schüler von uns, leitet das sportliche Team von Bora zur Zeit. Und Olaf war ja viele Jahre dann auch sportlicher Leiter bei Telekom. Also das sind wirklich bekannte Leute und aus denen ist wirklich was geworden. Oder Thomas Barth, der hat auch, ich glaube ein Radsportgeschäft oder das weiß ich nicht. Also jedenfalls sind sie alle dem Radsport treu geblieben. Und ich will noch mal jetzt zum Boxen schwenken. Da hatte ich vorhin erwähnt Ulli Wegner. Ich glaube dieser Name dürfte eigentlich allen bekannt sein. Der is ja der Erfolgssporttrainer aus dem Sauerlandstall und viele viele Jahre im Leistungssport, nachdem er auch zu DDR-Zeiten Olympioniken trainiert hat, is er dann ganz groß im Profilager raus gekommen. Und hatte, ich weiß es nicht wie viele, aber eine ganze Menge Weltmeister und Olympiasieger trainiert. Kurioserweise, er war ja viele Jahre auch in Gera, war vor 73 [1973], bevor dieser Sportklub gegründet wurde, gehörte er zur DDR-Meisterschaft und war dann auch eine Weile Trainer und ist dann nach Berlin gegangen. Und dort ging ja dann seine große Karriere los und er ist ja wie ich Jahrgang 1942 und er war auch mal mein Schüler (lacht), und zwar war das folgendermaßen: Ich hatte als junger Lehrer, nachdem ich dann in der EOS war, wollte ich immer noch in der Erwachsenenbildung tätig werden und hatte da Deutsch, manchmal auch Russisch Unterricht gegeben in Meisterklassen. Hier war 's beim VEB Kraftverkehr und da saß er vor mir auf der Schulbank und machte seinen Meister. Und als er sein Buch geschrieben hat und das hier in Gera gelesen hat, vorgelesen hat, da hab ich 's signieren lassen mein Buch. Und da haben wer uns da sehr nett unterhalten (lacht). Und von alten Zeiten gesprochen. Ja aber wie gesagt, er ist dann beruflich in ganz, im Boxen aufgegangen. Ja vielleicht mal hier noch eine Karte, die hat mir der Olaf Ludwig geschickt, und zwar: Herzliche Grüße von den 12. - Entschuldigung - 22. Olympischen Sommerspielen aus Moskau, sendet Ihnen Olaf Ludwig, Bernd Drogan, Petermann, Thomas Barth und ja Hans-Joachim Hartnick. Ja, da hab ich mich sehr gefreut. Ich hatte nämlich damals Russisch-Unterricht mit ihm gemacht, und zwar nach seinem Abschluss, seinem Abitur sind die Jungs fast alle zum Sportstudium gegangen an DFK in Leipzig. Und hier war 's wohl dann noch eine Außenstelle in Chemnitz, kann ich mich erinnern. Und es musste im ersten Jahr oder waren 's die ersten zwei Jahre auch noch Russisch unterrichtet werden. Und das hab ich dann gemacht für die Jungs, für Haueisen, für Mortag, für Thomas Barth und für Olaf Ludwig. Und aus Zeitgründen haben wir uns dann manchmal sogar hier im Haus getroffen. Da hat er sein Fahrrad an 'n Gartenzaun gelehnt und wir haben ein, zwei Stunden Russisch gemacht, um so bissl das Studium vorzubereiten. Und als er 's es erste Mal bei der Friedensfahrt dabei war und auch eine Etappe gewonnen ha, da hör ich noch, wie mein Junge, der war damals 10 Jahre alt, die Treppe runter gestürzt kam: Der Olaf, der Olaf hat gewonnen! #00:28:28-9#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:28:30-6#
Gisela Gründel: Also es war, war eine sehr schöne Gemeinschaft. Eine, man kann sagen freundschaftliche Beziehung, also das hat einfach Spaß gemacht. Ja und hier, das kann ich auch noch mal zeigen. Das ist (Blättersortiergeräusche) na ... ja hier: Mit freundlichen Grüßen von Olaf Ludwig für Frau Gründel. Am 28.1.87 [1987]. Und zwar war das 1987, da war mal die Eröffnungsetappe in Kiew. #00:29:14-8#
Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #00:29:16-5#
Gisela Gründel: Und da hat er den Prolog gewonnen. Und natürlich ja die Jungs auch Geld gekriegt, aber sie ham auch Sachpreise gekriegt. Und das sind hier zwei Bildbände von Kiew und ich nun als Russischlehrer, da (lacht) hat der mir das zugeeignet. Und das hab ich bis zum heutigen Tag behalten. Ja, natürlich Verbindung jetzt gibt 's nicht mehr, das ist ganz klar. Das ist ja fast 40 Jahre her, aber ich bin immer noch sehr mit dem Sport verbunden. Auch mein Mann, also wir lieben viele Sportarten. Im Winter den Biathlon, da sind wir Fan und ich besonders die Leichtathletik, aber auch die Turner. Ja. 1990 war wie gesagt alles vorbei. #00:30:08-3#
Astrid Kirchhof: Wie ging 's denn dann weiter? #00:30:08-3#
Gisela Gründel: Ja. Wir waren eine Bezirks geleitete Institution und es war uns klar, dass die Schule geschlossen wird. Und nach Jena wollt ich nicht, ich wollte hier in Gera bleiben. Und da haben wir uns mit 'm Kollegen beraten und haben uns überlegt, dass wir versuchen wieder in die Stadt zu kommen. Und da haben wir uns beworben an einer Schule in Gera und das war die 3. Erweiterte Oberschule, die da gegründet wurde. Und da hab ich mich beworben und hab da auch ein Jahr unterrichtet. Und dann wurde wieder umstrukturiert und da wurden ja dann die Gymnasien eingerichtet, die EOS, die Erweiterten Oberschulen wurden Gymnasien. Und da hab ich mich am oder für 's Liebe-Gymnasium, was auch neu gegründet wurde, beworben und bin angekommen. Und das waren dann meine letzten Dienstjahre, also 10 oder 11 waren 's. Und dann war Schluss (lacht) mit dem Unterrichten. Kurioserweise war es so, bekanntlich schließt sich der Kreis, ich habe an dem, im selben Gebäude begonnen 1967, wo ich dann auch 2001 meinen Schlussstrich gezogen hab. #00:31:47-0#
Astrid Kirchhof: Wie begonnen? Das hab ich jetzt noch nicht verstanden? Was haben Sie begonnen?#00:31:49-6#
Gisela Gründel: Na als ich meine Lehrertätigkeit begonnen hab 1967 ... #00:31:51-8#
Astrid Kirchhof: Ach so. #00:31:51-8#
Gisela Gründel: ... in Gera. Also ich war immer in Gera (lacht). #00:32:00-0#
Astrid Kirchhof: Und 2001 war dann Schluss. #00:31:58-6#
Gisela Gründel: Schluss. #00:31:58-6#
Astrid Kirchhof: Und was haben Sie unter / noch, also wieder Deutsch und Russisch? #00:32:00-3#
Gisela Gründel: Ja, vorwiegend doch Deutsch. Auch in den oberen Klassen, in den Leistungskursen. Ja das war mitunter sehr aufwendig. Russisch hatte ich ja immer mal eine Klasse. Aber wir hatten eine Muttersprachlerin in der Schule und die hat den Hauptrussischunterricht dann übernommen. Es war ja dann kein Muss mehr der Russischunterricht in der siebten Klasse. Also in der fünften Klasse ging 's mit Englisch los, es mussten ja alle Schüler. Und in der siebten Klasse konnten sie dann wählen zwischen Russisch und Französisch. Aber es haben damals eigentlich noch etliche Russisch gewählt. Ich nehme an vielleicht aus dem profanen Grund, dass die Eltern doch noch bisschen Ahnung hatten (lacht). Wenigsten dass die kyrillische Schrift noch kennen und doch die Kinder bisschen unterstützen können. Aber trotzdem, es war eigentlich so fifty-fifty Russischklassen und Französischklassen. #00:33:01-4#
Astrid Kirchhof: Kann ich noch mal so ein bisschen zurück gehen ... #00:33:05-6#
Gisela Gründel: hm (bejahend) #00:33:05-6#
Astrid Kirchhof: ... und ein paar Nachfragen stellen. Also hab ich des richtig verstanden, ich geh jetzt mal ganz, noch mal an den Anfang zurück: Sie sind damals von Ihrem Grundschullehrer vorgeschlagen worden für die KJS. #00:33:05-2# #00:33:17-2#
Gisela Gründel: Sportlehrer. Vom Sportlehrer. #00:33:20-7#
Astrid Kirchhof: Der hat Sie vorgeschlagen und hat gesagt ... #00:33:21-9#
Gisela Gründel: Ja, ja. #00:33:23-2#
Astrid Kirchhof: ... Gisela ... #00:33:26-7#
Gisela Gründel: Ja, ja die ist begabt im Sport, ja die kommt die Kletterwand ohne Weiteres hoch (lacht) und im Turnen war ich nicht so gut. Da hatte ich nicht, da hatten wir hier in Leumnitz schlechte Bedingungen. Und da hatte ich oftmals Heimweh und wollte eigentlich wieder zurück. Zum Beispiel die Jenenserinnen, da war 'n sogar schon DDR-Meisterinnen dabei, die hatten exzellenten Turnunterricht und da konnte ich nur davon träumen. Aber als der Sommer, als wir sind im Januar 1955 da eingezogen ins Internat. Als der Sommer dann oder das Frühjahr kam, dann war meine Stunde gekommen (lacht). Da war ich in der Leichtathletik im Laufen sehr gut und ja das hat mir denn sehr viel Spaß gemacht. Da kamen auch die ersten Wettkämpfe und Erfolge und ja. #00:34:23-8#
Astrid Kirchhof: Und wie viel Sport haben Sie da täglich so gemacht? #00:34:30-4#
Gisela Gründel: Also ... #00:34:30-4#
Astrid Kirchhof: Wie viel Stunden mein ich so. #00:34:32-0#
Gisela Gründel: Na, wir hatten jeden Tag Sport. Also wir hatten - Sie meinen jetzt von Bad Blankenburg? #00:34:34-0#
Astrid Kirchhof: Ja. #00:34:35-3#
Gisela Gründel: Wie das früher war? #00:34:40-2#
Astrid Kirchhof: Ja. #00:34:40-2#
Gisela Gründel: Ja, wir wurden eigentlich ziemlich allgemein ausgebildet. Wir hatten sowohl Turnunterricht, eigentlich fifty fifty und Leichtathletik. Soweit das eben im Winter möglich war. Na täglich haben wir trainiert. #00:34:56-8#
Astrid Kirchhof: Täglich, richtig wie so ein Sportgymnasium eben oder // #00:34:57-0#
Gisela Gründel: Ja, ja. #00:35:04-6#
Astrid Kirchhof: Aber ich glaub, Sie haben nicht in der 13. Klasse Abitur gemacht. #00:35:04-1#
Gisela Gründel: Nee, wir hatten damals noch in der 12. #00:35:06-1#
Astrid Kirchhof: In der 12. #00:35:06-1#
Gisela Gründel: Und wir hatten die gleichen Anforderungen wie das jeder andere Abitur in der DDR hatte. Und das war eigentlich hier dann später auch so, also hier in Gera. Wir hatten zwar dann das 13. Schuljahr und schön war, dass eben dann die Klassenstufen sehr begrenzt waren. #00:35:28-5#
Astrid Kirchhof: Dass nicht so viel Schüler drin waren. #00:35:28-9#
Gisela Gründel: Ja, es blieben ja nicht so viel Abiturienten dann übrig. Ach so, das wollte ich mal noch sagen, das war auch so ein bisschen Privileg von der SG Wismut, der KFZ-Beruf war ja bei den Jungs sehr gefragt. Und die Lehrstellen natürlich begrenzt. Aber wir hatten ja das KIF und die Radsportler, die meisten jedenfalls, hatten das Glück dort ihre Lehre zu beginnen. Und die anderen, die das Abitur gemacht haben, die sind meistens, hatten meistens dann irgendwie Sportstudium, aber auch was anderes. Zum Beispiel mein Orthopäde Dr. Sven Hoffmann, der ist ein ganz ausgezeichneter Orthopäde geworden. #00:36:15-5#
Astrid Kirchhof: Und der war auch auf der ... #00:36:15-6#
Gisela Gründel: ... der war auch. Der war Boxer, ja. Der ist aber in der 11. Klasse abgegangen ja, konnte aber bei uns das Abitur machen. Ja. #00:36:26-5#
Astrid Kirchhof: Und also Sie haben sich nach dem Abi wollten Sie doch eigentlich Journalistin werden. Was ich noch nicht verstanden habe, wieso haben Sie im ersten Jahr bei der Reichsbahn gearbeitet? #00:36:32-2#
Gisela Gründel: Ja, erstens Lok Leipzig, also dieser Sportklub wurde auch wiederum von der Reichsbahn gefördert. Wie das eben die Wismut für die SG Wismut machte, ne. So war das eben in der DDR. Und ja, das ist eigentlich jetzt eine berechtigte Frage. Ach doch, doch, halt! Wir sollten eigentlich ein praktisches Jahr machen und ich sollte in die Schwarze Pumpe. So war das. Ja. Das war für die Journalisten besonders wichtig. Sollten eben erst mal die Produktionen kennenlernen und erst mal richtig arbeiten lernen. Ja und da hatte sich der Sportklub für mich eingesetzt, dass ich das in Leipzig mache ein Jahr. So war das. Dass ich dann eben, das war gleich gegenüber. Da war die Ermittlungsabteilung vom Leipziger Hauptbahnhof und da konnte ich eben vormittags arbeiten. #00:37:34-9#
Astrid Kirchhof: Und nachmittags haben Sie... #00:37:34-9#
Gisela Gründel: ... nachmittags haben wir trainiert. #00:37:37-2#
Astrid Kirchhof: Also Journalismus-Studium war ... #00:37:43-0#
Gisela Gründel: Das war dann im zweiten Jahr. Ich war zwei Jahre im Sportklub. Das war im zweiten Jahr dann. #00:37:47-9#
Astrid Kirchhof: Okay, also Sie sollten erst mal richtig was lernen ... #00:37:50-8#
Gisela Gründel: Ja ja. #00:37:52-4#
Astrid Kirchhof: Verstehe. #00:37:55-3#
Gisela Gründel: Manche waren in der Weberei, kenne ich Klassenkameraden ja. Oder ja Modedruck oder auch in der Landwirtschaft waren etliche. Ja das war auch so Usus in der DDR ja. Die Abiturienten sollten vor 'm Studium erst mal die Produktion oder ja das Leben kennen lernen. #00:38:16-1#
Astrid Kirchhof: Und in der, im zweiten Jahr war dann Journalismus-Ausbildung und nachmittags wieder Sport. #00:38:21-2#
Gisela Gründel: Ja. #00:38:21-7#
Astrid Kirchhof: Und was war dann nach dem zweiten Jahr, haben Sie da einen Abschluss gemacht? #00:38:26-7#
Gisela Gründel: Nö, da bin ich dann gleich immatrikuliert worden in der Uni. #00:38:31-9#
Astrid Kirchhof: Das versteh ich jetzt nicht? #00:38:32-8#
Gisela Gründel: Nachdem ich das Jahr absolviert hatte an der Zeitung bin ich da schön brav verabschiedet worden mit 'm Büchlein und dann (lacht) dann bin ich ... #00:38:44-1#
Astrid Kirchhof: ... an die Uni um Journalismus zu studieren. #00:38:44-9#
Gisela Gründel: Nein, nein, nein. Das war ja nicht möglich. Die haben mich nicht angenommen, haben mich ja abgelehnt. Also. #00:38:52-3#
Astrid Kirchhof: Und das wollt ich dann noch mal fragen. War das weil Sie nicht in die SED eingetreten sind? #00:38:55-5#
Gisela Gründel: Weiß ich nicht. Das hat doch niemand offiziell gesagt. Ich vermute das. Also so schlecht war ich eigentlich nicht. Ich hab sogar glaube meine Artikel, die ich damals verfasst habe, (lacht) alle noch schön gedruckt in so 'm Hefter, ja. Ja, aber ... #00:39:12-2#
Astrid Kirchhof: Okay. #00:39:12-2#
Gisela Gründel: Und und dann ja, es wurde auch begründet, ich war nicht so oft in der Redaktion. Das stimmte ja auch, also wenn der Trainer gesagt hat, wir müssen auch mal früh trainieren, da war ich eben zum Training und nicht in der Redaktion. Oder wir waren eben mehrfach im Trainingslager. Ich war zum Beispiel zweimal in Kienbaum. Das ist ja heute ein ganz großes Trainingsobjekt für die Olympioniken und so weiter. Das fing damals ganz bescheiden an, da war ich vielleicht drei Wochen oder dann noch mal. Und dann die Wettkämpfe, da wurde ich freigestellt. Das ja, so war das. #00:39:51-1#
Astrid Kirchhof: Und haben Sie diese Zweigleisigkeit mit Sport und bei der Zeitung gemacht, weil Sie ja Sportjournalistin werden ... #00:39:55-9#
Gisela Gründel: Ja. #00:39:55-9#
Astrid Kirchhof: ... und deswegen hat das auch Sinn gemacht. #00:39:58-9#
Gisela Gründel: Ja, ja. #00:39:58-1#
Astrid Kirchhof: Und war das dann für Sie schwierig da umzuschwenken auf Lehrerin, waren Sie enttäuscht oder war 's auch nicht so ... #00:40:06-2#
Gisela Gründel: Na, ich hatte ja schon die zwei anderen, die Alternativen aufgezählt, also das wollte ich nun gar nicht. #00:40:12-7#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:40:12-7#
Gisela Gründel: Und da hab ich (lacht) gedacht, na da machst de halt Lehrer. Also ich hatte immer sehr gern meinen Deutschunterricht, ja. Russisch nicht ganz so sehr. War nicht so ganz mein Fall. Das hab ich aber mitgenommen, so ja. #00:40:26-6#
Astrid Kirchhof: Für Lehramt konnten Sie sich selber wählen, was Sie für Fächer machen wollen? #00:40:29-7#
Gisela Gründel: Nein, nein. #00:40:33-1#
Astrid Kirchhof: Das war vorgegeben. #00:40:31-6#
Gisela Gründel: Das war vorgegeben. Da waren noch Studienplätze frei, ja. #00:40:36-2#
Astrid Kirchhof: Also das war glaub ich war so in der DDR, dass man, dass es auch geplant war, wie viel Studienplätze für was vergeben wurde ... #00:40:47-1#
Gisela Gründel: hm (bejahend) #00:40:35-1#
Astrid Kirchhof: ... und man konnte nicht unbedingt das werden, was man wollte, sondern #00:40:52-2#
Gisela Gründel: // Nein nein, man konnte nicht ohne Weiteres, jeder konnte nicht Medizin studieren oder Jura. Aber das ist ja heute ähnlich, ne. Das gibt 's ja auch Numerus Clausus, ja. #00:41:00-2#
Astrid Kirchhof: Und als Sie dann - jetzt kommen wir noch mal auf, sagen Sie noch mal das Jahr, wann Sie dann zur Wismut gekommen sind, zu ... #00:41:11-3#
Gisela Gründel: // 1979. Da wurde die Schule gegründet. Nee, 1978. #00:41:16-6#
Astrid Kirchhof: KJS. #00:41:21-4#
Gisela Gründel: Ja #00:41:21-4#
Astrid Kirchhof: Und den Herrn Gründel haben Sie 1980 kennen gelernt. Richtig? #00:41:23-7#
Gisela Gründel: (lacht) Ja. #00:41:22-8#
Astrid Kirchhof: War das dann durch die Verbindung zur Wismut, dass Sie sich da ... #00:41:26-3#
Gisela Gründel: Nein. #00:41:28-3#
Astrid Kirchhof: Ach so, das war eher privat. #00:41:28-3#
Gisela Gründel: Ja das war privater Natur. #00:41:31-5#
Astrid Kirchhof: Das hatte damit nix zu tun. #00:41:31-5#
Gisela Gründel: Nein. #00:41:31-6#
Astrid Kirchhof: Und also Sie haben ja gesagt, Sie haben dann da so 'n Kollektiv (unv.) zusammen getan? Also mehrere Lehrer oder Trainer? #00:41:43-3#
Gisela Gründel: Ja, das war für die einzelne Klassenstufe, war das. Aber ansonsten hat jeder seinen Unterricht gemacht, aber wir waren eine eingeschworene Gemeinschaft muss ich sagen. Also wie gesagt, wir treffen uns heute auch immer noch ein zweimal im Jahr, sind leider auch schon welche verstorben oder älter. Und wir haben uns gegenseitig unterstützt, was den Lehrplan, ja Lehrplan, ich hatte ja dann auch noch zwei Kolleginnen, die Deutsch unterrichtet haben. Und wir haben uns da sehr gut verstanden und ausgetauscht und es ging alles sehr kollegial zu muss ich sagen. #00:42:19-0#
Astrid Kirchhof: Also wenn Sie sagen, wir waren so eine eingeschworene Gemeinschaft, dann heißt das die Sprachlehrer oder die Lehrer, die // #00:42:25-2#
Gisela Gründel: ach insgesamt auch mit den Naturwissenschaftlern. Nein, nein, wir haben uns alle gut verstanden, wirklich ja. #00:42:30-9#
Astrid Kirchhof: Und was mich jetzt interessiert ist, also was war denn jetzt oder gab es etwas Wismut spezifisches an dieser Sch oder was war anders vielleicht als an einer anderen KJS oder an einer anderen Sportschule. Wie war die Verbindung zum Mutterbetrieb Wismut oder #00:42:50-6#
Gisela Gründel: Ja also wir waren ja nur zwei Sportarten. In anderen Sportklubs gab's ja bis fünf oder was weiß ich. Die mussten natürlich olympisch sein. Das war ja wichtig. Ja wir wurden sehr unterstützt. Also ich hab jetzt mal im Internet nachgelesen, der Jens Heppner, der ebenfalls erst an der Friedensfahrt und dann an der Tour de France teilnahm, da stand drin - musst ich bisschen schmunzeln - er war in der achten Klasse einer derjenigen Radsportler, die einen der 12 Internatsplätze ergattert haben (lacht) #00:43:31-3#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:43:31-3#
Gisela Gründel: Ja also ... es gab Vorteile insofern, dass das alles mit der Schule abgestimmt wurde mit den Stundenplänen, mit den Trainingsplänen. Dann war alles auf engstem Raum. Sicherlich wenn sie zum Essen gehen mussten, mussten sie über die Straße. Da gab 's die sogenannte Sportlerküche, in der wir auch Mittagessen konnten. War ganz feines Essen. Und auch sportspezifisch. Zum Beispiel wenn die Boxer Gewicht machen mussten, da gab's eben besonderes Fleisch. Da kriegten die keine Sauce, also und das war auch mit der Sportmedizin sicherlich abgesprochen. Ja und in puncto Sportmedizin da war eine Schwester im Haus, die die kleinen Wehwehchen betreute. Und dann gab's auch noch in der Panndorfhalle (unv., #00:44:32-0#), die dann anlässlich der BUGA abgerissen wurde, weil das Gelände gebraucht wurde. Aber inzwischen steht da eine modernere Vierfelderhalle, Panndorfhalle an dem fast gleichen Platz. Dort war die Sportmedizin untergebracht und die Masseure und auch Schwestern und Sportärzte. Also die wurden in jeder Hinsicht betreut. Und ja Sportkleidung gab 's auch (lacht) #00:45:03-4#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:45:03-4#
Gisela Gründel: Hab ich aufbewahrt. (zeigt einen Trainingsanzug, lacht) #00:45:06-1#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:45:06-1#
Gisela Gründel: Da hab ich mal 'reingepasst. (lacht) #00:45:06-4#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:45:07-4#
Gisela Gründel: Denn wir Lehrer mussten, grad zum 1. Mai, eben auch mit demonstrieren und mussten dann hier im ... #00:45:15-5#
Astrid Kirchhof: Tag der Arbeit #00:45:15-5#
Gisela Gründel: ... im Sportanzug erscheinen. Hier ganz modern mit Streifen. (lacht) #00:45:19-4#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:45:20-7#
Gisela Gründel: Es kommt alles wieder. Ja. #00:45:22-9#
Astrid Kirchhof: Also die KJS, Sie waren ja selber in der Kinder- und Jugend ... #00:45:28-1#
Gisela Gründel: ... als Kind ja. Als Kind, Jugendliche. #00:45:30-0#
Astrid Kirchhof: Die war aber ja nicht angebunden an die Wismut, wo Sie als Kind waren? #00:45:33-6#
Gisela Gründel: Nein, nein, nein. Das war damals Dynamo Dittrichshütte. Also das gehörte zur damaligen Armee. #00:45:45-3#
Astrid Kirchhof: Ah, okay. #00:45:45-3#
Gisela Gründel: Und als die Schule nach Jena verlagert wurde, war das dann SC Motor Jena. Da war dann das der Klub, der da zuständig war. #00:45:55-8#
Astrid Kirchhof: Das heißt, es gab KJS, die nicht an der Wismut angebunden waren und andere eben schon. #00:46:03-6#
Gisela Gründel: Ja. Ja, ja klar. #00:46:03-6#
Astrid Kirchhof: Und #00:46:05-0#
Gisela Gründel: Und und hier die Wismut - ich hab mich mit meinem Mann noch mal unterhalten darüber - jeder Schacht oder Bergbaubetrieb hatte besondere Aufgaben. Und es war der Bergbaubetrieb Paitzdorf, der für den Sport allgemein zuständig war. Weil sie eben auch in materieller, finanzieller aber auch in moralischer Hinsicht Unterstützung leisten musste. Und der auch verantwortlich war. #00:46:30-7#
Astrid Kirchhof: Würden Sie sagen, dass die KJS, die jetzt an die Wismut angeschlossen war, bessere Finanzierungsgrundlagen hatte als nicht Wismut angebundene Schulen? #00:46:42-1#
Gisela Gründel: Ja, das war schon eine gewisse Förderung hier vorhanden, natürlich. Ja, das kann man schon so sagen. #00:46:51-3#
Astrid Kirchhof: Und hat die Wismut, warum hatte die ein besonderes Interesse Sportler zu fördern? #00:46:56-2#
Gisela Gründel: Sicher, sicher. Ja, es gab, wie gesagt, parallel dazu die BSG, Betriebssportgemeinschaft Wismut, die seit den 50er Jahren existierte und die verschiedene Arbeitsgemeinschaften, Sportgemeinschaften betreute. Unter anderem auch die Fußballer, die eine Zeitlang mal sogar in der Oberliga gespielt haben. Oder ja die Boxer eben, Radsportler war schon eine Hochburg für Gera, aber auch die Leichtathleten. Ja und dann aus welchen Erwäggründen, das kann ich ja nun nicht sagen, aber wurde eben beschlossen 1973 auch einen Sportklub parallel zur BSG Wismut. #00:47:47-2#
Astrid Kirchhof: Okay, verstehe. #00:47:47-2#
Gisela Gründel: Und das sind dann die Besten, also aus diesen beiden Sektionen, dann da hin gekommen. #00:47:53-6#
Astrid Kirchhof: Aber waren das eigentlich nur Jungs? #00:47:56-2#
Gisela Gründel: Nee, ja, das ist auch eine gute Frage. Wir haben 1988 oder war 's 87 [1987] auch eine Mädchenradsportgruppe oder -klasse aufgenommen. Das waren glaube 15 Mädchen. Ja und wo hab ich das ... (Blätterrascheln) ... die hab ich mir aufbewahrt. Das sind die Mädchen. Als sie im Winterlager waren, im Skilager waren, auf der Schmücke bei Oberhof. #00:48:41-5#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:48:41-5#
Gisela Gründel: Da bin ich als, aber ich bin hier nicht zu sehen, mit zwei Trainern und ich als Begleitperson mitgefahren. 14 Tage waren wir da wohl. Und da hab ich dann auch Unterricht gegeben. Also nach 'm Training haben wir uns dann am Abend hingesetzt und ich hab die Mädchen unterrichtet. War auch so Mädchen für alles. Wenn die vom Training kamen, hab ich Tee gekocht zum Beispiel (lacht) #00:49:09-9#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:49:09-9#
Gisela Gründel: Ja, also wir waren eng verbunden. Und ein Mädchen, das kann ich jetzt nicht so genau mehr, ich glaube die hier. Hier ist die Hanka Kupfernagel. Die ist von dieser Gruppe ganz groß raus gekommen. Und zwar war die 20 Jahre im Leistungssport. Also bis vor Kurzem war die noch bei Weltmeisterschaften, bei Crossläufen war die noch dabei. Und sie hat, hier hab ich 's mal aufgeschrieben. Ja, sie kam in der achten Klasse von Neustadt Orla nach Gera an unsere Schule und gehörte zu den ersten weiblichen Schülern im Radsport. Also über 20 Jahre war sie eine prägende Sportlerin im Frauenradsport. Sie hat 18 Medaillen bei Weltmeisterschaften erreicht. Sie war acht mal Weltmeisterin. Sie hat Silber bei Olympischen Spielen geholt. Und sie war sowohl im Straßenrennsport als auch im Cross oder anfänglich auch im Bahnradsport tätig. #00:49:12-7#
Astrid Kirchhof: Acht Weltmeisterschaften. #00:50:29-5#
Gisela Gründel: Acht mal Weltmeister. #00:50:31-4#
Astrid Kirchhof: Ist ja Wahnsinn. #00:50:31-4#
Gisela Gründel: Ja. Ja. Und wie gesagt, die ging ja dann ins Profilager, ne. Jetzt ist sie Mutter. Ich glaube seit zwei Jahren hat sie einen kleinen Jungen. Hat dann mit dem Leistungssport natürlich aufgehört, ja. Sie ist jetzt 47, nee 46 Jahre alt. #00:50:49-5#
Astrid Kirchhof: Und hat dann noch mit 44 ein Kind ... #00:50:52-8#
Gisela Gründel: Ja ja. #00:50:52-8#
Astrid Kirchhof: ... hat geklappt? #00:50:52-8#
Gisela Gründel: Ja, ja, ja. #00:50:56-8#
Astrid Kirchhof: Ist ja nicht schlecht. #00:50:56-8#
Gisela Gründel: Ich hab vergessen noch mal Olaf Ludwig zu erwähnen. Der war auch Olympiasieger 1988 in Seoul. 1988 war das im Straßenradsport. #00:51:11-3#
Astrid Kirchhof: Hatten Sie in Ihrer, also ich mein, hatten Sie irgendwie, ach so, das wollt ich noch fragen: Die Sportler wurden aber nicht jetzt aufgenommen in dieser KJS Strich Wismut, weil die Wismut sie rekrutieren wollte für sich ... #00:51:28-1#
Gisela Gründel: hm (verneinend) #00:51:28-1#
Astrid Kirchhof: ... das hatte damit gar nix zu tun. #00:51:31-2#
Gisela Gründel: hm (verneinend) Die waren talentiert, die waren in ihren Sportgemeinschaften sag ich jetzt mal in Pirna oder na Leipzig, weiß ich jetzt nicht, egal oder Neustadt Orla. Ja da waren die schon recht gut und wurden dann eben nach Gera delegiert. #00:51:49-7#
Astrid Kirchhof: Okay. #00:51:49-7#
Gisela Gründel: Andere wurden vielleicht auch nach Chemnitz, da war ja auch 'ne Sportschule, weil das ja dann von Karl-Marx-Stadt der Bezirk war, ja genau, kamen sie halt nach Gera und nahmen meistens ihren sehr guten Lauf. #00:52:05-8#
Astrid Kirchhof: Haben Sie ansonsten, sag ich mal, mit dem Mutterbetrieb Wismut oder mit anderen Kollegen, Wismutleuten zu tun gehabt? #00:52:15-5#
Gisela Gründel: Ja über meinen Mann. Ja. Als ich ihn dann kennen lernte, dann hatten wir viele Begegnungen zum Beispiel ja auch ganz freundschaftliche Beziehungen zu dem Sowjetischen, das war der Geologe. Ja und auch die Familie wohnte nur paar Straßen weiter und da hatten wir engen Kontakt zum Beispiel. Aber ich kannte auch seine Kollegen, seine Handwerker. Wenn irgendwelche Veranstaltungen waren, sind wir immer eingeladen worden. Und da wurde natürlich nicht nur über betriebliche Dinge gesprochen, sondern da gab 's eben private Kontakte und ja es war eigentlich immer 'ne ganz angenehme Atmosphäre muss ich sagen. #00:53:08-0#
Astrid Kirchhof: Also das war .... #00:53:08-5#
Gisela Gründel: ... ich hab mich eigentlich wohl gefühlt. #00:53:09-3#
Astrid Kirchhof: Und das war ein guter Arbeitgeber für sie auch? Also sind Sie bezahlt worden über die Wismut? #00:53:13-7#
Gisela Gründel: Nein, nein. Nein, nein. Ich bin von der Volksbildung bezahlt worden. #00:53:18-3#
Astrid Kirchhof: Volksbildung heißt das. #00:53:18-2#
Gisela Gründel: Ja, ja das war die Volksbildung. Ja. #00:53:23-0#
Astrid Kirchhof: Und die Wismut war dann für die KJS ein Verwaltungsüberbau oder wie kann man sich diese Anbindung vorstellen? Die haben die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt und natürlich // #00:53:38-2#
Gisela Gründel: // die Trainingsbedingungen, die Trainer bezahlt ... #00:53:40-6#
Astrid Kirchhof: ... ja so. #00:53:40-6#
Gisela Gründel: ... die Erzieher. Ja das hatt ich Ihnen schon vorhin gesagt, wir hatten am Eingang zum Internat so 'ne kleine Pförtnerloge und da wurde natürlich beobachtet, wer da ein- und ausgeht. Und da gab's Angestellte von der Volksbildung, aber auch von der Wismut. Und die wurden unterschiedlich bezahlt. #00:54:06-3#
Astrid Kirchhof: Ach so? #00:54:06-3#
Gisela Gründel: Ja, die bei der Wismut angestellt waren, haben hundert Mark mehr bekommen (lacht). #00:54:11-5#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:54:11-5#
Gisela Gründel: zum Beispiel, ja. #00:54:14-9#
Astrid Kirchhof: Vielleicht noch eine Frage, bevor wir vielleicht 'ne kurze Pause machen, und zwar wieso kamen Mädchen erst in den 80ger Jahren hinzu? #00:54:20-1#
Gisela Gründel: Ja, weil der Radsport für Mädchen da noch nicht so ausgeprägt war. Das war ja genauso beim Boxen. Das war ja, wann kam denn das Frauenboxen? Der Ulli Wegner hat dann, hat sich auch vehement dagegen ausgesprochen, das weiß ich. Aber dann hat er letztendlich doch eine trainiert und hat sie auch zur Weltmeisterschaft geführt. So eine Kubanerin war das, glaube. Ja. Und genauso beim Skispringen. #00:54:47-6#
Astrid Kirchhof: Ach so? #00:54:47-6#
Gisela Gründel: Na klar. Die Frauen fingen doch erst sehr spät an. Das hat sich doch niemand vorstellen können, dass Frauen, es hieß immer, dass das für 's Becken schädlich ist, dass die sich doch nicht aus der Höhe da runter stürzen können. Und jetzt ist das dort normal. Oder Frauenfußball ... #00:55:07-9#
Astrid Kirchhof: ... ja das schon. #00:55:07-9#
Gisela Gründel: ... ist auch später gekommen. #00:55:09-2#
Astrid Kirchhof: Ja das stimmt. Ja, ja. #00:55:09-2#
Gisela Gründel: Und genauso war 's beim Radsport. Und es ist ein harter Sport. Also man braucht ja nur hier mal eine Etappe anzugucken, glaube die letzte auf der Tour de France. Da waren ja etliche Stürze. Und was die da so wegstecken die Jungs. Und genauso mussten das die Mädchen. Also nicht so einfach. Und die Hanka war 20 Jahre dabei. Also das ist schon beachtlich. #00:55:32-6#
Astrid Kirchhof: Wahnsinn. #00:55:35-3#
Gisela Gründel: hm (bejahend) #00:55:35-3#
Astrid Kirchhof: Ich würde sagen, wir machen fünf Minuten Pause und lassen Luft rein und machen dann weiter. #00:55:40-8#
Gisela Gründel: Okay. #00:55:42-2#
Unterbrechung der Aufnahme. #00:55:42-2#
Astrid Kirchhof: Also ich hab nach einschneidenden Erlebnissen gefragt. Sowohl persönlicher Natur als auch politischer. #00:55:46-2#
Gisela Gründel: Wir haben den Fall der Mauer verschlafen. #00:55:50-8#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:55:50-8#
Gisela Gründel: (lacht) Ich komme früh in die Schule und das war natürlich das Thema, ist doch ganz klar. Die Mauer ist gefallen. Ich sag, was? Was sagt ihr? Was? #00:56:06-2#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:56:05-4#
Gisela Gründel: Hast 'de warst 'de nicht am Fernseher? Och nee, wir sind mal zeitig ins Bett gegangen eigentlich (lacht).. #00:56:09-7#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:56:14-1# #00:56:14-2#
Gisela Gründel: Das ist doch, was? Und ja das stimmt. So. Und dann sagte ein Kollege so ganz trocken - es stellte sich dann viel später raus, das war der Mann, der so der Berichterstatter war, aber das war trotzdem ein guter Kumpel, ein guter Kollege, wir haben nicht drunter gelitten, ehrlich - der sagte so ganz trocken: In paar Monaten gibt 's keine DDR mehr. Und das, was? Spinnst du, das dar, was? Und sofort kam mir so der Einfall: Da, da kann ich gar nicht mehr Russisch unterrichten. #00:56:53-6#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:56:53-6#
Gisela Gründel: Das war so 'ne Intuition. Ach na ja, sacht meine Kollegin, so schlimm wird das schon nicht werden und es gibt vielleicht auch eine Übergangslösung und ja. Na ja, ich hatte ja schon im Vorgespräch gesagt, also wir haben uns manchmal so bisschen als Insel bezeichnet, unser kleines Kollektiv. Wir haben also, wie gesagt, sehr gut zusammen gearbeitet, wir hatten auch Vertrauen zu einander. Ja, es war bekannt, dass es in jedem Betrieb so 'n Berichterstatter gibt von der Stasi ja eingesetzt oder wie auch immer. Aber das hat uns nicht weiter irritiert, wir haben eigentlich nie einen Schaden gehabt oder ja. Und auch im Parteilehrjahr, da musste jeder dran teilnehmen, obwohl ich nicht Genosse war, musste ich eben dran teilnehmen. Das war schon immer so, auch in den anderen Schulen. Und da haben wir eigentlich immer offener diskutiert. Wir waren ja unter uns und wir wussten, das wird nicht weiter getragen oder wenn 's weiter getragen wird, ist es auch egal. Also wir fühlten uns dann doch schon ein bisschen eingeengt und es wurden auch die Versorgungsmaßnahmen wurden ja auch immer schlechter. Und aber wie gesagt, im Sportklub haben wir es nicht gemerkt, denn da war die Verpflegung immer noch gut gegeben für die Sportler. Und auch für uns. Wir konnten auch in der Küche mal sagen, hast de nicht mal paar Bananen? Also die haben wir bezahlt. Ja, also da ging's uns gut. Und mein Mann brachte vom Schacht auch ab und zu mal Südfrüchte mit. So war das nicht, ne. Ja. Na ja und dann ... #00:58:24-6#
Astrid Kirchhof: Kann man also sagen, Sie haben sich so 'n bisschen Sorgen gemacht, was kann ich denn da noch arbeiten, aber // #00:58:32-0#
Gisela Gründel: Ja, ich wusste schon, Deutsch gibt 's immer. Also als Deutschlehrer werd ich schon arbeiten können, ne ja. #00:58:37-0#
Astrid Kirchhof: Aber dass die DDR vielleicht ganz wegfällt, das war erst mal keine so große Bedrohung? #00:58:40-3#
Gisela Gründel: Ja, ja daran haben wir eigentlich nicht gedacht. Also das hätte wir uns nicht vorstellen können. #00:58:49-2#
Astrid Kirchhof: Ach so, es war mehr so, dass Sie sich das gar nicht vorstellen konnten. #00:58:52-0#
Gisela Gründel: Mmh. Ja. #00:58:51-6#
Astrid Kirchhof: Sie haben gedacht, ja der sagt der jetzt, der Kollege, aber ... #00:58:55-8#
Gisela Gründel: Ja, ja das ist wahr. #00:58:56-8#
Astrid Kirchhof: Mmh, okay. #00:58:56-8#
Gisela Gründel: Aber dass es gravierende Veränderungen geben wird, das war mir da schon klar, ne. #00:59:01-5#
Astrid Kirchhof: Okay. #00:59:01-5#
Gisela Gründel: Auch was den Sport anbelangt, ja. Und bald war uns auch klar, dass die kleine Schule hier wohl keinen Bestand haben wird. Und dass wir uns schnell mal überlegen müssen, dass wir nicht arbeitslos werden, ne. Und das hab ich ja vorhin erzählt, dass wir dann versucht haben, wieder in die Stadt zu kommen, um dort angestellt zu werden. Ja. #00:59:24-7#
Astrid Kirchhof: Kann ich mal, bevor Sie auf andere Zäsuren noch mal vielleicht eingehen, fragen: Wie war denn die letzten Jahre, haben Sie was - oder das letzte Jahr - was mit bekommen, dass jetzt viel Kritik ist an der DD, also an der SED und ... #00:59:39-2#
Gisela Gründel: Ja, ja natürlich. So im Freundeskreis natürlich. Verwandtenkreis, ja. Unter Kollegen auch teilweise. Aber wie gesagt uns ging 's ja da oben, muss ich jetzt noch mal sagen (lacht), die Schule war auf 'm Berg. Da oben ging 's uns schon noch ganz gut, also da war eigentlich kein Mangel zu merken. #01:00:00-3#
Astrid Kirchhof: Und konnten Sie die protestierenden Demonstranten dann verstehen oder wie standen Sie dazu? War es mehr so, mir geht es eigentlich ganz gut und ... #01:00:11-0#
Gisela Gründel: Ja, ehrlich gesagt, uns ging 's ja ganz gut. Ich weiß nicht ob, wie weit mein Mann das nun erzählt hat, wir sind ja auch jeden Sommer hatten wir die schöne Reise. Sind teilweise ins Ausland und wenn dann nur mit dem Auto. Haben im Auto geschlafen, sind bis Bulgarien gekommen. Also haben des Beste immer draus gemacht. Nach Tschechien konnten wir ja da. Irgendwann einen Tagesausflug. In der Sowjetunion, war 's ja damals noch, waren wir auch paar Mal. Teilweise durch meinen Mann, als Auszeichnung sozusagen. In Moskau waren wir. In Bezunda waren wir, am Schwarzen Meer. Oder wir waren am Balaton. Mit dem Auto eben hingefahren, das durfte man ja. Und da haben wir ja nicht allzu viel vermisst, muss ich jetzt mal ehrlich sagen. Oder dann auch noch jedes zweite Jahr waren wir über die KJS in irgendeinem, in einer anderen Stadt, wo auch eine KJS war. Beliebt war Schwerin oder Potsdam. Wo waren wir noch? In Berlin beim TSC ja. Und da konnten wir im Internat dann übernachten, dort am Essen teilnehmen und dann eben unseren Urlaub eben gestalten. Mit Kindern. Das war auch einfach, wir ham manchmal in Doppelstockbetten geschlafen. Was eben das Internat so hergab. Also da haben wir immer das Beste draus gemacht, ehrlich gesagt, ne. Und so große Ambitionen, dass ich jetzt nun in Schwarzwald will oder nach Spanien, der Gedanke kam gar nicht. #01:01:44-6#
Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:01:44-6#
Gisela Gründel: Im Gegenteil, als wir dann nach der Wende, als ich dann im Gymnasium unterrichtete, dann war ja auch oft mal die Rede, ach jetzt können wir reisen! Und da hab ich so ganz trocken gesagt: Da müsst ihr aber das nötige Geld dafür haben. Also wenn man immer bloß die Plakate sieht: Mallorca winkt oder Ballermann oder was weiß ich #01:02:04-6#
Astrid Kirchhof: (lacht) #01:02:04-6#
Gisela Gründel: Und ihr drückt euch nur die Nase platt an den Plakaten. Da ist euch auch nicht geholfen. Also macht ein ordentliches Abitur, lernt ordentlich. Stellt euch auch dar, das was ihr könnt. Denn die Ausbildung war schon gut, grade im naturwissenschaftlichen Bereich war der Unterricht in der DDR wirklich gut. Muss man sagen. Sprachlich, gebe ich ehrlich zu, da gab 's schon Engpässe. Also wir hatten uns ja vorhin kurz unterhalten. Es gab ja kaum Kontakt zu russischen Menschen. Wir hatten jetzt mal das Glück über den Hauptingenieur, dass wir uns da freundschaftlich verbunden haben. Aber das war nicht die Regel. Also da war immer eine ganz schöne Abschirmung. Und ich zum Beispiel hatte niemals irgendein Semester in Russland absolviert. Das war damals noch nicht. Das kam erst später, wo dann Russisch-Studenten auch mal ein halbes Jahr in Moskau oder Kiew oder sonst wo waren. Das gab 's bei uns noch nicht. Und die Sprache lernst du im Land selbst. Also das ist so. Und ich war erst 1987 dann mal für drei Monate in Moskau zur Weiterbildung. Und (lacht) da war ich schon fast am Ende meiner Karriere. So ungefähr, ne. Und da kam ja dann auch die Wende. Und dort hab ich aber auch sehr gemerkt. Also 87 [1987] in der SU, da war die Versorgung schon ganz schön begrenzt. Also wir Studenten konnten zwar in der Mensa essen, na das war nicht grade gut das Essen. War zwar billig, aber nicht gut. Und so draußen in den Geschäften, oh je, da sah es ärmlich aus, also. Und dann die Diskussionen und das lief ja alles so darauf hinaus, also so kann 's nicht weiter gehen. #01:03:59-7#
Astrid Kirchhof: Also Sie wussten in den letzten Jahren eben so kann 's nicht weiter gehen. Aber irgendwas wird passieren, das war jetzt nicht so ganz aus dem Himmel gefallen. #01:04:06-4#
Gisela Gründel: Ja, ja stimmt. Das ist auf jeden Fall wahr. #01:04:10-8#
Astrid Kirchhof: Und gab's jetzt - noch mal ganz kurz zu den Zäsuren - fällt Ihnen noch was ein zu Mauerbau oder #01:04:19-5#
Gisela Gründel: Ja. Da war ich ja im Sportklub 1961 und ich dächte, ich war da schon in der LVZ. Und als junger Volunteur sollte ich Gespräche mit jungen Männern führen. Das weiß ich noch. Und auch über diesen Mauerbau. Und da muss ich ehrlich sagen, ich konnte nicht so richtig argumentieren. Ich wusste nicht, wie ich die überzeugen sollte, dass so was notwendig ist. #01:05:00-8#
Astrid Kirchhof: Das was notwendig ist? #01:05:01-5#
Gisela Gründel: Na dass die Mauer gebaut wird. #01:05:03-9#
Astrid Kirchhof: Also das waren in Ihrer Klasse ... #01:05:08-5#
Gisela Gründel: Nee, das war schon schon, da war ich schon im Sportklub. Ja 61 [1961], ich hab erst 62 [1962] mit dem Studium begonnen, ja. #01:05:15-3#
Astrid Kirchhof: Im Sportklub. Und da waren junge Männer, die das nicht verstanden? #01:05:19-4#
Gisela Gründel: Nein, ich sollte von der Zeitung aus - wie Sie das jetzt machen ... #01:05:22-4#
Astrid Kirchhof: Ach so! #01:05:22-4#
Gisela Gründel: ... welche interviewen. Und sollte die eben überzeugen. #01:05:25-7#
Astrid Kirchhof: Ach so. Und Ihnen haben die guten Argumente für so etwas gefehlt. #01:05:29-9#
Gisela Gründel: Ja, ja. Sicherlich, wir wussten ja, dass die Republikflucht sehr groß war ... #01:05:42-0#
Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:05:42-0#
Gisela Gründel: ... und dass eben auch Fachkräfte das Land verließen, die wunderschön ausgebildet worden waren. Das ist schon klar. Das war schon ein Argument ja, aber trotzdem. Dass Deutschland eben gespalten wird, das wollte mir nicht so richtig in den Kopf, ja. #01:05:55-9#
Astrid Kirchhof: Aber das für Sie oder Ihren Mama und Papa nie ein Thema, weil Sie kommen ja aus Gera ... #01:06:01-5#
Gisela Gründel: hm (bejahend) #01:06:01-5#
Astrid Kirchhof: ... wo anders leben zu wollen? #01:06:03-7#
Gisela Gründel: Doch, doch, doch, doch. #01:06:04-8#
Astrid Kirchhof: Schon? #01:06:04-8#
Gisela Gründel: Meine Eltern, die wollten nach dem Zusammenbruch, mein Vater hat auf dem Gericht gearbeitet und als er aus der Gefangenschaft kam, musste er noch ein Jahr seinen Nachfolger, Kommunisten, Genossen, was weiß ich, einarbeiten. Und dann durfte er gehen und musste auf den Bau und musste sogar erst nach Schlema. Dort wurde für die Wismut, wurden Baracken oder Unterkünfte gebaut. Und da musste er das Maurerhandwerk von der Pike auf lernen, da war er schon 46. Und er hat das schlecht verkraftet. Hatte dann Magendurchbruch, hatte halbes Jahr, war er krank. Und ging dann weg vom Bau. Durfte dann hier in einem Textilbetrieb anfangen, im Modedruck. Hat da sich auch noch mal auf die Schulbank gesetzt. Und ja das war eine ganz schön harte Zeit und da war schon, als Kind kriegte ich das mit, dass meine Eltern die Absicht hatten, nach Stuttgart zu gehen. Weil Kollegen von meinem Vater eben da auch schon waren. Und da wäre das Leben so weiter gegangen. Er hätte weiter auf dem Gericht arbeiten können und aber das hat sich dann alles zerschlagen. Die Eltern waren hier und bissl haben sie an dem Haus gehangen. Das war nicht mal abbezahlt, musste nach dem Krieg immer noch bezahlt werden, Hypothek abbezahlt werden. Ja. #01:07:33-3#
Astrid Kirchhof: Hatten Sie Kon, Familie in der Bundesrepublik? #01:07:37-1#
Gisela Gründel: Ja, ja, meine Eltern hatten, ja, ja. #01:07:40-1#
Astrid Kirchhof: Ich wollte noch mal konkret nach Atmosphäre oder Gefühlen fragen, und zwar in den letzten Jahren vor 89 [1989], also jetzt bei Ihnen an der Schule. Also konkret, wie war die Atmosphäre in Bezug auf, dass sich da was abzeichnet, das was bergab gehen könnte. Wie war die Gefühlslage? #01:08:01-9#
Gisela Gründel: Meinen Sie jetzt vor der Wende oder danach? #01:08:01-9#
Astrid Kirchhof: Davor. #01:08:04-3#
Gisela Gründel: Naja ... #01:08:07-0#
Astrid Kirchhof: Oder auch danach, das erste Jahr, die ersten Jahre. #01:08:09-0#
Gisela Gründel: Ja eigentlich hatte ich 's ja schon gesagt. Vor der Wende hat sich schon einiges zugespitzt. Ja, wir lebten ja nicht im luftleeren Raum. Klar. Also bei uns an der Schule lief eigentlich alles noch so, na nicht wie gewohnt, aber es lief noch, ja. Das haben wir also nicht so negativ empfunden, dass sich da was zusammen braut. Aber man hat ja auch mal seine Nase wo anders hin gesteckt. Und da merkte man schon, dass die Unzufriedenheit unter der Bevölkerung sehr, sehr groß war. Und ich bin auch ein zweimal, aus Neugier, muss ich ehrlich sagen, schon mal mit gegangen zu den Demonstrationen. Und hab mir das angehört. Und konnte mir aber nicht vorstellen, dass sich das rigoros ändern, also dass wir mal BRD werden, also das ... #01:09:05-8#
Astrid Kirchhof: ... konnte sich keiner ... #01:09:04-9#
Gisela Gründel: Nee, das konnte ich mir eigentlich nicht vorstellen. Das ging zu plötzlich, ehrlich gesagt. Ja, ja und dann danach, ich musste mich ja zweimal bewerben. Einmal für die neu geschaffene 3. EOS und dann das Jahr später wieder für 's Gymnasium. Und da wurde man ja wirklich sehr durch gescheckt. Da musste man alles angebe, angefangen von Parteizugehörigkeit oder anderen Dingen. Ich glaube auch kirchlich gebunden, also es wurden ziemlich genaue Fragen gestellt. Intime Fragen gestellt. Und ich konnte mir nichts vorwerfen. Ich mein, ich hätte mich sogar für 'n Direktorenposten bewerben können. Das haben einige Kollegen gemacht, die sind dann auch - mein Kollege von der KJS, der ist Direktor vom Zabel-Gymnasium viele Jahre geworden. Der hat sich eben da beworben, ja. Aber diese Ambitionen hatte ich nicht. Ich wollte Lehrer bleiben, ich wollte unterrichten und ja. Da hab ich mich wohl gefühlt (kichert). #01:10:23-9#
Astrid Kirchhof: Sie haben ja, also ich glaub Sie haben das erwähnt, auf jeden Fall Ihr Mann hat 's auch erwähnt, dass Sie Kontakte hatten zu sowjetischen Kollegen. #01:10:35-3#
Gisela Gründel: Mmh. Na Kollegen nicht. Weniger. Zu Said, zu diesem Hauptingenieur und seiner Familie. Das ist richtig, ja. #01:10:41-3#
Astrid Kirchhof: Aber sonst bei Ihnen, obwohl Sie Russisch unterrichtet haben. #01:10:45-7#
Gisela Gründel: Nein, nein das war - ich hab einen Kollegen gehabt, der hatte über paar Jahre mit einem Offizier familiäre Verbindungen, wie das kam weiß ich nicht, und das brach plötzlich mal ab. Nicht von der Seite meines Kollegen, sondern von dem sowjetischen. Das war nicht so sehr gern gesehen. Oder wenn wir von der Schule aus Komsomolsentreffen hatten, da haben wir immer gedacht, na kommen sie, kommen sie nicht. Und in den meisten Fällen kamen sie nicht. Da kamen sie nicht aus der Kaserne raus. Also es war nicht so sehr beliebt, gewünscht, dass der Kontakt zwischen DDR-Bürgern und Sowjetischen, die hier irgendwie stationiert waren oder so, eng wurde. #01:11:36-2#
Astrid Kirchhof: Wissen Sie warum oder? #01:11:36-2#
Gisela Gründel: Eigentlich kann ich das nicht beantworten. #01:11:38-1#
Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:11:41-8#
Gisela Gründel: Ja, das war so gewollt. Wir sagen immer von oben. #01:11:46-3#
Astrid Kirchhof: Also von #01:11:28-0#
Gisela Gründel: Es ging ... #01:11:28-1#
Astrid Kirchhof: der sowjetischen Seite von oben oder sogar vielleicht von der DDR-Seite? #01:11:46-1#
Gisela Gründel: Tja ... #01:11:48-3#
Astrid Kirchhof: Weiß man nicht. #01:11:48-3#
Gisela Gründel: Vielleicht von beiden Seiten. Weiß ich jetzt nicht. #01:11:54-8#
Astrid Kirchhof: Als wir ... #01:11:54-8#
Gisela Gründel: Aber es war typisch irgendwie. #01:11:54-4#
Astrid Kirchhof: Aber Sie hatten mit einem Ehepaar, sagte Ihr Mann, guten Kontakt und engen Kontakt #01:12:04-4#
Gisela Gründel: guten Kontakt, ja. #01:12:04-4#
Astrid Kirchhof: und es war nett. #01:12:09-6#
Gisela Gründel: Sie war Zahnärztin, durfte aber hier nicht arbeiten. Das war so Usus. Die waren für sieben Jahre verpflichtet und dann mussten die auch weg. Ich glaube, der Krischa kam dann noch mal wieder. Aber das war ne Ausnahme. Das war auch begrenzt. Sieben Jahre. #01:12:21-6#
Astrid Kirchhof: Ach so. #01:12:21-6#
Gisela Gründel: hm (bejahend) Und die Frauen durften hier nicht arbeiten. #01:12:26-5#
Astrid Kirchhof: Gott, die Arme. #01:12:23-7#
Gisela Gründel: Ja, scheinbar sollten sie auch nicht so den Kontakt zur Bevölkerung haben. Ich weiß es nicht so richtig. Wir haben es aber leider so hingenommen. Aber ja. #01:12:39-1#
Astrid Kirchhof: Was willste da auch machen. #01:12:39-1#
Gisela Gründel: hm (bejahend) #01:12:41-5#
Astrid Kirchhof: Als wir vorher draußen saßen, haben wir einmal darüber gesprochen, dass die Wismut ja irgendwie auch der Staat im Staate war. Wie hat sich das, wie verstehen Sie das \"Der Staat im Staat\" oder wie hat sich's gezeigt? #01:12:53-4#
Gisela Gründel: Naja, ob in der Medizin, ob jetzt in der Schulbildung, im Sport, im Handel, Polizei, Stasi. Selbst einen Bezirkssekretär hatten sie. Also es war wie ne kleine, wenn nicht Republik, aber ja so in der Art. Wie Bezirk. Es gab ja Bezirk Gera, Leipzig, Chemnitz und so, Karl-Marx-Stadt und so ja. So ne, #01:13:32-4#
Astrid Kirchhof: Und was ich auch nicht gewusst hab, man konnte ja - das wusste ich schon - einkaufen gehen in bestimmten, also als Wismut-Angehöriger in bestimmten Läden, aber Sie sagten, auch andere durften irgendwann. #01:13:44-3#
Gisela Gründel: Ja, das war am Anfang. Also meine Schwester war 12 Jahre älter als ich und ihr Mann hat auch zeitweilig bei der Wismut gearbeitet, und zwar in Schlema untertage als Geologe. Und damals - das waren also so die 50er Jahre gab 's Marken und Talons. Und also nicht bloß für die Lebensmittel, sondern auch für Schuhe, für Bettwäsche, für Kleidung. Gab 's extra Geschäfte. Und da konnten die Leute das dort kaufen, weil das ja generell war ja alles begrenzt, Engpässe. Und da kamen die dann eher - die mussten natürlich bezahlen, ich weiß nicht, ob das ein bissl verbilligt war oder so - sie kamen wenigstens an die Artikel ran. Aber das hörte dann auf. Und wie gesagt, hier oben haben sie ein Kaufhaus gebaut, zweietagig, war sogar eine Fischabteilung, Fleischabteilung und sonstige Lebensmittel, Bäckerei und so. Und da hier ringsum - ich weiß es genau, weil ich da nach Blankenburg kam 55 [1955] - die Häuser hier gebaut wurden, das war ausschließlich für Wismut-Angehörige. Und die hatten dann eben gleich hier ihre Einkaufsquelle. Und da gab's aber auch noch in der Gagarinstraße und Gera ist ja groß, also ich weiß es nicht noch wo überall noch. Also da gab 's so Wismut-Läden. Und es gab eben auch den sogenannten Wismut-Handel. #01:15:17-9#
Astrid Kirchhof: Das heißt bestimmte Geschäfte. #01:15:19-5#
Gisela Gründel: Ja, ja. #01:15:21-2#
Astrid Kirchhof: Aber die haben sich später geöffnet für die Bevölkerung. #01:15:23-5#
Gisela Gründel: Ja, ja. Da konnte eigentlich jeder einkaufen. #01:15:24-7#
Astrid Kirchhof: Und hat man da mehr zahlen müssen? #01:15:28-5#
Gisela Gründel: Nein, das nicht. Das nicht. Aber es war schon ein besseres Angebot. #01:15:32-9# #01:15:36-8#
Astrid Kirchhof: (lacht) #01:15:36-7#
Gisela Gründel: (lacht)
Astrid Kirchhof: Okay. Würden Sie sagen die Wismut - weil Sie sagten, die ham dann hier auch Häuser gebaut - die Wismut hat hier die Gegend geprägt? #01:15:40-3#
Gisela Gründel: Teils teils. Also diese Viertel hier schon. Über die Hauptstraße beginnt ja dann das Dorf Leumnitz und da war das eigentlich, da gab 's ja sogar noch Bauernhöfe und Landwirtschaft. Also da war die Wismut nicht so verbreitet. Ich weiß nur, es gab in meiner Kindheit, wo wir schwimmen gelernt haben, die sogenannte Zoche. Das war ein richtiges Bad mit einer Naturquelle. Und da vermutete man auch Uran. Und da ist da gebohrt worden und dann ist die Quelle versiegt. Und damit ist das Bad dann auch kaputt gegangen. Das war zerstört. hm (bejahend) #01:16:32-1#
Astrid Kirchhof: Es kommt also ganz auf ja die Gegend an wo man ist, ob die Wismut dann mehr präsent war oder weniger eben. #01:16:41-3#
Gisela Gründel: Ja, etwas weiter weg, da ist der so genannte Zaufensgraben und dort ist ein richtig schönes Gelände, das war als die Wismut sich hier etabliert hat, war das tabu. Also das war gesperrt. Weil da gab's so Gebiete, wo niemand rein durfte. #01:17:02-3#
Astrid Kirchhof: Weil die da gegraben haben. #01:17:06-9#
Gisela Gründel: Ja, ja. #01:17:06-9#
Astrid Kirchhof: Ich wollt mal fragen, sind Sie krank geworden selber auch? Also ich denke an Ihren Mann, dass er krank geworden ist. #01:17:16-8#
Gisela Gründel: Mein Mann hatte ja mal Krebs. Ob das nun von der Wismut herkommt. Also meine beiden Eltern sind an Krebs gestorben und auch meine Schwester. #01:17:28-7#
Astrid Kirchhof: Ach so. #01:17:30-7#
Gisela Gründel: Aber das war Alterskrebs und ich weiß es nicht, ob das mit der Region hier zu tun hat. Toi toi toi, ich hab meine Eltern überlebt, meine Schwester noch nicht. Da muss ich noch ein paar Jahre auf dem Erdball sein. Ob es nun von der Wismut kommt, das weiß man nicht. Also mein Mann hat ja Glück gehabt. Der hatte ja Darmkrebs. Wann war das? 93 [1993] ja. #01:18:02-2#
Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:18:06-3#
Gisela Gründel: Und hat 's viele viele Jahre überlebt. Die Krankheit jedenfalls. #01:18:10-4#
Astrid Kirchhof: Aber Sie fanden schon, dass er gut versorgt worden ist und ... #01:18:16-7#
Gisela Gründel: Ja, ja. #01:18:19-5#
Astrid Kirchhof: ... dass das alles ganz gut gelaufen ist. #01:18:20-9#
Gisela Gründel: Ja, doch. #01:18:23-9#
Astrid Kirchhof: Wie sind Sie denn, also mit Ihrer Rente zufrieden, wie das (lacht) #01:18:28-9#
Gisela Gründel: (lacht) #01:18:30-3#
Astrid Kirchhof: Aber die Arbeitsjahre wurden anerkannt? #01:18:32-7#
Gisela Gründel: Ja, das schon, ja. Also so, um 's ganz ehrlich zu sein, klar krieg ich mehr als - ich bin in einer Wandergruppe und da unterhält man sich ja auch über solche Dinge. Und da haben einige ganz schön zu paddeln - da steh ich schon ganz gut da. Aber was ich so gehört habe, wie gesagt, ich war ja immer meine ganzen Jahre in der Gymnasialstufe. Als Gymnasiallehrer. Und da denke ich, hab ich doch paar Nachteile im Gegensatz zu westdeutschen Kollegen. Aber unzufrieden bin ich nicht. Und ich muss ja sagen, wir sind zusammen und mein Mann kriegt ja Dank des Bergbaus, der Bergbaujahre doch eine schöne Rente. Und da ... #01:19:23-0#
Astrid Kirchhof: Also man wird quasi dann als ehemaliger DDR-Bürger in der Rente schon vielleicht ein bisschen benachteiligt. #01:19:30-1#
Gisela Gründel: hm (bejahend) #01:19:30-1#
Astrid Kirchhof: Auch noch mal als Frau? #01:19:35-7#
Gisela Gründel: Nein, das nicht. Da zählen die Dienstjahre. Und überhaupt was man in der DDR verdient hat. Also die Sekretärinnen zum Beispiel, die haben, sind da nicht über 400 Euro wohl, 400 Mark gekommen. Und das macht sich ja in der Rente jetzt unheimlich bemerkbar. Ja. #01:19:55-5#
Astrid Kirchhof: Wie würden Sie denn sagen, waren die Jahre dann nach 1990? Ist Ihr Leben gut weiter verlaufen in der Bundesrepublik oder ... #01:20:04-4#
Gisela Gründel: Ja, doch, doch. Das kann man schon sagen. Davon zeugen ja unsere vielen Reisen, die wir machen konnten. Und ich hab ja vorhin gesagt, also wir beide persönlich haben das nicht so vermisst, denn wir haben unsere Urlaube gestaltet. Und sei es, wenn 's im Garten gewesen ist, mal ein Jahr. Also da haben wir jetzt nicht Südafrika oder Amerika vermisst. Also das kam uns ja gar nicht in den Sinn. Aber als es dann soweit war, als wir das machen konnten und auch finanzieller weise, dann sind wir schon sehr glücklich darüber. Was wir alles gesehen und erlebt haben durften. Na ja und ich weiß ja nicht in wie weit Sie das von meinem Mann
jetzt erfasst haben. Es ging ja doch weiter, obwohl er eben mit 55 abrupt aufhören musste, ne. Aber hatte ja dann noch mal hier in Gauern diesen Job gefunden. Und da hat er ja auch ganz gut verdient. Und ja er hat teilweise da auch den Haushalt geschmissen, weil ich ja noch ein paar Jahre arbeiten musste. Und tja, die Kinder wuchsen ran und vor allen Dingen aus seinen Kindern ist ja sehr sehr viel geworden. Die sind ja sehr sehr erfolgreich. Und es sind die Enkel da, selbst Urenkel und die Gesundheit spielt auch doch einigermaßen mit. Und da können wir zufrieden sein. Eigentlich können wir über unser Leben froh sein. #01:21:44-4#
Astrid Kirchhof: Also es war quasi eigentlich gut in der DDR, aber es ist auch in der Bundesrepublik gut weiter gegangen. #01:21:49-7#
Gisela Gründel: Ja, auf jeden Fall. Auf jeden Fall. Und das was mein Mann, ich hatte es ja mitgekriegt am Anfang, er hat ja von seinem Sturz, sag ich jetzt mal erzählt, wie übel ihm mitgespielt wurde. Das hab ich auch alles mit durch leiden müssen. Er hat versucht, manches von mir fern zu halten. Aber zum Beispiel hab ich hier die Hausdurchsuchung nicht, zum Glück nicht mit erlebt und auch nicht die im Garten draußen. Weil ich da mit meinen Sportlern auf der Winterbahn war. Das hatte ich nicht erwähnt. Wir haben ja eben auch Trainingslager oder Winterlager, das sind die Radsportler, die dann in der Werner-Seelenbinder-Halle kurz vor Weihnachten immer trainiert und dann auch Wettkämpfe hatten. Da sind wir als Lehrer mit gefahren, haben da auch Unterricht gegeben, da waren wir auch so Mädchen für alles, ja. Und zum Glück war ich da grade mal in Berlin und hab das hier nicht erlebt. Ich hätte vielleicht einen Herzinfarkt gekriegt, ich weiß es nicht (lacht). #01:22:45-8#
Astrid Kirchhof: hm (bejahend) Das ist auch nicht schön, wenn man sich vorstellt, in seinem eigenen Haus ... #01:22:50-5#
Gisela Gründel: Ja. Ja. #01:22:50-5#
Astrid Kirchhof: ... wir alles auf den Kopf gestellt. #01:22:55-4#
Gisela Gründel: Ja. #01:22:55-4#
Astrid Kirchhof: Also es waren quasi auch für Sie ganz schwere ... #01:22:56-4#
Gisela Gründel: Ja, auch finanzieller Art. Wir mussten ja ganz schnell, waren 's nicht 18 Tausend, die wir überhaupt nicht hatten. Nicht im Traume war da dran zu denken, dass wir das auf der Sparkasse hatten. Ja, da musste mein Mann ja diejenigen, die da bevorteilt waren, die mussten wir ansprechen. Und die haben natürlich auch das Geld gegeben, ja. Sonst hätten wir es ja gar nicht bezahlen können. Ich weiß gar nicht, ob wir da einen Kredit hätten aufnehme können. Ob es das in der DDR überhaupt gab (lacht). #01:23:26-8#
Astrid Kirchhof: (lacht) #01:23:26-8#
Gisela Gründel: Das weiß ich nicht. Vielleicht hätten wir ja das Haus - keine Ahnung - verpfänden müssen oder was (lacht). #01:23:34-0#
Astrid Kirchhof: Das ist schon eine bedrohliche Situation. #01:23:36-7#
Gisela Gründel: Das war eine harte Zeit, doch doch. Ja und das haben wir auch vor den Kindern fern gehalten. Die haben das auch kaum so mitgekriegt. Mein Mann war ja ganz ganz fertig. Er hat auch versucht, das vor mir zu verbergen. Aber ich hab das schon mitgekriegt. #01:23:54-1#
Astrid Kirchhof: Ich glaub, ich hab noch zwei Fragen oder hab ich noch viel mehr Fragen? #01:24:02-2#
Gisela Gründel: Oh! (lacht) #01:24:07-5#
Astrid Kirchhof: Ja, ja. Drei. Also Sie sind ja nie in die SED eingetreten, ne. Und damit, das war in Ordnung, also da gab 's keinen Druck oder? #01:24:14-8#
Gisela Gründel: Ja, eigentlich ja. Kann ich, kann ich so sagen. Ich war immer froh, dass ich wenigstens diese eine Veranstaltung nicht besuchen musste, nämlich die Parteiversammlung (lacht). Aber man hat doch manches so mitgekriegt. Man hat ja nette Kollegen gehabt, die mal was hatten gucken lassen, was da so besprochen wurde. Aber ich könnte jetzt nicht sagen, dass ich mich da benachteiligt gefühlt hätte oder dass ich eben nicht Mitglied war. Wie gesagt, am Anfang als jüngere Lehrerin, da war einer auf mich angesetzt, das weiß ich. Das hab ich dann schon gemerkt. Der immer wieder gebohrt hat, aber ich bin standhaft geblieben (lacht), ich wollte eben einfach nicht. #01:25:01-1#
Astrid Kirchhof: Okay. Waren Sie in irgendwelchen anderen Organisationen? #01:25:03-4#
Gisela Gründel: Ja, ja, das ja. Naja früher in der FDJ. klar. #01:25:05-8#
Astrid Kirchhof: Ah ja. #01:25:05-8#
Gisela Gründel: Dann in der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft. Als Russischlehrer war das natürlich - das wäre bissl komisch gewesen, wenn ich es nicht gemacht hätte. Aber das hatte nicht große Bedeutung. In der Gewerkschaft war ich. Ja. Im DTSB. #01:25:23-8#
Astrid Kirchhof: Was ist DTSB? #01:25:23-8#
Gisela Gründel: Deutscher Turn- und Sportbund. Also wenn man so Sport getrieben hat, in so einer eingeschriebenen SG oder Arbeitsgemeinschaft, dann Sportgemeinschaft, dann musste man da Mitglied sein. #01:25:38-3#
Astrid Kirchhof: Waren da Verpflichtungen verbunden mit diesen Mitgliedschaften? #01:25:41-1#
Gisela Gründel: Nö, eigentlich nicht. Ja ein bisschen Geld, ja. #01:25:45-5#
Astrid Kirchhof: Aber gut. So kenne ich das auch. #01:25:46-8#
Gisela Gründel: Paar Beiträge, ja. #01:25:47-7#
Astrid Kirchhof: Aber sonst mussten man da jetzt nicht. #01:25:49-8#
Gisela Gründel: Nö, man hätte sich engagieren können, hätte irgendwie eine Funktion da, aber das hab ich nicht gemacht. #01:25:57-1#
Astrid Kirchhof: Okay. Und ich wollte noch wissen, identifizieren Sie sich - also wie sagt man - als Gera ... #01:26:08-3#
Gisela Gründel: Ja, doch ich bin waschechte Gersche. #01:26:11-8#
Astrid Kirchhof: Gersche? #01:26:11-8#
Gisela Gründel: Ne Gersche (lacht). Gersche Fettgusche, ja! (lacht) #01:26:12-7#
Astrid Kirchhof: Also das ist quasi eine Identität, aber jetzt nicht die Wismut. #01:26:21-4# #01:26:14-7#
Gisela Gründel: Nee, nein, nein. Die Wismut hat schon die Region sehr geprägt. Ja, das kann man sagen. Aber naja es waren ja Tausende, wenn man jetzt auch noch den sächsischen Raum mit zählt, hatten Arbeit und Brot. Lohn und Brot bei der Wismut. Ja. Das darf man nicht vergessen. Ja. Aber ja Gera und auch Ronneburg sind natürlich sehr mit der Wismut verbunden gewesen. Das ist schon klar. Aber ... #01:26:58-1# #01:26:56-9#
Astrid Kirchhof: Aber Sie ... #01:26:56-9#
Gisela Gründel: ... ich hab jetzt nicht raus gekehrt, ich hab jetzt Kontakt zur Wismut oder einen Wismuter geheiratet oder das eigentlich nicht. #01:27:06-1#
Astrid Kirchhof: Und ich glaub meine letzte Frage ist: War das Ihr erstes Interview in Bezug auf die Wismut? #01:27:09-5#
Gisela Gründel: Ja. #01:27:09-5#
Astrid Kirchhof: Oder überhaupt vielleicht in Ihrem Leben? #01:27:11-0#
Gisela Gründel: Ja. #01:27:11-0#
Astrid Kirchhof: Das war oder sind Sie schon mal in der Zeit – na ja vielleicht als Sportlerin, waren Sie schon mal, wurde schon mal über Sie berichtet oder? #01:27:19-6#
Gisela Gründel: Na das ist schon so lange her. Das weiß ich gar nicht mehr so. Ja. Eigentlich nicht. #01:27:25-4#
Astrid Kirchhof: Also war das sozusagen jetzt, weil Ihr Mann sagte, für Ihn ist es ja irgendwie auch eine Premiere gewesen, das erste Interview gewesen. #01:27:34-9#
Gisela Gründel: Ja. #01:27:36-2#
Astrid Kirchhof: Vielen Dank! #01:27:38-7#
Gisela Gründel: Gerne! #01:27:38-7#
Astrid Kirchhof: War sehr nett! Dass Sie sich geöffnet haben und alles erzählt haben. #01:27:4 #01:27:55-3#
Ende der Aufnahme.