Floßgraben https://wismut.saw-leipzig.de/api/de/artefakte/flossgraben https://wismut.saw-leipzig.de/api/@@site-logo/logo-wef-web-001.png Floßgraben GND-ID Alternative Namen Schneeberger Graben Artefakttyp Technisches Denkmal URL Verknüpfungen In Bezug stehende Ereignisse In Bezug stehende Projekte Erwähnte Orte Oberschlema Ortsteil von Schlema Bockau Gemeinde in Sachsen Erwähnte Institutionen Erwähnte Personen Beschreibungen Ausführliche Beschreibung Der "Schneeberger Graben" oder "Floßgraben Schlema", stellt eines der bedeutendsten wasserbaulichen Denkmale der frühen Neuzeit im Erzgebirge dar. Er wurde in den Jahren 1556 bis 1559 unter der Leitung und Vermessung des Markscheiders Christoph Kunzmann angelegt und gilt bis heute als ein herausragendes Beispiel frühneuzeitlicher Markscheide- und Ingenieurbaukunst. Ziel seiner Errichtung war die zuverlässige Versorgung des Bergbau- und Hüttenreviers Schneeberg–Neustädtel mit Bau- und Brennholz, das im dicht bewaldeten Obererzgebirge geschlagen wurde. Der Graben beginnt an der sogenannten Wasserentnahmestelle „Rechenhaus“ bei Albernau unweit von Bockau, wo er durch einen künstlichen Abzweig aus der Zwickauer Mulde gespeist wird. Von dort verläuft er über eine Strecke von rund 15,3 Kilometern bis nach Bad Schlema und überwindet dabei ein Höhengefälle von etwa 70 Metern. Der Verlauf wurde so geplant, dass der natürliche Geländeverlauf des Erzgebirgsvorlandes weitgehend genutzt werden konnte; nur an wenigen Stellen, insbesondere im Bereich unwegsamer Geländeabschnitte, war der Bau von Holzgerinnen notwendig. Mit einer durchschnittlichen Breite von 1 bis 1,5 Metern und einer geringen Tiefe ist der Floßgraben ein typisches Beispiel für wassertechnische Anlagen zur Holztrift des 16. Jahrhunderts. Das am Rechenhaus angebrachte Holzrechen-System diente der Sammlung und Regulierung der Holzstämme, die oberhalb im Gebirge gefällt und auf der Zwickauer Mulde talwärts getriftet wurden. Die Holzstücke, meist etwa zwei Meter lang, wurden anschließend in den Floßgraben eingeleitet und auf dem Wasserweg bis nach Oberschlema transportiert. Diese Form der sogenannten Trift stellte im 16. und 17. Jahrhundert eine wirtschaftlich effiziente Methode dar, um große Holzmengen für den Bergbau zu befördern – insbesondere für den Betrieb von Erzaufbereitungsanlagen, Schmelzhütten und Grubenstollen. Der Betrieb des Grabens unterlag einer klar geregelten Verwaltung. Im Rechenhaus wohnte der Rechenmeister, der für die Organisation der Holztrift, die Kontrolle des Wasserzulaufs und den technischen Zustand der Anlage verantwortlich war. Ihm zur Seite stand der Grabensteiger, der die bauliche Instandhaltung überwachte. Die regelmäßige Begehung der gesamten Strecke – von Schlema bis Bockau und zurück – nahm einen ganzen Arbeitstag in Anspruch und verdeutlicht die logistische Bedeutung dieser wasserbaulichen Anlage. Neben seiner ursprünglichen Aufgabe als Transportweg für Holz wurde der Floßgraben im Laufe der Jahrhunderte zunehmend multipel genutzt. So diente er über lange Zeiträume hinweg auch dem Antrieb von Mühlen, der Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen, sowie später auch zu Badezwecken in den anliegenden Gemeinden. Diese multifunktionale Nutzung zeigt den hohen ingenieurtechnischen und ökonomischen Wert solcher Grabenanlagen für die Regionalentwicklung im Erzgebirge. Mit dem Rückgang der Holztrift wurde der Floßgraben nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch in Ausnahmefällen genutzt. Im Jahr 1949 erfolgte der letzte dokumentierte Holztransport im Auftrag der "Wismut". Die mit dem Bergbau verbundenen Bodenabsenkungen und Deformationen führten zur Zerstörung des Ortszentrums von Oberschlema und zur Unterbrechung des Grabens auf einem Teilstück. Erst im Zuge der städtebaulichen und landschaftlichen Wiederherstellung des Kurortes Bad Schlema in den 1990er Jahren wurde der Floßgraben rekonstruiert und bis zur Kaskade im Kurpark neu angelegt. Heute mündet er dort in den Schlemabach und ist Teil des Kurparkensembles. Der Schneeberger Floßgraben gilt heute als technisches Kulturdenkmal von überregionaler Bedeutung und ist Bestandteil der UNESCO-Welterbestätte „Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří“. Er steht exemplarisch für die Verbindung von Montantechnik, Wasserbau und Landschaftsgestaltung in der frühen Neuzeit und verdeutlicht die enge Verflechtung von Naturraum und montanindustrieller Nutzung im Erzgebirge. Quelle: Kurort Schlema Inhalte Dieser Ordner hat zur Zeit keinen Inhalt.