Neue Welt. Gedichte und Erzähltes

Digitalisat
Beschreibungen

Frühaufs künstlerische Mappe enthält Lyrik und Prosa. Seine Gedichte behandeln Alltagsthemen, wie Familie, Schule und Arbeit. Sie sind merklich an zeitgenössischen Strömungen (Lyrikszene um den Prenzlauer Berg) orientiert. Die ersten Texte geben Eindrücke aus der Kindheit und der 1970er-Jahre in der DDR wieder. Das titelgebende Gedicht „Neue Welt“ beschreibt die Übernahme eines Tanzsaales, den „schönsten Jugendstilsaal Europas“, durch „Lewisjeans“-tragende „Deep Purple Imitatoren“, wobei das lyrische Subjekt dieser „Langhaarkommune“ den „Jaggerfreaks“ selbst angehörte. Außerdem werden Trinkexzesse in der „Leipziger Kneipe Luisenhof“ geschildert und Szenen in Prag, Zakopane, Nowgorod. Ein ganzer Abschnitt besteht aus Liebesgedichten, die, in ironischem Ton und jede Innerlichkeit vermeidend, Zwischenmenschliches darstellen und den Friseurbesuch zur größeren Erotik erklären. Ein weiterer Abschnitt behandelt die Arbeit bei der Wismut. Schonungslos wird dabei auf den DDR-Alltag Bezug genommen („Leuten wuchern die Tumoren aus den Nasen“). Dabei wird nicht nur die Partei, sondern auch die so gennante Wende kritisiert: „das Land, das meins / im anderen ein anderes ist. / Halb hier, / halb dort, / nie ganz.“ – Unter dem Titel „Es geht ihm gut“ (13 Seiten) werden kurze Prosastücke zusammengefasst. Zeitlich wird der Leser hier von einem lakonischen Erzähler in die zweite Hälfte der 1970er Jahre geführt. Der Protagonist Rudi erlebt Szenen in der Familie und bei der Armee. Der Text „Die Mafia“ handelt von einem Arbeitsunfall und einigen Vorkommnissen in diesem Zusammenhang: Zum Beispiel veranlasst der Brigadeleiter das Verschwinden eines Krankenscheins. Auch werden Bücher frisiert und die betreffende Brigade wird schlussendlich Sieger bei einem Wettbewerb. In „Gerhard“ verliert ein Mann seine Frau, wird alkoholabhängig, verliert seinen Job und springt vom Dach. Zuletzt erfährt der Leser von seinem Aufenthalt in einer psychiatrischen Anstalt. Für die Betrachtung der Wismut besonders hervorzuheben sind das Gedicht „Unter den heißen Duschen“ sowie die Kurzerzählung „Radon“.

(Quelle: Datenbank des Forschungsprojekts "Das Institut für Literatur „Johannes R. Becher“ (1955-1993). Literarische Schreibprozesse im Spannungsfeld von kulturpolitischer Vereinnahmung, pädagogischem Experimentieren und poetischem Eigensinn"). 

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