Geschichte der Wismut AG/SDAG und der Sanierung der ehemaligen Bergbaugebiete 1946 - 2010
Das einzige Forschungsprojekt, in dem ein großer Teil der vier Kontexte abgedeckt wurde, war das von 2008 bis 2011 an der TU Chemnitz von Historikern und Literaturwissenschaftlern durchgeführte Vorhaben „Geschichte der Wismut AG/SDAG und der Sanierung der ehemaligen Bergbaugebiete 1946 - 2010”. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden vom 23. bis 25. Juni 2011 an der TU Chemnitz auf der Fachtagung „GESCHICHTE DES OSTDEUTSCHEN URANBERGBAUS. DIE WISMUT IM SOWJETISCHEN ATOMKOMPLEX: ERGEBNISSE EINES FORSCHUNGSPROJEKTS” präsentiert. Sämtliche Vorträge der Sektion zur literaturwissenschaftlichen Perspektive fanden in Form von Aufsätzen Eingang in den 2012 von Wolfram Ette, Michael Ostheimer und Jörg Pottbecker herausgegebenen Sammelband „Strahlungen. Literatur um die Wismut”.
In „Strahlungen” wird die für die Forschung wesentliche analytische Setzung einer „Literatur um die Wismut” vorgenommen (Ette/Ostheimer/Pottbeckers 2012, S. 5). Damit wird betont, dass die betreffende Literatur nicht nur von Zeitzeugen und Beteiligten geprägt, sondern auch im Sinn eines Erinnerungsraumes von Autoren mit indirektem Wismut-Bezug fortgesetzt wurde (z.B. von Angela Krauß oder Lutz Seiler). Ein Konsens aller im Band versammelten Beiträge besteht in der Auffassung, „dass die direkte literarische Abbildung des Uranbergbaus der Strahlkraft und der Randunschärfe des Phänomens kaum gerecht wird” (Ette/Ostheimer/Pottbeckers 2012, S. 5). Vielmehr überlagern sich Texte mit fiktionalem oder dokumentarischem Anspruch, Zeitzeugenberichte und literarische Erzeugnisse. Die Thematisierung der Wismut ist folglich keine Frage der Abbildung von Wirklichkeit, wie sie etwa der Sozialistische Realismus leisten wollte. Sie muss kritisch als Repräsentation komplexer Zusammenhänge gelesen werden, in die literarische Traditionen (z.B. die Romantik), ideologische Einflüsse (z.B. das Ideologem vom „Neuen Menschen”) wie auch regionale Traditionen (z.B. die erzgebirgische Mundartdichtung) mit eingeflossen sind. Die Herangehensweise der Beiträge im Band besteht folglich darin, einerseits „die Bandbreite der Literatur um die Wismut aufzuzeigen und sie andererseits in den Kontext der Bergbauliteratur einzubetten” (Ette/Ostheimer/Pottbeckers 2012, S. 5).