2021.01.21 - Daenecke, Rudolf.mp4

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Transkript:

Astrid Kirchhof: Herr Dr. Daenecke, guten Morgen. Ich freue mich, dass wir zu diesem Interview zusammengefunden haben. Wir sind online verbunden, weil ja immer noch die Corona-Pandemie ist. Wir haben heute den 21.1.2021. Mein Name ist Astrid Kirchhof. Und meine erste Frage an unseren Zeitzeugen Herrn Dr. Daenecke ist, Herr Dr. Daenecke, erzählen Sie uns doch mal, wie kamen Sie zur Wismut? Sie können auch gerne auch etwas über Ihre Kindheit erzählen. Und Ihr Elternhaus. Und was für eine Rolle spielte sie in Ihrem Leben? Und was für eine Rolle spielt die Wismut möglicherweise auch heute noch für Sie? #00:00:49-3#

Rudolf Daenecke: Ja. Gut. Ja, das ist eine längere Geschichte. #00:00:52-8#

Astrid Kirchhof: Ja, das ist gut (lacht) #00:00:54-5#

Rudolf Daenecke: Ja. Ich bin also Jahrgang 37 [1937]. Bin (räuspert sich) nach einer Aussiedlung aus Tschechien oder Sudetenland damals, 1945 wieder in meinen Geburtsort mit meinen Eltern nach Oschersleben gekommen. Bin dort zur Volksschule gegangen in Oschersleben an der Bode. Und bin 1951 aus der Grundschule entlassen worden. Da ich damals auch schon als Schüler recht gut war, wollte ich unbedingt... oder sollte ich zur Oberschule gehen. Mein Vater war Lokführer bei der Reichsbahn. Verdiente damals 410 Mark. Bei drei Kindern. War also eine wirtschaftlich sehr komplizierte Situation. Obendrein musste man damals sogar noch Schulgeld zahlen, da die Lokführer keine Arbeiter sondern Angestellte waren zur damaligen Zeit. Hat sich jetzt ja alles geändert. Und daraufhin gab's in meinem Elternhaus nicht gerade Begeisterung (lacht). Sodass ich mir dann kurzfristig eine Lehrstelle suchen wollte. Da ich mich aber sehr spät entschieden hatte, gab's also keine mehr. Letztlich tauchte in, in den Tageszeitungen eine Werbung des Arbeitsamtes auf. Junge Bergleute zu suchen. Und zwar im Mansfeld Kombinat, also dort wurde Kupferschiefer abgebaut. Ab 51 [1951] war ich dann Lehrling im Mansfeld Kombinat. Im Internat lebend. Also von, mit 14 Jahren von zu Hause weg. Und das war im Prinzip mein Einstieg in den Bergbau. Bis dahin hatte ich absolut keine Beziehung zum Bergbau, keinen Kontakt. In unserem Bereich, in unserem Umfeld gab es keinen Bergbau. Das war eine neue Situation. Aber ich habe mich da relativ schnell hineingefunden. Nach drei Jahren Lehre wurde ich an die Ingenieurschule nach Eisleben delegiert. Mit 17 Jahren begann ich ein Studium als Bergingenieur. Hatte dabei immer etwas Kontakt zur Wismut. Da im Umfeld in Eisleben die Wismut damals zwischen 49 [1949] und 53 [1953], 54 [1954] bereits auch Uran suchte. Man hat also unter Tage im Kupferschiefer auch Uran gefunden, geringfügig. Und ich wohnte dann privat als Student. Und nicht weit von uns war die Wismut mit Schürfgräben unterwegs. Und das habe ich mir immer angesehen als junger Mensch. Das war mein Einstieg. Und man merkte schnell, dass die Einkommensmöglichkeiten reicht gut waren. Dass es auch so in der Verpflegung auch recht gute Möglichkeiten gab. Sodass ich Interesse hatte an der Wismut. 1957 als Absolvent an der Ingenieurschule, wir waren damals, man glaubt es kaum, 210 Absolventen für den Bergbau, für den Erzbergbau, Tiefbau, für die kleine DDR. Wir frugen als Studenten, wo sollen wir alle hingehen? Da hieß es, ihr werdet natürlich für die künftige Wiedervereinigung ausgebildet und müsst nach Westdeutschland gehen. Da werden viele neue Kader gebraucht (lacht). Natürlich ein Wunschdenken. Und wir sind dann sehr schnell auf Vermittlung gegangen. Und ich bekam das Glück, das war damals die neue Tendenz, dass die Wismut erstmalig auch von Außerhalb, also nicht ehemals Wismut-Angehörige, einstellte. Die dann bei der Wismut arbeiten konnten. Sodass ich also ab 57 [1957] nach Zobes im Vogtland kam. Vogtland deshalb so... ich hatte drei Möglichkeiten. Entweder nach Aue, nach Ronneburg oder nach Zobes bei Plauen. Und die Gegend (lacht) gefiel mir besonders gut. Und so, dass ich dort landete. Das war mein erster richtiger Einstieg in den, in die Leitungstätigkeit im Bergbau. Vorher habe ich zwar unter Tage im Kupferschiefer sehr viel gearbeitet. Auch zusätzlich an Wochenenden Geld verdient. Aber das war jetzt der Einstieg in die aktive Tätigkeit. Nach einem halben Jahr Assistentenzeit wurde ich dann in Zobes eingesetzt. Als Steiger, später als Dispatcher. Das heißt, man musste die Produktion während der Schicht organisieren. Und dann kam ich in die produktionstechnische Projektierungsabteilung. Das war damals auch ein Einstieg. Die Wismut merkte sicher, dass man sich auch mehr auf die technischen Entwicklungen konzentrieren musste. Bis dahin war es doch ein relativ altertümlicher Bergbau, will ich mal vorsichtig ausdrücken. Damals ging's nur, das Uran um jeden Preis zu gewinnen. Egal, mit welchen Mitteln. Jetzt ab den... Ende der 50er [1950er] Jahre wurde das anders. Die technische Entwicklung wurde forciert. Und deshalb auch die Abteilung gegründet. 1961 bin ich aber dann schon, nachdem die Lagerstätte in Zobes ziemlich ausgeerzt war, also abgebaut war, nach Ronneburg versetzt. Man hatte damals keine Wahl, wo man hin wollte. Sondern man musste hingehen, wo man hingeschickt wurde. Ich wollte ursprünglich dann in die entstehende Erdölindustrie wechseln. Das war aber keine Chance, von Wismut wegzukommen. In der Zeit wurde ich auch Mitglied in der Partei. Das war eine, also in der SED. Das war eine Grundvoraussetzung, um bei Wismut überhaupt eine Entwicklung vornehmen zu können. Sodass ich dann noch einen weiteren Grund hatte. Man geht dorthin, wo die Partei einen hinstellt, hieß es. Und ich kam dann 61 [1961] nach Ronneburg. Eine völlig neue Lagerstätte. Bei Gera liegt das. Und diese Lagerstätte war später an sich die größte überhaupt bei Wismut. Auch die Reste, die heute noch vorhanden sind, sind die größten Erz... bestände, die noch bei Wismut verblieben. (Räuspert sich) Ich bin dann ab 61 [1961] als Ober-Dispatcher eingesetzt worden. Ich war also für die Dispatcherabteilung im Tagebau Lichtenberg zuständig. Auch der Tagebau war für mich eine neue Herausforderung. Ich will damit sagen, ich habe also in den ersten Jahren viele verschiedene technologische Bedingungen durchlaufen. Das hat mir für meine spätere Entwicklung sehr viel gegeben. Sodass ich also doch einen relativ guten Überblick über einzelne Bergbauzweige, der Wismut natürlich, und der Lagerstätten bekam. Der Einstieg nach Ronneburg war dann letztendlich auch der letzte Akt, dass mein weiteres Berufsleben nur bei Wismut verlaufen wird. Bis 1963 war ich dann in verschiedenen Funktionen als Geophysiker, als Obersteiger zuletzt, tätig. Wurde dann zur Parteischule nach Mittweida delegiert. Zu der Zeit eine Familie mit zwei Kindern. Meine Frau konnte damals noch nicht arbeiten. Und das war also doch auch wirtschaftlich sehr kompliziert. Man fuhr am montags in die Schulung. Kam am Sonnabend abends zurück. Ein ganzes Jahr. Als ich zurückkam, sollte ich unbedingt als Parteisekretär eingesetzt werden. Das habe ich nicht aus, aus ideologischen oder politischen Gründen abgelehnt. Sondern einfach, dass mir diese Tätigkeit keine Befriedigung geben würde. Ich wollte unbedingt im technischen Bereich und in der Verantwortung weiter tätig sein. Bin also dann mit Murren wieder nach Lichtenberg versetzt worden. Dort anfangs als... verantwortlich für die Brandbekämpfung. Im Tagebau brannte es zu dieser Zeit an vielen Stellen. Die Halden brannten. Sodass es also doch eine komplizierte Bergbausituation war. Wurde dann über den... Gang zur... Tätigkeit als (unv.) Revierleiter, dann später als Leiter der technischen Abteilung im Tagebau Lichtenberg eingesetzt. Plötzlich ergab sich die Möglichkeit, dass die Wismut mit der Bergakademie Freiberg eine Vereinbarung traf, dass man Leute, die also als Ingenieur eine Vorbildung hatten, ihre Diplom-Ingenieurausbildung vollziehen konnten. Ich hatte früher schon mit dem Fernstudium dort begonnen an der Bergakademie. Hatte das unterbrochen, als ich nach Ronneburg versetzt wurde. Jetzt konnte ich in einem verkürzten Direktstudium die Ausbildung zum Diplom-Ingenieur vollziehen. Und kam dann 1969 von Freiberg zurück als Diplom-Bergingenieur. Wiederum zur Wismut natürlich. Ich war von der Wismut delegiert. Ich hatte eine finanzielle Unterstützung während des Studiums von der Wismut bekommen. Sodass es also logisch und vernünftig war, zur Wismut zurückzugehen. Bin dann nach Reust, in den Bergbaubetrieb Reust, versetzt worden. Erstmalig wieder jetzt nach Ronneburg ein unter-Tage-Betrieb. War dort in den Abteilungen technische Vorbereitung tätig. Und war dann für die gesamten Versatzarbeiten im Thüringer Raum... dort waren inzwischen fünf Bergbaubetriebe entstanden, für all die Koordinierung zwischen den Betrieben zuständig. Sodass es auch eine sehr interessante und verantwortungsvolle Tätigkeit war. Ich konnte also damit Einfluss nehmen auf die weitere Entwicklung der Abbau-Verfahren, auf die weitere Entwicklung verschiedener technologischer Bereiche. Das ging bis 1971. Jetzt, das war damals die, ich glaube die dritte Hochschulreform in der DDR, die Assistenten und Mitarbeiter der Hochschulen verließen, vor allen Dingen in Freiberg, die... die Hochschule. Sodass die Mögl... oder die Notwendigkeit bestand, neue Nachwuchskader (lacht) aus der Industrie zu gewinnen. Die Bergakademie wandte sich an die Wismut. Und ich bekam die Möglichkeit, in einem, in einer planmäßigen Aspirantur an der Bergakademie zum Doktor-Ingenieur zu promovieren. Wärhend dieser festgeschriebenen Aus... oder Tätigkeit, Zeit von circa drei Jahren, war ich verantwortlich für die studentische Ausbildung. Hatte eine Reihe von Vorlesungen zu bestreiten. Vor allen Dingen für die Studenten in den letzten Studienjahren. Also dann, als es darum ging, die Praxiseinführung zu gewährleisten. Hatte damit auch sehr engen Kontakt mit den Studenten. Das machte mir sehr großen Spaß, mit den jungen Menschen zu arbeiten. Sodass ich dann nach Abschluss meiner Promition, mein Vertrag mit der Bergakademie lief aus, auf Raten der Hochschulleitung für zwei Jahre in den Industriezweig Wismut zurückgehen sollte. Dort Leitungsaufgaben, Leitungserfahrung weiterhin zu sammeln. Mit der Maßgabe, mich wieder dann in Freiberg zu (lacht) weiterzuentwickeln. Will jetzt nicht ins Detail gehen. Das ging auch relativ schnell. Ich war ab dieser Zeit im Bergbaubetrieb Reust als technischer Direktor tätig. Und als die zwei Jahre abgelaufen waren hieß es von der Wismut, tut uns leid, wir können dich nicht... delegieren. Du weißt zu viel über die Wismut. Die Wismut war ja doch ein militärisch-strategisches Unternehmen. Und ich hatte auch inzwischen sehr viel Kontakt mit den anderen Ländern des, der Urangewinnung im RGW. Also mit der Sowjetunion, mit sowjetischen Betrieben, mit Tschechien, mit Ungarn, mit Bulgarien. Sodass also aus der Sicht heraus die Gefahr eines (lacht) Geheimnisverrats oder einer, vielleicht, sage ich mal... Information, die, auch wenn sie nicht unbedingt (lacht) planmäßig war, bestand. Sodass ich also nicht gehen konnte. Und wurde dann in den Nachbarbetrieb, in den Bergbaubetrieb Schmirchau wiederum als technischer Direktor versetzt. War dort über die nächsten vierzehn Jahre, nämlich bis 1990, bis zur Wende, als technischer Direktor tätig. In dieser Zeit habe ich ganz maßgeblich den... wie gesagt, damals größten Bergbaubetrieb mit damals 6000 Mitarbeitern, entwickeln können. Vor allen Dingen die, den weiteren Aufschluss der Lagerstätte. Die, die Investitionen für die Zukunft vorantreiben können. Und wurde dabei natürlich auch intensivst von einer Reihe von... naja, Organen, überwacht. Damals war mir das nicht alles so bewusst. Ich wusste es zwar, ich merkte das, aber es hat mich auch nicht allzu sehr gestört. Im Nachhinein, nach der Wende, konnte ich mir dann das ganze Dilemma ansehen. Zu dieser Zeit war auch meine Ehe inzwischen geschieden. Ich war eine neue Ehe eingegangen. Meine beiden Kinder waren doch... in Richtung Westen gewandert aus verschiedenen Gründen. Und auch zu verschiedenen Zeiten. Ich musste ständig Erklärungen abgehen, dass ich keine Verbindung zu ihnen hatte. Das war eine Grundvoraussetzung für die weitere Erhaltung der Geheimnisstufen, die ich also einzuhalten hatte. Bin dann 1990 beim plötzlichen Rückgang der Uranproduktion, es war ja über Nacht eine, eine neue Situation entstanden. Wir versuchten, dann nicht mehr ganz so viele Mitglieder, an die Bergbauangehörigen im Unternehmen, es waren vielleicht noch damals circa 4000 Mitarbeiter, die wir in Schmirchau hatten, jeder Betrieb für sich auf dem freien Markt neue Arbeitsmöglichkeiten zu suchen. Natürlich im Bergbau waren sie so gut wie ausgeschlossen. Also den anderen Bereichen, im Baubereich vor allen Dingen. Und ich bekam die Aufgabe (räuspert sich) für... den... Thüringer Raum als erstes, vor allen Dingen aber für den Bergbaubetrieb Schmirchau, er hat auch die anderen Bergbaubetriebe wesentlich umwelttechnisch, sage ich mal, beeinflusst. Eine Abfahrkonzeption, so nannten wir es damals, wie wir also den Bergbau einstellen würden, zu erarbeiten. Sodass wir im Sommer 90 [1990] bereits ein erstes Konzept hatten. Und ich wurde dann, nachdem unter Federführung einer bundesdeutschen Unternehmensberatungsfirma, der Firma Kienbaum damals, ein neues Konzept für Wismut erarbeitet wurde, dann in den... als Vorstand der Sparte Bergbau nach Chemnitz berufen. Sicher auch der Tatsache geschuldet, dass ich eine nicht ganz so reine Weste hatte. Und dass ich nicht ganz an vorderster Front, also auf der Ebene des Betriebsdirektors, stand, sondern eben in dem Fall als technischer Direktor in der zweiten Reihe. Das war an sich, glaube ich, der Hauptgrund für die... und hoffentlich auch meine fachliche (lacht) Tätigkeit. (Räuspert sich) Das wurde dann entsprechend im September 90 [1990] vollzogen. Jetzt waren wir ja unmittelbar vor der... Deutschen Einheit. Wir bekamen völlig andere Eigentümer. Die Sowjets zogen sich sehr schnell zurück. Waren zwar noch in bescheidenem Umfang im Unternehmen anwesend. Aber hatten keinerlei Entscheidungsbefugnis mehr. Und wir hatten die erste wichtige Aufgabe, ab Anfang 91 [1991], jetzt hieß es, ein Sanierungskonzept der Gesamt-Wismut zu erarbeiten. Das war meine wichtigeste Aufgabe und auch glaube ich die für mein gesamtes Leben im Bergbau. Ich habe also den aktiven Bergbau mitbetrieben, also die, von der Erkundung angefangen über den, über die Gewinnung. Jetzt kam es zum Abschluss des, des Bergbaus. Also die Sanierung war eine völlig neue Aufgabe. Wismut hatte sich so gut wie überhaupt nicht mit diesem Problem beschäftigt. Man tat bis zu diesem Zeitpunkt so, als ob es ein ewiges (lacht) Leben gab. Sicher aus finanziellen Gründen. Es hat damals bis zur Wende kein Mensch daran gedacht, in Größenordnungen finanzielle Mittel für die Einstellung des Bergbaus einzusetzen. Es waren auch völlig andere Umweltbedingungen plötzlich über Nacht entstanden, die auch zu beachten waren. Wir erarbeiteten also unter meiner Leitung das Sanierungskonzept. Ich erhielt kurzfristig die Möglichkeit, weltweit alle Uran... urangewinnenden Länder zu bereisen. USA, Kanada, natürlich Sowjetunion, Tschechien, naja, und so weiter. Es gab... und Frankreich selbstverständlich auch. Sodass wir einen Überblick bekamen, was machen denn die anderen? Das war ganz wesentlich. Siehe da, so weit waren die alle nicht entfernt von uns. Bis auf die Besonderheiten, dass sie in den, gerade in den nordamerikanischen, aber auch in Australien, wo wir waren, in den Ländern eine Sanierung der Schlammteiche, also der, wir sagten dann später, der (unv.) point, entsprechend schon vorgenommen hatten. Den aktiven Bergbau sanierten sie damals auch noch nicht. Wir nahmen uns alle Erfahrungen auf und schrieben ein Sanierungskonzept mit dem finanziellen Volumen von rund damals 13 Milliarden D-Mark. Es gab viele kritische Stimmen dazu, vor allen Dingen aus dem Bereich der Grünen. Auch der neugegründeten SPD. Vor allen Dingen der ostdeutschen Vertreter in diesen Parteien. Aber auch aus den alten Bundesländern kamen also in Anführungsstrichen erfahrene... Fachleute (lacht). Sie hatten absolut kein Uranbergbau und waren deshalb natürlich, naja doch, nicht sehr weit entwickelt. Sie bedienten sich aber dann kanadischer Gutachter. Sodass wir über viele Jahre, damals durch den Umweltminister vermittelt, kanadische Gutachter im Unternehmen hatten, die uns begleiteten. Und daraufhin wurde, auf dieser Basis dieser 13 Milliarden, das Konzept diskutiert. Und in der Bundestagssitzung im November, genaues Datum kann ich jetzt nicht sagen, November 1991, wurde dann auf dieser Basis... die Bundesregierung wollte dann wissen, was würde uns dann das ungefähr kosten, wurde dann das sogenannte Wismut-Gesetz beschlossen. Wo noch sich die Bundesregierung da... dazu erklärte, letztendlich die Gesamtsanierungskosten zu übernehmen. Das war an sich der Einstieg. Und es wurde beschlossen aus der bis dahin SDAG Wismut eine Wismut GmbH zu bilden. Jetzt kamen drei aus dem... Wirtschaftssystem, Verwaltung beziehungsweise auch Bergbau der Bundesrepublik, aus... bereits ausgeschiedene Mitarbeiter in die Wismut als Geschäftsführer. Ich wurde in die zweite Reihe als Hauptabteilungsleiter und Generalbevollmächtigter versetzt für die gesamte Sanierungsdurchführung. Das war im Prinzip dann meine wesentlich letzte Aufgabe, die ich bis Neunzehnhundert... nein, bis 2001 betrieben habe. Danach schied ich... entsprechend der Vereinbarung zwischen Betriebsrat und Unternehmensleitung der Altersentwicklung (lacht) aus dem Unternehmen aus. Wurde aber angesprochen als freier Mitarbeiter weiterhin für die sogenannten Altstandorte zu arbeiten. Altstandorte sind die Vorhaben, die vor der Gründung der sowjetisch-deutschen Aktiengesellschaft, also 1954, schon mit, durch den Uranbergbau geprägt waren. Und nicht mehr 1990 bei Wismut waren. Die zu beurteilen und die Sanierungsverpflichtung zu erarbeiten, das habe ich dann zwar schon vorher in meiner hauptamtlichen Tätigkeit nebenbei betrieben. Und dann ab 2001 dann als freier Mitarbeiter bei Wismut weiter. Habe eine Projektleitung übernommen für ein Versuchsobjekt in Johanngeorgenstadt. Und in Breitenbrunn, im oberen Erzgebirge. Und das war dann der Einstieg für die weitere Sanierung der Altstandorte. Die Thüringer konnten sich nicht einigen, dort mit einzusteigen. Die Sachsen-Anhaltiner wurden mit einem relativ kleinen Betrag abgefunden. In Sachsen-Anhalt gab es nicht viel Uranbergbau früher. Und die Sachsen gingen in mehreren Etappen Verträge mit der Bundesregierung ein zur weiteren Finanzierung der Altstandortsanierung ab 2001, kann man sagen. Und das läuft bis heute. Inzwischen gibt es den dritten Vertrag in dieser Richtung. Und die Sanierung wurde von mir noch bis 2009 begleitet. Dann bin ich auch aus verschiedenen privaten Gründen, Alters- und Gesundheitsgründen vor allen Dingen, dann aus der weiteren Tätigkeit ausgestiegen. Bin trotzdem noch der Wismut weiter verbunden. War viele Jahre im Vorstand der, des Traditionsvereins Wismut. Ich habe ihn auch mit gegründet nach der Wende. Leider gab es trotzdem ja (lacht), obwohl wir ja fast 20.000 Mitarbeiter im aktiven Bergbau hatten, nicht allzu viele Mitarbeiter, die sich dann für den Traditionsverein fanden. Trotzdem waren wir in der Regel damals fast 400 Mitglieder. Inzwischen aus Altersgründen wird das immer geringer. Auch ich... sicher auch jetzt mit Corona bedingt, bin jetzt relativ wenig involviert in der Arbeit. Wir pflegen also die bergmännische, aber vor allen Dingen die technisch-technologische Tradition. Wollen das rüberbringen. Haben das San... das... die Chronik, Entschuldigung, die Chronik der Wismut insgesamt, aber aus technischer und technologischer Sicht vor allen Dingen, beschrieben. Und pflegen das weiter. Das wäre so im Wesentlichen mein Ablauf meiner Tätigkeit. Das heißt, mein Leben hat über 50 Jahre bei Wismut stattgefunden, nur durch die Entscheidung 1951, dass ich mich im Mansfeld Kombinat als Bergbaulehrling damals beworben habe. War das der Einstieg in die Bergbautätigkeit. Man kann sagen, bis zum heutigen Tag. #00:27:24-5#

Astrid Kirchhof: Ja, das habe ich jetzt... also spannend, sehr spannend, muss ich schon sagen. Ein sehr wechselvolles Leben, auch wenn es immer bei der Wismut war, haben Sie doch sehr viele verschiedene Tätigkeiten andauernd ausgeführt. Ich würde jetzt gerne (räuspert sich), weil mir natürlich bestimmte Tätigkeiten gar nicht so wichtig... so klar sind, die Sie gemacht haben oder die Sie jetzt erzählt haben, gerne noch mal an den Anfang zurückgehen. Ich habe mir ein paar Fragen aufgeschrieben. Was mir nicht so klar war. Und das würde ich Ihnen gerne jetzt stellen noch mal. #00:27:56-5#

Rudolf Daenecke: Ja. #00:27:57-3#

Astrid Kirchhof: Also (räuspert sich) das erste ist, ist das Mansfeld Kombinat, bei dem Sie dann als junger Mensch hinkamen, war das Uranbergbau schon? #00:28:08-8#

Rudolf Daenecke: Nein. Das war Kupferschieferbergbau. Das heißt im Umfeld um Eisleben... um die Lutherstadt Eisleben gibt es seit Jahrhunterten, gab es seit Jahrhunderten Kupferschieferbergbau. Das ist eine Flöz-Lagerstätte, hat also mit dem Bergbau von Wismut nichts zu tun. Aber die Besonderheit war zu der Zeit, dass in bestimmten Teilen der Lagerstätte tatsächlich Uran vorkam. Und in den Jahren, in den frühen Jahren der Wismut, hat man ja in allen Bergbau... alten Bergbauzweigen, offenen und auch nicht tätigen, nicht mehr tätigen, den, die Uransuche vorgenommen. Sodass also damals auch dort Uran schon gesucht wurde. Ich wurde also tatsächlich erst mal in der dreijährigen Lehrzeit ausgebildet als Lehrling und für den... für den Kupferschieferbergbau. Interessant vielleicht, das war eine Lagerstätte, circa 70 Zentimeter hoher Abbau. Die Lagerstätte selbst ist nur 30, 35 Zentimeter. Der Rest war taubes Gestein, damit man sich überhaupt dort bewegen konnte. Das heißt, die Tätigkeit ging grundsätzlich nur auf den Knien. Ich bin von Hause aus relativ groß (lacht) gewachsen. #00:29:28-7#

Astrid Kirchhof: (lacht) #00:29:29-4#

Rudolf Daenecke: Sodass also mein Rücken öfters, naja, Berührung mit dem Hang oder mit dem Dach bekam. Also es war schon eine sehr, sehr anstrengende Arbeit. Das hat mich auch sicher auch besonders daran, dazu bewegt, nicht dort zu bleiben im Kupferschieferbergbau. Sondern nach Abschluss der Lehre und dann des Studiums, dann tatsächlich von, von Eisleben wegzugehen und zur Wismut zu gehen. #00:29:57-3#

Astrid Kirchhof: (Räuspert sich) Sie sagten vorher, Sie hatten eine Anzeige in der Zeitung gesehen. War das die für Mansfeld oder kam das erst später? #00:30:05-4#

Rudolf Daenecke: Nein, das Arbeitsamt hatte... ich wohnte in Oschersleben. Und das Arbeitsamt für den Kreis Oschersleben hatte so ein, in einem Amtsblatt, damals gab's ja noch keine richtige Zeitung zu der Zeit (lacht) 1951. Es gab ein Amtsblatt. Und in diesem Amtsblatt war eine Werbung für die Berglehrlinge für das Mansfeld Kombinat. Das Interessanteste war für mich, vielleicht, um das noch mal zu sagen, ich bekam als Lehrling im ersten Lehrjahr 120 Mark. Hatte keinerlei Kosten für Unterbringung, Verpflegung zu zahlen. Das heißt, das war für mich bares Geld. Mein Vater im Vergleich, sagte ja vorhin schon, hatte als Lokführer ein Nettoverdienst von circa 410 Mark damals. Um mal die Verhältnisse... das heißt, also diese finanziellen Bedingungen auch damals... es hieß damals zur Werbung: Ich bin Bergmann, wer ist mehr? Das war also sicher auch ein, ein Begriff, der dazu betragen sollte, eben junge Menschen in den Kupferschieferbergbau zu gewinnen. #00:31:14-7#

Astrid Kirchhof: Waren Sie das älteste Kind zu Hause? #00:31:17-4#

Rudolf Daenecke: Nein. Meine Schwester war noch drei Jahre älter, ich war der Mittelste. Und dann hatte ich noch eine jüngere Schwester. #00:31:24-4#

Astrid Kirchhof: Und als Sie dann ins Internat kamen, wie weit weg war denn das von Ihrem Elternhaus? #00:31:29-9#

Rudolf Daenecke: Naja, das war schon... also Luftlinie nicht so weit, vielleicht so 80 Kilometer. Aber, wenn man am Wochenende, damals wurde ja bis sonnabends gearbeitet, erst mal höchstens alle 14 Tage konnte man nach Hause fahren. Fuhr... manchmal noch längere Abstände. Dann ging ich nachmittags um drei auf die Bahn. War abends um halb zehn, um zehn bei meinen Eltern. Und am Sonntag Nachmittag, also nach 15, 16 Stunden, ging es wieder in Richtung Eisleben. Das war für mich als junger Mensch, als Vierzehnjähriger, doch eine relativ harte Zeit. Das hat mich sicher für mein weiteres (lacht) Leben doch entsprechend geprägt. #00:32:14-0#

Astrid Kirchhof: Haben Sie diesen Schritt, ins Internat zu gehen, das haben Sie mit Ihren Eltern abgesprochen, dass das...? #00:32:19-8#

Rudolf Daenecke: Na selbstverständlich. Aber es ist mir schwer gefallen. Wobei mir das erst dann richtig bewusst wurde, als ich dort war. Vorher waren das alles wunderschöne Bilder, die einem da vorgemalt wurden. Und das hinterher war dann... vor allem das erste Jahr, wenn man als doch relativ junger Mensch verrückt war, damals. Wir sind ja als Vierzehnjährige direkt damals nach unter Tage noch gegangen. Im Jahr 51 [1951] kam dann offensichtlich, so genau weiß ich das nicht mehr, die... die Regelung, dass die... dass in der DDR man erst ab 16 Jahren unter Tage arbeiten durfte. Wir mussten also nach einem halben Jahr ungefähr von unter Tage raus. Wurden wieder nur über Tage dann eingesetzt. Bis wir dann 16 Jahre, circa 16 Jahre waren. Und konnten dann die Ausbildung unter Tage fortsetzen. #00:33:15-8#

Astrid Kirchhof: Haben Sie (räuspert sich) von Ihrem Gehalt etwas abgegeben zu Hause? #00:33:21-5#

Rudolf Daenecke: Nein. Überhaupt nicht. Ich habe aber nicht, auch nichts bekommen (lacht) von meinen Eltern. Kleines Taschengeld, aber das kann man vergessen. Aber mir ging es finanziell dann recht gut, muss ich sagen, dass... Ich konnte also im Sommer auch schon eigenständig Urlaube machen, also selbst finanzieren meine ich jetzt. Also das war finanziell und wirtschaftlich, war das eine, eine gute Lösung, das muss man sagen. #00:33:49-0#

Astrid Kirchhof: Sie sagten, Sie hätten nach der Lehre dann studiert. Und haben später erzählt, Sie haben noch mal studiert. #00:33:56-2#

Rudolf Daenecke: Ja. #00:33:56-2#

Astrid Kirchhof: Das habe ich nicht ganz verstanden. Waren das zwei Studiengänge? #00:33:59-0#

Rudolf Daenecke: Ja. Ich bin, ich habe von 54 [1954] bis 57 [1957], also drei Jahre, an der Bergingenieurschule in Eisleben studiert. Das war damals, nannte man das glaube ich noch Fachschule. Wurde dann, also heute Fachhochschule halt, würde ich sagen heute. #00:34:18-8#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #00:34:19-4#

Rudolf Daenecke: So auf dem Niveau. Und habe dann danach mich beworben an der Bergakademie Freiberg zum Fernstudenten. Habe, als ich in, bei der Wismut angefangen hatte, dann mit einem Fernstudium begonnen. Dreischicht habe ich gearbeitet und da war ja noch Fernstudium an der Hochschule. War also doch eine ansprechende (lacht) eine anstrengende Zeit. Als ich dann nach Ronneburg versetzt wurde, war ich ja wieder von zu Hause weg. War also... dann von Montag bis Freitag, bis Sonnabend in Gera wohnend, habe ich dann das Studium aufgegeben. Und bin aber dann wiederum zu einem Direktstudium nach Freiberg an die Bergakademie gegangen, um zum Diplom-Bergingenieur mich ausbilden zu lassen. Das ist dann ein reines Hochschulstudium. Das heißt, erst ein Fachschulstudium, dann ein Hochschulstudium. Ich hatte ja kein Abitur, sodass ich auch als Hochschulreife dann dieses Fachschulstudium brauchte. Sonst hätte ich gar nicht an der Hochschule studieren können. #00:35:25-2#

Astrid Kirchhof: Jetzt verstehe ich das, okay. Und kam das eine, muss ich noch mal fragen, zeitlich direkt nach dem anderen? Oder war dazwischen...? #00:35:31-7#

Rudolf Daenecke: Nein. Nein. Bis... von einundfünf... Entschuldigung. Von 54 [1954] bis 57 [1957] an der Fachschule. Dann habe ich, bin ich in die Praxis gegangen zur Wismut. Und bin dann, habe dort fast zeitlich danach, das ist richtig, ein Fernstudium aber nur gemacht. Aber nur in... circa drei Jahre, knapp drei Jahre, zwei Jahre, weiß das nicht mehr genau. Und bin dann später 1966 war das dann, zum Direktstudium wiederum nach Freiberg. Also es war eine Zeit dazwischen, die letztendlich aber auch mir persönlich viel geholfen hatte, um die Praxis insgesamt überhaupt... Ich war ja als relativ, als sehr junger Mensch an der Ingenieurschule fertig. Ich war grade 20, als ich an der Ingenieurschule fertig wurde. Deswegen war es gut, dass ich eine entsprechende Praxiserfahrung sammeln konnte. #00:36:30-6#

Astrid Kirchhof: Wann hatten Sie denn dann eigene Familie? Wann haben Sie geheiratet und...? #00:36:34-3#

Rudolf Daenecke: Ich habe sehr früh geheiratet. Sicher auch geschuldet der Tatsache, dass ich immer unterwegs war. Vom vierzehnten Lebensjahr an war ich immer unterwegs (lacht). Kein richtiges Zuhause. Habe dann 1958 geheiratet. Aus der Ehe sind zwei Kinder hervorgegangen. Sicher auch der Tatsache geschuldet, dass ich sehr jung war, ist die Ehe geschieden worden. Und ich habe dann eine zweite Ehe im Jahr 71 [1971], bin ich eingegangen. Und daraus ist ein Sohn hervorgegangen. #00:37:13-7#

Astrid Kirchhof: Und mit Ihrer zweiten Frau sind Sie heute noch zusammen? #00:37:18-2#

Rudolf Daenecke: Nein, meine zweite Frau ist gestorben. Sie hatte Knochentumor. Vor zwölf Jahren inzwischen gestorben. Und ich habe eine Partnerin. Das... interessant ist vielleicht daran, dass der Mann meiner Partnerin, wir kannten uns schon viele Jahre, war auch bei der Wismut tätig. Und hatte Lungenkrebs. Und ist an der typischen Krankheit, die bei den Bergleuten der Wismut, an Lungenkrebs vor 13 Jahren verstorben. Und wir sind... fast zeitgleich sind unsere Partner verstorben. Und seit dieser Zeit haben wir erst einen lockeren Kontakt. Und wir wohnen gemeinsam in unserem jetzigen Haushalt. #00:38:07-2#

Astrid Kirchhof: Sie sagten, dass, wenn man in der Wismut weitermachen wollte, wurden Sie eben gefragt, in die SED einzutreten. #00:38:16-5#

Rudolf Daenecke: Ja. #00:38:17-1#

Astrid Kirchhof: Haben Sie da irgendwelche Tätigkeiten da ausgeführt, irgendwelche Treffen, regelmäßige gehabt? Oder was heißt das, in die SED eintreten, was musste man da machen dann? #00:38:27-0#

Rudolf Daenecke: Also erst mal war... also ich bin 57 [1957] nach Zobes gekommen. Ich hatte ein halbes Jahr Assistentenzeit. Dabei bin ich, wie das üblich ist, von einer Abteilung zur anderen gewechselt, um den Betrieb überhaupt erst mal kennenzulernen. Und dort wurde ich schon angesprochen von verschiedenen Leitern. Mensch, du bist ein junger Mensch, du kommst von der Schule, warum bist du nicht Parteimitglied? So war das bei Wismut üblich. Bis mich dann irgendwann der Parteisekretär ansprach. Aber da ich ja nicht zur Arbeiterklasse gehörte, hatte ich eine Kandidatenzeit von einem Jahr. Und die, die, die Angestellten, oder das ingenieurtechnische Personal hieß es bei Wismut, wurde auch nicht... in großen Scharen (lacht) in die Partei einbezogen. Sondern man versuchte, immer eine Kooperation Arbeiter und intenieurtechnischem Personal zu gewährleisten. Sodass ich also in einer gewissen Zeit Kandidat war (lacht). Ich musste über ein Jahr die Kandidatenzeit dann letztendlich absolvieren. Und dann wurde ich... und in dieser Zeit war es üblich, an einer Parteiversammlung teilzunehmen. Am Parteilehrjahr teilzunehmen. An den Kampfgruppenausbildungen teilzunehmen. Und was da eben noch so... und natürlich unbedingt immer über die Tagesereignisse Bescheid wissen. Wenn ich zur Schicht anfuhr, stand der Parteisekretär in der Lampenstube, mittags vor allen Dingen. Was hast du denn heute im Neuen Deutschland gelesen? Und wenn ich mal die Zeitung nicht gelesen hatte, war ich an der nächsten Versammlung bestimmt dran. Und wurde kritisiert, dass ich mich nicht so sehr interessieren würde für die Tagespolitik. Also es war schon eine sehr intensive Beeinflussung, sage ich mal. Sodass aber, das habe ich aber nicht so empfunden, sondern das war im Prinzip damals die, die übliche... das übliche Leben, sage ich mal. / Astrid Kirchhof Und als Sie... / Rudolf Daenecke Vor allen Dingen bei Wismut. #00:40:40-0#

Astrid Kirchhof: Und als Sie dann Mitglied geworden waren,... #00:40:42-7#

Rudolf Daenecke: Ja. #00:40:43-3#

Astrid Kirchhof: ...waren Sie dann auch an weiteren Treffen beteiligt? Oder...? #00:40:47-2#

Rudolf Daenecke: Na, immer so wie das... Treffen heißt ja, am Parteileben teilnehmen. Das heißt, die... an den monatlichen Mitgliederversammlungen. Und an den, damals war es noch nicht so straff organisiert (lacht), monatlichen Partei... Parteilehrjahren. Das war so die... also um die Theorie entsprechend, sagen wir, zu begreifen. Und dann bin ich nach Ronneburg versetzt worden. Und dort, sagte ich ja, bin ich dann aber zur Parteischule delegiert worden. Nach, von 63 [1963] bis 64 [1964]. Mit der Maßgabe, das war anfangs nicht klar, sondern als, als... ich bin ein Mensch, der, wenn er was anpackt (lacht), das möglichst vernünftig und kon... konsequenz zuende führt. Und habe das auch in der Parteischule so betrieben. Das heißt, ich habe mich bemüht, ein ordentliches, anständiges, organisiertes Studium zu... zu führen. Und das hat dazu beigetragen, dass ich ja eben als Parteisekretär arbeiten sollte danach. Und das habe ich im Prinzip verneint. Daraufhin trat mein erster Karriereknick ein. Ich ging als Obersteiger zur Schule und kam zurück und wurde verantwortlich für die Brandbekämpfung (lacht). Das heißt... aber das hat mir, wie gesagt, zusammengefasst nicht geschadet, das hat mir geholfen. Ich habe damit andere, andere Erkenntnisse sammeln können. Die man, wenn man nur auf einer Stelle ist, sicher nicht erreichen kann. #00:42:33-4#

Astrid Kirchhof: Sie haben erzählt, dass Sie, ich habe das so verstanden, überlegt... nach Ihrer Doktorarbeit überlegt haben, ob Sie quasi in die Wissenschaft gehen, ist das richtig? #00:42:47-7#

Rudolf Daenecke: Ja, richtig. Das war auch ein Vorschlag der Hochschule. Also meines Professors und der Lehrstuhlleitung und... deshalb wurde mir empfohlen, für zwei Jahre noch mal in die Praxis zu gehen. Ich hatte bis zu dieser Tätigkeit, ja, bis zu der Zeit... zwar Abteilungsleitertätigkeiten ausgeübt. Aber die letzten Stufen (lacht) der Leitungstätigkeit noch nicht errungen. Und deshalb sollte ich noch mal Erfahrung sammeln von zwei Jahren. Sicher auch geschuldet der Tatsache, dass der Professor letztendlich noch über einige Jahre tätig sein wollte. Wohin ich dann letztendlich folgen sollte. Und das ist aber dann, wie gesagt, aus der Situation heraus, dass Wismut mich dann einfach nicht gehen lassen wollte, dann entsprechend nichts geworden. #00:43:46-7#

Astrid Kirchhof: Wenn Sie, Sie sagten gerade, Sie waren Obersteiger und dann Brandbekämpfer, das war der erste Karriereknick dann. Ich weiß nicht, wie Sie das einschätzen, dass Sie dann doch nicht in die Wissenschaft gehen konnten. Wie, wie ging's Ihnen da emotional damit? Wie, wie konnten Sie das verarbeiten? #00:44:04-3#

Rudolf Daenecke: Damals war ich nicht begeistert. Ein, ein gewisses Trostpflaster war natürlich, dass ich von, vom Bergbaubetrieb Reust nach Schmirchau versetzt wurde. Das war ein, eine, ein, ein... die Verantwortung wurde wesentlich größer. Es war eben der größte Bergbaubetrieb damals in Schmirchau. Und es kam eine größere Verantwortung auf mich zu. Das hat sicher... sollte dazu beitragen, mich entsprechend zu beruhigen. Im Nachhinein kann ich sagen, das war der, der entscheidende Vorteil, dass ich auch nach 1990 weiterhin bei der Wismut tätig sein durfte. Wäre ich damals an die Hochschule gegangen, wäre ich spätestens 1991 evaluiert worden. Das war so die allgemeine Tendenz an den Hochschulen nach der Wende. Ich kenne viele meiner ehemaligen Kollegen von damals (lacht), die allerhand Probleme hatten. Und das hat mir im Prinzip dann auch geholfen, insgesamt die Sanierung bei Wismut letztendlich dann noch zu betreiben. #00:45:15-0#

Astrid Kirchhof: Wenn, wenn solche, sage ich mal, unvorhergesehenen Ereignisse eintreten, dass man vom Arbeitgeber dahin gesetzt wird oder da, hat sowas... und man findet es nicht so gut erstmal, hatte das Auswirkungen auch auf das Privatleben? Dass man da, ich will jetzt nicht sagen, schlechte Laune hatte, aber... #00:45:35-5#

Rudolf Daenecke: Ja. Es war... #00:45:37-0#

Astrid Kirchhof: ...Redebedarf oder Frust? #00:45:39-8#

Rudolf Daenecke: Nee, naja. Also ich war ein relativ disziplinierter Mensch muss ich sagen. Und der Arbeitgeber hat im Prinzip mit mir versucht, das normal zu beeinflussen oder zu führen oder zu lenken. Sodass das also nicht so, so gravierende Einflüsse hatte. #00:46:06-1#

Astrid Kirchhof: Sie sagten ja, Sie sind oft versetzt... also, Sie sind oft versetzt worden. War das... sind Sie trotzdem abends immer nach Hause gekommen oder war das zu weit weg? #00:46:17-1#

Rudolf Daenecke: Unterschiedlich. Also man... je nachdem, in welchen Etappen das war. Also ich bin zum Beispiel von der... erst mal, wo ich das eine Jahr zur Parteischule war, bin ich jeden Tag... nur am Wochenende nach Hause gekommen. Als ich von Zobes nach Ronneburg versetzt wurde, bin ich nur am Wochenende nach Haus gekommen. Das waren insgesamt zwei Jahre. Wo ich dann (räuspert sich)... na, das war im Prinzip schon. Sonst bin ich an sich täg... meistens nach Haus gekommen. #00:46:54-4#

Astrid Kirchhof: Wieviel, also wie war denn Ihr Arbeitstag? Wann begann der und wann endete der nprmalerweise? #00:47:00-6#

Rudolf Daenecke: Also jetzt im Bergbau, also nicht an der Hochschule? #00:47:04-8#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #00:47:05-5#

Rudolf Daenecke: Ja, da ging es etwas gemütlicher zu. #00:47:07-4#

Astrid Kirchhof: (lacht) #00:47:08-2#

Rudolf Daenecke: Also... früh um Dreiviertel fünf wurde ich von der Haustür abgeholt, spätestens. Ich hatte damals als Chef also einen Betriebsdirektor, wenn wir fünf Minuten vor fünf nicht in dem Besprechungsraum eintrafen, hieß es, du kommst wohl heute zur zweiten Schicht! (Lacht) Also ich will damit... / Astrid Kirchhof (lacht) / Rudolf Daenecke ...bloß sagen, das heißt es ging bereits früh um fünf im Betrieb bereits los. Und es war so, dass es keinen Tag vor um vier, fünf nach Hause ging. Es war dann so, dass... man musste immer in Bereitschaft sein. An Wochenenden waren die gesamten Reparaturen, vor allen Dingen Investitionen, in die Produktionsstörungen verursachten, wurden immer auf das Wochenende verschoben. Oder auf die Feiertage verschoben. Also das heißt, man war immer in, in Bewegung. Auch, wenn man zu Hause war, hatte man den direkten Kontakt zum Betrieb. War, musste immer erreichbar sein und auch im Einsatz sein. Also eine Arbeitszeit in dem Sinne, anwesend im Betrieb sage ich mal bis 15, 16 Uhr auf jeden Fall. Aber oft, und dann musste man natürlich im Abstand so von aller drei, vier Wochen abends zum Schichtwechsel im Betrieb anwesend sein. Wenn von der zweiten zur dritten Schicht gewechselt wurde. Was gab's da für Besonderheiten, was musste man einleiten. Vor allen Dingen in den Zeiten, wenn die Planerfüllung sehr kritisch war. Dann war das natürlich besonders... aufregend (lacht), mit... ich habe viele Nächte auch im Betrieb verbracht. Zur Not auch mal auf einer Rohrleitung im Heizungsraum ein paar Stunden, der war dann schön warm, genächtigt. Also das waren ganz normale Belastungen, die man heute natürlich nicht versteht. Anders war es dann später nach der Wende. Jetzt bekamen wir ja mit den bundesdeutschen ehemaligen, oder mit den Altbundesländern-Mitarbeitern (unv.) sagen, Kontakt. Die hatten einen etwas späteren Arbeitsbeginn, Gott sei Dank. Sie waren ja meistens auch nicht zu Hause. Sie waren, wohnten im Hotel. Und dann ging es jeden Abend meistens... also etwas länger. Und dann die Fahrt nach Hause wieder. Ich wohnte damals in Gera und arbeitete in Chemnitz. Das sind auch immer so 70, 80 Kilometer Entfernung. Sodass also das auch ein relativ langer Arbeitstag war. #00:50:09-1#

Astrid Kirchhof: Sie haben erzählt, als Ihre Kinder geboren wurden, war Ihre Ehefrau erst mal zu Hause. #00:50:16-1#

Rudolf Daenecke: Ja. #00:50:16-7#

Astrid Kirchhof: War... wahrscheinlich wollten Sie sie nicht gleich in den Kindergarten oder in die Krippe geben? #00:50:21-8#

Rudolf Daenecke: Da gab's ja nichts. Das war also... 59 [1959], 60 [1960] gab's noch keine große Anzahl von Kindergärten. Also wir haben lange gesucht. Mein erster Sohn ist 59 [1959] geboren. Da kam ein Kindergarten sowieso nicht infrage. Das wäre frühestens so ab dem dritten Lebensjahr möglich gewesen. Es gab dort eine Kinderkrippe, aber die kam für uns nicht infrage. Und die Kindergärten waren damals nicht so weit verbreitet, wie das dann viel später dann üblich war. Sodass wir erst sehr spät, ich wohnte damals noch in Plauen, bis 1964 wohnte ich in eben in Plauen. Und in dieser Zeit war dann im letzten, im vorletzten Jahr, war mein Sohn dann im Kindergarten. Meine Tochter ist ja dann erst später, die ist dann noch gar nicht in den Kindergarten gegangen. Erst dann, als wir nach Gera zogen (Telefon klingelt), wurde dann, sind... dort gab's dann von der (Telefon klingelt) Wismut organisierte Kindergärten. War das auch kein Problem mehr. Und dann sind die Kinder (Telefon klingelt) in den Kindergarten gegangen. #00:51:32-0#

Astrid Kirchhof: Das wollte ich fragen. #00:51:32-9#

Rudolf Daenecke: Meine Frau hat dann, meine Frau hat dann halbtags gearbeitet, Entschuldigung. #00:51:36-5#

Astrid Kirchhof: Genau, das wollte ich Sie fragen, ob das Wismut-Kindergärten später dann gewesen sind. #00:51:41-2#

Rudolf Daenecke: Ja, ja. #00:51:42-3#

Astrid Kirchhof: Und Ihre Frau hat halbtags gearbeitet, weil Sie das so wollte? Viele DDR-Frauen haben ja volltags, Vollzeit gearbeitet. #00:51:49-5#

Rudolf Daenecke: Mit zwei Kindern zu Hause und mit einer wirklich (lacht) naja, unregelmäßigen Arbeitszeit, auch damals schon. Nicht ganz so schlimm, wie in späteren Jahren. Es war damals natürlich alles noch... wenn wir (unv.) unten rum, weiter unten angesiedelten Leitungstätigkeit ist, war es nicht ganz so strapaziös. Aber es war nicht ganz ohne Probleme. Deshalb hat sie halbtags gearbeitet. #00:52:18-7#

Astrid Kirchhof: Ich habe jetzt noch gar nicht verstanden, was war der Beruf Ihrer Frau, Ihrer ersten Frau? #00:52:23-4#

Rudolf Daenecke: Meine Frau war kaufmännische Angestellte, wenn man so will. Und hat aber als Arztsekretärin die ganzen Jahre gearbeitet. Hat also, wenn man so will, den, den, den Beruf gewechselt. Hat also dort sich eingearbeitet. Hat in der Poliklinik als Arztsekretärin gearbeitet. #00:52:43-5#

Astrid Kirchhof: Okay. Und dann halbtags und dann war sie natürlich für Kinder, Haushalt, Kochen... / Rudolf Daenecke Richtig, richtig / Astrid Kirchhof ...Einkaufen und so zuständig. #00:52:51-0#

Rudolf Daenecke: Ja, ja. #00:52:52-2#

Astrid Kirchhof: Gab es auch Wismut-Schulen, wo die Kinder dann hingegangen...? Oder gab's das gar nicht? #00:52:56-6#

Rudolf Daenecke: Nein, nein, nein. Also es gab Wismut-Kinderkrippen. Vor allen Dingen für die Frauen, wir hatten ja auch relativ viele Frauen, die entweder keinen Partner hatten oder wo der Partner auch woanders wohnte. Wo die Frauen... wo die Kinder in Wochenkrippen gegeben wurden. Das war also doch schon eine sehr, naja, damals auch schon sehr kritische Situation für die Frauen. Die gaben also montags ihre Kinder ab, im Bus. Und kriegten am Sonnabend ihre Kinder zurück. Mit dem Bus gebracht. Das waren sehr früh schon solche Wochenkrippen. Dann gab's die Kindergärten. So ab den frühen 60ern [1960er Jahren], würde ich mal sagen, begann das mit Wismut-Kindergärten. Wo man über den Mitarbeiter, der bei der Wismut im Betrieb zuständig war, dann auch den Kindergartenplatz vermittelt bekam. Und die wurden sicher auch finanziell von der Wismut unterstützt. Das war also anfangs auch sehr kompliziert. Man hat alle möglichen anderen... ich kann mich entsinnen, in Gera wurde also in einem Vorort ein altes Schloss als Kindergarten ausgebaut. Und die Kinder wurden auch früh mit dem Bus dorthin transportiert. Und abends wieder zurück. Also man hat improvisiert, um sehr schnell entsprechende Kindergärten zu nutzen. Und die wurden dann aber entsprechend ausgebaut. Und dann wurde das ganze Kindergartenwesen aber mehr auf dem, auf dem allgemeinen öffentlichen Sektor ausgeweitet. Also nicht nur von Wismut betrieben. #00:54:42-1#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #00:54:42-3#

Rudolf Daenecke: Anders war es bei den Wohnungen dann. Weil mit der Wohnungsvergabe, die lief, man kann fast sagen bis zur Wende oder bis fast zur Wende, tatsächlich über den Betrieb. Der, der Betrieb hatte eine, eine, ein Zugriffsrecht, sage ich mal, auf die neu entstehenden Wohnungen. Und hatte die Möglichkeit, damit den Betriebsangehörigen Wohnungen ensprechend zur Verfügung zu stellen. Das war sehr zeitig, begann das bei Wismut. Auch schon so Mitte der 50er [1950er] Jahre, würde ich mal so ungefähr sagen. Und das war auch bis zur Wende so üblich. #00:55:24-1#

Astrid Kirchhof: Sie haben erzählt, dass Ihre Kinder später in die alten Bundesländer gegangen... / Rudolf Daenecke Ja / Astrid Kirchhof ...sind. / Rudolf Daenecke Ja / Astrid Kirchhof Ist das nach oder vor der Wende gewesen? #00:55:32-6#

Rudolf Daenecke: Vor der Wende. Meine Tochter hat in Berlin an der Humboldt-Universität studiert. Und war vor dem Examen. Hat glaube ich die Diplomarbeit schon geschrieben. Ich durfte keinen Kontakt mit ihr mehr führen. Weil sie... naja, westliche Kontakte (lacht) hatte. Und ist dann, hat dann einen Ausreiseantrag gestellt und ist in die Bundesrepublik ausgereist. Und mein Sohn ist im Jahr neun... hat, war... Verweigerer des Wehrdienstes. War damit Bausoldat. Und hat praktisch, war in der Jungen Gemeinde tätig in einer Umweltgruppe in Gera. Das war an sich der Hauptgrund der Kontaktvermeidung für mich, oder des... der entsprechenden Empfehlung. Und ist dann letztendlich im Frühjahr 90 [1990] über Ungarn damals an die, in die Bundesrepublik ausgereist. #00:56:43-5#

Astrid Kirchhof: Wie war das für sich, für Sie, wenn der Sohn in einer Umweltgruppe arbeitet? Haben Sie sich kritisiert gefühlt in Ihrer Lebensleistung? Oder in dem, was wichtig war für Sie? Und auch, als dann die Kinder ausgereist sind. Sie haben ja gesagt, dass Sie eigentlich hinter der DDR, jedenfalls wahrscheinlich hinter der Idee standen? #00:57:04-1#

Rudolf Daenecke: Ja, ja. #00:57:04-6#

Astrid Kirchhof: Wie war das für Sie, dass die, A die Kinder weg waren? Dass sie andere Ideale vielleicht auch verfolgt haben? Ja. #00:57:14-2#

Rudolf Daenecke: Fange ich mal mit meiner Tochter an. Dadurch, dass ich geschieden war, die Kinder waren bei meiner Frau in Gera. Ich wohnte in Freiberg während des, des, der Promotionszeit. Hatte ich so gut wie keinen Kontakt zu den Kindern. Und die... die, die Kontaktentwicklung ging, ging nie voran. Sondern im Gegenteil, wurde immer, immer geringer. Sicher aus der Protesthaltung heraus hat mein Sohn, ich bin jetzt schon wieder bei meinem Sohn, Entschuldigung, letztendlich dann sich der Umweltgruppe angeschlossen. Zu der Zeit wusste ich das gar nicht. Bekam dann aber die entsprechende Information über einen... heute würde man sagen, Mitarbeiter der Staatssicherheit. Damals war das ein Mitarbeiter der Kaderabteilung bei uns. Das war derselbe, sicher. Und das eben... der lernte auch bei der Wismut. Als Montageschlosser. Und dadurch war sicher auch der Kontakt vorhanden, die Information. Und dass ich also entsprechend den Kontakt zu vermeiden hätte. Und... (räuspert sich) das hat mich schon, hat mich schon gestört. Aber den Inhalt der Tätigkeit von ihm war mir zu der Zeit überhaupt nicht bekannt. Das ist mir erst alles letztendlich dann viel später, wenn man so will, nach der Wende, mit der, der Einsicht in die, die vielen, vielen Unterlagen, die über mich geschrieben und veröffentlicht wurden, dann bekannt geworden. Fast die in der Umweltgruppe (unv.). Es gab dann... Ende der DDR-Zeit, also unmittelbar vor der Wende, eine Studie über den Uranbergbau von einem Herrn [Michael] Beleites. Vielleicht haben Sie davon gehört. Wurde auch in den, in den... naja, Parteigremien der Wismut diskutiert. Zu der Zeit wusste ich noch nicht, dass mein Sohn dort beteiligt war. Als dann die Wende kam, kam der Herr [Michael] Beleites auf mich zu, sagte er, was macht denn der Michael? / Stimme aus dem Off: Der Thomas! / Rudolf Daenecke Der Thomas, Entschuldigung, meine Frau ruft mir grade zu. Der Thomas, ich bitte um Entschuldigung. #00:59:55-0#

Astrid Kirchhof: Alles gut (lacht) #00:59:56-3#

Rudolf Daenecke: Und siehe da, dass er letztendlich da in der, in der Gruppe tätig war. Sodass ich das, den Inhalt und die Tätigkeit, letztendlich erst nach der Wende, wenn man so will, erfuhr. Das heißt, mich hat vor allen Dingen zu der Zeit... auch, dass er ausreiste, wusste ich nicht zu der Zeit. Sondern das ist mir erst auch nach der Wende bekannt geworden. Bei meiner Tochter war das anders. Die studierte wie gesagt in Berlin. Und hatte dort Kontakt mit einem Bundesbürger. Eine Liebesbeziehung ist entstanden. Und mit der... durch den Partner dann später, ist sie initiiert, hat sie einen Ausreiseantrag gestellt. Sie kam dann zu mir nach Hause. Ich musste eine Erklärung unterschreiben, dass ich darauf verzichte, wenn ich mal Rentner oder pflegebedürftig bin, dass sie nicht in die DDR einreisen darf. Die habe ich heute noch (lacht). Und das habe ich sie... dort war ich natürlich erschrocken, als sie plötzlich auftauchte. Mit einem PKW mit bundesdeutschem Kennzeichen. Und siehe da, am nächsten Tag, wo ich in den Betrieb kam, war auch schon bekannt, dass mich ein Bundesbürger praktisch besucht hat. So klappte die Information innerhalb der DDR. Sodass ich letztendlich auch hier, denn ich musste eine Erklärung abgeben, dass ich also keinen Kontakt mit ihr weiter haben werde. Sonst wäre meine Berufstätigkeit auf der Ebene, wo ich tätig war, nicht möglich gewesen. Das war so in der Mitte der 80er [1980er] Jahre. #01:01:49-9#

Astrid Kirchhof: War das nicht ganz schlimm, zu wissen...? #01:01:52-4#

Rudolf Daenecke: Das war, das war schlimm, das war schlimm. Vor allen Dingen schlimm, weil sie natürlich plötzlich aber auch die DDR verließ. Und zu dem Zeitpunkt war klar, man würde nie wieder einen Kontakt mit ihr haben. Es hat auch kein Mensch damals daran gedacht, dass in Bälde es zu einer, zur Wende kam, ne. Und das war schon eine sehr kritische Situation. Ich musste mich also am nächsten Tag beim Beauftragten für Sicherheit, Ordnung und Geheimnisschutz melden. Er hat mit der Gebietsparteileitung Kontakt aufgenommen. Und wie gesagt, nach einer Erklärung, die ich dann geschrieben habe, dass ich auf einen Kontakt, weiteren Kontakt verzichte, durfte ich dann meine Arbeit fortsetzen. #01:02:37-9#

Astrid Kirchhof: Haben Sie Ihre Tochter verstanden, dass sie ausreisen will? Oder eher nicht? #01:02:43-6#

Rudolf Daenecke: Damals nicht, damals nicht. #01:02:45-5#

Astrid Kirchhof: Und hat das zu Streitereien geführt? Oder zu...? #01:02:48-1#

Rudolf Daenecke: Nein, nein. Überhaupt nicht. Ich hatte ja... die hat mich besucht. War im Prinzip vielleicht eine Stunde bei mir. Mit ihrem heutigen Lebens... heutigen Ehemann, Entschuldigung (lacht). Und wir haben inzwischen auch wieder Kontakt miteinander. Nach langen Wirren muss ich sagen, erfreulicherweise für mich. Und sie hat den... nach der Stunde eben doch sehr empört... und, und, naja... sie ist von Haus aus eine couragierte Person, doch sehr dominant, oder... meine, meine Wohnung verlassen. #01:03:29-2#

Astrid Kirchhof: Sie sagten, Sie hatten gar nicht so viel Kontakt zu Ihren Kindern nach der Scheidung. War das dann bis in die Mitte der 80er [1980er] Jahre, dass kaum Kontakt eigentlich... / Rudolf Daenecke Genau, ja, ja, ja / Astrid Kirchhof ...bestanden hat? Und auf einmal stand dann die Tochter vor der Tür und... / Rudolf Daenecke Richtig, richtig / Astrid Kirchhof ...hat gesagt, so, jetzt habe ich mich verliebt und jetzt reise ich aus? #01:03:46-6#

Rudolf Daenecke: Richtig, richtig. #01:03:47-7#

Astrid Kirchhof: Und Sie wussten gar nicht so richtig, wie Ihnen geschieht? #01:03:50-1#

Rudolf Daenecke: Ja. Na, ich, ich hatte, wenn man so will, im Prinzip nur (lacht) sporadisch Kontakt. Die ganzen Jahre. Dass ich, solange sie studierte, noch ihren Unterhalt zu zahlen hatte. Kriegte jedes Jahr eine... entsprechende Bescheinigung. Und das war im Prinzip der, der Kontakt, den ich tatsächlich noch hatte. Mehr... es gab zwischendurch eine Reihe von Konflikten, die will ich jetzt nicht weiter diskutieren. Aber das war im Prinzip der Kontakt, der tatsächlich noch da war. #01:04:19-1#

Astrid Kirchhof: Wissen Sie, wie es Ihrer ersten Frau damit ging, dass die Kinder ausgereist sind? #01:04:24-2#

Rudolf Daenecke: Das weiß ich nicht. Sicher nicht, sicher nicht gut. #01:04:28-7#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend). Sie sagten, dass Sie später mitgekriegt haben, dass Sie natürlich von der Stasi überwacht worden sind. Und dann haben Sie erwähnt, dass nach dem Mauerfall, dass... zeigte sich das ganze Dilemma. Was meinten Sie denn mit dem Wort Dilemma? #01:04:48-6#

Rudolf Daenecke: Na, der Überwachung insgesamt. Ich habe im Prinzip vielleicht... es gab, ich sagte ja auch vorhin, eine Diskussion im Bundestag zum Wismut-Gesetz. Und in diesem Zusammenhang wurde auch über die sogenannten roten Socken, die die Wismut, das Sanierungskonzept geschrieben hatten. Damit war eine Reihe von Mitarbeitern gemeint. Ich unter anderem auch. Im Bundestag diskutiert. Es waren tatsächlich zwei Mitarbeiter, die als Informelle Mitarbeiter tätig waren. Die hat man namentlich dort vorgeführt. Und auch, die wurden dann auch kurzfristig entlassen von Wismut. Und meine Person wurde sehr lange diskutiert. Und daraufhin habe ich den Antrag schon sehr früh zur, zur... Einsichtnahme meiner Unterlagen gestellt. Hat lange gedauert (lacht). Ich glaube, 93 [1993] war es dann soweit. Ich weiß es nicht mehr genau, wo ich dann die gesamten Unterlagen auf einem Schreibtisch, so 70 Zentimeter Höhe, der Akten übereinander gestapelt. Waren dann die Unterlagen, die über mich zusammengetragen wurden. Und dabei merkte ich, dass es... zum Teil sehr lückenhaft war. Ich bin dadurch, dass ich erst in Zobes war, das war die Bezirksverwaltung Wismut in Chemnitz, später nach Gera... erst Wismut, dann später die Bezirksverwaltung Wismut wurde aufgelöst. Sondern nur noch die... normale Staatssicherheit- (lacht) Zentrale. Das heißt, es ist gewechselt worden. Und da hatten sie zu dem Zeitpunkt keine Übersicht. Sodass es mir aber ausreichte, was ich dort gelesen hatte. Ich hatte über fast zehn Jahre eine intensive Beobachtung. Und das ging im Prinzip nur darum, dass wir einen neuen Lagerstättenteil aufgeschlossen haben. Mit moderneren Methoden. Aber mit, naja, will ich mal sagen, technologisch anspruchsvolleren Methoden. Haben den Vorteil, dass man Investitionen in Größenordnungen reduzieren konnte. Und sie auch strecken konnte. Und das gab einen Anlass dazu, dass ich intensivst überwacht wurde. Wir hatten auch in dieser Phase eine Reihe von, von Störungen. Bei uns hieß das Havarien. Um das ganze zuende zu bringen. Und alles das war dann Anlass, sodass ich in drei, wie nannte man das damals? Operativen Vorgängen oder so ähnlich, ich weiß es nicht mehr genau. Also damals wusste ich es sowieso nicht, als ich das gelesen habe, lief das ganze Verfahren. Interessant war, das letzte Verfahren wurde mit einem, mit einer Bemerkung abgeschlossen, handschriftlich, irgendwie ein Major oder ein höherer Dienstgrad, sage ich mal, schrieb dann drauf: Wollen wir nicht endlich aufhören, die... einzelnen Mitarbeiter zu überwachen? Dann können wir den ganzen Staat, das war also im Jahr 1989 dann, entsprechend infrage stellen. Sinngemäß. Wörtlich habe ich es nicht. #01:08:03-9#

Astrid Kirchhof: Ach! #01:08:04-9#

Rudolf Daenecke: Also, ich will nur sagen, sie haben dann sicher offensichtlich selbst nicht mehr daran geglaubt, was sie... / Astrid Kirchhof hm (bejahend) hm (bejahend) / Rudolf Daenecke Sie suchten förmlich... sodass also ich... an meinem Telefon war ständig Überwachung drin. Ich merkte das. Ich habe zum Beispiel in meinen Unterlagen auch eine Reihe von Gesprächsnotizen gefunden, die also Mitschnitte... oder, damals hat man noch nicht keine Tonbandtechnik zum Teil gehabt. Die, das merkte man, wie... das ist also offensichtlich handschriftlich mitgeschrieben worden. Und (lacht) zum Teil sind dann wirre Bemerkungen entstanden. / Astrid Kirchhof (lacht) / Rudolf Daenecke Also das heißt, ich wurde ständig überwacht. Am Wochenende gab's zum Beispiel eine, einen Plan, wie ich, wie mein Arbeitszimmer, meine, meine ganzen, meine ganze Umgebung zu überwachen ist. Sie wussten, dass ich an dem Wochenende meine Mutter in Berlin besuchen wollte. Die wohnte dort. Und das war bekannt. Ich habe, sicher habe ich darüber, davon erzählt. Und da wurde ein Plan gemacht, wie man in dem Wochenende, wenn ich also nicht im Betrieb erscheine, dann entsprechend das alles untersuchen kann. Ich wurde also von Angehör... oder von Bewohnern, ich wohnte auf dem Dorf in Brahmenau bei Gera, von einigen immer ständig... beobachtet. Und die haben auch informiert über mich. Das fand ich also alles in den Unterlagen. Also eine intensivste Kontrolle, das meinte ich mit dem Dilemma, was letztendlich... Das hat natürlich, da ich, wie gesagt, durchaus ahnte. Wenn zum Beispiel so eine Havarie war, ich sage mal den Ausdruck, das ist sicher hochtrabend jetzt (lacht), es klingt sehr kritisch, also eine Störung war, wurden wir miteinander... nacheinander, heute würde ich mal ganz vorsichtig sagen, befragt. Es war in dem Sinne ein Verhör von den Mitarbeitern der Staatssicherheit. Siehe da, meine Kollegen, Mitarbeiter wurden gehört, ich aber nicht. Als letzter Verantwortlicher dabei. Daran merkte man ganz genau, wie systematisch das aufgebaut war. Und daran erkannte ich, aha, hier wird wieder entsprechend kontrolliert. Das war also eine übliche Vorgehensweise damals. #01:10:31-0#

Astrid Kirchhof: Als Sie 1993 dann die Akten gesehen haben und auch gesehen haben, wer Sie da... ich vermute, Sie wussten dann auch, wer das war? Oder, naja, man kennt nur die Decknamen, ne? Ich weiß nicht, ob man... #01:10:45-2#

Rudolf Daenecke: Die waren alle geschwärzt, die Decknamen. Aber verrückterweise sind sogar eine Reihe von handschriftlichen Unterlagen dabei. Da kann man sofort erkennen, wer es ist. Ich weiß ja, wie, welche Mitarbeiter welche Handschrift hatten (lacht). Sodass ich bei einigen weiß, wer es war. Bei einigen weiß ich, mit wem ich telefoniert habe. Da wusste ich dann genau, wer... letztendlich... es war... sogar ein Gespräch, da sind gezielt Fragen gestellt worden, wo ich dann darauf zu antworten hatte. Oder sollte. Und man hat das entsprechend dann notiert. Also, es... man kann schon durchaus erkennen, wer... Ich habe aber darauf verzichtet, nun... man hätte einen Antrag stellen können, die Schwärzung zu beseitigen. Aber das ist für mich... die Bewältigung ist... oder die, die Vergangenheit ist erledigt. Da habe ich also keinen Grund mehr. Sicher wäre es auch heute noch mal... die Unterlagen sind ja ständig weiter vervollständigt worden, noch mal die Möglichkeit, wieder nachzusehen. Da ist (lacht) einiges noch dazugekommen. Aber ich habe da kein Interesse mehr dran. #01:12:00-9#

Astrid Kirchhof: Wie, wie ging's Ihnen damit zu wissen, wer Sie jetzt da, also von nahen Kollegen, waren Sie da überrascht? Oder... / Rudolf Daenecke Ja / Astrid Kirchhof ... verletzt? Oder wie war das? #01:12:11-8#

Rudolf Daenecke: Ich war also von... von zwei Kollegen war ich sehr überrascht oder verletzt. Einer war mein unmittelbarer Vertrauter oder Stellvertreter in meinem Bereich. Ich hatte in der Zeit auch einen Herzinfarkt. Er besuchte mich im Krankenhaus. Ich habe ihm wirklich vertraut (lacht). Und siehe da, er hat sich aber trotzdem über mich ausgelassen. Und da konnte ich genau erkennen an der Handschrift, wie gesagt, wer es war. Also das war schon deprimierend. #01:12:46-1#

Astrid Kirchhof: Können Sie im Nachhinein nachvollziehen, dass die DDR so ein Stasisystem glaubte aufbauen zu müssen? Oder finden Sie, man hätte das auch ohne... die DDR auch ohne Stasisystem, die Stasi, leben können? #01:13:02-9#

Rudolf Daenecke: Also ich glaube, das System der DDR ingesamt war ja kein System, was mit dem heutigen Kenntnisstand, muss man immer sagen, kein Dauerbestand hat. Wer letztendlich... ich fange immer mit ganz einfachen Beispielen an. Wir haben 1957, 58 [1958], wenn wir sonntags früh aus der Nachtschicht ausgefahren sind, sind wir zum Nationalen Aufbauwerk, hieß das, nach Plauen gegangen. Und haben an der Pioniereisenbahn gebaut. Oder wir sind in den Forst gegangen und haben... oder wir sind an... nach einem Dorf nach Plauen und haben den Dorfteich entschlämmt. Also das heißt, es wurde sehr... mit Begeisterung (lacht) wurde letztendlich... wir haben also alle durchaus daran geglaubt, letztendlich, dass der Staat die... nach der, nach den schlimmen Vorgängen, ich habe ja durchaus auch als Kind noch und dann natürlich auch wiederum durch Erklärungen und Informationen vieles erfahren. War das schon eine entsprechende positive Zukunft, die man dort sah. (Räuspert sich) Und wenn man dann aber im Jahr 1985, da wohnte ich auf dem Dorf in Brahmenau, wenn der Bürgermeister mal die Bushaltestelle reinigen lassen wollte, rief er auf zum Nationalen Aufbauwerk. Dann hat er gesagt, ihr kriegt für jede Stunde, die ihr dort eingesetzt werdet, noch zehn Mark mit. Ich will nur sagen, wie sich die, wie sich die Einstellung der Menschen im Staat von Jahr zu Jahr verschlechtert hat. Anfangs sind sie immer mit Begeisterung gelaufen. Und dann wurde man nur noch mit, mit Geld gelockt (lacht). Und sicher mit, mit gewissen Druckmitteln. Also (hustet) die, die, die Zukunft des Staates durch, durch... nur noch mit, mit der Überzeugung, mit der Bewussteseinsbildung zu bewerkstelligen, das war aus heutiger Sicht keine, kein... Sodass es heißt, der Staat musste die Menschen irgendwie sicher... unter Kontrolle halten, um zu wissen, wenn er den Staat erhalten will, was denkt jeder, was, was tut er. Sodass aus dem System heraus sich das normalerweise entwickelt hat. Welche Methoden nun angewandt wurden, das ist nun in jedem Land sicher unterschiedlich. Aber auf jeden Fall glaube ich, das Überwachungssystem war notwendig, um das System des Staates insgesamt zu erhalten. Und es war in den 80er [1980er] Jahren dann nur noch eine Frage der Zeit, wie es sich entwickelt. Trotzdem hat niemand (lacht) daran geglaubt zu der Zeit, dass es im... kurzfristig zu einer Wende kommt. Das... wir hatten uns alle auf dieses System eingestellt. Und waren auch relativ... relativ zufrieden, sage ich mal. Also ich will nicht sagen, dass es uns... dass wir überzeugt waren. Aber es gab keine, keine, keine riesen Opposition in dem Sinne. #01:16:35-9#

Astrid Kirchhof: Würden Sie sagen, Sie standen dann am Ende nicht mehr so hinter der DDR? Oder haben sich, ja, doch, oder schon? #01:16:45-9#

Rudolf Daenecke: Nein. Ich wäre schlimm, wenn ich sagen würde, ich stand nicht hinter der DDR. Für mich war ja nach wie vor meine Berufstätigkeit eingebettet in das ganze System DDR. Die Wismut hatte... zu der Zeit war im Prinzip nur noch die Frage, die, die Rohstoffbereitstellung für die Kernenergie zu gewährleisten. Und wir waren überzeugt, dass wir dazu einen wesentlichen... von, von Atomaufrüstung will ich mal gar nicht mehr diskutieren. Das war weltweit bekannt. Aber das war im Prinzip Geschichte, sage ich mal etwas zugespitzt. Sondern es ging mehr darum, die Rohstoffabsicherung für die weitere Kernenergiegewinnung... -nutzung zu gewährleisten. Zu der Zeit war ja das große Kraftwerk, das neue Kraftwerk Stendal in der Vorbereitung. Das heißt, es sollte letztendlich dazu beitragen, die Rohstoffe weiterhin abzusichern. Und deshalb gab es keinen Grund, sage ich mal, an der Existenz der DDR zu dem Zeitpunkt ernsthaft zu zweifeln. Wie gesagt. Wir hatten uns in diesem Staat ein... eingelebt (lacht). Und ein... ein... auch eingepasst, kann man sagen. #01:18:10-9#

Astrid Kirchhof: Ich habe jetzt noch eine Frage, bevor wir vielleicht mal eine Pause machen. Also ich will nachher, nach der Pause, noch länger über die Sanierung mal auch sprechen und Sie was fragen. Aber vor der Pause wollte ich Sie noch mal fragen. Wenn Sie an all Ihre Lebensphasen zurückdenken und an die vielen verschiedenen Tätigkeiten. Können Sie sowas sagen wie, das war... naja, vielleicht nicht die schönste Zeit, aber doch eine sehr schöne Zeit in meinem Leben? Sowohl beruflich als auch privat. Können ja auch zwei verschiedene Phasen gewesen sein. #01:18:40-5#

Rudolf Daenecke: Ja, also ich sagte ja anfangs, ich bin... wie... (lacht) die blinde Henne zum Korn in den Bergbau gekommen. Ich hatte nie die Absicht, in den Bergbau zu gehen. Aber durch die allgemeine Situation der Lehrstellenknappheit und meine eigene Entscheidung kam das über mich. Und das war für mich genau die richtige Berufsentscheidung. Das heißt, ich bin auch bis heute sehr glücklich und zufrieden damit, was ich in meinem ganzen Leben getan habe. Und das Besondere hatte ich auch schon irgendwann erwähnt, war tatsächlich, dass ich vom ersten Schritt des Bergbaus, also von der Erkundung über den Abbau, tatsächlich bis zur Einstellung und Sanierung die gesamte Bergbautätigkeit durchleben konnte. Und mich vor allen Dingen maßgeblich dazu einbringen konnte. Das war das... das Wesentliche. Das heißt, ich gehe gern heute durch unseren Kurpark. Da sehe ich die... oder ahne besser gesagt (lacht), die ehemaligen sanierten, die ehemaligen Halden, die saniert sind. Man sieht nämlich nichts mehr vom Bergbau. Das heißt, ich bin heute stolz darauf, dass das, was ich, nicht nur hier in Schlema, in Johanngeorgenstadt, in Ronneburg, in Königstein, in Seelingstädt, in Crossen, also über den ganzen Süden der ehemaligen DDR verteilt, doch positive Spuren hinterlassen konnte. Und das befriedigt mich. Das heißt, ich bin sehr zufrieden mit meinem Berufsleben, mit meinen... auch inzwischen ist mein privates Leben in Ordnung. Und in Ruhe. Und das heißt, ich kann einen ruhigen (lacht) und erfolgreichen Lebensabend hier begehen. #01:20:33-1#

Astrid Kirchhof: Eine Sache noch. Sie sagten, Sie waren Obersteiger, Brandbekämpfer, technischer Direktor, dann in der Sanierung tätig. Ich kann mir ehrlich gesagt unter den einzelnen... oder ich weiß gar nicht so genau, was Sie da immer ausführen mussten, was für Tätigkeiten. Sie müssen jetzt nicht alle, jeden einzelnen, aber vielleicht können Sie mal ein, zwei Tätigkeiten rausgreifen und mir noch mal erklären, was Sie da eigentlich genau gemacht haben? #01:21:03-2#

Rudolf Daenecke: Also ich habe angefangen nach der Assistententätigkeit als Steiger. Das heißt, das ist im normalen Maschinenbetrieb... ja, Maschinenbaubetrieb zum Beispiel oder auf dem... im Bauwesen, die Rolle eines, na, eines Meisters ist vielleicht etwas zu weit unten angesetzt, eines, einer unteren Aufsichtsperson (lacht), sage ich es mal so. Das war meine erste Tätigkeit. Und dann ging das weiter. Als Dispatcher habe ich dann die Produktion... den Produktionsablauf in einer Schicht zu organisieren gehabt. Dann war ich in der technischen Abteilung. Das heißt, wir haben dort neue technische Lösungen für die Vervollkommnung des bergmännischen Prozesses erarbeitet. Oder konkrete Projekte erarbeitet, wie die Lösung letztendlich dann umzusetzen war. Wie gesagt, dann als Geophysiker, wo ich den, die... letztendlich die, die radiologische Beurteilung der Lagerstätte im weitesten Sinne vorzunehmen hatte. Bis zur Tätigkeit als Obersteiger. Das heißt, sagt schon das Wort, steht über den Steigern (lacht). Das heißt, es ist also die etwas gehobene Aufsichtsperson, die den bergmännischen Prozess in einem Bereich oder in einem Betrieb letztendlich zu leiten hat. Und der technische Direktor, das sagt im Prinzip auch der Name, der ist dann für die gesamte technische Entwicklung des Betriebes zuständig. Vor allen Dingen natürlich für die, für die zukünftige Entwicklung. Also nicht für den laufenden Betrieb. Dafür ist meistens dann der Obersteiger ja verantwortlich. Aber für den, für die zukünftige Entwicklung. Das heißt die Investitionsvorbereitung, die Investitionstätigkeit, auch neue technische Verfahren zu entwickeln. Eine betriebsinterne Forschung zu betreiben. Oder zu unterstützen zumindestens. Das wären so die Aufgaben des technischen Direktors. Und... dann, wie gesagt, die letzte Tätigkeit war dann als Hauptabteilungsleiter in der Sanierungsvorbereitung und -durchführung. Das sagt an sich das Wort schon, dass ich letztendlich dann für die Gesamtsanierungsdurchführung verantwortlich war. Dabei hatte ich dann eine Reihe von Mitarbeitern, die mir natürlich an der, zur Seite standen. #01:23:48-1#

Astrid Kirchhof: Sie waren also als Obersteiger auch unter Tage tätig? / Rudolf Daenecke Ja / Astrid Kirchhof Aber dann die anderen Tätigkeiten waren viel, sage ich mal, auch im Büro und über Tage? #01:23:56-7#

Rudolf Daenecke: Also unterschiedlich. Ich habe also insgesamt in meiner Tätigkeit 19 Jahre unter Tage zugebracht. Angefangen von der (lacht) Lehrzeit über die Praktika, über die, die Tätigkeit in den einzelnen Leitungsebenen. Wurde jede Schicht bei uns, bei Wismut, aufgeschrieben, die unter Tage tätig war. Oder die über Tage verbracht wurde. Das war damals ganz wesentlich für die Rentenberechnung (lacht) später. Deswegen wurde das also exakt vorgenommen. Und da habe ich also 19 Jahre, circa 19 Jahre, unter Tage verbracht. In den... ich war insgesamt 50 Jahre aktiv im Bergbauprozess in allen verschiedenen Bereichen tätig. Und davon die 19 Jahre letztendlich unter Tage. #01:24:47-2#

Astrid Kirchhof: Haben Sie lieber unter oder über Tage gearbeitet? Kann man das so sagen? Oder fragen? #01:24:53-7#

Rudolf Daenecke: Naja, was lieber... also interessant ist natürlich (räuspert sich) die untertä... die unter-Tage-Tätigkeit. Wenn man vor Ort sehen kann, was passiert. Aber um tatsächlich Entscheidungen vorzubereiten, ist natürlich die über-Tage-Tätigkeit mit der Kenntnis des unter-Tage-Prozesses ganz wesentlich. / Astrid Kirchhof hm (bejahend) hm (bejahend) / Rudolf Daenecke Aber zu sagen, lieber... oder, das wäre jetzt sicher... / Astrid Kirchhof hm (bejahend) / Rudolf Daenecke Also ich fahre auch heute noch, wenn es mal die Gelegenheit gibt, gerne nach unter Tage ein. Aber heute sind ja die Möglichkeiten sehr bescheiden. #01:25:30-1#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend). Sehen Sie sich als Bergmann? #01:25:32-5#

Rudolf Daenecke: Ja. Mit Haut und Seele Bergmann. Deswegen, ich bin Bergmann, wer ist mehr? (Lacht) / Astrid Kirchhof (lacht) / Rudolf Daenecke Das war nur Spaß (lacht). #01:25:42-9#

Astrid Kirchhof: Jetzt ist es 11:25 Uhr. Wollen wir zehn Minuten Pause machen? Ist das in Ordnung? #01:25:46-9#

Rudolf Daenecke: Also wegen mir brauchen wir es nicht, wie Sie wünschen. (Pause) #01:25:49-4#

Astrid Kirchhof: Meine erste Frage jetzt wäre zu Zäsuren. Und da Sie Jahrgang 37 [1937] sind, können Sie also wahrscheinlich was sagen, ich frage Sie zu drei Sachen, 53 [1953], 61 [1961] und 89 [1989]. Also da möchte ich eigentlich nur wissen, haben Sie daran Erinnerungen an den 17. Juni 53 [17.6.1953], fangen wir mal damit an. #01:26:11-9#

Rudolf Daenecke: Ja. #01:26:12-6#

Astrid Kirchhof: Und wenn ja, was waren das für Erinnerungen? #01:26:14-8#

Rudolf Daenecke: hm (bejahend). Also 53 [1953] war ich im... ich war Lehrling im Mansfeld Kombinat im zweiten Lehrjahr. Und war im Ferienlager im Harz zu der Zeit. Dort kriegten wir gar nichts mit (Telefon klingelt). Das Ferienlager war beendet. Wir gingen (Telefon klingelt) zurück nach Eisleben. Und dort wurde das natürlich dann sofort bekannt. (Telefon klingelt) In Eisleben gab es tatsächlich, das war also nicht Wismut, sondern ein volkseigener (lacht) Bergbaubetrieb. Gab es... Proteste der, der Belegschaft. Das habe ich aber nur gehört, nicht erlebt. Und es gab auch den Einsatz von Soldaten der Roten Armee. Die also dort patrouillierten. Das wären vielleicht die Eindrücke, die ich dort vor Ort sammelte. Man hat das als... ich war damals 15 oder 16 grade. Ich muss sagen, es hat mich nicht sehr berührt. Schlimmer war es dann, ich kam dann nach Hause. Mein Vater war beteiligt an einer Demonstration in Oschersleben. In Oschersleben gab's das Elektromotorenwerk. Und... ein kleiner Betrieb, aber volkseigener Betrieb. Und dort gab es Demonstrationen. Und er hatte sich daran beteiligt. Und wurde deswegen auch mehrere Tage... na, verhört, sage ich mal. Genaues weiß ich nicht. Meine Mutter erzählte das jedenfalls dann noch. Und sie war sehr aufgeregt. Und das hat wiederum bei meinem Vater, der immer schon sehr kritisch dem, dem System gegenüberstand. Im Gegensatz zu meiner Mutter, die war sehr überzeugt (lacht) von der positiven Entwicklung der DDR. Und mein Vater war eben genau... vor allen Dingen hatte ihn gestört, später aber, dass er auf den Besuch seiner Schwester in Westdeutschland verzichten musste. (Unv.) oder auch ein Rückbesuch von ihr. Weil wir alle drei Kinder irgendwo beruflich so gebunden waren, dass wir... meine große Schwester war der, war der Ehemann bei der Grenztruppe als Offizier. Damit eingeengt (Telefon klingelt) in den Entscheidungsmöglichkeiten (lacht). Meine kleine Schwester (Telefon klingelt) war im FDJ, in der FDJ, tätig. Bezirksleitung oder der FDJ-Zentralrat zu der Zeit, so genau weiß ich das nicht mehr. Also 53 [195]3, nein, 53 [1953] war sie noch Student (lacht), Entschuldigung. Und, wie gesagt, ich war dann später eben bei der Wismut. Aber das... ich rede jetzt nicht über 53 [1953], sondern über die Folge, die mein Vater dann letztendlich beeinflusst... beeindruckt hat. Und aber nie ein glühender Verehrer der DDR, sondern hat sich immer da sehr... vor allen Dingen, wenn es um das Westfernsehen ging, gab's zu Hause immer Diskussionen im größeren Stil. Ich war relativ selten zu Hause, deswegen habe ich das nicht sehr miterlebt. Das vielleicht zu 53 [1953]. Zu 61 [1961]... 61 [1961], da war ich Soldat. In... als Reservist in der Kaserne in Eilenburg. Wir hatten... ich war... man musste... damals gab es noch keine Wehrpflicht in der Armee, sondern die, die Nationale Volksarmee wurde auf freiwilliger Basis aufgebaut. Und man versuchte, die Mannschaft zu, zu rekrutieren durch Freiwillige aus den Betrieben, die einen Reservistenlehrgang besuchten. Sodass ich also praktisch zu einem Reservelehrgang in Eilenburg, sechs Wochen oder acht Wochen ging der, genau weiß ich es nicht mehr jetzt. Und in dieser Zeit fiel der 13. August 61 [13.8.1961]. Wir hatten Sportfest angesetzt. Wurden früh um fünf alarmiert. Gefechtsbereitschaft, wie das damals hieß. Und Waffenempfang und (lacht) volle Ausrüstung. Und wurden verladen und in Richtung, Richtung... ich glaube Falkensee heißt das auf der Nord-West-Seite von Berlin, transportiert. Und waren dort über mehrere Tage kaserniert. Und das war's dann. Also 61 [1961] für mich jetzt, persönliches Erleben. Insgesamt hat das natürlich dann in der ganzen Argumentation, in der ganzen... auch in der, in der Sicherheitsinfragestellung bei Wismut, intern, eine große Rolle gespielt. Das heißt, wir... im Betrieb selbst wurden wir dann, nachdem ich wieder zurückkam merkte ich das, wurden die... naja, die... Stufen der Geheimhaltung wesentlich verschärft. Ich war aber damals noch in der technischen Abteilung tätig. Und wir wurden dann über Nacht auch kaserniert. Als... ich war dann ja Parteimitglied, Genossen, alle Genossen. In den Verwaltungen vor allen Dingen. Die also in der Produktion abkömmlich waren. Waren über mehrere Wochen in einem ausgedienten Schacht in Bergen, auch im Vogtland, stationiert nach dem Feierabend immer. Wenn wir... gingen nicht nach Hause, sondern mussten praktisch in die Kaserne. Und wurden dann eines Nachts dazu beauftragt, an der Evakuierung von, von... Bewohnern an den, an der, an der Staatsgrenze, so hieß es damals. In dem, in dem grenznahem Bereich teilzunehmen. Das war eine schlimme Erinnerung für mich. Sodass... ist bis heute nicht weg. Wir sind da in einen Bauernhof eingedrungen früh. Ich glaube, in der ganzen DDR zu einem gleichen Zeitpunkt, uhrzeitlich meine ich jetzt auch. Mit einer großen Mannschaft, 20, 25 Mann. Wir waren die, die Arbeiter (lacht) in dem Sinne. Die die Transporte machen sollten. Es gab eine Polizei. Es gab also Kriminalpolizei. Es gab einen Staatsanwalt. Also auch eine medizinische Betreuung war, wenn was passiert, wurden die Leute aus dem Schlaf geweckt. Und dann hieß es, ihr müsst in der und der Zeit, ich glaube so vier oder fünf Stunden, das Haus, die Gegend verlassen. Haben alles verladen und wurden dann transportiert in eine Gegend, die eben grenzfern war. Nach Zschopau damals. Das... die ganze Familie, die Leute haben bitterlich geweint. Das... wir saßen dann auf der Fahrt im Bus mit denen. Das war schon eine ganz schlimme... daran habe ich gemerkt, dass das letztendlich doch ein sehr, sehr radikales System ist. Dass also letztendlich keinerlei... Zugeständnisse zuließ, sage ich mal. Angeblich soll dann auch in dem Hof, das habe ich aber nicht gesehen, eine Waffe gefunden worden sein. Die Leute, die evakuiert wurden, waren ja vorher ausgesucht worden, von ihren Nachbarn wahrscheinlich entsprechend genannt. Sodass also die Leute auch sicher dort im Ort nicht beliebt waren. Ich weiß... wir hatten halt mit der Bevölkerung keinen Kontakt. Sondern nur mit der unmittelbaren Familie. Und die wurden dann in einen Bauernhof eingeliefert, der praktisch wiederum von Leuten verlassen wurde, die vorher noch, vor dem Mauerbau, nach dem Westen abhauen konnten (lacht). Das ging ja... Mitte 61 [1961], Frühjahr 61 [1961], waren ja viele Menschen, die die die DDR verlassen haben. Unter anderen auch aus der Landwirtschaft. Und die wurden dort in Zschopau einquartiert. Ich bin dann später noch mal vorbeigefahren. Habe mir... aber die Leute lebten dann nicht mehr. Die, die dort... die wir dort evakuiert. Oder sind dann vielleicht zu einem anderen Anlass auch in Richtung Westen ausgewandert. Das weiß ich nicht. Ja, das war 61 [1961]. #01:35:18-4#

Astrid Kirchhof: Ich muss noch mal kurz fragen. Wusste die Familie, dass sie kommen und dass...? #01:35:23-9#

Rudolf Daenecke: Nein. Überhaupt nicht. Überhaupt nicht. Das war im... war das Ende September oder Anfang Oktober? Ich weiß das jetzt nicht mehr so genau. Also jedenfalls im Herbst 61 [1961], sage ich mal so, war das DDR-weit von, von Rambach bis an die Ostsee (lacht), sage ich mal, fand diese Aktion gleichzeitig statt. Das wussten wir auch zu dem Zeitpunkt noch nicht. Wir wussten in der Nacht bis dahin, wo wir noch in der, in der Baracke, wir nannten das Kaserne, lebten, nicht, wo, dass wir... Wir wurden dann ins, ins Polizeipräsidium nach Plauen transportiert. Und dort wurden wir eingewiesen in die Aufgabe. Und die Leute wussten überhaupt nichts davon. Es wurde also an die Tür gepocht. Und die wurden aus dem Schlaf geweckt sofern sie noch nicht, schon wach waren. Und dann wurde eben ganz klar gesagt, dass... sie eben evakuiert werden. Dass sie letztendlich auch ihr Hab und Gut alles mitnehmen konnten. Sie konnten entscheiden, was sie mitnehmen wollten. Und wenn es sogar die Briketts waren im Keller, die wurden dann von uns verladen. Also es wurde... das, da gab's kein Problem. Aber sie mussten ihr Haus und Hof verlassen. Ohne Wenn und Aber. #01:36:39-6#

Astrid Kirchhof: Wurde der Hof später dann abgerissen, damit man...? #01:36:43-7#

Rudolf Daenecke: Das weiß ich nicht, das weiß ich nicht. Ich bin nie wieder dahingekommen. Das war erst mal Sperrgebiet. Man kam ja überhaupt nicht ins Sperr... wenn man nicht einen konkreten Anlass hatte. Ich bin auch dann nicht mehr im Vogtland tätig gewesen, sondern, wie gesagt, im Thüringer, also in Ronneburg oder Gera. Und deswegen hatte ich überhaupt keine Möglichkeit. Und... also man hätte nach der Wende dorthin fahren können. Aber... dann war ich... da bin ich fast in der Gegend dann später über die Grenze gefahren (lacht). Aber da war ich nicht mehr. #01:37:16-2#

Astrid Kirchhof: Wie ging's Ihnen denn... mit dem Umstand, da zu wissen, wir werden jetzt hier eingemauert? Haben Sie das so empfunden? Oder war das nicht... haben Sie es gar nie so als Einmauerung... / Rudolf Daenecke Ja / Astrid Kirchhof ...oder als... empfunden? #01:37:29-5#

Rudolf Daenecke: Ich... ich hatte nie die Absicht, zumindest zu dem Zeitpunkt (lacht), die DDR zu verlassen. Ich konnte... sagen wir mal, außerhalb der DDR damals noch nicht reisen. Aber wir hatten Ferienmöglichkeiten, wir hatten Reisemöglichkeiten. Ich hatte nicht die Absicht. Und damals war das Gefühl, dass sie die, die, die Klarheit über die Konsequenzen ist dann, ist viel später, dann schrittweise, erfolgt. Also nicht plötzlich... / Astrid Kirchhof hm (bejahend) hm (bejahend) / Rudolf Daenecke ...also dann... Es wurde auch dazu natürlich durch die Medien nie dazu (lacht) beigetragen, dass man Konsequenzen erahnen konnte. Sondern es wurde also alles, wie gesagt, wir sind nachts, aber nicht mit der Maßgabe, da ist in Berlin was passiert. Wir wussten gar nicht, als wir an der Kaserne alarmiert wurden, was ist denn in Berlin richtig los. Sondern wir sind, wurden in Marsch gesetzt. Und waren dort in, wie gesagt, bei Falkensee war das. Ich weiß nicht mehr genau, wie der Ort hieß dort in der... in unserer Stellung... einquartiert. #01:38:40-5#

Astrid Kirchhof: Also das wurde Ihnen dann erst in Ihrem weiteren Leben... / Rudolf Daenecke Ja / Astrid Kirchhof ...klarer, dass man zum Beispiel nicht mehr reisen, oder nicht in den Westen reisen kann oder so? #01:38:49-3#

Rudolf Daenecke: Ja #01:38:50-5#

Astrid Kirchhof: Es gibt ja immer wieder Zeitzeugen, die sagen, das hat mir auch nicht gefehlt zu reisen. / Rudolf Daenecke Ja! / Astrid Kirchhof Wir konnten ja... War das bei Ihnen auch so? #01:38:58-6#

Rudolf Daenecke: Ja, sagte ich ja im Prinzip. Ich habe zu der Zeit doch kein Bedürfnis gehabt. / Astrid Kirchhof hm (bejahend) / Rudolf Daenecke Ich bin dann auch später ohne Probleme nach Bulgarien, nach Ungarn, nach Rumänien (hustet). Auch in die Sowjetunion gereist. Das waren alles interessante Länder. Und für uns war klar, das ist eine andere Welt. Also es bestand nicht das Bedürfnis dort, dort... ich hätte es natürlich gerne mal gesehen. Aber das war... ich wusste nicht mal richtig, obwohl es grenznah war, wo richtig Bayreuth liegt. Oder Bamberg. Das ist ja... ein Steinwurf weit von, von Gera entfernt. Also Steinwurf ist jetzt ein bisschen übertrieben. Aber nicht, nicht allzu weit. Nürnberg war schon eine ganz andere Welt (lacht). Also es war... das Bedürfnis bestand damals nicht. #01:39:53-8#

Astrid Kirchhof: Standen Sie, ich muss noch mal kurz fragen, standen Sie dem Kapitalismus auch kritisch gegenüber? #01:39:58-3#

Rudolf Daenecke: Ja. Ja. Ja. Sicher auch durch die, durch die... intensive (lacht) Beeinflussung vom Parteilehrer, über Parteischule, über... die Verpflichtungen öffentlich. Auch entsprechend aufzutreten. Bei jeder Parteiversammlung hatte ich als Leiter, egal in welcher Ebene, zumindestens meine Meinung zu sagen. Dass, das... prägt einen Menschen. #01:40:26-5#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:40:27-5#

Rudolf Daenecke: Das... es wäre falsch, wenn ich... Und der Kapitalismus war für mich ein, ein System, was... naja, doch ausbeuterisch ist. Und menschenverachtend ist, so waren die üblichen... Reden. Hinsichtlich der, der, der Einschränkungen der individuellen Leistungen, vor allen Dingen des fehlenden Wettbewerbs, sowas wurde, spielte damals überhaupt keine Rolle, ne. Sondern es war ja im Prinzip die Gleichmacherei, die letztendlich aber dazu führte, dass es immer weiter abwärts ging. Es fehlte ja jeder Wettbewerb bei uns. Der leitende Mitarbeiter, wenn er hohe Verantwortung hatte, der verdiente nicht mehr als der gute Brigadier im Betrieb. Wir hatten Mühe, dann Studenten zu gewinnen, die... in die Bergbaurichtung weiter einsteigen wollten. Was... die haben gesagt, was soll ich denn studieren? Ich verdiene später... die haben das ja mit ihren Kollegen vor Ort erlebt. Ich verdiente ja nun auch nicht mehr, als wenn ich nicht studiert habe. Solche... also es war ein gleiches, ebenes Niveau. Das war das Ziel. Und das hat jede Entwicklung eingeschränkt. #01:41:47-2#

Astrid Kirchhof: Also wenn wir jetzt mal an 89 [1989] denken, ich weiß aus der Literatur und von anderen Zeitzeugen, dass ja die Wismut im Grunde genommen schon in den 70er [1970er] Jahren, Sie haben es sogar selber auch erwähnt, dass das begrenzt war, die Ressourcen. Und dass das klar war, dass wir nicht, dass sie nicht ewig Uran fördern werden können. Es wurden glaube ich auch Objekte oder Schächte jedenfalls geschlossen. Wie war denn in den 80er [1980er] Jahren die Stimmung, wenn man weiß, ja, es wird vielleicht nicht ewig weitergehen? Was machen wir dann? War das spürbar? Sie waren ja auch in der Leitung, also... #01:42:25-9#

Rudolf Daenecke: Also bis 85 [1985] gab es überhaupt keine Bedenken. Bis 85 [1985] war im Prinzip klar, die Sowjetunion ist sicherer Partner der Abnahme des Urans. Die Finanzierung oder Mitfinanzierung ist gesichert. Und da hat, bis dahin hat sich keiner ernsthafte Gedanken gemacht. Schlagartig mit der... mit dem Machtwechsel Gorbatschow, wurde ja dann die, die... die maximale Rüstung, sage ich mal, zurückgefahren. Oder zumindest erst mal angeschoben, zurückgefahren erst in den vielen Jahren danach sicher noch. Und es kam, ich kann mich noch an eine Besprechung erinnern, damals beim sowjetischen Generaldirektor. Am 11.11. [11.11.1985] (lacht), das weiß ich, weil Fasching war, 85 [1985], wo dann mit sehr relativ klaren Worten gesagt wurde, dass ab sofort die weitere Produktionsentwicklung von Wismut stark eingeschränkt wird. Stark auf Ökonomisierung und weniger auf Maximierung der Produktion gerichtet wird. Sondern, dass es wirklich nur noch um die Lagerstättenteile gehen muss, sollte, die effektiv oder effektiver abzubauen sind. Effektiv kann man sowieso nicht sagen. Und das war so der Einstieg. Und dann ging das in den einzelnen Jahren schrittweise voran. Reduzierung der Belegschaft. Die DDR hatte zu dem Zeitpunkt Arbeitskräfteprobleme. Wir sollten Wismut gesamt, glaube ich, damals 10.000 Mitarbeiter abgeben an den Maschinenbau. In... kriegten direkt Betriebe vorgegeben, die... die eben Arbeitskräfte von uns aufnehmen wollten, sollten. Unsere Mitarbeiter waren überhaupt nicht bereit dazu. Sie waren in einem geordneten Arbeitsverhältnis. Relativ gut bezahlt. Und die volkseigenen Maschinenbaubetriebe wurden zum Teil entwickelt. Wir... in einem Betrieb solltne wir sogar einen eigenen Maschinenbaubetrieb entwickeln. Also es ging dann ab 85 [1985] ganz schnell an vielen Flanken die Reduzierung auf... Reduzierung der Lagerstättenbereiche erst mal. Dass sie also regelrecht abgeschrieben wurden. Bereiche, die also nicht so effektiv mehr sind. Oder möglich werden. Und es wurde letztendlich dann auch sehr schnell die, die, die Produktionskapazitäten zusammengelegt. Bergbaubetriebe wurden dann kleinere an größere angeschlossen. Wir bekamen zum Beispiel den Bergbaubetrieb Reust zugeordnet. Und so wurde das also langsam... zügig, nicht langsam, zügig dann reduziert. Sodass wir... ungefähr... 87 [1987] oder 88 [1988], ein, ein Konzept... Wismut... also in den Bergbaubetrieben zwar initiiert, aber dann Wismut-weit dann zusammengeschrieben über die weitere Perspektive der einzelnen Bergbaubetriebe erarbeiten mussten. Und da war also dann schon klar, wie die, wie die weitere Entwicklung... natürlich, dass also in Thüringen, also in, im Bereich Ronneburg, es nur noch nördlich der Autobahn Abbaubetriebe geben sollte. Die waren aber, die Bedingungen waren viel schlechter, als die noch südlich vorhandenen (lacht). Gab's also lange Diskussionen. Jeder wollte seinen Betrieb erhalten. Und sodass also ein echter Wettbewerb, auch zwischen den Betrieben wieder entstand. Wer... und damit wurde erreicht, dass natürlich die Produktion von Jahr zu Jahr auch kostenminimierend war. In Summe natürlich war es trotzdem teurer als das vorherige Jahr, weil, da wir überall eine Kostensteigerung zu verzeichnen hatten. Aber wir konnten Maßnahmen einleiten, um eine, um eine weitere Steigerung schrittweise auch auszubremsen. #01:46:48-3#

Astrid Kirchhof: Ich muss noch mal... da fällt mir was ein. Ich muss in die 60er [1960er] Jahre noch mal was fragen. Und zwar, da kam doch unter Ulbricht das Neue Ökonomische System der Planung und Leitung. / Rudolf Daenecke Ja / Astrid Kirchhof Was auch so ein bisschen Wettbewerb vielleicht unter die... oder den einzelnen Betrieben mehr Eigenverantwortung gegeben hat. / Rudolf Daenecke Ja / Astrid Kirchhof Wissen Sie da irgendwas, ob davon die Wismut profitiert hat oder... ja, hm. #01:47:13-0#

Rudolf Daenecke: Also bei der Wismut selbstverständlich spielte es auch eine Rolle. Wir hatten ja eine, eine Parteiführung, die dem Zentralkomitee in Berlin unterstand. Das heißt, die... von dort aus wurde das aufgegriffen. Wurde viel diskutiert darüber. Die sowjetische Seite hat das stirnrunzelnd gesehen über viele Jahre. Und nicht so sehr positiv begleitet. Das heißt, wir saßen wie zwischen Baum und Borke (lacht). In der, in der Durchsetzung unterm Strich, würde ich sagen, es wurden bestimmte Strukturmaßnahmen eingeleitet. Die Objekte wurden damals auch reduziert. Also es gab ja früher eine, ein System Schacht... Schachtkombinat, Objekt und dann Generaldirektion. Und dann... dann wurde die Ebene Objekte aufgelöst. Die Schächte oder Schachtkombinate wurden dann als Bergbaubetriebe bezeichnet. Und wurden der Generaldirektion direkt unterstellt. Das würde ich sagen, ist so eine konkrete Auswirkung in der Struktur gewesen. In der, in der... Planung und Leitung des Betriebes hat sich nicht viel getan. Kann ich... also wir hatten nach wie vor das System, dass wir eine Vorgabe kostenseitig bekamen. Aber die baute auf auf dem Kostenergebnis des Vorjahres. Das heißt, wenn man im Vorjahr relativ gut gearbeitet hat, war sicher, dass man im nächsten Jahr eine entsprechende Reduzierung bekam. Und musste jetzt seinen Produktionsplan auf der Basis der reduzierten Kosten aufbauen. Das war so das System. Also von einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung einzelner Bereiche zwischen... innerhalb des Betriebes oder über den Betriebszaun hinaus, das fehlte alles. Das... sondern es ging damals mehr... es war wirklich tatsächlich die Maximierung der Produktion nach wie vor das Thema. Im Hinterkopf stand sicher die, das Gesamt... die geplante Summe der Uranlieferung an die Sowjetunion. Auf der Ebene war ich nicht tätig bis zur Wende. Also ich kannte das nur aus Papieren, die ich dann später gelesen habe, wie das ablief. Aber insgesamt hat sich das wenig ausgewirkt. #01:49:49-5#

Astrid Kirchhof: Das heißt, die Initiative unter [Walter] Ulbricht war... ja, weiß ich nicht, einfach nicht erfolgreich? Oder nicht zielführend? Oder... #01:49:57-9#

Rudolf Daenecke: (unv.) zumindestens nicht. Da... spielte das keine große Rolle. / Astrid Kirchhof hm (bejahend) / Rudolf Daenecke In der, in der Argumentation (lacht), in der, in der Öffentlichkeitsarbeit, also in der... eine riesen Rolle. Es wurde jeden Tag darüber geschrieben, geredet. Aber in der praktischen Umsetzung kann ich da nicht... wie gesagt, Strukturmaßnahmen sind mir in Erinnerung. #01:50:22-5#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend). Wenn, gehen wir noch mal zu 89 [1989] als Zäsur. Sie haben ja gesagt, ach nee, das haben Sie erst später festgestellt, dass ihr Sohn in der Umweltbewegung war. Aber Sie haben das ja vielleicht mitbekommen, dass andere Leute jetzt kritisieren, dass so viele, ja, dass die Umwelt eben zu sehr leidet. Und dass es zu viele, dass man, dass ich... keine Ahnung. Dass der Umweltschutz nicht, nicht ausreichend umgesetzt wurde in der DDR. Wie standen Sie dazu? Sie haben ja in einem Betrieb gearbeitet, der daran mit beteiligt war an der Umweltverschmutzung. #01:50:58-5#

Rudolf Daenecke: Ja, ja. Ja, also... ich merkte das dadurch, dass insgesamt die Umweltpolitik eine größere Rolle spielte. Oder überhaupt sich, man sich den, den Umweltproblemen zuwendet. Indem auch zum Zeitpunkt 85 [1985] ungefähr die, die Orientierung innerhalb der Wismut auf Umweltfragen sich durchsetzte. Das wurde in den, in den, in der... beginnend in der Generaldirektion, aber dann auch in den Betrieben Umwelt, Abteilungen Umweltschutz gegründet. Die also die Aufgabe hatten, Außenwirkungen der, der Bergbau- oder auch Aufbereitungsbetriebe zu beobachten, zu kontrollieren und zu bewerten. Und entsprechende Maßnahmen vorzuschlagen. Mir wurde in meinem Bereich die Abteilung Umweltschutz, die also neu gegründet wurde, unterstellt. Und damit hatte ich dann direkten Einfluss auf die, auf die Umweltbedingungen... kam, bekam selbst erst mal mit, wie, in welchem Umfang wir Umwelteinflüsse... zum Beispiel über den Wasserpfad. Also wir gaben das gesamte Grubenwasser an die Vorflut, das heißt an die Weiße Elster im konkreten Fall, ab. Mit... damit waren Verbunden Kontaminationen des Flussbettes, der Bachbette. Der Schlamm in den Flüssen wurde kontaminiert. Dort, wo das Wasser durch die... durch die Grundstücke lief, mussten wir beginnen, Reinigungsarbeiten durchzuführen. Ich konnte mich dann entsinnen, dass wir sogar schon in den 60er [1960er] Jahren an einem Dorfteich in Gera den Schlamm entsorgt haben. Aber nicht darum (lacht)... deshalb, weil wir einen Umweltschutz, damals in den 60er [1960er] Jahren, beachtet haben. Sondern vor allen Dingen darum, weil der Schlamm wunderbare Uranverenzungen aufwies. Das heißt, wir konnten unseren Plan, damals war ich im Tagebau Lichtenberg tätig, einen ganzen Monat von dem Schlamm, den wir aus dem Dorfteich herausholten, entsprechend erfüllen. Also wirtschaftliche Zwecke standen damals dahinter. Aber wie gesagt, ab den frühen 80ern [1980er], Mitte 80ern [1980er], ging das in neue Ten... es wurde ein... für jeden Betrieb ein Plan des Umweltschutzes erarbeitet. Und es wurden tatsächlich eine Reihe von Maßnahmen eingeführt. Wie eben, dass wir die Wässer, die also einen sehr hohen Härtegrad haben, das ist ja besonders gefährlich für die nachfolgende Industrie, die aus den Vorfluten wieder Wasser entnimmt. Zum Beispiel die chemische Industrie, die in Gera nachgeschaltet war. Dass die Wasserhärte sehr kritisch war, also musste sie reduziert werden. Damit wurden auch die Kontaminanten, die radioaktiven Kontaminanten natürlich, reduziert für die Vorflut. War ganz wesentlich. Oder der Luftfahrt. Das heißt, dass wir aus der Grube heraus radioaktiv belastete Luft ausgeblasen haben. Man... wir waren als Betrieb zuständig für die innerbetriebliche Überwachung. Für die außerbetriebliche Überwachung war das staatliche... das Amt für Atomsicherheit und Strahlenschutz zuständig. Wir bekamen dann erfreulicherweise erste Daten, wie die Belastung aus unseren Grubenwettern, so nennt man im Bergbau die Luft (lacht), also die Luft, die wir ausgeblasen haben auf die, auf die Wohngebiete. Also zum Beispiel gab es in Ronneburg einen Schacht, der direkt an der Ortsgrenze lag und dort die Abwetter in die Stadt hineinbliesen. Oder hier in Schlema, in Niederschlema zum Beispiel ein Schacht, der die Abwetter direkt in die Ortslage hineinblies. Und mit einer hohen, da es Abwetter sind, mit einer hohen Konzentration von radioaktiven Komponenten. Also Radon. Und das konnten wir dann erst mal bewerten und daraus Maßnahmen einleiten für die... für eine Reduzierung dieser Belastungen. Und jetzt kam dann plötzlich auch von außen heraus, das wurde dann, sagte ich vorhin schon, vom Herrn [Michael] Beleites vor allen Dingen, initiiert. Das war ein junger Mensch, der im Naturkundemuseum in Gera als Präparator arbeitete. Aber über den Kirchlichen Umweltkreis eine, eine Schrift über den Uranbergbau in der DDR publizierte. Mit vielen, vielen... (lacht) Unklarheiten. Das ist ganz verständlich, das war ein junger Mensch von der Vorbildung her. Den Bergbau kannte er überhaupt nicht. Er hatte aber viele Informanten, die mit dem Bergbau wieder Kontakt hatten. Und... sodass es eine, eine sehr kritische Schrift für die Wismut wurde. Das ganze wurde von dem, von der Staatssicherheit letztendlich aufgegriffen. Da wurde überwacht. Es gibt viele Publikationen dazu. Entsprechende (lacht) Filme dazu. Und das wurde auch dann in der Öffentlichkeit anfangs sehr rigoros, dann mit wachsender Umwelt... Umweltbewusstsein der Bevölkerung immer, immer etwas demokratischer (lacht) behandelt, diese ganzen Aktivitäten. Und endeten dann letztendlich nach 89 [1989] in dem direkten Kontakt der Umweltgruppen mit den Betrieben. Sodass ich... im... Ende 89 [1989] glaube ich so den ersten Kontakt zum Beispiel mit dem Herrn [Michael] Beleites hatte. Und wir uns dann auch im Kirchlichen Umweltkreis vor allen Dingen trafen. Und immer versuchten dann, aber dann schon letztendlich nach der Wende wenn man so will, dann auf einem gemeinsamen Nenner die, die (lacht) Vorstellungen zu bringen. Und Sanierungsfortschritte einzuleiten. #01:57:37-8#

Astrid Kirchhof: Das heißt, Herr [Michael] Beleites hat auch was zu Sanierung gesagt? #01:57:43-8#

Rudolf Daenecke: Zumindestens hat er Denkanstößte, sagen wir mal, initiiert. Die letztendlich dann den... in der Öffentlichkeit eine, eine kritischere Herangehensweise gegenüber der Wismut veranlasste. Und die uns dann zwang, aber etwas, naja, oder konsequenter in der, in der Vorgehensweise zu agieren. #01:58:09-9#

Astrid Kirchhof: Fühlten Sie sich von der erstarkenden Umweltbewegung eher bedroht oder fanden Sie es irgendwie gut, dass die Leute darauf, darauf hinwiesen? #01:58:19-5#

Rudolf Daenecke: Also ich fand's... sehr positiv, sage ich mal, dass jemand von außen her den Finger drauf hat. Und ich habe mich tatsächlich bemüht von Anfang an mit dieser, mit dieser Gruppe... wie gesagt, das war für mich in Ronneburg der Kirchliche Umweltkreis in Ronneburg, und... zusammenzuarbeiten. Und wir haben auch diese, den Umweltkreis gibt's heute noch erfreulicherweise. Und ich habe auch bis heute noch Kontakte zu ihm. Das zeigt also, dass wir immer ein, ein vernünftiges Verhältnis... Natürlich war nicht alles angenehm, was die uns gesagt haben. Aber wir haben dabei... naja, doch, versucht, eben das Beste daraus zu machen. #01:59:14-8#

Astrid Kirchhof: Ich hab... habe ich das richtig verstanden, dass Sie eigentlich erst in den 80er [1980er] Jahren das Ihnen bewusst wurde... welche Umweltschäden durch die Wismut entstehen? #01:59:27-0#

Rudolf Daenecke: Das kann man durchaus so sagen, ja. Die, die, die Umwelteinflüsse... (hustet) wurden innerhalb des Betriebes überwacht. Auch da kann man sicher hier und da kritisch nachfragen (lacht). Will ich jetzt aber mal aus Zeitgründen weglassen. Aber die Außenwirkung, und das ist ja das Entscheidende, die hat bei uns... der... kaum eine Rolle gespielt. Wenn ich an die riesen Kegelhalden denke, die angelegt wurden. Wie gesagt, ich war in, in Zobes im Vogtland. Dort hatten wir 13 große Kegelhalden. Die sind später zwar alle dann in die Bauindustrie (lacht) abge... transportiert worden. Da wurde eben... die Fläche, die wir brauchten, wurde requiriert. Die Leute haben eine entsprechende Vergütung bekommen und das war's. Und dann... Einspruchsmöglichkeiten hatte niemand. Und dann wurde eben der Bergbau betrieben. Die Nachfolge und die daraus entstehenden Konsequenzen, die waren für den Bergbaubetrieb bis dahin bedeutungslos (hustet). #02:00:55-1#

Astrid Kirchhof: Das heißt, Sie hatten eigentlich auch nie Angst, dass Sie selber krank werden konnten? #02:01:01-9#

Rudolf Daenecke: Jetzt reden wir wieder über die innerbetriebliche Umweltbeeinflussung. Wenn Sie so an Krankwerden denken, das Krankwerden denken. Kann ja nur passieren, wenn es innerhalb des Betriebes Einflüsse gibt. Und da gab's natürlich Bedenken. Da gab's eine entsprechende Überwachung. Vor allen Dingen der Radonbelastung. Das Entscheidende im Uranbergbau ist ja die Radonbelastung in der Luft. Und dazu gab es entsprechende... Systeme, die natürlich entwickelt wurden. Wir... muss man hier wieder unterscheiden zwischen den einzelnen Jahren. Also ich kann mich entsinnen an, an Zeiten, da gab es zwei Mitarbeiter, die sind mit der... mit einer Fußball... -blase nach unter Tage gegangen. Und haben die Luft dort aus diesem Bereich angesaugt. Und der, die Luft wurde dann ensprechend analysiert über Tage. Eine sehr, sehr zweifelhafte Methode (lacht). Das war der Einstieg. Aber dann wurde natürlich, in späteren Jahren wurden die einzelnen Betriebspunke, aber immer nur die Betriebspunkte, nicht der einzelne Mitarbeiter, das ist auch aus heutiger Sicht sicher ein Mangel. Nicht sicher, also unbedingter Mangel. Wurde jeder Betriebspunkt beurteilt. Und je nachdem, wenn ein Betriebspunkt eine hohe Belastung war, wurde der dort angelegte Mitarbeiter in einem bestimmten Zeitraum versetzt, in einen anderen Betriebspunkt zum Beispiel. Wo er eine geringere Belastung bekam. Das heißt, wir hatten ein System innerhalb des Betriebes, wo genau überwacht wurde, was bekommt der jeweilige Mitarbeiter, welche Belastung... ich rede immer nur von Radon oder radioaktive Belastung, es wurde aber nur das Radon bewertet letztendlich. Und wie muss er letztendlich gegebenenfalls, durch welche Maßnahmen, geschützt werden. Daraus resultierte auch letztendlich die hohe Zahl der Lungenkrebse aus der frühen Zeit der Wismut. In den späteren Jahren, wo letztendlich das Problem erkannt wurde, das heißt, dass man das Radon nur bekämpfen kann, indem man, wie jedes Gift, eben die Luft durch Einblasen von frischer Luft, ich rede jetzt mal nicht bergmännisch, verdünnt. Das heißt, dass man letztendlich... damit wird das Gift letztendlich (lacht)... die Radonbäder behaupten ja, wenn es ausreichend verdünnt ist, wird es heilend. Das will ich jetzt mal auch weglassen. Aber das heißt, innerhalb des Betriebes wurde es überwacht. Aber in den einzelnen zeitlichen Etappen äußerst unterschiedlich. Anfangs ganz oder überhaupt nicht. Wenn ich so an die früh... an die Ende 40er [1940er] Jahre denke. Und am Ende... doch, jetzt sehr ordentlich. Aber ganz kritisch, muss man sagen, immer nur bezogen auf den Betriebspunkt und nicht auf den einzelnen Mitarbeiter. Heute ist es üblich, dass jeder Mitarbeiter die genau erhaltene Dosis gemessen... Und heute hat jeder Mitarbeiter ein Dosimeter am Körper. Und damit wird letztendlich die Dosis ermittelt. Ich rede jetzt vom internationalen Bergbau. Bei Wismut gibt's das... heute solche Arbeitsplätze nicht mehr, wo das notwendig ist. #02:04:51-2#

Astrid Kirchhof: Sie sagten vorher, dass... ganz am Anfang, dass Ihre Frau krebskrank wurde. Das hat aber dann wahrscheinlich... / Rudolf Daenecke Nein / Astrid Kirchhof ...damit nichts zutun? #02:05:01-9#

Rudolf Daenecke: Nein. Sie war zwar auch bei der Wismut tätig, aber das wäre jetzt (lacht) verantwortungslos zu sagen, das liegt an der Wismut. Richtig ist, oder andersrum, man sollte durchaus überlegen, dass eben nicht nur der Lungenkrebs als, als Krankheit der... radioaktiven Belastung möglich ist. Sondern, dass es durchaus eine Reihe anderer Krebse geben könnte, die auch auf den Kontakt im Uranbergbau zurückzuführen sind. Das würde ich aber bei meiner Frau ausschließen. Ich denke da zum Beispiel an Kehlkopfkrebs. / Astrid Kirchhof hm (bejahend) / Rudolf Daenecke Oder an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Also sowas. Also darüber sollte, müsste sicher auch nachgedacht werden. #02:05:49-8#

Astrid Kirchhof: Sie denken jetzt dabei auch an die Krankenkassen, die vielleicht Entschädigungszahlungen vornehmen könnten? #02:05:55-8#

Rudolf Daenecke: Nicht die Krankenkassen, sondern die, die Berufsgenossenschaften, die das dann letztendlich die... (unv.) #02:06:01-4#

Astrid Kirchhof: Achso, ja, hm (bejahend), hm (bejahend), hm (bejahend). Sind Sie selbst, außer einem Herzinfarkt, auch krank geworden? #02:06:10-1#

Rudolf Daenecke: Ja. Ich... (lacht) die ganzen Krankheiten. Ich habe alle möglichen Krankheiten durch. Also Hautkrebs, Prostatakrebs, ich war erst im vorherigen Jahr zur Lungen... kontrolle. Zweifelhaft. Ist zur Zeit nicht diskutabel. Herzoperationen. Also ich habe viele Sachen durch. Das (lacht) würde ich jetzt mal nicht so sehr in den Vordergrund rücken. Mir geht's trotzdem gut. #02:06:45-9#

Astrid Kirchhof: Und bringen Sie das mit Ihrer Tätigkeit bei der Wismut in Verbindung? Also Haut- und Prostatakrebs? Oder...? #02:06:52-7#

Rudolf Daenecke: Na, das ist zum Beispiel auch so ein Problem. Habe ich bewusst (lacht) vorhin nicht genannt. Was man durchaus überlegen sollte. Ich kenne viele Kollegen aus meinem Umfeld, das ist aber auch eine typische (lacht) Männerkrankheit, die Prostatakrebs haben. Will ich jetzt nicht... Hauskrebs kenne ich auch einige, die ich immer beim Urologen oder beim Hautarzt wiedertreffe. Sodass... da muss man nachdenken. Da bin ich aber absolut überfragt. Da würde ich mich jetzt dazu nicht äußern. #02:07:28-2#

Astrid Kirchhof: Und... nicht, wie sagt man das, Sie sind jetzt da auch nicht... Sie halten jetzt da Ihrem früheren Arbeitgeber auch nichts entgegen? Also, dass Sie da finden, da wurde zu wenig getan (unv.)? #02:07:39-6#

Rudolf Daenecke: Also... bei mir ist natürlich die, die, die... Kreislaufbelastung, sage ich mal ins... ganz allgemein mit Herzinfarkt, mit Herzoperationen und so weiter, Konsequenz der Arbeitsbelastung. Aber die, die hat man in jedem anderen Beruf. Bergbau ist ein anstrengender Beruf. Und, wie gesagt, wir sind in der aktiven Produktionszeit, muss ich sagen, nicht jetzt in der Sanierungstätigkeit, immer unter dem Druck der Planerfüllung (lacht) auf der einen Seite und der Gewährleistung der Arbeitssicherheit doch in einem gewissen Dauerdruck ausgesetzt gewesen. Das kann und ist... aber da zu dem Arbeitgeber jetzt zu sagen... das, das, das entspricht meiner Berufswahl. Ich habe mich entschieden dort zu arbeiten / Astrid Kirchhof hm (bejahend) / Rudolf Daenecke ...und ich bin deswegen auch da mit ihm im, im, im Reinen, wenn man so will. #02:08:36-7#

Astrid Kirchhof: Eine Frage habe ich dann noch. Wussten Sie, zumindest in den 60er [1960er] Jahren, persönlich, dass es ein Gesundheitsrisiko sein könnte, da zu arbeiten? #02:08:47-8#

Rudolf Daenecke: Ja. Ja. Also ich, ich war ja zur Ingenieurschule bis 57 [1957]. Dort kriegten wir schon in der, in der Ausbildung war ein neues Fach Kernphysik. Damals war der große, große Schrei nach, nach Kernenergie. Es ging nicht um die (Telefon klingelt) atomare Rüstung, sondern um die Kernenergie, schon damals, 57 [1957], 56 [1956], (Telefon klingelt), 57 [1957]. Und in dem Zusammenhang wurde auch schon über die Strahlungsproblematik (Telefon klingelt) informiert. Und das war auch im Betrieb, wo ich dann zur Wismut kam, wurde das informiert. Aber! Die, die Information der einen Seite und die, die, die Realität im Verhalten der Mitarbeiter andererseits war natürlich immer zwiespältig. Das heißt, man hat gewusst, was auf einen zukommen könnte. Aber die Leistung, die man bringen wollte, die, den Verdienst, den man erwirtschaften wollte, das war vordergründig und wurde zurückgestellt. Und später sogar auch eben auch die Arbeitsbedingungen. Ich kann mich entsinnen an Erfahrungen in Thüringen, wo natürlich die radioaktive Belastung bei Weitem nicht so hoch war wie in Zobes, wo ich angefangen hatte. Dass die, die Mitarbeiter, die Ortsbewetterung, wir hatten also vor Ort noch eine Belüftung, um noch mehr Luft einzutragen, abgeschaltet haben. Erstens war es sehr laut. Und außerdem war es sehr kalt von der frischen Luft. War nicht angenehm. Da hat mal also einfach die Bewetterung abgeschaltet. Wenn man da vor Ort kam gab's jedes Mal eine furchtbare (lacht) Diskussion. Warum, weshalb. Und man hat auch versucht aufzuklären. Natürlich hat man nun nicht jedem gesagt, denke daran, dass du nächste Woche einen Lungenkrebs kriegen kannst. Aber die, die Konsequenzen sind ständig genannt worden. Ich wundere mich manchmal, dass man jetzt heute behauptet, es war nicht klar. Also es wusste jeder, der in dem Uranbergbau, zumindest in den 60er [1960er], 70er [1970er] Jahren, ging, dass hier eine Strahlenbelastung einhergeht. Entscheidend war, dass man Maßnahmen einleitet, die Belastungen in Grenzen zu halten. Ich kann mich noch entsinnen, als ich nach Zobes kam 1957, war grade der Zeitpunkt, wo bei Wismut insgesamt die großen Hauptgrubenlüfter überall in Betrieb gingen. Das heißt, dass man aus der bescheidenden Bewetterung, die man bis dahin, also bis Anfang der 50er [1950er] Jahre hatte, durch größere Luftmengen verbesserte. Und so hat sich das letztendlich dann, von dieser Zeit an glaube ich, durchaus positiv entwickelt. Und der, der, die Erkrankungsrate oder Todesrate an Lungenkrebserkrankten, die geht fast... einher mit, mit dieser Tendenz, die ich nannte. Dass man anfangs keinerlei Überwachung hatte, wenig Einflussnahme auf die Bewetterung. Und das, das dann systematisch verbessert hatte. Und damit Erkrankungen zurückgegangen sind. Natürlich gibt es auch hier, wie bei jeder Regel, Ausnahmen, die will ich jetzt weiter nicht diskutieren. #02:12:24-2#

Astrid Kirchhof: Wenn wir mal zur Sanierung noch mal kommen. Sie haben ja schon ein bisschen... also zuerst wollte ich Sie noch mal fragen, waren Sie tatsächlich der für das Sanierungskonzept Hauptverantwortliche? #02:12:36-5#

Rudolf Daenecke: Ja! Ja. Wie gesagt, es wurde im Septembre 1990, wurde aus der SDAG Wismut, wurden fünf Sparten gebildet. Hoffentlich bringe ich sie alle noch zusammen. Die Sparte Bauwesen. Die Sparte Maschinenbau. Die Sparte Ingenieurwesen. Die Sparte Transportwesen. Das sind alles die für mich unbedeutenden Sparten. Die, das sind die Sparten, die nach Meinung des damaligen Unternehmensberaters in die neue... na, Wirtschaftspolitik, sage ich mal ganz allgemein, eingeführt werden. Die also sinnvoll waren nach Meinung des Unternehmensberaters, weil man damit durchaus Gewinn erwirtschaften könnte. Und es gab die fünfte Sparte, die Sparte Bergbau. Das war, da wurde ich als Vorstand berufen. Und diese Sparte Bergbau hatte acht Bergbaubetriebe, zwei Aufbereitungsbetriebe, und einen geologischen Betrieb. Das sind die Betriebe, die tatsächlich an der unmittelbaren Urangewinnung und -verarbeitung beteiligt waren. Und mit Wirkung dieser Spartenleitung, die dann zum Jahreswechsel 90 [1990], 91 [1991] auch (lacht) in... also tatsächlich wirkte. Ich war also seit September schon aktiv tätig gewesen. Aber mit einer... haben wir als erste wichtigste Aufgabe erhalten oder gesehen, wie können wir diese Betriebe insgesamt abfahren, haben wir damals gesagt. Also die Produktion ein... sinnvoll einstellen. Und zu einem, zu einer bergmännisch notwendigen Verwahrung kommen. Also Sicherung, für die Umwelt. Und haben... wie wir optimistisch organisiert waren, innerhalb eines Vierteljahres ein Konzept aufgeschrieben für jeden Schacht... Entschuldigung, für jeden Bergbaubetrieb ein, eine eigenständige Konzeption. Jeder Betrieb hat das für sich gemacht. Wir, wir haben das in der Unternehmensleitung, also im Vorstand der Sparte Bergbau, zusammengeführt. Und haben letztendlich im... Frühjahr 91 [1991] den... gegenüber den kanadischen Gutachtern dieses Kontept erst nur verteidigt. Wir sind, wie gesagt, hatte ich vorhin schon erwähnt, deshalb weltweit gereist (lacht). Hatten auch eine Reihe anderer Gutachter. Das Wirtschaftsministerium, was inzwischen ja Anteilseigner war der Wismut, geworden war, hatte einen Eigengutachter noch bestellt. Sodass wir zwischen der, den (lacht) Mühlen der Gutachter waren. Und natürlich wurde das Papier zerrissen. Vor allen Dingen unter der Maßgabe, ihr habt ja euch immer nur auf einer Variante be... orientiert. Ihr habt keine Variantenbetrachtung gemacht. Also, so wie wir das in den vergangenen Jahren immer gewöhnt waren. Das war uns Anlass genug, sofort das Ganze zu vervollkommnen. Wir haben praktisch bis in den zeitigen Herbst 91 [1991] intensivst an einem neuen Konzept gearbeitet. Und kamen dann, das war das Entscheidende für die Vertreter der Bundesregierung, zu der Maßgabe, wir schätzen circa 13 Milliarden D-Mark Sanierungsaufwendung ein. Das gab einen riesen Aufschrei der Gegner (lacht). Die haben bis hundert Milliarden hoch gepokert. Andere, die sowjetische Seite vor allen Dingen damals noch, das ist Wahnsinn! Sie sahen sich ja noch eventuell in der Pflicht der Sanierungskostenübernahme. Sodass wir hier lange innerbetriebliche Diskussionen hatten. Und dann das Ganze vorgelegt haben. Und das hatte ich vorhin schon erklärt, gab's dann... inzwischen bildeten sich die beiden Landesregierungen Sachsen und Thüringen. Und die Umweltministerien, die jetzt ganz neu in diese Diskussion einstiegen. Absolut keine Fachleute, völlig verständlich. Sie mussten sich einarbeiten in die ganzen Materien. Stützten sich also voll auf die kanadischen Gutachter. Ich wusste zum Glück aber, was die Kanadier im eigenen Haus machten inzwischen. Das war gut, wie die entsprechenden Informationen im Vorfeld an uns rüberkamen. Sodass wir also auch durchaus einen weltweiten Vergleich dann schon anstellen konnten. Also es wurde dann letztendlich, natürlich mit vielen Ach und Weh (lacht) in die... in das Bundes... in das Gesetz, in das Wismut-Gesetz, glaube ich, nannten... hieß es damals richtig, eingeflossen. Und diese 13 Milliarden sind festgenagelt worden. Dabei hatten wir, wenn ich das noch richtig weiß, circa zehn Milliarden echte Sanierungskosten fixiert und die drei Milliarden wurden als Risikoaufschlag auf dreizehn Milliarden dazugeschlagen. Hatten zu dem Zeitpunkt aber die von mir vorhin genannten Altstandorte überhaupt nicht berührt. Hatten keine Nachsorgekosten. Das heißt, wenn die Sanierung abgeschlossen ist, werden ja immer noch Nachsorgeaufwendungen entstehen. Wie zum Beispiel Wasserbehandlung oder Luftüberwachung. Die hatten wir gar nicht beachtet. Sodass man heute, wenn ich es in D-Mark umrechne, ungefähr bei 16 Milliarden D-Mark gelandet ist. Das heißt, das, was wir in... 91 [1991] (lacht) aufgeschrieben haben, hat sich nur um läppische drei Milliarden erhöht (lacht) (Telefon klingelt). Aber mit der Maßgabe (lacht), muss ich sagen, dass wir damals wesentliche Punkte, ich habe es schon grade genannt, nicht berücksichtigt haben. Die sind... sodass das ganz logisch ist. Das heißt, wir haben im Gegensatz den Flughafen oder zum... das ist der Frankfurter, zum Frankfurter... Bahnhof hier, nicht Frankfurter, Stuttgarter Bahnhof, Entschuldigung, keinen Aufwuchs in solchen Größenordnungen wie sonst allgemein üblich. Sondern, es ist eine ganz normale finanzielle Entwicklung entstanden. Natürlich haben wir damals im Sanierungskonzept auch Lösungen eingeschrieben, die dann nicht realisierbar waren. Aber die durch andere Lösungen ersetzt wurden. Das ist ganz normal. Wenn man ein Konzept schreibt, ist das eben der erste Einstieg. Dann wurden daraus entsprechende Sanierungsprojekte erarbeitet, die natürlich dann viel präziser waren. Und dann das Ganze untersetzt haben. Aber ich... bin stolz darauf (lacht), dass tatsächlich unter meiner Verantwortung das Ganze zusammengeführt aufgeschrieben war. Und ich sage immer, damit habe ich wesentlichen Einfluss auch auf die dritte Etappe des Bergbautreibenden, nämlich die Sanierung des Bergbaus entsprechend voranzubringen. #02:20:00-5#

Astrid Kirchhof: Haben Sie damals vorausgesagt, wie viele Jahre die Sanierung dauern würde? #02:20:06-7#

Rudolf Daenecke: Nein. Wir haben aber geschätzt, dass zehn Jahre. Und mein erster Geschäftsführer, der kam aus der... der war pensioniert. Kam erst, nachdem die Wismut GmbH gegründet war. Kam aus der Ruhrkohle. Der hat gesagt, das ist viel zu lang! Das muss viel kürzer sein. Aber das, das Ergebnis sehen wir ja heute selbst. Ich persönlich habe auch nicht gedacht, dass es so lange gehen würde. Das muss ich ganz klar sagen. Also ich habe so mit 20, 25 Jahren durchaus gerechnet. Aber wir sind ja heute schon bei über 30 Jahre. Und es wird noch mal mindestens 10, 15 Jahre weitergehen. #02:20:48-6#

Astrid Kirchhof: Woran liegt das, dass es so lange dauert? #02:20:53-8#

Rudolf Daenecke: (lacht) Ja. Also erstmal natürlich, dass wir zum Zeitpunkt... 91 [1991] viele Lösungen nicht kannten. Das ist ganz klar. Dass wir vor allen Dingen die Umweltgesetzgebung nicht kannten. Und vor allen Dingen, wir kannten nicht die, die Einflussnahme von Genehmigungsbehörden. Die Einflussnahme der Öffentlichkeit insgesamt auf Sanierungslösungen. Das hat sich dann in den Folgejahren wahnsinnig entwickelt. Heute ist ja die Wismut ein relativ harmloses Unternehmen der Öffentlichkeit im Gegensatz zu den 90er [1990er] Jahren, wo jede Sanierungslösung in der Öffentlichkeit zerrissen wurde erst mal. Das heißt, das hat... die Einflussnahme der Behörden und ihre, ihre Verpflichtung gegenüber der Öffentlichkeit muss ich sagen, hat ganz entscheidend auf den Sanierungsfortschritt Einfluss ausgeübt. Unser Ziel war es ja, möglichst unsere Mitarbeiter zu beschäftigen. Sinnvoll (lacht) zu beschäftigen. Wir wollten sie ja nicht in die Arbeitslosigkeit oder in eine andere Berufsgruppentätigkeit entlassen. Das heißt, wir haben ständig darum gekämpft, Genehmigungen zeitnah zu erhalten. Dazu mussten aber entsprechende... technische, labortechnische, andere Voraussetzungen erst mal geschaffen werden. Es wurden sehr viele wissenschaftliche Untersuchungen angestellt. Grade die Flutung eines Grubengebäudes... unter den heutigen... das heißt, dass das ganze Grubengebäude unter Wasser gesetzt wird, die Modellierung dazu. Das waren also alles neue Aufgaben, die bis dahin auch in der Bergbautheorie (lacht), sage ich mal, wenig, kaum eine Rolle spielten. Und die Wismut damit auch, zum Beispiel für den... für die jetzige Sanierung des Ruhrkohlebergbaus, für die Flutung daraus, durchaus beispielgebend ist. Weil wir zu... schon gezwungenermaßen in den 90er [1990er] Jahren uns mit diesen Problemen beschäftigen mussten. Aber vorher gab's das nicht. Und das hat alles dazu beigetragen, dass die... die Sanierungsfortschritte dann langsamer vorangingen. Und sodass letztendlich heute, wie gesagt, aber das ganze Geschäft ein gelassenes (lacht) und mit... wohlwollenden Einflüssen der Öffentlichkeit (Telefon klingelt) sage ich mal, abläuft. #02:23:38-0#

Astrid Kirchhof: Haben Sie damals auch festge... oder Empfehlungen ausgesprochen, wie viele Personen entlassen werden müssen? #02:23:47-7#

Rudolf Daenecke: Na, wir haben indirekt das natürlich gemacht. Indem wir immer nachweisen mussten, wie viele Mitarbeiter... wir hatten ja ein bestimmtes Budget. Auch das war damals noch... im Rahmen des Bundeshaushalts wurde festgelegt, wie viel Sanierungskosten pro Jahr von der Wismut in Anspruch zu nehmen sind. Und daraus ergab sich letztendlich das Budget für die Wismut. Und unter Beachtung der sonstigen Kosten war ganz klar, was bleibt für die Mitarbeiterfinanzierung übrig. Und daraus ergab sich indirekt natürlich eine Konsequenz der... der Arbeitskräftezahl. Das Ganze floss natürlich in der gegenseitigen Abstimmung ineinander über. Und sodass wir dann daraus, erfreulicherweise immer ohne größere Konflikte die Mitarbeiterzahl von Jahr zu Jahr reduzieren konnten. Ohne, dass es zu großen sozialen Konflikten in der Belegschaft kam. #02:25:02-9#

Astrid Kirchhof: Können Sie noch mal inhaltlich ein paar Sachen sagen, was Sanierung beinhaltet genau? #02:25:08-9#

Rudolf Daenecke: Ja, also erst mal würde ich unterscheiden zwischen den Bergbaubetrieben und den Aufbereitungsbetrieben. In den Bergbaubetrieben geht's darum, das Grubengebäude erst mal, also Schadstoffe aus dem Grubengebäude soweit wie möglich zu entfernen. Da das Grubengebäude in jedem Fall dann in eine normale, wir sagen Flutung, überführt wird. Das heißt, das, der Grundwasserspiegel, der ja... technisch theoretisch, technisch abgesenkt wurde während des Bergbautreibens, der steigt systematisch wieder an. Bis auf den, möglichst auf den Ursprung der, des Grundwassers. Das heißt, alle Hohlräume, die unter Tage geschaffen wurden, laufen wieder voll Wasser. Die lösen Schadstoffe aus. Und diese Schadstoffe, wenn dann das Grubengebäude vollgelaufen ist, läuft es über (lacht). Das heißt, das Wasser läuft ja ständig weiter zu. Und läuft zu einer Schwachstelle, läuft es dann über in die Vorflut. An der Stelle muss man das Wasser fassen und muss es behandeln. Was heißt behandeln, dass es schadstofffrei in die Vorflut abgegeben werden kann. Das ist ein Schwerpunkt. Das heißt die Flutung und die Schadstoffreduzierung. Ein zweiter Schwerpunkt im Bergbau ist die Betriebsflächen, die über Tage sind, die Gebäude, die über Tage sind für den Bergbau und die Halden, die angelegt wurden. Da gab's natürlich viele Ideen. Aber der Schwerpunkt war im Prinzip, den, die Halden möglichst an Ort und Stelle zu belassen, wo es ging, abzudecken und durch eine entsprechende Reduzierung der Infiltration, also der Niederschläge, entsprechend die Schadstoffausträge zu minimieren. Auch dort muss man Wasserbehandlungen im Bedarfsfall installieren. Das sind Nachsorgekosten eben, die durchaus viele, viele Jahrzehnte mal auftreten können. Aber es muss vor allen Dingen erreicht werden, dass Radon aus den Halden in zulässigen Grenzen nur austritt. Also den Radonaustritt reduzieren. Sonst besteht die Gefahr, dass den Halden vorgelagerte Wohnbebauungen durchaus mit Radon belastet werden. Und damit hätte ich für den, für die Öffentlichkeit eine... ein Krebsrisiko, ein Lungenkrebsrisiko bestehen könnte. Das wären so der, die wirklichen stark reduzierten Schwerpunkte eines Bergbaubetriebes. Im Aufbereitungsbetrieb sind, und das ist an sich der viel kritischere Punkt gegenüber dem Bergbau (lacht), ist... im Aufbereitsbetrieb wird ja aus dem Erz die entsprechende kon... die entsprechende... das Substrat, was man gewinnen will, also das Metall, haben wir gesagt, herausgelöst, das Uran. Aber die anderen radioaktiven Komponenten wie Radium, die bleiben in dem Abfallprodukt. Das sind die Schlämme. Die werden in einem riesen Becken eingespült. Zum Teil hat man alte Tagebaue dazu benutzt. Und wir haben also große Absetzbecken, nennen wir das, oder industrielle Absetzanlagen, oder IAA heißen (lacht) sie in Kurzfassung, die also riesen Mengen bis über... die Zahl habe ich leider nicht im Kopf, über 200 Millionen Tonnen Schlämme an einem Standort, zum Beispiel, haben. Mit hohem Anteil an Radium. Das ist ja... Radium haben wir ja nicht herausgelöst aus dem Erz in der Aufbereitung, sondern nur das Uran. Und anderen Schwermetallen, die auch in der Vorflut kritisch sind, Kobalt, Nickel und eben alle möglichen anderen Schwermetalle. Und jetzt besteht die Gefahr, dass, wenn der Schlammteich abgedeckt wird, dass trotzdem über das Grundwasser in die Vorflut diese Schadstoffe austreten. Das heißt, man muss den Schlammteich so abdecken, dass er erst mal kein, möglichst wenig Infiltrationswasser erhält von oben. Und möglichst wenig Wasser am Fuß des Schlammteiches in die Vorflut austreten kann. Auch dazu sind dann entsprechende Wasserbehandlungsanlagen notwendig während der Sanierung. Und auch nach Abschluss der Sanierung. Das ist an sich der Schwerpunkt in der Aufbereitung. Für meine Begriffe war das überhaupt der, immer der Schwerpunkt in der Sanierung. Und das sieht man auch daran, dass heute an sich, am Standort Seelingstädt oder am Standort Culmitzsch, die letzten, die wichtigesten Sanierungsarbeiten noch laufen. Alles andere ist bis auf Königstein heute bei Wismut schon sehr weit fortgeschritten. Aber in der Schlammteichsanierung gibt es noch die größten Aufgabenstellungen. Natürlich sind auch dazu die technischen Lösungen inzwischen erarbeitet, sodass man das heute, glaube ich, vernünftig zuende führen kann. #02:30:33-0#

Astrid Kirchhof: Wie ging es Ihnen damit, dass auf einmal da so westliche Experten oder wie auch immer, Gutachter, kamen? War die Zusammenarbeit gut oder waren Sie erst mal befremdet, dass da jetzt so Leute aus dem Westen kamen? #02:30:46-1#

Rudolf Daenecke: Also ich habe keine Probleme gehabt. Im Prinzip waren das Bergleute. Und Bergleute (lacht) verstehen sich immer gut. Und natürlich hatten die andere Lebensgewohnheiten als wir. Auch andere Gewohnheiten des, des Arbeitsalltages. Und... aber da hatte, das war kein Problem. Also das heißt, wir waren klar, dass wir die Verlierer waren. Und hatten uns entsprechend einzuordnen in die Situation. Denn... dass wir ein Ruhmesblatt beschrieben haben, das war von vornherein nicht mehr zu erkennen (lacht). #02:31:29-5#

Astrid Kirchhof: Würden Sie rückblickend sagen, die Sanierung der letzten 30 Jahre ist erfolgreich verlaufen? #02:31:36-8#

Rudolf Daenecke: Ja, ich würde das dick unterstreichen. Wie gesagt mit der Maßgabe, es hätte hier und da durchaus noch etwas schneller gehen können. Aber ich hatte ja schon gesagt, was die Probleme waren. Die Öffentlichkeit wollte mitreden. Die Parlamente, die, die Behörden, die, die Gutachter wollten auch ihr Geld verdienen. Sodass die auch sicher hier manche Probleme organisiert haben, die nicht immer die Probleme waren (lacht). Aber das gehört sicher zum Geschäft. Also ich bin durchaus der Meinung, dass es ein, eine gute Lösung, die wir angegangen sind. Und die auch letztendlich vernünftig zuende gebracht wurde. Für mich ist an sich das, das... sagen wir mal Positive insgesamt, wäre die Wende nicht gekommen, würden wir hier in Schlema, ich wohne ja hier unmittelbar in der Nähe des Kurparks und der Halden. Ich wohne, mein Häuschen steht ja auf einer ehemaligen Haldenfläche. Es wäre alles noch so wie vor 30 Jahren. Und es hätte sich hier nichts getan. Es Wär, war also nicht lebenswert. Das hören die alten Schlemaer zwar nicht gern. Aber ich glaube, jetzt hat sich das ganze Gebiet insgesamt, aber nicht nur in Schlema, auch in Ronneburg, dort mit zeitlicher Verzögerung aus anderen Gründen heraus, und auch inzwischen an anderen Standorten wie in Johanngeorgenstadt, hat sich durchaus positiv entwickelt. Und ich bin überzeugt, dass uns nichts Besseres als die Wende, hätte uns ereilen können. #02:33:27-5#

Astrid Kirchhof: Sagen Sie doch noch mal, wie Sie dann in den 90er [1990er] Jahren den Sanierungsprozess begleitet haben in Ihrer beruflichen Tätigkeit. Was waren da noch mal Ihre Aufgaben? #02:33:39-0#

Rudolf Daenecke: (lacht) Also wie gesagt, es ging beim Konzept los. Dann ging es darum, für die einzelnen Aufgabenkomplexe oder... Aufgabengebiete, ich meine, wenn für eine Halde oder für ein Grubengebäude die konkrete Lösung zu erarbeiten. Das Projekt zu erarbeiten. Das Projekt genehmigungsreif zu erhalten. Das heißt, intensive Arbeit mit den Gutachtern. Mit den, auch mit den eigenen Forschungsabteilungenbereichen. Aber auch mit den intern... externen Forschungsabteilungen. Mit den... wir haben also eine Menge von Aufgaben vergeben an andere Betriebe. Die... ständige Kontrolle und monatliche Rapporte (lacht) der einzelnen Bergbau- oder Aufbereiter. Damals haben wir noch Sanierungsbetriebe, glaube ich, gesagt. Und natürlich auch die vor-Ort-Kontrolle. Die, die, die Kontrolle mit entsprechenden Genehmigungsbehörden. Das war ein ganz wesentlicher Punkt. Die mussten auch möglichst mit der Sänfte auf den (lacht) Sanierungspunkt getragen werden. Das war ein Spaß. Das heißt, man musste sie betreuen vernünftig. Um zu einem, zu einer Genehmigung zu kommen. Und da natürlich auch das Ganze (räuspert sich) physisch und dann mit meinen Kollegen aus dem kaufmännischen Bereich auch wirtschaftlich abzurechnen. Zu... Bericht zu erstatten. Revisionsfest zu machen und so weiter. Das also, was zu einem ganzen geschäft gehört. Die Planung der einzelnen (hustet) Jahresschreiben, der, der Parteischreiben vorzubereiten. Und entsprechend natürlich auch die Auf... die Abfüllung entsprechend zu kontrollieren. Dazu hatte ich mehrere Abteilungen. Und Bereiche, die mich unterstützten (lacht). Also alleine ging das alles gar nicht. Also ohne meine Mitarbeiter wäre das völlig undenkbar. Das Entscheidende war im Prinzip, die Fäden in der Hand zu halten. Und das haben mir meine Kollegen auch, glaube ich, nie übel genommen. Dass ich da, hier und da, auch etwas konsequent in der Forderung war. #02:36:08-3#

Astrid Kirchhof: 2001, sagten Sie, sind Sie dann in Rente gegangen. Aber Sie arbeiten immer... oder haben immer noch Kontakt und arbeiten mit der Wismut zusammen. Ist das jetzt ehrenamtliche Arbeit oder werden Sie dafür auch entlohnt? #02:36:21-8#

Rudolf Daenecke: Also ich bin ab 2002... bin, wurde, war ich freier Mitarbeiter. Das heißt, für die Stunden, die ich, die ich aufschreiben konnten und die Kosten, die ich hatte, wurde ich entlohnt. Dabei war ich da nicht sehr, nicht sehr pingelig (lacht). Für mich hat das Spaß gemacht. Der Unterschied zu meiner vorherigen Tätigkeit war, ich konnte mir im Prinzip nur noch aussuchen, was mir Spaß macht. Auch das ist jetzt eine Zuspitzung. Das heißt, ich habe das also mit Befriedigung dann weitergemacht. Aber mit eingeschränkter Entlohnung, das ist ganz klar. Aber die Aufwendungen wurden mir erstattet, die ich hatte. Und das habe ich bis 2008, maximal 2009, da ist meine Frau in 2008 verstorben. Ich hatte auch das Jahr vorher schon deswegen musste ich kürzer treten. Die Sanierungsmitarbeit eingeschränkt. Bin trotzdem hier und da für bestimmte Aufgaben immer wieder angesprochen worden. Aber dann in der Regel ohne Vergütung (lacht). Und habe das dann, naja, immer weiter rückgehendem Umfang bis in die Gegenwart betrieben. Aber jetzt, wie gesagt, ist das nur noch auf den Traditionsverein war das dann beschränkt. Und auch da, wie gesagt, durch Corona bedingt, im letzten Jahr so gut wie gar nichts mehr. #02:37:59-2#

Astrid Kirchhof: War Ihre dann 2008 verstorbene Frau damit einverstanden, dass Sie nach der Berentung trotzdem noch tätig waren? #02:38:09-6#

Rudolf Daenecke: Ja. Würde ich sagen. Ich... weiß es nicht ganz genau. Sie war zu der Zeit oft im Krankenhaus. Ich habe sie zu Hause pflegen müssen. Ob das immer richtig war, weiß ich nicht. Aber... ich hatte den Eindruck, dass sie nichts Wesentliches dagegen hatte. Sie hat ja gemerkt, dass mir das Spaß machte. Und dass ich das gerne eben gemacht habe. #02:38:34-3#

Astrid Kirchhof: Und Sie haben es ja auch nicht vollumfänglich betrieben. #02:38:38-0#

Rudolf Daenecke: Nein, nein. Der Vorteil war ja dann, ich hatte, wie das bei den alten Herren üblich ist (lacht), mich nie mit der PC-Technik beschäftigt. Ich hatte bis zu meiner, Ende meiner aktiven Tätigkeit Sekretärinnen und wissenschaftliche Mitarbeiter. Das heißt, ich habe nichts am Computer gemacht. Ich musste mich also unmittelbar, danach, wo ich dann anfing, erst mal in eine neue Technik (lacht) einarbeiten. Und das war der Vorteil. Ich konnte vieles von zu Hause aus dann machen. Auch damals schon. War dann... habe mich immer bemüht, auf dem Laufenden zu sein. Sodass ich auch heute als fast 84-Jähriger mich einigermaßen noch mit der PC-Technik auskenne. Und wenn ich ein paar Hilfestellungen brauche, kriege ich sie meistens auch immer. Und das klappt dann auch. #02:39:29-2#

Astrid Kirchhof: Als Sie damals dann die verschiedenen Länder bereist haben wie Australien, Kanada, Frankreich. Haben Sie das alleine und mit Kollegen gemacht oder ist da Familie mitgekommen? #02:39:41-1#

Rudolf Daenecke: Nein. Familie überhaupt nicht. Immer mit Kollegen. Je nach Bedeutung mit... ganz am Anfang mit dem noch vorhandenen Generaldirektor, dem deutschen. Wir hatten ja zuletzt einen deutschen Generaldirektor. Zu... bis Ende 91 [1991], Entschuldigung, ja, bis Ende 91 [1991] bestand ja noch die SDAG Wismut. Und dann hatten wir einen deutschen Generaldirektor. Mit ihm. Und mit zwei, drei fachlich versierten Mitarbeitern. Einem Geologen, einem Hydrogeologen noch vor allen Dingen. Und... damals, da ich auch heute leider, das ist ein ganz entscheidender Mangel, den ich mir (lacht) heute vorwerfe, ich war zwar ein bisschen der russischen Sprache mächtig. Aber der englischen Sprache überhaupt nicht. Also mit Dolmetscher alles. Aber wir hatten einen exzellenten Dolmetscher mit. Und sodass das also nie ein Problem war. Und, naja, es hat sich auch... Fachleuten kann man sich relativ schnell verständigen. Und dass das... wir konnten also aus der Zeit eine Reihe von konkreten einzelnen Lösungen durchaus übernehmen. Und haben die dann auch in den Folgejahren dann, grade, wie gesagt, bei den Schlammteichsanierungen, war ganz wesentlich, da konnten wir durchaus interessante Impulse schon mitnehmen aus der Zeit. #02:41:10-9#

Astrid Kirchhof: Haben Sie, oder machen Sie noch, schreiben Sie wissenschaftliche Artikel über zum Beispiel die Sanierung? #02:41:17-5#

Rudolf Daenecke: Jein (lacht). Also... ich habe hier und da was geschrieben. Aber ich bin auch im Interesse des Abstandes, den ich gewinnen möchte (lacht), also ich habe mich schweren Herzens bereit erklärt (lacht), mit Ihnen das Interview zu führen. Aber es ist jetzt (lacht) erledigt. Aber ich bin auch froh, wenn es dann zuende ist. Das heißt, ich will auch irgendwo dann mal einen Schlussstrich ziehen, sage ich mal. Und es ist so viel von anderen schon gesagt worden, dass man nicht unbedingt sich hinsetzen muss und dasselbe noch mal schreiben muss. Also ich bin maßgeblich an der Chronik beteiligt gewesen, am Schreiben der Chronik. Ich bin auch beteiligt gewesen an diesem Film, den die Wismut über die Wismut in drei Etappen zwar, geschrieben wurde. Also habe ich mich fachlich entsprechend eingebracht. Aber in den einzelnen Details habe ich mich wenig geäußert. Das habe ich im Prinzip dann mehr von den Kollegen. Und ich habe hier und da, auch in der betriebsinternen Zeitung der Wismut, hier und da noch was veröffentlicht. #02:42:33-8#

Astrid Kirchhof: Also ich werde unser Interview dann nicht in die Länge unnötig herausziehen. Ich wusste nicht, dass es Ihnen so schwer gefallen ist, das Interview zu... #02:42:43-5#

Rudolf Daenecke: Nein! Schwer... ich meine, das ist, es ist eine innere Überwindung. Macht man das überhaupt noch oder lässt man jetzt... wir haben ja doch relativ viel ins Detail und auch weit zurück uns hier versucht, zu erinnern. Und das ist schon... es sind ja auch sehr viele persönliche... sagen wir mal, Erwägungen, die hier eingeflossen sind. Und das beschäftigt einen schon. Und deswegen ist mein Bestreben im Prinzip heute nun nicht mehr... heute ist (lacht) mir auch mein Kontakt, wer ist den jetzt gestorben? Woran ist er denn gestorben? Es werden immer weniger mit... ehemaligen Mitarbeitern, muss man leider sagen. Und das ist sicher jetzt... also man muss versuchen, den Lebensabend etwas in Ruhe und mit Abspand... / Astrid Kirchhof hm (bejahend) / Rudolf Daenecke ... entsprechend zu gestalten. #02:43:39-8#

Astrid Kirchhof: Wir sind auch nicht mehr so weit weg vom Ende. Ich habe nur noch ein paar Fragen. #02:43:44-4#

Rudolf Daenecke: Ja, mich stört das nicht. Also so war das jetzt nicht gemeint. Aber ich wollte einfach sagen, das ist... ich bin nun nicht mit Begeisterung hier bei der Sache. #02:43:53-2#

Astrid Kirchhof: (lacht) Okay, gut. Ich wollte noch mal wissen, Sie haben ganz... also in unserem ersten Teil erwähnt, dass Sie durchaus auch zu sowjetischen Kollegen Kontakte hatten. #02:44:04-9#

Rudolf Daenecke: Ja. #02:44:05-5#

Astrid Kirchhof: Welche Art Kontakte war das? Und wie waren die Kontakte? #02:44:10-4#

Rudolf Daenecke: Also ich habe... erst ab einer bestimmten Leitungsebene bekam man die Kontakte. Weil in den untersten Ebenen waren die sowjetischen Kollegen so gut wie nie tätig. Da hat man sie höchstens mal als große Figur bei einer Besprechung gesehen. Aber erst, als ich... im... Reust in den... 60er [1960er] Jahren, Ende der 60er [1960er] Jahre war das sogar erst, tätig wurde. Dort... kamen die Kontakte. Ich hatte... es war dann so. Entweder ich war Leiter, dann war mein Stellvertreter ein sowjetischer Kollege. Oder er war Leiter und ich war Stellvertreter. Es war also immer ab... unterschiedlich geregelt. So wurde das... von der Generaldirektion beginnend bis in die unteren Ebenen strukturiert. Damit wollte man sicher eine Gleichwertigkeit herstellen. Und ich hatte dann einen Stellvertreter. Wir hatten aber... in der Regel, wenn die aus der Sowjetunion kamen, als erstes die Aufgabe deutsch zu lernen. Das heißt, die waren in der Regel ein Jahr, wenn sie, nachdem sie zu uns kamen, mindestens ein Jahr, erst mal mit dem Deutschlernen beschäftigt. Und mit dem Lernen des Betriebes und des Umfeldes. Also dann wurden sie langsam flügge (lacht). Und haben ihre eigenen Gedanken versucht einzubringen. Die passten dann oft nicht (lacht) zu den eigenen Vorstellungen. Aber das musste man dann ausdiskutieren. Gab es nie ernsthafte Probleme. Sie waren in der Regel bereit, sich unseren Erfahrungen... wir hatten ja nun über viele Jahre, wir sind ja nicht aus dem Industriezweig gewechselt. Sie kamen zum Beispiel aus einem anderen Bergbauzweig. Oder aus einer ganz anderen Gegend. Sodass das also oft eine... eine entsprechende Informationstätigkeit vorweg notwendig war. Und an der, in der dritten Phase wurden sie dann wirklich in der Regel auf eine höhere Leitungsebene versetzt. Und waren dann plötzlich der Vorgesetzte. (Lacht) Und damit war das Verhältnis ganz anders (lacht). Jetzt hatten sie das Sagen. Und man hatte im Prinzip zu, entsprechend mit großen Diskussionen, zu rechnen. In Besprechungen, jetzt hatten sie, wie gesagt, die Macht (lacht), sage ich mal. Und das war oft anstrengend. Das waren so, so die Entwicklungsphasen im Verhältnis zwischen den sowjetischen Kollegen und, und mir. Auf unterschiedlichsten Ebenen immer wieder. Und privat hatten wir überhaupt keine Kontakte. Überhaupt, wie gesagt, wieder absolut. Also nach Hause... es, es gab einmal eine, ein, in den ganzen Jahren ein Ereignis, ich glaube es war der 20. Tag der DDR. Ich weiß es nicht mehr genau. War ein großer Feiertag jedenfalls. Da kriegten wir die Auftrage, Aufgabe, die sowjetischen Mitarbeiter in deutsche Familien einzuladen. War also ein richtiger, ein richtiger Festakt, der dort stattfand (lacht). Das war der einzige private Kontakt, den man hatte. Sonst... was wir nie gefiel, man musste oft an Wochenenden mit den sowjetischen Kollegen auf Reisen gehen. Die wohnten ja in der Regel in einem geschlossenen Wohngebiet. In Gera gab's das, das gab's hier in Aue. Auch in anderen... in Chemnitz selbstverständlich auch. Wo die sowjetischen Kollegen, oder Genossen hieß es damals, in einem entsprechenden Wohngebiet separat wohnten. In dieses Gebiet ist man so gut wie nie, außer Kollegen, die dort Dienstleistungen zu verrichten hatten (lacht), die sind dort hingekommen. Also ich nicht. Aber sie mussten ja am Wochenende, sie hatten in der Regel Familie mit. Auch Kinder, die hier in Deutschland zur Schule gingen. Viele Kinder sind auch hier in Deutschland geboren. Und... ich habe also nach der Wende mit einigen Kontakt gehabt, die denken gern an die Zeit hier in Deutschland zurück. Sie betrachten hier Deutschland wirklich als ihre Heimat. Erfreulicherweise. Jedenfalls sind sie aber... sie mussten am Wochenende beschäftigt werden. Und dann gab's immer Aus... immer große Ausfahrten. Nach Sanssouci, nach... in den Zwinger nach Dresden, in, in den Thüringer Wald, in den Harz und so weiter. Immer mit großem Besäufnis. Das war bei den sowjetischen Kollegen in der Regel abends so angesagt. Wehe, du trankst nicht mit (lacht). Das war für mich das Strapaziöseste (lacht). Und es war ein lustiger Abend. Das waren die, wenn man so will, die privaten Kontakte, die man hatte. Und... aber das war so anstrengend, weil sie natürlich erwarteten, dass man... die deutsche Betriebsleitung musste sich unbedingt engagieren mit... der Betriebsdirektor war glücklich, wenn man das auf den... den technischen Direktor oder den Direktor für Beschaffung oder für Ökonomie, übertragen konnte. Und damit war er, oder wir auch wieder, es los. Und ich hatte viele Ausreden, wenn ich nach der Arbeit oder am Wochenende, dass ich nicht mitfahren konnte. Also es war nicht sehr ersprießlich. Ich habe dabei natürlich viele Einrichtungen, in die ich sonst vielleicht nicht befahren hätte oder kennengelernt, auch noch in der DDR. Ja, das waren so die Kontakte. Heute ist das Verhältnis ganz anders. Wir haben ja als Traditionsverein noch hier und da mit ehemaligen sowjetischen Kollegen Kontakt gehabt. Jetzt ist er ein bisschen eingeschlafen. Und das ist ein freundschaftliches... das war schon unmittelbar mit der Wende anders. Ich war im Juni 1990 in der Sowjetunion zu einer Dienstreise mit einer Reihe von Kollegen. Und dort wurde ich natürlich in Moskau plötzlich als ganz anderer Kollege angesehen. Weil wir jetzt nun, wir so die Vertreter des Eigentümers waren. Und damals die sowjetische Seite die Absicht hatte, möglichst in die Sanierung mit einzusteigen. Sie wollten auf dem westlichen Markt, sage ich mal, auch Tätigkeiten ausüben. Das war so der Hintergrund dieser Gedanken. Ja, das vielleicht zu dem Thema. #02:50:56-9#

Astrid Kirchhof: Also, dass sowjetische Kollegen nicht so richtig, dass dazu nicht richtige Freundschaften entstanden, lag eigentlich daran, dass es Chefs waren in...? #02:51:05-2#

Rudolf Daenecke: Na, ja, nee, die durften das auch nicht. Die hatten also eine klare Order, private Kontakte auszuschließen. Wenn sie aus irgendeinem Grund nun notwendig waren, mussten sie dazu eine Genehmigung einholen. Also sie konnten nicht von sich aus sagen, ich besuche den mal zu Hause. Oder ich gehe, oder ich würde den Kollegen dort besuchen, das ging nicht. Also... ging nicht. Es gab immer, wie überall, Ausnahmen. Aber das... es war immer eine not... eine Genehmigung notwendig. Auch innerhalb des Wohngebietes gab es eine Überwachung der Sowjets. Haben wir gesagt, wir haben nicht sowjetische, bei uns hieß damals, die Sowjets (lacht). Und das war im Prinzip das System, was auch bei denen... neben unserer Staatssicherheit gab's entsprechende Pendant auf der sowjetischen Seite, die das Ganze auch entsprechend scharf beurteilten und beobachteten. #02:51:59-7#

Astrid Kirchhof: Okay. Und Kontakte waren nicht so gewünscht, weil die Deutschen immer so ein bisschen... naja, weil vielleicht das Dritte Reich noch... oder die Rolle der Deutschen... (unv.)? #02:52:12-3#

Rudolf Daenecke: Naja. Wir waren... das war, das war am Ende immer noch die Siegermacht und wir waren die Besiegten. Das muss man klar sagen. #02:52:19-1#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend), hm (bejahend), hm (bejahend). Es gab aber auch Kontakte hier und da zu deutschen Frauen, oder? Das gab's schon? #02:52:27-4#

Rudolf Daenecke: Von den sowjetischen Kollegen? #02:52:29-7#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #02:52:31-0#

Rudolf Daenecke: Kann ich gar nicht sagen. Also das... also ich... nein, nein, muss ich sagen, ich kann... / Astrid Kirchhof okay / Rudolf Daenecke ... mich an nichts erinnern. #02:52:40-5#

Astrid Kirchhof: Sie haben doch sicherlich schon mal von dem Ausdruck gehört, die Wismut war ein Staat im Staate. #02:52:48-6#

Rudolf Daenecke: hm (bejahend) #02:52:49-2#

Astrid Kirchhof: Ist das ein Mythos? Oder war das... #02:52:51-3#

Rudolf Daenecke: Na, das war schon so. Wir haben im Prinzip so agiert, dass wir ein eigener... wir sind ein eigenes Unternehmen. Wir haben uns nicht als Staat betrachtet, aber wir haben im Prinzip alles was wir brauchten, was wir... na, jede Genehmigung, wenn wir überhaupt eine Genehmigung brauchten, wir haben uns die selbst erteilt als Wismut, sage ich mal etwas zugespitzt. Wir haben natürlich die... technischen Lösungen sind genehmigt worden. Die sind vom Bergamt entsprechend geprüft worden. Die sind von... Wasserbehörden geprüft worden. Aber letztendlich immer von dem Mitarbeiter, der dort für die Wismut zuständig war. In der Regel war es ein früherer Wismutmitarbeiter. Das heißt, wir haben im Prinzip bei allen Aktivitäten niemanden fragen müssen. Ging es um die Materialbeschaffung, wenn wir in, in ein entsprechendes Unternehmen kamen. Zum Beispiel, ich brauchte große Hauptgrubenlüfter im (unv.) Meißen. Dort wurden wir betrachtet als ein... es gab in der DDR ein, eine Strukturierung in Systeme des, der Landesverteidigung und des normalen Wirtschaftssystems. Und wir wurden der Landesverteidigung zugeordnet (Klingel). Das heißt, wir wurden bevorzugt (Klingel). Es kommt bei mir im Haus jemand, deswegen klingelt's (lacht). #02:54:24-8#

Astrid Kirchhof: (lacht) #02:54:25-9#

Rudolf Daenecke: Sie haben es nicht gehört (lacht) #02:54:27-1#

Astrid Kirchhof: Doch, ich hab's gehört (lacht) #02:54:28-5#

Rudolf Daenecke: Ja. Sodass also letztendlich die, die Wismut im Prinzip tatsächlich mit... und das war im Gesundheitswesen das Gleiche. In den letzten Tagen lief der Film Charité mit dem entsprechenden... mit einem Verstorbenen, der aus der Wismut. Genauso war's. Die Wismut hat im Prinzip die entsprechenden Untersuchungen von Verstorbenen im eigenen Unternehmen, nicht im Unternehmen, sondern in dem Institut, was der Wismut zugeordnet war, also in Stollberg, durchgeführt. Sodass also letztendlich tatsächlich bis zur entsprechenden Beerdigung (lacht), sage ich mal, auch die Wismutmitarbeiter entsprechend betreut aber auch überwacht wurden. Und entsprechend die, die, die Öffentlichkeit wenig Einfluss hatte. Nur dort, wo ein Mitarbeiter, die vorher bei der Wismut waren, ausgeschieden waren und dann an Lungenkrebs erkrankten zum Beispiel, das wurde dann natürlich nicht mehr erfasst. #02:55:41-7#

Astrid Kirchhof: Hatten Sie persönlich auch Vorteile zum Beispiel durch... dass sie Lebensmittel besser bekamen als andere? #02:55:51-3#

Rudolf Daenecke: Also das spielte in den, Ende 50er [1950er] Jahren noch eine große Rolle. Ich kam ja zur Wismut, da gab's noch die Lebensmittelmarken in der DDR. Und die Lebensmittelmarken des Wismutmitarbeiters waren wesentlich günstiger, als die eines normalen Bürgers in der DDR. Ich bin als junger Mensch mit dem Rucksack zu meinen Eltern nach Haus gefahren, Wochenende. Und hatte den Rucksack voll Wurst und Fleisch und Butter. Was ich eben nicht brauchte. Also das heißt, da wurde... wurde sehr gut die Sachen (unv.). Wir waren richtig enttäuscht, als es dann plötzlich Lebensmittelmarken gab. Die waren nämlich dann teurer, die Lebensmittel (lacht). Als es (betont) keine Lebensmittelmarken mehr gab, Entschuldigung. Die wurden dann teurer und damit natürlich auch nicht mehr so lukrativ. Aber das spielte also bis in die, Ende der 50er [1950er] Jahre eine Rolle, würde ich mal sagen. Diese unmittelbaren materiellen Vorteile. Anders... #02:56:49-4#

Astrid Kirchhof: Und dann aber nicht mehr? #02:56:50-7#

Rudolf Daenecke: Anders war es bei den Einkommen natürlich. Die waren von Haus aus etwas höher. Und ganz wesentlich war die Wohnungsbereitstellung. Also es gab ab Mitte der 60er [1960er] Jahren, noch etwas eher sogar, schon eine große Möglich... eine gute Möglichkeit, bei Wismut sehr schnell eine eigene Wohnung zu erhalten. Wo andere Bevölkerungsmitglieder bei Weitem nicht solche Chancen hatten, wie das bei uns der Fall war. Also ich hatte schon neunzehnhundert... wie gesagt, ich habe 1958 geheiratet. Und bekam 1960 die erste Dreizimmerwohnung in Plauen. Neubauwohnung. Das war zur damaligen Zeit ein, ein Fünfer im Lotto, wenn man so so schön sagt. #02:57:41-4#

Astrid Kirchhof: Wenn Ihr Gehalt etwas höher war als in anderen Bereichen der DDR, sind Sie dann auch mit Ihrer Rente heute zufrieden? #02:57:50-7#

Rudolf Daenecke: Ja. Ich bin sehr zufrieden. Ich habe keine Probleme damit. #02:57:55-9#

Astrid Kirchhof: Sie sagten, die eine Frage muss ich noch stellen, Sie sind dann in die SED eingetreten. Waren Sie auch in anderen Organisationen, die es im...? #02:58:07-5#

Rudolf Daenecke: Ja, also Partei natürlich nicht. Also Massenorganisationen hießen die anderen. Ich war anfangs in der FDJ. #02:58:13-9#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #02:58:14-3#

Rudolf Daenecke: Altersbedingt dann ausgeschieden. Ich war in der Kammer der Technik. Das war eine Vereinigung der Ingenieure der DDR. Gab's eine eigene... Sektion der Wismut wiederum (lacht). Auch das war getrennt. Dann war ich in der Deutsch Sowjetischen Freundschaft. Das war eine... Selbstverständlichkeit für jeden Mitarbeiter bei Wismut (lacht). Außer Mitgliedsbeiträgen gab's da nichts zu klären. Das war's. Und im Freien Deutschen Gewerkschaftsbund natürlich. Da war ich jedenfalls Mitglied. Das war wichtig, wenn man einen Feriencheck, in Urlaub, brauchte und sowas. Das wurde alles über die Gewerkschaft damals abgewickelt. Oder, wenn man zur Kur fahren wollte. Das hat alles die Gewerkschaft damals organisiert. Das gesamte Gesundheitswesen wurde damals über die Gewerkschaft... organisiert. #02:59:14-5#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend). Das heißt, da waren Sie ja wahrscheinlich in keiner dieser Organisationen besonders aktiv, oder? #02:59:22-7#

Rudolf Daenecke: In der Kammer der Technik war ich aktiv. Also im, in der Ingenieurorganisation Kammer der Technik, dort war ich Vorsitzender der Betriebssektion der Kammer der Technik (lacht). #02:59:33-8#

Astrid Kirchhof: War das sowas wie eine Zusatzbelastung? Ja, das muss ich jetzt machen... oder haben Sie das gern gemacht? #02:59:40-2#

Rudolf Daenecke: Habe ich gern gemacht. Das war im Prinzip eine Möglichkeit, wo man sich fachlich betätigen konnte. Und vor allen Dingen, wir haben das viel genutzt, um... andere Bergbauzweige kennenzulernen. Um sich dort entsprechend zu informieren, weiterzubilden. Und sicher auch in einem gewissen Sinne auch private Kontakte innerhalb des, der Kollegen, entsprechend zu pflegen. #03:00:04-8#

Astrid Kirchhof: Eine Frage hätte ich noch. Genau, eine Frage, die mich sehr, selber auch sehr interessiert. Sie waren ja, kann man sagen, sehr erfolgreich in der DDR. Aber es ging auch erfolgreich in der Bundesrepublik weiter. Was würden Sie sagen braucht ein Mensch, dass er ein so... sage ich mal, erfolgreiches Leben führen kann in verschiedenen Systemen. Weil es gibt ja auch gebrochene Lebensläufe, die den Übergang nicht so gut geschafft haben. / Rudolf Daenecke Ja, ja / Astrid Kirchhof Was braucht es dafür? Ja, dass das gut klappt. #03:00:44-0#

Rudolf Daenecke: Also... ob es jemand braucht, das würde ich vermeiden (lacht). Also man muss nicht unbedingt erst in dem einen System und in dem anderen System groß geworden sein. Aber ich hab es wirklich tatsächlich erfolgreich rübergebracht. Aber... ich habe also großes Glück gehabt dabei. Und ich hatte es vorhin mal angedeutet, sicher hat dazu beigetragen, dass ich nicht in der ersten Leitungsebene tätig war. Sondern ich war also kein Betriebsdirektor, sondern nur technischer Direktor (lacht). Und das über viele Jahre. Das ist bei Wismut auch unüblich gewesen, dass man über 16 Jahre die gleiche Funktion hatte. Also entweder es gab irgendwie einen Karriereknick aus irgendwelchen Gründen. Oder man wurde nach oben befördert. Aber dass... nach oben war es ausgeschlossen durch meine Probleme die ich hatte im privaten Bereich. Und nach unten habe ich keine Schwierigkeiten gehabt (lacht). Sodass also ich das... letztendlich doch durchaus hätte... dass das, dass sich das positiv ausgewirkt hat auf meine zweite Lebens... auf meinen zweiten Lebensabschnitt. Ich sagte auch, meine nicht erfolgte Rückdelegierung an die Hochschule hat sich durchaus im Nachhinein positiv bewirkt. Denn ich wäre heute oder dann sicher evaluiert worden und wäre damit letztendlich auch irgendwo... verschwunden, sage ich mal. Das heißt, ich habe viele, viel Glück gehabt dabei. Und das hat mir letztendlich auch dann den Übergang geschafft. Und in jedem System, glaube ich doch zumindestens, ist die fachliche... Fähigkeit entscheidend (lacht). Und sicher auch, in einem gewissen Sinne auch, die... naja... ich habe im Prinzip aus der Vergangenheit, auch aus der wirtschaftlichen, politischen Entwicklung gelernt. Also dieses System aus der DDR war eben nicht erhaltungswürdig... erhaltungsfähig, Entschuldigung. Es war klar, dass das irgendwann zu Ende geht. Mit diesem System ist letztendlich... es fehlt jeder Wettbewerb. Es fehlt damit jeder Fortschritt. Nach wie vor gilt eben, Widersprüche entwickeln... oder bereiten den Fortschritt vor. Wenn ich keine Widersprüche zulasse, nicht organisiere, dann kommt es zum Stillstand. Wir hatten in der technischen Entwicklung eben ganz eingeschränkte Möglichkeiten. Und das hat sich letztendlich alles auf den Zeitrahmen niedergeschlagen. Sodass ich glücklich bin, im zweiten Teil meines Lebens das entsprechend noch zu erleben. #03:03:40-2#

Astrid Kirchhof: Ich meine, die DDR hatte doch eine Vision eines gerechteren Staates zu sein, ne? #03:03:47-8#

Rudolf Daenecke: Ja. #03:03:48-5#

Astrid Kirchhof: Und Sie haben ja selber gesagt, Sie standen da auch dahinter. Was hat... wie haben Sie das persönlich hinbekommen, jetzt quasi im Kapitalismus zu leben, der ja, wie wir wissen, seine Nach... seine großen Nachteile hat. Was braucht es von einem Menschen, das trotzdem irgendwie ausgleichen zu können in sich selbst oder... seinen Frieden zu machen oder...? #03:04:13-5#

Rudolf Daenecke: hm (bejahend). Jetzt wird's fast philosophisch schon (lacht). #03:04:18-1#

Astrid Kirchhof: (lacht) #03:04:19-0#

Rudolf Daenecke: Ich glaube, man muss sich im Klaren werden, was war der Grund der Entwicklung in dem alten System. Das... glaube ich, begriffen zu haben. Und dann zu sagen, was... kann man in dem neuen System davon rüber retten. Und das ist nicht allzu viel, gebe ich zu. Das ist eine fundierte technische, fachliche technische Entwicklung. Da, glaube ich, sind wir sehr weit gewesen. Aber ohne (lacht) letztendlich der letzten Sicherheit. Aber... es muss... na, wie soll ich sagen, es muss sich letztendlich dann auch in, in die, in die... in das Gesamtsystem einpassen. Und da steht, ist mir heute, wenn ich so die aktuellen Ereignisse betrachte, oft ist es mir nicht wohl dabei, was sich so entwickelt. Und ich würde auch vieles anders machen. Oder ich denke, anders machen zu müssen oder zu können (lacht). Aber man muss sich letztendlich dann auch in dieses System, in diesem System zurechtfinden. Und das habe ich mich an sich bemüht, das entsprechend zu betreiben. #03:05:47-8#

Astrid Kirchhof: Ich bin eigentlich am Ende meiner Fragen. Bin ich eigentlich nicht, bin ich nie. Aber wir sind... / Rudolf Daenecke Ja / Astrid Kirchhof ...wir können hier einen Punkt setzen. Ich bin ziemlich gut durchgegangen... ach nee! Eine Frage habe ich noch zu den... zu Ihrer Identität. Wo Ihre Identität liegt. Und zwar sind Sie, Sie haben schon gesagt, Sie fühlen sich als Bergmann. Und so geographisch, was würden Sie sagen, sind Sie Ostdeutscher? Sind Sie Deutscher? Sind Sie Europäer? Wo... #03:06:14-5#

Rudolf Daenecke: Also ich bin Ostdeutscher. Ich... fühle mich, bin mein ganzes Leben in Ostdeutschland groß geworden. Und ich höre auch heute noch, egal, wo ich hinkomme, wo sind Ostdeutsche, wo sind Westdeutsche. Am Dialekt. Ich kann das also ganz fein unterscheiden, ob das ein Hallenser ist, ob das ein Berliner, ein Dresdener oder Leipziger ist. Also es heißt, ich fühle mich hier zu Hause. Und... das... natürlich ein, eingeordnet in das Gesamtdeutschland. Heute ist das Gott sei dank immer mehr und mehr ein Gesamtdeutschland. Man... ich glaube, die ostdeutsche Seite ist da weiter als die westdeutsche Seite (lacht). Ich bin überzeugt (lacht), nicht nur glaube ich, ich bin überzeugt. Ich merke das ja. Ich bin auch, bin viel gereist natürlich nach der Wende. Ich habe mit vielen Westdeutschen geredet. Mein Sohn, der wohnt in Köln. Ich rede ständig mit dem. Wenn ich höre, als Beispiel, wie die Kölner über Corona denken und handeln. Und wie die hier in Ostdeutschland, also hier bei uns im Umfeld, handeln und denken... wie gesagt, ich glaube, die Ostdeutschen haben eine vernünftige (lacht)... sachliche und bodenständige Auffassung. Und das, darauf bin ich stolz. Und das würde ich auch immer vertreten so in der Richtung. Also ich bin nach wie vor und bleibe auch ein Ostdeutscher (lacht). #03:07:42-9#

Astrid Kirchhof: Das heißt, wir sind also schon noch ein gespaltenes Land in Ost- und Westdeutschland? #03:07:47-6#

Rudolf Daenecke: Ja. Da gebe ich zu, das wird erfreulicherweise von... wie gesagt eben, meine Tochter wohnt in Hamburg. Die ist, die fühlt sich voll (lacht) als Westdeutsche. Also Gott, die distanziert sich völlig von ihrer ostdeutschen Vergangenheit. Mein Sohn macht das nicht. Der, der ist aber auch schon ein paar Jahre älter. Und hat auch eine andere, einen anderen Entwicklungsstand erreicht, das merkt man ganz genau. Also man, man sieht daran, wer wie groß geworden ist. Ob der... die Kluft größer oder kleiner ist. Und das... da merke ich schon, dass da ernsthafte Differenzen sind, ne. Meine Enkel, die sind... die eine ist in Südafrika. Die andere auch in Köln. Die arbeiten im Medienbereich. Und, und... ganz unterschiedlich. Da gibt's überhaupt, wenn ich denen erzähle, ich habe mal meine ganze Lebensgeschichte für sie persönlich aufgeschrieben. Die haben das ganz spannend gefunden. Aber es gibt leider immer hinterher dann keine Fragen mehr. Die haben keine Zeit, sich mit mir dazu zu unterhalten. Wir sehen uns auch relativ selten, gebe ich zu. Aber ich will nur sagen, da gibt' diese Unterscheidung zwischen Ost und West überhaupt nicht mehr. Aber sie, wenn sie... die waren zu meinem runden letzten Geburtstag hier. Das ist tiefstes Hinterland bei, wo wir leben. Das ist so ein bisschen der, der Eindruck, der... auch der Berliner, muss ich sagen. Das ist nach wie vor heute so. Meine Schwester wohnt noch in Berlin. Wir sind tiefste Provinz sozusagen. Das ist also... aber ich fühle mich hier wohl und bin glücklich. Also hier im Erzgebirge zu Haus zu sein. #03:09:30-2#

Astrid Kirchhof: Also Sie sind ein, ein erzgebirgischer Bergmann. Das, so würden Sie sich sehen? #03:09:36-7#

Rudolf Daenecke: Na. Also ich bin, stamme ja aus Sachsen-Anhalt (lacht). #03:09:39-2#

Astrid Kirchhof: Ja. #03:09:40-0#

Rudolf Daenecke: Aus Sachsen-Anhalt bin ich geboren, in Oschersleben. Ist bei Magdeburg. #03:09:44-4#

Astrid Kirchhof: Ach ja, hm (bejahend). #03:09:45-6#

Rudolf Daenecke: Ja. Und dann bin ich über Eisleben in... aber ist richtig. Den Hauptteil meines Lebens habe ich im Erzgebirge zugebracht. Oder in Sachsen, besser gesagt. Also Thüringen, Ost-Thüringen gehört ja auch zu Sachsen. #03:09:59-0#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #03:09:59-3#

Rudolf Daenecke: Also (lacht) in Sachsen zugebracht. Und das Erzgebirge ist mir besonders nah. #03:10:05-2#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) Ja, also dann danke ich Ihnen für dieses wirklich sehr interessante Gespräch. Man... merkt, dass Sie eben in Leitungspositionen waren. Und Sie konnten mir vieles sagen, was jetzt... ich habe ja auch viele Bergmänner, die unter Tage waren,... / Rudolf Daenecke Ja, ja / Astrid Kirchhof ...interviewt. Das ist natürlich was ganz anderes. Auch spannend. #03:10:29-4#

Rudolf Daenecke: Ja, das glaube ich. #03:10:30-7#

Astrid Kirchhof: Aber eben auf einer anderen Ebene. #03:10:34-1#

Rudolf Daenecke: Ja, ja. #03:10:35-3#

Astrid Kirchhof: Und deswegen war das jetzt sehr interessant.