2021.01.20 - Interview mit Dr. Achim Tröger - 480p.mp4

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Transkript:

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Astrid Kirchhof: Heute ist der 20.1.2021 [20.01.2021]. Und ich bin verbunden online, weil wir haben ja noch Corona, mit Herrn Achim Tröger. Der in Zwickau lebt. Und ich sitze in Berlin-Mitte in unserem Zeitzeugeninterviewprojektsbüro (lacht). #00:00:29-5#

Achim Tröger: (lacht) #00:00:30-8#

Astrid Kirchhof: Guten Tag Herr Tröger! Ich habe also... meine erste Frage an Sie ist, erzählen Sie uns doch mal etwas aus Ihrem Leben mit und in der Wismut. Was Sie damals für Sie bedeutete, wie Sie dahin kamen, was sie heute vielleicht noch für eine Rolle in Ihrem Leben spielt, die Wismut. #00:00:49-9#

Achim Tröger: Ja, also das könnte man eigentlich ganz kurz abreißen. In der Form, dass ich sage, meine berufliche Ausbildung oder schulische Ausbildung war vollkommen unspektakulär. Schule, Politechnische Oberschule, Gymnasium, Studium. Das Studium habe ich in Chemnitz absolviert an der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt. An der, in dem Fachgebiet Werkstofftechnik, Chemie. Und habe das dann mit Diplomingenieur abgeschlossen. Meine Absicht war, man bot mir an, ein Forschungsstudium dort weiter zu führen. Das, da habe ich auch Interesse da gezeigt. Aber was man mir dann nicht sagte war, ich sollte also da der SED beitreten. Das habe ich nicht gemacht. Und damit war das Forschungsstudium ad acta gelegt. Und meine ganze, meine ganzen Bewerbungen, die da von Kommilitonen weiter liefen, da war ich also quasi außen vor. Und ich musste mich also selbst kümmern um einen Job sozusagen. Und ich habe durch Zufall dann an der Ingenieurhochschule in Zwickau von einem Forschungsstudium, oder von einem Forschungsthema gehört, wo man junge Assistenzleute suchte, die also an diesen Forschungsthema mitarbeiteten. Und der damalige Professor Tietz aus Magdeburg, das war ein, ein Forschungsthema von der TU Magdeburg, hat also kein Interesse gezeigt, da noch zu fragen, ob man SED-Mitglied war oder nicht. Das war mein Vorteil. Ich konnte also daran teilnehmen. Ich habe also dann meine ganz normale Promotion A abgeschlossen dann, nach vier Jahren. Das war 1977, habe ich dann die Hochschule wieder verlassen. Und ein Jahr später habe ich dann mit dem Promotionsverfahren im Dezember quasi das Verfahren abgeschlossen. In der Zwischenzeit habe ich also meine Arbeit in der Wismut aufgenommen. Und zwar in Cainsdorf, an den BAC Cainsdorf, Bergbau- und Aufbereitungsanlagen Cainsdorf. Das war ein Unternehmen, was von meinem Wohnort nur wenige Kilometer entfernt war. Und auch vergleichbare Betriebe der Wismut, nämlich der Aufbereitungsbetrieb in Crossen, Aufbereitungsbetrieb 101 in Crossen, war auch ganz in meiner Nähe. Und da hat man also täglich eigentlich gesehen, wie da großartig Lastwagen mit abgedeckten Schüttgut oder Erz, was dann aufbereitet werden sollte, durch die Stadt fuhr. Und ich wusste auch, dass dieses Unternehmen ein sehr großes Spektrum an Fertigungsprofil hat. Und auch entsprechend vielfältige Aufgaben. Ich bin dorthin gegangen, habe mich also beworben um eine Mitarbeit als, sagen wir mal, Fachverantwortlicher in Bereich der Werkstofftechnik. Da bin ich auch reingekommen. Und hatte ab sofort ein unheimlich breites Spektrum an Aufgaben. Weil wir nämlich ein Fertigungsprofil hatten. Für den ober- und untertägigen Bereich der Wismut haben wir also Anlagen gebaut. Das ging vom Förderturm über den Hunt, wo das Erz befördert wurde unter Tage, bis zu Seilen, die wir prüfen mussten, Kettenlastaufnahmemittel, Druckbehälter, Druckgefäße. All das haben wir gefertigt. Und an die entsprechenden Bergbaubetriebe ausgeliefert. Und haben auch vergleichbare Anlagen dann natürlich auch dann gewartet und instand... instand gesetzt. Ein sehr großer Schwerpunkt in dieser Tätigkeit war die Schweißtechnik. Ich war also auch in der Schweißtechnik recht gut aufgestellt. Und traf dort auf einen, auf einen Mitarbeiterstamm, der also sehr, sehr gut ausgebildet war. Wir waren, hatten damals mit dem ZIS in Halle sehr gute Verbindungen. Wir wurden also auch als Schweißbetrieb ausgezeichnet. Und wir hatten also alle Verfahren, die damals in der DDR gängig waren, hatten wir in Anwendung. Vom UP-Schweißen, MAG, WIG und dergleichen mehr. Wir hatten eine eigene Gießerei. Wir hatten eine eigene Schmiede. Und eine sehr große mechanische Werkstatt. Heißt also, wir hatten CNC-Maschinen damals zum Standpunkt... also der Betrieb war wirklich für die Wismut hervorragend ausgestattet. Hat ein ganz breites Betätigungsfeld abgedeckt. Und die Aufgaben waren natürlich entsprechend. Mein Arbeitstag war also im Prinzip geprägt zum einen für die... Qualitätssicherung der zu verarbeitenden Werkstoffe. Beim Bau von Fördergerüsten und dergleichen mehr, die entsprechend strengen Qualitätsmaßstäben unterlagen. Und wir haben also... das war eine Routine, eine Routinentätigkeit. Das ging mit der chemischen Analyse los. Und endete mit Ultraschallprüfung oder Röntgenprüfung, die wir auch im eigenen Werk hatten. Und auch qualifizierte Mitarbeiter dazu. Das hat also ein unheimlich breites Spektrum abgedeckt. Und war auch interessant. Und dazu kam aber dann noch, dass wir als zentrales Werkstoffprüflabor auch solche Fälle untersuchen mussten oder sollten, und das hat sich dann auch relativ schnell herumgesprochen, wo es zu Schadensfällen in der Wismut kam. Das heißt also, wenn irgendwo eine Maschine kaputtgegangen ist, die die Produktion untertätig oder übertätig störte, dann waren wir gefragt nach den Ursachen. Ich habe, ich vergleiche das immer so... was ein Arzt oder ein Pathologe macht, wenn ein Mensch verstorben ist und untersucht, was sind die Ursachen, mussten wir untersuchen mit dem ganzen Team zusammen, was war die Ursache, weshalb ist diese Maschine oder dieses Gerät ausgefallen. Da haben wir ein ganz großes Spektrum abgedeckt, denn davon gab es in der Wismut sehr, sehr viele. Und auch spektakuläre. Aber die Öffentlichkeit wusste nichts davon. Wir waren ja eine Firma, die ja nun Wert darauf legte, nicht besonders in der Öffentlichkeit zu stehen. Man wusste, dass es sie gab. Selbst in den unmittelbaren Bereichen. Und wer bei der Wismut gearbeitet hat, der hat darüber nicht sehr, sehr viel erzählt. Es gab da auch einen entsprechenden Codex, dass man also diese Dinge nach Möglichkeit nicht thematisiert. Und noch viel weniger thematisieren sollte man also solche Dinge wie große Schadensfälle, wo möglicherweise Anlagen zerstört wurden mit größeren Ausmaßen, dass ein ganzer Bergbaubetrieb stattfand und dergleichen mehr. Und davon gab es eine Reihe. Um mal vielleicht zwei zu nennen. Das wäre einmal eine Fördermaschine an einem großen Schacht mit einer Fördermaschinenwelle von 400 Millimeter Durchmesser, die während des Förderbetriebes durchgebrochen ist. Das heißt also, man konnte keine Förderung mehr an diesem Schacht machen. Und das bedeutet bei der Wismut, alle Lampen rot auf Deutsch gesagt, wenn keine Förderung von Erz stattfinden konnte. Und man hat also dann nach den Ursachen gesucht. Ich hatte damals das große Glück, ich hab das alles auf den Tisch bekommen, hab da auch umfangreich dazu Untersuchungen gemacht. Konnte auch die Ursachen feststellen. Und konnte das sogar einmal in der, in der Fachzeitschrift veröffentlichen. Genauso gab es riesen Probleme mit der carbonadischen Druckladung von Erzen in den Aufbereitungsbetrieben. Wo also Korrosion stattfand. Von dem, wie man dann quasi aus dem Erz, was aufbereitet werden musste, zu Yellow Cake, das war ja das, was zum Schluss letztendlich immer an die Russen geliefert wurde, und in diesen großen Gefäßen, grade schwere Korrosionsschäden auf die, an Gefäßen, die damals von der Germania im Chemnitz geliefert worden sind. Und es gab da Arbeitsgruppen dazu, die das also, wie gesagt, untersuchen sollten, welche Maßnahmen einzuleiten wurden... einzuleiten sind und dergleichen mehr. Also alles das sind Dinge, die abgearbeitet wurden. Oder aber, wie gesagt, auch die Frage von großen Hauptgrubenlüftern, die also zerstört wurden. Oder eine große Turbozentrale in Wildbach, in Aue an dem größten Schacht der Wismut, im Schacht 371 in Hartenstein, dass dort also wie gesagt eine Halle in den Abmessungen von, sagen wir mal 75 mal 30 Meter, Turbozentralen, ein Turbo-Lüfter zerstört wurde. Ja also, wie gesagt, der die Halle völlig zerstörte. Und da gab's also wie gesagt auch die Frage (lacht) wie kam ich dazu. Und warum hat man das vielleicht nicht gemerkt. Es mussten also auch entsprechend Maßnahmen ergriffen werden, um an vergleichbaren Anlagen, sage ich mal, eine vorbeugende, planmäßige (lacht) Instandsetzung irgendwo zu... zu inszenieren oder vorzunehmen, um das also auszuschließen. Das alles war also wie gesagt ein Aufgabengebiet, was sehr, sehr breit aufgestellt war. Und wo man natürlich auch gute Ausrüstung brauchte. Und diese hatten wir. Und haben es auch... ich habe mich immer darum bemüht, sehr gute Ausrüstung zu bekommen. Wir waren also auch in der Lage, zu röntgen, Ultraschallprüfung zu machen. Ich hatte mich über die Leipziger Messe und auchFachzeitschriften dann auch um Geräte aus dem NSW bemüht. Dass ich also gute Geräte bekam. Wir sind... mit einem Bekannten, ein Kollege, ein Schweißfachingenieur, nach Greifswald hochgefahren, nach Lubmin, ins Kernkraftwerk, was damals gebaut wurde. Und haben uns dort vor Ort angeschaut, was da an Gerätschaften existiert. Die waren ja auch gut ausgestattet. Und konnte dann also auch entsprechend Geräte für uns sozusagen einkaufen dann. Das hat sich natürlich... was wir konnten, auch ein bisschen herumgesprochen außerhalb der Wismut. Und dann kamen also auch oftmals zu... Anfragen zu uns auf den Tisch. Wie sieht denn das aus, wir haben hier einen Brand in unserer Weberei gehabt, wie ist es dazu gekommen? Oder aber Dinge, die... nur Gefäße plötzlich kaputt gegangen sind, in der Steinkohlenkokerei in der, in Zwickau und dergleichen mehr. Und wo wir dann Gutachten schreiben mussten, die dann für Vertragsgerichtsverhandlungen dann irgendwo mit Verwendung fanden dann. Ne, also das war alles ein, ein, ein riesengroßer Themenkomplex. Und das waren Leute, ich sage mal zwischen 20, 25 Leute, die man dann irgendwo dazu nutzte, um ein vernünftiges Ergebnis zu erzielen. Aussagen zu treffen. Ne. Also das war schon spektakulär. Und insofern sage ich jetzt mal, haben wir der Situation, die da sich Mitte der 70er [1970er] Jahre schon abzeichnete, dass also die... sehr häufigen Erze im Erzgebirge und im Thüringer Raum nicht mehr das erbrachten an Uranerz, was man sich vielleicht zu Weltmarktpreisen verkaufen konnte, hat man sich schon Gedanken gemacht, wie es dann da weitergeht. Also die, die, das Qualitätserz, was am Anfang der Wismut in den 50er [1950er], 60er [1960er] Jahren gefördert wurde, also die reine Pechblende in den Revieren in Aue, Schlema, Hartenstein, das war weg. Und man musste dann also quasi auf die Thüringer Reviere zurückgreifen. Und dort gab es ja die sogenannten Arm-Erze. Und da musste eben die Masse letztendlich herhalten, um dann letztendlich ein Ergebnis zu erzielen. Die waren aber nicht weltmarktfähig. Insofern hat man dann schon gemerkt, also da ist was im Gange. Das ist, das war so ein bisschen das Gefühl, lange geht das nicht mehr. Und insofern war die Frage, wie geht's denn dann weiter. Man hat gemerkt, dass da auch teilweise schon, sagen wir mal, Mitarbeiter abgebaut wurden in den 80er [1980er] Jahren. In den Aufbereitungsbetrieben, wo man merkte, das, das bringt nichts mehr. Und da es aber eine sowjetisch-deutsche Aktiengesellschaft war, hat man dann auch 90 [1990], als dann schlagartig gesagt wurde, jetzt ist Schluss, hatten wir ja... standen wir da. Ja, was ist jetzt? Wir hatten aber, ich sage es jetzt mal, das große Glück, dass diese, dieser Gesellschaftsvertrag zwischen Russland und der DDR, dazu führte, das war kein volkseigener Betrieb. Es war eine Aktiengesellschaft. So. Und da gibt's also, wie gesagt, eine sehr gute Chronik der Wismut, wie das alles ganz, ganz toll beschrieben ist, die 1990 auf einer CD erschien. Die habe ich auch hier bei mir irgendwo rumliegen. Die kennen Sie sicherlich hier. #00:12:18-1#

Astrid Kirchhof: Ja, die kennen wir, ja. #00:12:20-7#

Achim Tröger: Die kennen Sie. Und insofern sind das... da drin alles das beschrieben, was wir letztendlich erlebt haben. Und die Wismut 1 waren dann zum einen dann diese Sanierungsbetriebe, also sprich die Bergwerke und Aufbereitungsbetriebe mit den Sanierungen der Absatzbecken. Dänkritz und in Seelingstädt. Das waren große Giftmüllhalden, sage ich jetzt mal so. Und zum anderen auch, wie gesagt, noch einige Bergbaubetriebe in Königstein, Gittersee, wo also man eine untertägige Laugung vorgenommen hat. Da hat mal also das Erz nicht gefördert, sondern hat es aus den Berg herausgelaugt. Und die Lauge dann zur Verarbeitung dann geschafft. Das hat man noch lange Jahre so weiterführen müssen, weil das eben, wie gesagt, nicht mit einem Schalter umgelegt werden kann, Förderung aus. Also man das wurde nach Frankreich geschafft und hat das dann irgendwo dort aufbereiten lassen. Summa summarum war es so, dass wir dann der zum Wismut, zur Wismut 2 gehörten. Und da wurden alle diese Dienstleister für die Bergbaubetriebe, das waren Projektierungsbetriebe, das waren Kraftfahrzeugreparaturbetriebe, das war Bergbau- und Aufbereitungsanlagen Cainsdorf, das war BBA in Aue. Die wurden wie eine Art Holding konstruiert. Die dann dem Bundeswirtschaftsministerium, der Eigner war. Wir hatten also mit der Treuhand nichts zu tun. Wir waren also Bundeswirtschaftsministerium. Und man putzte, sage ich jetzt mal so, diese entsprechenden Leute, oder diese entsprechenden Betriebe so heraus, dass man sie dann gegebenenfalls noch privatisieren konnte. Und da gab's Konzentrationsprozesse. Und einer dieser Konzentrationsprozesse war unter anderem auch, dass das Berg... das BBA in Aue, viele Mitarbeiter dann zu uns gekommen sind nach Cainsdorf. Aber ich muss dazu sagen, unter der Maßgabe, 1990 bis 92 [1992], da gab's die sogenannte DFA... und Ferracon. Und dann danach die DFA. Und dann ging die Privatisierung los. Und in dieser Zeit war es so, dass der Mitarbeiterstamm bei uns in Cainsdorf von circa 1800 Mitarbeitern auf 600 Leute heruntergefahren wurde. Da wurden also dann entsprechende Auswahlkriterien gefragt, soziale... Kriterien spielten dabei eine Rolle. Und zum anderen auch dann die Frage, ja, wie könnten... bräuchten wir den oder die, wenn wir dann mal in der Marktwirtschaft angekommen sind und das Fertigungsprofil vielleicht sich ein Stück weit abzeichnet, brauchen wir das noch? Müssen wir noch eine chemische Analyse von Werkstoffen stattfinden, wo fünf Frauen gearbeitet haben zum Beispiel. Und das wurde dann verneint, zum Beispiel bei mir in dem Bereich. Und das war natürlich eine knallharte Geschichte. Wenn man dann Frauen... (atmet laut aus)... ich... naja... scheiß Zeit! #00:15:07-0#

Astrid Kirchhof: Weil man musste dann auch Leute quasi entlassen? #00:15:10-7#

Achim Tröger: Ja. #00:15:11-5#

Astrid Kirchhof: ...deren Lebensgeschichte man kennt, die man... #00:15:13-7#

Achim Tröger: Ja! #00:15:14-2#

Astrid Kirchhof: ...mag. Und Kollegen vielleicht waren. Und man wusste, dass... was, was das für die privat bedeutet. Wenn man sie entlässt. #00:15:22-1#

Achim Tröger: Genau! #00:15:23-4#

Astrid Kirchhof: Keinen Lebensinhalt vielleicht mehr so haben, keine Arbeit, kein Geld, auf's Arbeitsamt gehen müssen. Was das seelisch auch... #00:15:29-3#

Achim Tröger: Also diese Leute wurden auf den Kopf gestellt, sage ich jetzt mal so. Diese... dieser Bruch von Lebensgeschichten... / Dr. Astrid Kirchhof hm (bejahend) / Dr. Achim Tröger ...das kann man sich... (verstummt). Also ich sage mal, ich hatte ja das Glück, dass ich nach Ansicht der Leute, die letztendlich dann das Sagen hatten, da kamen ja dann einige, die dann... aus dem alten Bundesgebiet zu uns, die dann gesagt haben, gut, okay, über das Wirtschaftsministerium dann irgendwie zu uns gebracht wurden, und gesagt haben, also den brauchen wir, den brauchen wir, den brauchen wir. So. Und ich war dann an einer Stelle, sage ich immer, das Qualitätswesen. Und das weiß man ja, das sind Stellen, wo man ungern... oder die Schweißtechnik, wo man ungern Eingriffe vornimmt. Aber einer Frau zu sagen, einer Laborantin, also deine Arbeit brauche ich für die nächsten Jahre nicht mehr, weil ich auf Werkstoffe zurückgreifen kann, da muss ich das nicht mehr entsprechend... deine Tätigkeit brauche ich dazu nicht. Es war natürlich so, dass diese Leute dann auch mit entsprechend recht komfortablen... Abfindungen ausgestattet wurden. Aber das... wiegt das nicht auf, was... gelaufen ist. #00:16:29-0#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend), hm (bejahend), hm (bejahend). #00:16:32-2#

Achim Tröger: Ja, und ich sage mal so, die... die Mitarbeiterzahl ging also, wie gesagt, so auf ungefähr 600 zurück. Und wir fertigten aber nach wie vor, in dieser Zeit, wie diese Auftragsvergabe zu uns kam, entzieht sich ein bisschen meiner Kenntnis. Wir hatten also sofort Kontakte zu großen Unternehmen, VW, Rheinbraun und... BMW. Wir hatten also Kontakte dann auch... unter anderem war ein ganz großes Projekt die Fertigung von 33 Postfachzentren. Für die gesamte Bundesrepublik. Wir hatten Kontakt hergestellt, wie gesagt, zu Terex. Das war also ein Hersteller von Kabelgefäßen für sehr große, über Ta... über-Tage-Geräte. Und insofern hatten wir also schon mal ein relativ... Anschluss war gegeben von Fertigung von Produkten, die wir vergleichbar bei der Wismut hatten, sage ich jetzt mal so. Und das fiel uns nicht schwer. Und offensichtlich war die Arbeit nicht die schlechteste, denn die Leute kamen wieder. Und als dann 95 [1995] wir uns... bis 95 [1995] und so einigermaßen diese Abläufe gestaltet hatten und vorgenommen hatten, da kam dann die Privatisierung. Ich weiß noch heute, als mich damals... als ich mit Dr. Süß damals darüber sprach, dass da jemand kommt, der möglicherweise eine Privatisierung oder Interesse, als... als Geschäftsführer hier einzusteigen, für einen Euro übrigens, dann... bat er mich mal, dem guten Mann mal das zu zeigen. Bin ich mit ihm durch die (unv., Turnhalle?) gelaufen, habe ihm alles gezeigt. Und ich muss dazu sagen, es war ein... ein Iraner, der in Karlsruhe studiert hat. Und der wohl drei oder vier kleinere Betriebe in Bayern hatte. Und da ich mir dann auch später mal, nachdem die Privatisierung gelaufen wurde, mal diese Betriebe angeschaut hatte, da musste ich feststellen, das würde ich heute unter einer besseren Schlosserei bezeichnen. Und er wagte sich also an ein Unternehmen heran, was also mit 600 Mitarbeitern ungefähr aufgestellt war. Und aufgestellt war mit sehr, sehr anspruchsvollen Dingen. Ich sage mal so, da, da kamen bei mir schon erste Zweifel, wo ich das, mal so einen Betrieb da besucht hatte. Da war es eben so, da stand der Weißbierkasten neben der Maschine. Und wenn irgendwo draußen die Sonne schien und es war Heu zu machen, dann sind die Leute weggelaufen. #00:18:55-7#

Astrid Kirchhof: (lacht) #00:18:56-5#

Achim Tröger: Und ihr Heu eingebracht. Und das hat mir ein kleines bisschen ein gewisses Schmunzeln dann abgerungen. Und dann war es also so, der gute Mann hat 95 [1995] dieses Unternehmen übernommen. Und hat also nach seiner Maßgabe versucht, das Unternehmen zu führen. Ich muss dazu sagen, er hatte marginale Ahnung von dem, was er eigentlich... machen sollte. Und wenn es da die zweite Ebene nicht gegeben hätte, ich hatte schon einen erwähnt mit Dr. Süß, dann war die Schweißtechnik noch sehr gut aufgestellt. Es war ein Mann vom Vertrieb, der auch wusste, was er tat. Und ich konnte qualitätsmäßig von unserem Haufen sagen, es läuft. Und dann kam es also dazu, dass wir... per Zufall, wie das gelaufen ist, kann ich Ihnen auch nicht sagen, ob das über das Bundeswirtschaftsministerium initiiert wurde, bekamen wir den allerersten Auftrag für eine Brücke. Und zwar die Oberbaumbrücke, das Hochbahnviadukt in Berlin. Das war ein sehr, sehr anspruchsvolles Projekt von dem Stararchitekten Calatrava, ich weiß nicht, ob er Ihnen was sagt. Das war also ein Projekt, wo man offensichtlich in Deutschland niemanden weiter gefunden hat, der sich daran gewagt hatte. Und wir bekamen den Auftrag. Und haben den Auftrag gemacht. Und haben dann also 95 [1995], 96 [1996] das ausgeliefert. Und in der Fertigungszeit kam dann der Berliner Senat zu uns gefahren und konnte sich einfach nicht vorstellen, dass ein Unternehmen in Sachsen (lacht) sowas kann! Und ich muss aber dazu sagen, die Firma, wo ich dann arbeitete, ist ein Standort, der schon seit 1852 existiert. Als Königin Marienhütte. Und diese Königin Marienhütte hat ungefähr 1500 Brücken gebaut. #00:20:38-9#

Astrid Kirchhof: A-ha #00:20:39-6#

Achim Tröger: Die tausendfünfhundertste ist das Blaue Wunder in Dresden. #00:20:43-9#

Astrid Kirchhof: A-ha #00:20:45-4#

Achim Tröger: Also wir hatten Anschluss gefunden. Haben also, wie gesagt, das, den Brückenbau wieder aufgenommen. Und da habe ich mir dann immer mal gesagt, als ich dann... eine Bemerkung hörte, dass ihr das hier könnt! Da habe ich gesagt, wissen Sie was, wir haben in Sachsen schon Autos gebaut, da ist man in den benachbarten Bundesländern mit Gummistiefeln noch über den Misthaufen gelaufen, habe ich gesagt. #00:21:07-5#

Astrid Kirchhof: (lacht) #00:21:09-0#

Achim Tröger: Ich habe da kein Blatt vor den Mund genommen. Auf alle Fälle war das ein Erfolg, dieses, dieses Bauprojekt, die Oberbaumbrücke. Und heißt, wir haben also ein 85 Tonnen schweres Gerät, Brücke, auf einen Tieflader und acht Meter Breite, nach Berlin gefahren. Des Nachts, in zwei Nächten. Und das wurde dann montiert. Da habe ich heute noch einen wunderschönen Bildband dazu, wie das dann damals gelaufen ist. Und insofern war das erst mal der Startpunkt für den neuen Einstieg in den Brückenbau. Der zweite folgte dann mit der Svinesundbrücke. Einer sehr großen Brücke zwischen Norwegen und Schweden. Und die haben wir gemeinsam mit Stahlbau Plauen gemacht. Der dann auch in der Nachwendezeit unserer... einer der großen Konkurrenten auf dem Markt für uns war. Weil ja im Brückenbau, waren die genauso gut aufgestellt. Und haben dann also sehr, sehr... ungefähr so 1700 Tonnen Stahlkonstruktion für dieses Svinebrunn... Svinesundbrücke gebaut. Insofern war das einer der Großaufträge. Und es sollten noch in den Folgejahren, wie gesagt, noch hunderte Brücken kommen. Die wir also bauen und immer noch bauen. Und insofern ist das also eine Erfolgsgeschichte, auch in der Form, dass man sagen kann, wir haben sämtliche Brücken, die es auf Konstruktionsprinzip her, von der normalen Stahlbrücke, über Verbundbrücken, über luftdichte Hohl... Hohlkästen, bis hin also wie gesagt, zu VFD, Verbundträgern. Letztendlich diese, dieses gesamte Feld der Bauweisen abgedeckt. Wir konnten es. Und zur Oberbaumbrücke ist vielleicht noch so viel zu sagen, ich hatte damals das Projekt an der Backe auf deutsch gesagt. Da bin ich dann bei der Montage dort gewesen, 95 [1995], 96 [1996]. Da sah ich dann an dem Hochbahnviadukt ein Bauprodukt, was mir gefallen hat, was ich aber vorher noch nie gesehen hatte. Habe mich dann schlau gemacht. Und dann waren das sogenannte vorgespannte Doppelverbundträger. Das muss man sich vorstellen als einen einfachen Doppel-D-Träger aus Stahl. Und unten dran kommt ein bewährter Unterkopf ran. Und das (unv.) wird vorgedruckt in einer speziellen Vorrichtung. Das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich habe mich schlau gemacht, habe Patente recherchiert und, und, und. Und habe gesagt (klopft), das wär's doch. Da hätten wir hier jetzt, wie gesagt, noch jemanden, der das noch herstellt, den es gab. Zu diesem Produkt gab es in Europa und in Deutschland nur einen einzigen Hersteller. Und... innerhalb eines Jahres haben wir dann diese Voraussetzungen geschaffen. Übrigens mit dem neuen Geschäftsführer. Den konnte ich dazu begeistern. Und wir haben also aus dem Stand heraus für Hoch-Tief damals in Rudolfstadt eine Dreifeldbrücke gebaut mit diesem Produkt. Und seitdem bauen wir, ich sage mal über den Zeitraum von zwei... 1995, 96 [1996], bis heute ungefähr so 50 Projekte. Allein an Brücken mit dieser Bauweise. Und das sind also, das ist ein Nischenprodukt auf dem, auf dem Brückenmarkt. Aber man braucht es dort, um also dort bestimmte, wenn bestimmte Bauverhältnisse es zwingend erforderlich machen, wählt man dieses Produkt. Man hat da keine durchgängige Fertigung. Aber wenn man so ein Produkt hat, dann ist man, sage ich mal, auch mit den Gewinnen gut aufgestellt, ne. Und es freute vor allen Dingen auch noch diese... den Markt freute es auch, dass es nicht nur einen Hersteller gab, sondern einen zweiten. Man konnte also wählen. Man musste also jetzt quasi auch seine eigenen Preise entsprechend so anpassen, dass man vielleicht den Auftrag bekommt. Und wenn man so zu, zu Stahl zugegriffen hat, dann passiert das eben nicht, ne. So. Und seitdem arbeiten wir also, wie gesagt, mit diesem Produkt. Und sind also... bei Großbrücken sehr, sehr gut aufgestellt. Und ich, eine meiner letzten großen Aufträge, die ich aktiv als Projektleiter auch betreut habe, ich habe also nicht nur das gemacht, sondern habe also auch die Projektbetreuung noch teilweise für ein Projekt gemacht, war die Neubaustrecke zwischen Berlin und München. Und zwar die da auf den... Gebiet Halle, Leipzig und München dann gebaut wurden. Durch den Thüringer Wald. Durch entsprechende, sage ich mal, Tunnelsysteme. Diese ICE-Strecke. Und diese ICE-Strecke hatte in Halle eine... die längste Eisenbahnbrücke Deutschlands mit acht Komma fünf Kilometern. Großteils in Betonbauweise gebaut, aber im Kreuzungsbereich zur Saale-Elster-Aue gab es eine 110 Meter große Stabbogenbrücke. Diese Stabbogenbrücke, die Saale-Elstertal-Brücke, die bauten wir. Und zwar war das auch ein Novum diese Stabbogenbrücke, denn es war die erste in Deutschland, die mit Geschwindigkeiten von 300 km/h gefahren werden konnte. Frau Merkel ist auch drüber gefahren zur, zur Einweihung. Hat also gehalten, sage ich jetzt mal so (lacht). #00:25:58-0#

Astrid Kirchhof: (lacht) #00:25:58-8#

Achim Tröger: Ja, also das war also eine Brücke, die also sehr, sehr anspruchsvoll war. Die... man musste also in der Saale-Elster-Aue in ungefähr so dreizehn Meter Höhe, musste die montiert werden. Wir hatten einen sehr guten Partner, die Immo Leipzig, die gibt's leider auch nicht mehr auf dem Markt. Und insofern ist das so ein Highlight von vielen, die man hatte. Wenn man also diese gesamten Bauwerke bundesweit mal betrachtet, dann... ich sage mal, wenn ich durch dieses Land fahre und Autobahnen oder irgendwo fahre, dann sage ich, das ist von uns, das ist von uns, das ist von uns. Und das macht einen ein bisschen (lacht) stolz. Ja. Also und das letzte Projekt, da bin ich aber jetzt schon jetzt in dem verdienten Ruhestand, was ich noch mal mit durchgezogen habe von 2015 bis vorheriges Jahr, Ende des Jahres, haben wir in fünf Jahren es geschafft, Drückenlager, die wir selber brauchten, die wir mal zugekauft haben für Großbrücken, selbst herzustellen. Dazu ist es ein Bauprodukt auch, was nicht ganz einfach ist. Auch hohe Anforderungen. Und es gibt in, ich sage es jetzt mal so ein bisschen... salopp, ein Lagerkartell, die sprechen untereinander die Preise ein bisschen ab, ne. Und dann muss man zahlen. Entweder man zahlt oder man zahlt nicht. Und man wird in die Terminschienen gezwungen. Und da hatte mir mein ehemaliger Geschächtsführer gesagt, Mensch Achim, schau mal zu, was hältst du davon, wenn man das selber baut? Das haben wir aufgegriffen. Und haben es umgesetzt. Und ist natürlich ein bisschen schwierig, wenn man nicht jeden Tag in der Firma ist. Und man muss also da ein bisschen anschieben und ein bisschen was tun. Aber wir haben es geschafft. Und haben eine Zulassung bekommen, dass wir jetzt selbst Lager herstellen. Und haben wir schön in einem Projekt, was wir in (unv., Kardinol?), wo wir unsere erste Brücke, Stahlbrücke, die wir dann bauen, mit eingenen Lagern ausstatten. Das ist ungefähr mal so ein bisschen das Spektrum, was ich jetzt mal so anreißen wollte, wo ich sage, das sind Dinge, da schaut man mit einer gewissen Genugtuung zurück. Und wir haben auch die Erfahrung gemacht, dass ich mit vielen langjährigen Kunden, wie zum Beispiel Terex, das ist ein Hersteller von Großraumkabelgefäßen, also das sind so Schaufeln von großen Baggern, die man in Tagebauen braucht. Und die irgendwo in Alaska stehen oder in Südafrika oder sonstwo auf der Welt. An großen Gerät... Kräne, die in... sagen wir mal, ein Volumen von 42 Kubikmetern haben. Da könnte ich Ihnen Bilder schicken, wo man das mal so sieht. Damit man also dann mal eine Vorstellung hat, was das ist. Und wenn man dann das über viele, viele Jahre macht und es ist ein regelrechter Kleinserienauftrag, und dann ein... Kaufmann in der Firma sagt, nö, die sind uns zu teuer, wir gehen nach Ungarn oder Rumänien. #00:28:38-3#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #00:28:39-3#

Achim Tröger: Dann läuft das ein halbes Jahr und dann klopfen sie nach einem halben Jahr an die Tür und sagen, könnt ihr wieder mal? Ich sage, warum? Naja, also wir haben die Erfahrung gemacht, das ist nicht das, was wir eigentlich von denen wollen. Ne? Und dann habe ich mit dem Mann vom Qualitätswesen, mein Partner sozusagen, hat der auch gesagt, die müssen die eigene Erfahrung machen. Die Erfahrung, die auch sehr, sehr viel Geld kostet. Denn wenn so ein Gerät in Alaska irgendwo in so einem Tagebau ausfällt, dann kostet das mehr, als wenn ich eine Mannschaft dorthin schicken muss. Das Ding steht zwei Wochen bei minus 20 Grad und ich muss dort schweißen, weil irgendeine Naht gerissen ist, dann habe ich ein Problem! Und das Problem ist monetär mit Sicherheit ein anderes, als wenn ich das bei der ZSB bestellt hätte. Oder geliefert bekommen hätte. Das sind so Dinge, die man dann irgendwo mitbekommen. Oder aber auch solche Dinge, die man im Laufe der Zeit, wenn man selbst beim Auftraggeber oder bei solchen Leuten, wo wir in Österreich waren, haben in Sankt Pölten für eine Firma was geliefert, wo man dann hinkommt. Und sieht dann hinter einem schönen Vorhang stehen... kostensenkende Maßnahmen. Vergabe an... na? Ja, nach Zwickau. Und dann aber mal sieht, wie es bei dem eigenen Laden bei denen läuft, dann ist man oftmals mehr als, wie gesagt, überrascht. Und solche Erfahrungen haben wir auch mit MAN gemacht. Wir haben sehr gute Partnerschaften gehabt. Wir haben auch anstrengende Partnerschaften gehabt. Und manchmal hat es erst mal richtig rumpeln müssen. Und man hat sich ausgesprochen. Und dann hat das funktioniert. Und wir haben für MAN hervorragende Krane gebaut, Großkrane gebaut. Wir haben wir Rheinbraun, wie gesagt, Umsetzstationen, Absetzstationen gebaut. Und wenn man dann aber mal in die Firmen kommt und schaut, auf der einen Seite haben sie die höchsten Ansprüche an uns gestellt. Und wenn man sieht, wenn man in den eigenen Werkstätten vorbeischaut, und man hat ein Auge dafür, und dann einen Schweißer fragst, sage mal, was hast denn du für einen Schweißgrad auf deinem Gerät, ich sage, was schweißt denn du gerade? Nix verstehen, Meister fragen. Oder eine Zeichnung, die dort irgendwo ich besucht habe, keine Zeichnung, die können keine Zeichnung lesen. Also das sind nur Beispiele. Das will ich hier nicht verallgemeinern. Das gab es aber! Und dann, als Vergleich dazu, kamen die Leute zu uns und haben gesagt, also, na, wir wollen von euch das Allerbeste. Und das und das und das gefällt uns nicht. Genauso wie ich zum Beispiel auch festgestellt habe, kurz nach 90 [1990] kamen dann die, sage ich mal, die Schweißverbände zu uns und haben uns dann erzählen wollen, nach dem Motto, wie geschweißt wird. Da habe ich gesagt, wissen Sie was, ob Sie in Plauen sind oder bei uns gewesen sind, wir haben alles schon geliefert. Sie brauchen uns nicht erzählen, wie geschweißt wird. Ne. Weil da aber auch solche Erfahrungen schon vorlagen, wenn man in vergleichbare Betriebe gegangen sind, wo man dann gesehen hat, also, na? Ja. Aber... das sind Dinge, wo man auch sich zum Beispiel den Marktgegebenheiten dann auch mit stellen musste. Da war zum Beispiel lange Zeit ein sehr interessantes Produkt. Die sogenannten Flüssiggasbehälter. Kennen Sie? Vor'm Eigenheim steht irgendwie was, wenn man kein Erdgas hatte, Anschluss. Dann standen diese kleinen Gasgehälter davor. #00:31:44-7#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #00:31:45-3#

Achim Tröger: Und die haben ihr Flüssiggas dann herausgeholt. Was gerne jetzt der Herr Trump oder der Herr Biden uns auch verkaufen wollen, statt dem russischen Nord Stream, ne (lacht). Und dann hat man also, wie gesagt, diese Behälter gebaut in drei verschiedenen Größen. Das ging von Null auf gleich, weil wir, wie gesagt, die Voraussetzungen dafür hatten. Wir hatten Behälterschweißanlagen, wir haben, konnten die Wasserdruckprüfung durchführen. Wir haben die Schweiß... wir haben die Prüfverfahren dazu gehabt. Alles das war möglich, ne. Also insofern waren wir recht gut aufgestellt. Und haben also das mitgenommen, als 2005 der ganze Laden von dem Geschäftsführer, sagen wir mal, er musste ja Insolvenz anmelden. Was da die eigentlichen Hintergründe waren, kann ich Ihnen nicht sagen. Ich war bei den Verhandlungen damals in Chemnitz mit dabei, mit dem Insolvenzverwalter. Und unser Bestreben war eigentlich, mit einer kleinen Kernmannschaft den Laden weiter zu führen. Und das haben auch Kunden von uns... und dazu bedurfte es aber einer bestimmten Partnerschaft mit Kunden, die an uns glaubten. Und da gab es Kunden, die an uns glaubten. Unter anderem Terex. Und einige andere aus der Region, wo gesagt wurde, die können es. Da hat man im Prinzip mit einem Stamm von 25, 30 Leuten angefangen, neu aus dem Stand heraus die alte Firma weiterzuführen. Haben dann auch, ich sage es jetzt mal so, noch nach neuen Wegen gesucht mit einer anderen Firma, die ebenfalls in Zwickau ansässig war, die Zwickauer Sonderstahlbau, haben wir gegründet. Und der ehemalige Fertigungschef der DEV und der, der Wismut, der Herr Baumann, ist jetzt Geschäftsführer der neuen, neugegründeten ZSB, die jetzt schon, wie gesagt, schon wieder 15 Jahre erfolgreich am Markt ist. Haben auch den Standort gewechselt, weil die, die entsprechenden Voraussetzungen für die Projekte, die wir abzuarbeiten hatten, in den alten Hallen, die wir nur angemietet hatten von einem Immobilienunternehmen, nicht mehr umsetzen konnten, nicht mehr realisieren konnten. Und deshalb sind wir, wie gesagt, an einen Standort gezogen, der früher mal vom Metallleichtbaukombinat in Plauen betrieben wurde. Und das heißt, wir haben dort riesige Hallenkomplexe, die wir dann auf Vordermann gebracht wurden, die dann neu ausgestattet wurden mit anderen Krananlagen und dergleichen mehr. Und haben jetzt einen wunderbaren Standort, wo man also wirklich die gesamte Palette des Brückenbaus und des Stahlhochbaus, des anspruchsvollen Stahlhochbaus, umsetzen kann. Anspruchsvoller Hochbau deshalb, weil ich sage, eine Stahlhalle mit einem Doppel-D-Träger und einer Fußplatte, Kopfplatte, oben, unten, kann eigentlich jeder Stahlbauer machen. Aber ein Tragwerk, wie zum Beispiel die Leichtathletikhalle in Leipzig, die Sie sicherlich kennen, die kommt auch von uns. Oder die Leichtathletikhalle in Halle. Oder das Stadion in Wolfsburg war einer der großen Projekte, die wir 2002, 2003 realisiert haben. Das Tragwerk mit den entsprechenden Rohrtrag (unv.). Es waren also sehr, sehr spektakuläre Aufträge. Oder aber auch zum Beispiel ein sehr, sehr spektakulärer, oder spektakuläres Bauwerk, ist der Fallprüfstand für Castorbehälter der Bundesanstalt für Materialprüfung bei... in Horstwalde bei Berlin. Den hatten wir damals gebaut. Das war also... das ist der größte Fallprüfstand der Welt. Wo man Castor-Behälter auf einer, auf einer großen Höhe aus 30 Metern auf eine Stahlplatte fallen lässt und dann sieht, ob die bei einem Crash, wenn die transportiert werden, diese Castor-Behälter mit diesen weniger gesundheitsfördernden Inhalten drin, wenn da was passiert oder nicht. Halten die so einen Crash aus oder nicht? Das war die Fragestellung. Dazu brauchte man einen Fallprüfstand. Und das hat man dort realisiert. Und da war es also so, da haben wir also auch Terminzwänge gehabt, dass dieser Fallprüfstand fertig wurde. Denn man wollte bei einer gleichzeitig stattfindenden Tagung in Berlin live den ersten Castor aus einer bestimmten Höhe abfallen lassen. Und das in das, in das Konferenzzentrum übertragen. Und wir haben es auf den Punkt gebracht. Dass dann diese entsprechende Veranstaltung mit dem ersten Fallprüfstand oder mit dem ersten Fall, da umgesetzt werden konnte. Und gezeigt werden konnte, was passiert. Ja, also das sind ein paar solcher wunderschönen Sachen. Und, nicht zu vergessen, das war ein kleiner Auftrag, aber ein wunderschönder, mit dem Ergebnis, nämlich die Frauenkirche in Dresden. Da war es so gewesen, dass wir für dieses wunderschöne Gebäude den... den Spannring geliefert haben, der oben in dieser großen steinernen Glocke drin ist. Wo der alte gute Bär das mit alten Playern dort gemacht hat, um die Kräfte abzutragen, hat man die neuen Architekten haben dann entsprechend einen Spannring vorgesehen, der während des Baus der Kuppel dreifach nachgespannt wurde, um die Kräfte neu zu justieren. Und dieser Spannring, den sieht man nicht. Der ist also, wie gesagt, im Gebäude integriert. Und der hält also die gesamte Kuppel sozusagen, trägt die Kräfte auf das Mauerwerk ab. Und dazu kommt noch, dass wir die ganzen Emporen, die stählernen Eporen, die dann also, wie gesagt, zwischen den Pfeilern eingebaut worden sind, die kamen auch von uns. Und dass das alles in diese ganz sauberen, wunderschönen Sandsteingebilde eingebaut werden konnte, haben wir das alles in der Werkstatt vormontiert. Dass wir nicht irgendwo ein Problem hatten beim Einbau. Dass wir da irgendwo kollidieren. Haben also alles das in der Werkstatt aufgebaut und eingesetzt. Und wenn Sie den, und wenn Sie dann, dann die Einladung bekommen, dass Sie dann an der Eröffnung teilnehmen, ist doch schön (lacht). Ja. #00:37:03-0#

Astrid Kirchhof: Also sehr, sehr spannend. Haben wir auch so noch niemanden gehabt, der uns so eine Tätigkeit vor und nach der Wende bei der Wismut und danach, erzählt hat. Ich habe jetzt ganz viele Fragen, die mir... manche Sachen sind mir auch nicht so ganz klar, weil ich von dem Beruf vielleicht zu wenig verstehe. #00:37:25-9#

Achim Tröger: Ja. #00:37:26-5#

Astrid Kirchhof: Ich frage jetzt einfach nach, was... #00:37:28-5#

Achim Tröger: Bitte! #00:37:29-3#

Astrid Kirchhof: Fangen wir doch noch mal an, einfach, weil es mich interessiert, wo sind Sie eigentlich geboren? Und haben Sie Geschwister und wo sind denn, was waren denn Ihre Eltern beruflich? Oder wie war das Elternhaus? #00:37:41-9#

Achim Tröger: Also meine... ich bin 1950 geboren. Meine Mutter war Verkäuferin. Mein Vater, der... ich... ich war damals so... ich spreche über meinen Erzeuger. Den kannte ich nur bis zu meinem zweiten oder dritten Lebensjahr. Dann war er weg. Und ich habe dann meinen Stiefvater kennengelernt als Junge. Aber der war im Prinzip auch auf dem Schacht tätig. Als Schmied. So wie mein Großvater auch auf dem, mit dem Bergbau eine gewissen Affinität hatte. Die Kindheit war für mich völlig entspannt. Ich hatte keine Probleme, auch mit dem, mit dem Stiefvater nicht, mit meiner Mutter. Aber ich muss dazu sagen, es war ein Elternhaus, wo ich mich selbst orientieren musste, was in Richtung Schule und Bildung ging. Ich war eigentlich nicht irgendwo angehalten, du musst jetzt das machen, das machen, das machen. Wie man es vielleicht heute von diesen betreuten Kindern oftmals kennt. Ich habe meinen Weg selbst suchen müssen, sage ich jetzt mal so. Und ich war nicht der schlechteste Schüler. Ich bin also dann auch aufs, aufs Gymnasium gegangen. Hatte dann noch eine Halbschwester gehabt. Die hat dann mal eine zeitlang auch in Moskau studiert. Ist aber jetzt in, auch schon im Ruhestand, lebt aber in, in Halle. Ich habe mit ihr relativ wenig Kontakt, muss ich dazu sagen. Wir passen charakterlich nicht so richtig zusammen. Die weitere Geschichte ist die, dass also dann, ich ja dann zum Studium gegangen bin. Dann kam die Geschichte mit der SED. Und Sie haben ja auch in Ihren Fragen dann ja mit der SED gefragt, wie ich damit umzugehen hatte. Ich muss heute noch schmunzeln, wenn ich alte Einladungen und Protokolle hernehme, wo dann die Teilnehmer aufgeführt sind, da steht überall Genosse davor. Bei mir auch Genosse davor. Habe ich immer durchgestrichen, schreibe ich Kollege. So. Man war, man hatte nicht die Vorstellung, dass Leute da rumliefen, die nicht in der SED waren, sage ich jetzt mal so. Aber das hat mich, das war mir bewusst. Das hat mich in der entsprechenden Funktion natürlich auch bewusst, dass es da nur bis zu einem bestimmten Level ging. Und dann war Schluss. Das hat sich dann 1990 geändert. Da wurde ich dann schlagartig dann, der alte Abteilungsleiter, der sich praktisch nur mit der SED und der Kampfgruppe beschäftigt hat, der war dann weg. Ich habe dann praktisch, war dann, wurde dann Abteilungsleiter. Die ganze Abteilung dann sozusagen gehabt. Ja, und die andere Entwicklung war eben die, dass man, dass ich dann immer den gleichen Job gemacht habe. Die Anforderungen änderten sich ständig. Aber die Firma ändert nur den Namen. Ne. Also es ging wie gesagt, BAC Cainsdorf, dann war es Ferracon, dann war es DFA, dann war es SAM, Sächsische Anlagen und Maschinenbau. Unter dem Geschäftsführer aus dem Iran. Und dann, wie gesagt, war es Zwickauer Sonderstahlbau. Auch ein anderer Geschäftsführer, ein kompetenter Geschäftsführer. Aber der auch immer wieder auf seine entsprechenden Leute zurückgreifen konnte, mit denen sich... ich kenne ihn noch als, als Fertigungsleiter noch. Und wir wissen voneinander, was der eine vom anderen zu halten hat. Und insofern kam es da keine Brücke. Auch bei vielen anderen, auch bei den, sage ich mal, produktiven Mitarbeitern, sind viele noch heute, die in der Wismut gelernt haben damals noch, noch heute zeilweise tätig. Unter völlig anderen Voraussetzungen. Wir haben heute auch das Problem, dass wir gute Fachkräfte oftmals requirieren müssen aus, aus der Slowakei, aus Polen, aus Rumänien. Die als Schweißer hier arbeiten. Oder Kroatien. Ne. Sie finden hier nur noch wenige junge Menschen, die also sich dieser Ausbildung stellen. Zum Beispiel Schlosser oder Schweißer werden möchten. Das ist ein riesen Problem für die Zukunft. Ne. Ja. #00:41:09-2#

Astrid Kirchhof: Herr Tröger, gehen wir noch mal zurück. Ich weiß immer noch gar nicht, sind Sie auch in Zwickau geboren? #00:41:14-0#

Achim Tröger: Ich bin in Zwickau geboren. Und habe also, wie gesagt, an sich nur diese Kenntnis... also nach dem Studium nach Chemnitz gegangen. Während meiner Promotion war ich mal eine zeitlang in Polen gewesen, in Warschau an der Technischen Hochschule. Und im Institut für Präzisionsmechanik. Und ansonsten, wie gesagt, ja. #00:41:32-6#

Astrid Kirchhof: Weil... bei den, bei den Schulen. Also sind Sie zehn Jahre in ein und dieselbe Schule gegangen? Ich glaube, das war doch in der DDR so...? #00:41:42-6#

Achim Tröger: Nee, das war, das war anders. Wir hatten also, wie gesagt, eine Grundschule. Die ging bis zum, zur achten Klasse. #00:41:47-3#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #00:41:48-0#

Achim Tröger: Dann sind wir an... dann sind wir von dieser Polytechnischen Oberschule... #00:41:51-8#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #00:41:52-5#

Achim Tröger: ...da war die Entscheidung damals so, entweder bis zehn, also bis zum zehnten Schuljahr. Dann hast du deine normale Polytechnische Oberschule abgeschlossen. Oder bis am, am achten Schuljahr weggegangen ans Gymnasium, bis zur zwölften Klasse. Und diese zwölfte Klasse habe ich auch in Zwickau besucht, am Käthe-Kollwitz-Gymnasium. Und von dort aus bin ich dann, wie gesagt, nach Chemnitz gegangen. Ich wollte ursprünglich mal in die Richtung Datenverarbeitung gehen. Aber ich habe mir dann bei einer, bei einer, bei einem Tag der offenen Tür in Chemnitz, wo ich dann teilgenommen habe, habe ich davon gelesen, von dieser Werkstofftechnik. Und Korrosionsschutz und dergleichen mehr. Und das hat mir eigentlich sehr gut gefallen. Da waren interessante Vorträge dabei gewesen, habe ich gesagt, da gehst du hin. Und wurde auch immatrikuliert. Und habe dann die entsprechenden, entsprechende Zeit dort absolviert. Und bin dann, wie gesagt, mit meiner Hauptprüfung und auch meiner Abschlussarbeit, Diplomarbeit, die sch... die ich in Ilmenau gemacht habe, da ging's um entsprechende Elektrophorese von entsprechenden Hauptmetallschichten. War sehr interessant. Und dann im Kühlschrankgewerk in Scharfenstein noch mitgearbeitet. So. Dann ging's jetzt wie gesagt bis dorthin. Und dann war ich, habe ich gesagt, na gut, okay... hat man mich angesprochen mit Forschungsstudium. Ja. Aber was man mir nicht gesagt hat, war, wie gesagt, die SED-Geschichte. Und dann habe ich gesagt, okay, dann gehe ich eben, wie gesagt, woanders hin. #00:43:09-3#

Astrid Kirchhof: Also das, was Sie gerade erzählt haben, war das auch schon ein Studium? #00:43:13-2#

Achim Tröger: Bitte? #00:43:14-5#

Astrid Kirchhof: Das, was Sie jetzt gerade erzählt haben, war das auch schon ein Studium oder gehörte das noch zur Schulausbildung? #00:43:21-5#

Achim Tröger: Also das war schon Studium. Dieses Forschungsstudium, das war also im Prinzip in Anschluss an die normalen Regelstudienzeit von vier Jahren. Das war also, nach Abschluss Abitur, ist man dann zum Studium gegangen. #00:43:34-4#

Astrid Kirchhof: Ja genau. #00:43:35-1#

Achim Tröger: Und da bin ich von 68 [1968] bis 72 [1972] in Chemnitz gewesen. #00:43:38-4#

Astrid Kirchhof: Okay. Und wie hieß der Studiengang? #00:43:42-4#

Achim Tröger: Der Studiengang war Werkstofftechnik. #00:43:44-9#

Astrid Kirchhof: Werkstofftechnik. #00:43:46-1#

Achim Tröger: Ja. #00:43:46-7#

Astrid Kirchhof: Und dann haben Sie vier Jahre in Chemnitz studiert? #00:43:49-1#

Achim Tröger: Fünf, Chemnitz studiert. Genau. #00:43:50-5#

Astrid Kirchhof: Und abgeschlossen mit was? #00:43:52-7#

Achim Tröger: Mit Diplomingenieur. #00:43:54-5#

Astrid Kirchhof: Ah, okay. Sie sind also Diplomingenieur. Ich dachte mir das schon, weil ich weiß auch, was Hoch- und Tiefbau ist und so. Das kenne ich natürlich auch. Also okay. Ingenieur. #00:44:04-5#

Achim Tröger: Also reiner Diplomingenieur für Werkstofftechnik, (unv.) Prüfung. #00:44:07-4#

Astrid Kirchhof: Okay. Und dann ging... und sagen Sie mal, was ist eine Promotion A? #00:44:12-9#

Achim Tröger: Das ist ein Promotionsverfahren (unv.) zum Doktor-Ing. #00:44:17-1#

Astrid Kirchhof: Okay. Und das heißt Promo..., hieß Promotion A? #00:44:20-0#

Achim Tröger: Ja, genau. #00:44:21-3#

Astrid Kirchhof: Und zu der... #00:44:22-4#

Achim Tröger: Also man schreibt eine Dissertation. #00:44:23-9#

Astrid Kirchhof: Ja, okay. Okay. Ich kennen nur Promotion. Ich weiß nicht, was Promotion A ist, deswegen. #00:44:30-0#

Achim Tröger: Ja, das war damals in der DDR so, die Promotion B war dann, wie gesagt, eine Steigerung. Das war dann eine Voraussetzung für eine Habilitation, ne. Also das sind Dinge, die dann, wie gesagt, außerhalb meines Wollens gewesen sind. Ich hatte mein Promotionsverfahren abgeschlossen 78 [1978]. Und ich muss aber dazu sagen, ich hatte an der Ingenieur-Hochschule die vier Jahre gemacht. Hab aber festgestellt, also eine wissenschaftliche Laufbahn kommt für mich nicht infrage. Ich wollte in die Praxis. #00:44:56-8#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #00:44:57-7#

Achim Tröger: Weil das anwenden, was ich gelernt habe. Und das breite Spektrum nach Möglichkeit abdecken. Es gab da, wie gesagt, viele Dinge, die ich interessant fand. Aber den reinen Lehrbetrieb, sage ich jetzt mal so, Vorlesungen halten, Seminare halten, das musste ich ja während meiner, meiner Assistenzzeit als Assistent, musste ich das ja auch machen. Ich habe also auf diesem Weg auch meine Frau kennengelernt. Die war im Prinzip Schülerin an der Ingenieur-Hochschule. Und ich habe bei ihr Vorträge gehalten oder Seminare abgehalten. Und auf diese Art und Weise haben wir uns mal in einem Lager kennengelernt für Zivilverteidigung. Da war sie, war sie da, mussten die, die Studenten das machen. Und wir waren Gruppenleiter. Haben die dort quasi, die Mädchen vor uns gehabt, die dann irgendwo... Schutzausrüstung tragen mussten. Auf die Art und Weise haben wir uns kennengelernt, sage ich jetzt mal so. #00:45:43-1#

Astrid Kirchhof: A-ha! #00:45:44-1#

Achim Tröger: (lacht) #00:45:44-9#

Astrid Kirchhof: (lacht) Al... #00:45:46-1#

Achim Tröger: Und mit der bin ich jetzt heute noch zusammen (lacht). #00:45:48-1#

Astrid Kirchhof: (lacht) #00:45:49-0#

Achim Tröger: Also wir haben jetzt so 43 Jahre geschafft, sage ich jetzt mal so. #00:45:51-5#

Astrid Kirchhof: Das ist eine große Leistung, auf die man auch stolz sein kann. #00:45:54-8#

Achim Tröger: (lacht) Ja, ja, genau. #00:45:55-9#

Astrid Kirchhof: Also... das heißt, Sie sind auch etwas älter als Ihre Frau? #00:46:00-5#

Achim Tröger: Also sie ist Baujahr 64 [1964], 54 [1954]. Ich bin Baujahr 50 [1950]. #00:46:04-6#

Astrid Kirchhof: Ah, okay, naja. Und was, was hat da Ihre Frau... also was... hat sie auch studiert? #00:46:09-9#

Achim Tröger: Sie war Ingenieurökonomin, ja. Diese Ausbildung als Ingenieurökonomin. Hätte aber dann sofort nach dem Studium angefangen in ein... in der Energieversorgung. Sie hat also in der Energieversorgung als Ökonom, hat da gearbeitet. BWL würde man heute sagen, ne. #00:46:25-5#

Astrid Kirchhof: Und hat sie ihr Leben lang gearbeitet? #00:46:28-2#

Achim Tröger: Die hat auch ein Leben lang gearbeitet. Als unsere Tochter dann 77 [1977] geboren wurde, dieser wunderschöne Winter. Am 2. Dezember 77 [2.12.1977], der ja dann das ganze Land ins Chaos stürzte. Das war dieser riesige Winter, wo also hier das Licht ausging. #00:46:41-7#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #00:46:42-5#

Achim Tröger: Ich habe meine, meine erstgeborene Tochter sozusagen vom Krankenhaus mit dem Kinderwagen abgeholt und einer Wärmeflasche drin, weil nichts mehr fuhr. Da ging das Licht aus. Minus 20 Grad, Schneetreiben. Da haben wir, wie gesagt, kein warmes Wasser gehabt, nix, null. Da haben wir das auf dem Ofen entsprechend das Badewasser für den Säugling sozusagen bereiten müssen. Und so lief das ungefähr. Und das war genau dieser Katastrophenwinter, der im Prinzip die DDR in, in eine gewisse Dunkelheit gebracht hat. Ne. #00:47:16-0#

Astrid Kirchhof: Und das war Ihre erstgeborene Tochter? #00:47:18-4#

Achim Tröger: Ja. Sie ist, sie hat... unsere Tochter Yvonne, die lebt heute in, in der Nähe von Würzburg. Also in Veitshöchheim. Und wir haben zwei Enkelkinder. Die eine haben wir da. Meine Frau ist mir ihr gerade zur Zeit unterwegs, damit (lacht) wir hier uns in Ruhe unterhalten können (lacht). #00:47:34-4#

Astrid Kirchhof: Okay (lacht) #00:47:35-6#

Achim Tröger: Und ja... und sie hat dann auch... drei Jahre allerdings ist sie zu Hause geblieben. Weil ich gesagt habe, die drei Jahre, die gibt uns niemand wieder für unsere Tochter. Du bleibst zu Hause. Und wir haben gesagt, wir haben keine materiellen Sorgen. Und du musst hier nicht auf Arbeit gehen. Ist dann aber wieder eingestiegen. Meine Mutter, die war dann im Kindergarten hier, in der Nähe unseres, unseres Ortes. Und als wir dann unsere Tochter dann in den Kindergarten gegeben haben, dann war sie bei der Oma sozusagen dann. Ist von der Oma mit betreut worden (lacht). Das war natürlich auch eine super, super Geschichte, ne, so. Und die hat also dann in der Zeit, bei ihr war die Wende natürlich auch so, dass sie in der Energieversorgung geblieben ist. Aber mit der Maßgabe, sie ist noch zehn Jahre lang nach Chemnitz und Plauen gefahren. Jeden früh nach Chemnitz mit dem Auto gefahren dann jeden Tag, oder dann nach Plauen später, dann noch mal. Und dann, hat sie dann mal gesagt, ist sie in den vorzeitigen Ruhestand, das wurde ihr angeboten, vorzeitigen Ruhestand gegangen. Da habe ich gesagt, das machst du. #00:48:30-2#

Astrid Kirchhof: Haben Sie dann noch eine, ein zweites Kind bekommen? #00:48:33-6#

Achim Tröger: Nein. Nein. Nein. #00:48:34-8#

Astrid Kirchhof: Weil Sie sagten, Ihre erstgeborene Tochter... #00:48:37-3#

Achim Tröger: Ja, ich sag's jetzt mal so, das ist unsere Erstgeborene (lacht) #00:48:39-3#

Astrid Kirchhof: Also es... Sie haben... #00:48:40-3#

Achim Tröger: Eine Zweitgeborene gibt's auch nicht (lacht) #00:48:41-5#

Astrid Kirchhof: Achso, jetzt weiß ich wieder, was ich sagen wollten. Haben... hat Ihre... hat die Oma mitbetreut, weil Sie nicht wollten, dass das Kind so lange im Kindergarten bleibt? Man hätte... #00:48:49-8#

Achim Tröger: Nee! Nee. Die Oma, die hat ja im Kindergarten gearbeitet. #00:48:53-0#

Astrid Kirchhof: Achso! #00:48:53-7#

Achim Tröger: Und hat also im Prinzip sie als Kindergärtnerin mit betreut sozusagen. #00:48:57-4#

Astrid Kirchhof: Ach das ist ja auch schön! #00:48:58-4#

Achim Tröger: Nee, die war unter Kindern. Die wollte, die sollte die Sozialisierung unter vielen Kindern haben. Und die Oma, die hat also auch mal in der Gruppe mit vorbeigeschaut sozusagen. #00:49:05-7#

Astrid Kirchhof: Ahh, jetzt verstehe ich, okay. #00:49:07-3#

Achim Tröger: Nee, das wollten wir... meiner Mutter wollten wir das wie gesagt, nicht unbedingt aufbürden. Das wollten wir nicht. #00:49:13-5#

Astrid Kirchhof: Okay. Verstehe. Okay, also Ihre Frau hat immer mitgearbeitet. Jetzt muss ich noch mal zurück zur Promotion. Also Sie haben... achso. Und die Promotion konnten Sie zuerst nicht machen, weil Sie in die SED nicht eintreten wollten? #00:49:26-3#

Achim Tröger: Also ich durfte das Forschungsstudium nicht machen. Die ja... was ich jja normalweise auch mit einer Promotion abgeschlossen hätte. #00:49:31-5#

Astrid Kirchhof: Ah, okay. #00:49:32-0#

Achim Tröger: Ja. Und da hat man mir gesagt, nee, das geht nur dann so und so. Und dann habe ich eben gesagt, nee okay, dann machen wir es anders. Dann bin ich eben nach Zwickau gegangen an die Hochschule. Und da... das war mehr ein Zufall, dass ich davon gehört hatte. Für das Forschungsstudium der Technischen Hochschule in Magdeburg. Und der Professor, der war damals auch noch ziemlich jung, der kam dann von, von Magdeburg. Und an die, an diesem, sagen wir mal, Bereich der Sektion Metallverarbeitende Industrie, der Werkbereich Werkstofftechnik, arbeiteten insgesamt zum Schluss fünf Assistenten, die alle mit einer Promotion abgeschlossen haben. Jeder hatte sein eigenes Forschungsthema. Und mit diesen Leuten habe ich heute auch zum Teil noch Kontakt. Die also aus der Zeit stammten, wo wir also in den 70er [1970er] Jahren sozusagen an der Hochschule gearbeitet haben. #00:50:15-4#

Astrid Kirchhof: Und glauben Sie, Sie sind bei der Wismut dann gelandet, weil auch Ihr Großvater da...? #00:50:20-9#

Achim Tröger: Nee! Nee, das muss ich nicht, nee, das würde ich nicht sagen. Die hatten ja dann normaler... die hatten keine untertätige Arbeit. Die waren normalerweise über Tage. Haben in den Schmieden gearbeitet. War auch ein anspruchsvoller Job. Aber ich sage mal, die Wismut, ich hörte davon, dass die dort eine, ein großes Labor hatten. Wo also viel Werkstofftechnik betrieben wurde. Das große Drumherum, das kannten wir also im Prinzip ja nicht. Was da alles noch so mit Wismut zu tun hatte. Hab hörte viel davon. Es war viel Spekulation dabei. Es war viel Unfug dabei. Und es war... ein kleines... Mysterium wurde darum gebaut. Aber die Wirklichkeit war die, die ich Ihnen ja geschildert hatte, wenn man dann dort gearbeitet hat, dann hat man sich auf seine Aufgabe konzentriert. Da spielte es keine Rolle, ob da vielleicht, warum förderst du das Uran? Die 230.000 Tonnen, die da letztendlich in der Gesamtzeit der Wismut gefördert wurden, warum ist das so? Die brauchten das ja nicht mehr, die Russen. Die hatten ihr eigenes. Aber ich kann sagen, aus der geschichtlichen Erfahrung heraus, die erste russische Atombombe wurde mit sächsischem Erz gebaut. Das war so. Ja, die hatten zwar seit 43 [1943], ist ja nur noch (unv.), haben die Russen selber eine Suche gehabt. In Kirgi... in Kirgisien oder sonstwo. Und haben vielleicht 15 Tonnen gefördert in der Zeit. Aber dem Krieg geschuldet konnten die auch keine größeren Anstrengungen machen. Ne. Also haben sie sich darauf konzentriert, was passiert in Deutschland. Und die wussten ja die Leute, die waren ja nun nicht dumm, die haben gesagt, die größte Radonquelle, oder die stärkste Radonquelle der Welt ist in Schlema. Und wo Radon zutage fördert, zutage tritt, gibt's Uran. Also ist man dorthin gegangen und hat gesucht. Den Altbergbau, den gab es ja nun zuhauf in, in, in Sachsen. Man hatte die Erde umgegraben und hat durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Und hat also Silber gefunden, man hat da Kobalt gefunden, Zink gefunden. All das vom Altbergbau. Und da man damals ja dieses Erz Uran nicht kannte... man wusste mit dem Zeug nichts anzufangen. Und das sieht schwarz aus, da hat man gesagt, das ist Pechblende. Ich kann mit dem Zeugs nichts anfangen, ich kann es nicht verarbeiten, Pechblende. Unnützes Zeug. Hat's auf Halde geschmissen. Und die Russen kamen mit ihrem Geigerzähler und haben die Halden sich angeguckt. #00:52:37-6#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) hm (bejahend) #00:52:38-6#

Achim Tröger: Und haben gesagt, hier liegt Uran. Dann hat man die Halden aufgearbeitet, dann hat man den Altbergbau wieder aufgearbeitet. In Johanngeorgenstadt ging's also quasi los. Hat also die alten stillgelegten Bergwerke wieder gängig gemacht. Und hat dann unter primitivsten Mitteln Tagschürfe noch gemacht. Hat den, hat das Erz teilweise mit Rucksäcken durch die Gegend getragen, ne. Und hat sukzessive Leute dazu verpflichtet, Kriegsgefangene, die dann zurückkamen, die hat man dann dazu verpflichtet. Und so wurde dann die Wismut aufgebaut. Und hat also dann mehr oder weniger das Potenzial geliefert, was die Russen wollten, ne. #00:53:13-7#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #00:53:14-0#

Achim Tröger: Mit Polen, Tschechien, Tschechien... auf der tschechischen Seite gibt's ja da auch in Joachimsthal noch genügend, ne. So. Warten Sie, (unv.) das kommt hier irgendwo für mich... (Pause) Na, jedenfalls ist es so, dass dann dieser Industriezweig mit den gesamten zugehörigen notwendigen Infrastrukturen, da wurde eben wie gesagt, in Sachsen aufgebaut. #00:53:37-2#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #00:53:38-0#

Achim Tröger: Ne. Und da... sage ich jetzt mal, gehörten wir mit dazu wie viele andere auch. #00:53:43-1#

Astrid Kirchhof: Sie haben erzählt, Sie waren zuerst im Auf... wenn ich es richtig verstanden habe, im Aufbereitungsbetrieb und dann in einem Schweißbetrieb, ist das richtig? #00:53:52-0#

Achim Tröger: Nee. Das ist im Prinzip die, der BAC Anlagen oder BAC Cainsdorf, war Bergbau- und Aufbereitungsanlangen. Haben wir gebaut. Deshalb leitet sich der Name daraus ab. Bergbau- und Aufbereitungsanlagen. Wir haben also Bergbauausrüstung und Aufbereitungsanlagen gebaut. Also all die Gerätschaften, die der Bergbau und die Aufbereitungsanlagen brauchten. Das... / Dr. Astrid Kirchhof Und war... / Dr. Achim Tröger ...haben wir gebaut. #00:54:13-1#

Astrid Kirchhof: War dieser... Bergbau- und Aufbereitungsbetrieb Teil... oder in Besitz der Wismut? #00:54:21-6#

Achim Tröger: Das ist ein Sitz der Wismut. Das war ein Objekt, das war das Objekt 536. Das steht auch in den entsprechenden Chroniken drin. Das ist also... die Russen haben ja die, ihre Objekte benannt. Oder bezeichnet. Da gibt's viele, viele Bezeichnungen dafür, die auch wechselten. Das Objekt Null-Eins war zum Beispiel Johanngeorgenstadt. #00:54:41-3#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #00:54:41-9#

Achim Tröger: Das Objekt oder der Schacht 371, das war der tiefste Schacht Europas der Wismut. Der ist in Hartenstein. Oder Schacht 366. Oder der Schacht 410. Oder... 383. Oder was auch immer. Das waren Objektbezeichnungen. Und unser Objekt, dieser Bergbau- und Aufbereitungsanlagen, der wurde als Objekt 536 benannt. #00:55:03-3#

Astrid Kirchhof: Und war der in Zwickau? #00:55:05-2#

Achim Tröger: Der ist in Zwickau bei Cainsdorf. Cainsdorf ist eine, eine Gemeinde von Zwickau. An der Mulde gelegen. Und das ist der alte Standort der ehemaligen königlichen sächsischen... Königlichen Marienhütte. #00:55:17-2#

Astrid Kirchhof: Sie haben erzählt, dass häufig mal hatten... naja, wie kann man sagen, Maschinen kaputtgegangen sind... / Dr. Achim Tröger Ja / Dr. Astrid Kirchhof ...Also meine erste Frage wäre, es gab doch öfters Materialprobleme oder Lieferprobleme. Aber das hatten Sie offensichtlich nicht? #00:55:34-0#

Achim Tröger: Nein. Also ich kann sagen, wir haben, sagen wir mal, den möglichen Zugriff auf die entsprechenden walz... Walzmaterial hatten wir. Und wir haben also auch... auf die Bleche zugreifen können. Aber aufgrund der Begrenztheit von Walzwerken konnten wir bestimmte Profilabmessungen, also Stahlabmessungen, Doppel-D-Träger, ne, konnten wir nur begrenzt, war nur begrenzt verfügbar. Also haben wir unsere Doppel-D-Träger auf schweißtechnischem Wege hergestellt. Haben uns also Schweißstraßen gebaut, um große Doppel-D-Träger selbst zu bauen. Und wir haben auf diese Art und Weise, zum Beispiel beim Aufbau des Kombinates Schwarze Pumpe... #00:56:11-5#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #00:56:12-0#

Achim Tröger: ...weil die dort auch das gleiche Problem hatten, dass sie diese großen Träger nicht hatten. Und aus dem NSW wollte man die nicht einführen. Oder konnte man aus Geldgründen das nicht einführen. Hat man die selbst gebaut. Und wir haben sie als Wismut an die Schwarze Pumpe geliefert. Wir hatten eine eigene Schmiede. Wir hatten eine eigene Gießerei. Wir konnten also Stahlguss gießen, Grauguss gießen, Manganabguss gießen. Wir mussten niemanden fragen. Wir brauchen jetzt Manganabguss oder brauchen jetzt... 1000 Hunteräder aus, aus, aus Stahlguss. Mussten wir nicht! Weil wir wussten, dass die anderen auch bin obenhin zu sind. Also die haben, wir waren sozusagen Selbstversorger. #00:56:44-2#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #00:56:44-6#

Achim Tröger: Ne. Das ist das gleiche Problem, das wir heute in der Wirtschaft haben. Die Globalisierung ist eine feine Sache, ne. Buh, das kaufe ich, das kaufe ich, das kaufe ich. Aber sobald einer ausfällt, ist Ruhe. Ne. Wir merken das bei Medikamenten, um mal ein aktuelles Beispiel aus der, aus dem Fachgebiet Brückenbau herzunehmen, was mich jetzt auf die Palme bringt auf deutsch gesagt. Wir sprechen von einem der größten Projekte der internat... der Infrastruktur jetzt zur Zeit in Deutschland, und zwar die Rheinquerung bei Leverkusen. #00:57:15-7#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #00:57:16-4#

Achim Tröger: Die A1, die große Brücke. #00:57:17-6#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #00:57:18-3#

Achim Tröger: Da hat der damalige... Auftragnehmer PORR Österreich den Auftrag bekommen, weil er die Fertigung von 30.000 Tonnen Stahl nach China vergeben hat. 30.000 Tonnen fertige Stahlkonstruktion fertigen und von China nach Deutschland liefern. Und als diese 30.000 Tonnen hier in Zwickau... in, in Leverkusen angekommen sind, stellte man fest, dass teilweise in Schweißnähten hunderte von Fehlern drin sind, die einen Einbau nicht gewährleisten. Man hat den Auftrag gekündigt. Es liegen 30.000 Tonnen Schrott in Leverkusen. Die können die... (Stille) #00:57:56-0#

Astrid Kirchhof: Jetzt ist er weg. Jetzt waren Sie gerade weg. Sie waren gerade weg. Sagen Sie... #00:58:02-8#

Achim Tröger: Diese, diese 30.000 Tonnen liegen als Schrott in Leverkusen. #00:58:07-7#

Astrid Kirchhof: Ja. #00:58:08-2#

Achim Tröger: Und da kostet die Umleitung, die die Leute da fahren müssen, jeden Tag, jede Woche, zehn Millionen. Bei uns in Zwickau liegen die fertigen Pylone für dreieinhalb Millionen auf dem Hof. Die können nicht ausgliefert werden. Sind aber bezahlt worden. Weil die Brücke zur Zeit nicht gebaut wird. Die vergeben den Auftrag neu. Nur wegen 60 Millionen Preisvorteil hat man den Auftrag nach China gegeben. Was man jetzt an Summen verpulvert, kann man sich nicht vorstellen. Und das meine ich damit, mit dieser Globalisierung. Ist eine wunderschöne Sache, wenn die Lieferketten stimmen. Aber bei bestimmten Sachen muss man vielleicht auch mal sagen, der Billigste ist nicht immer der Beste. Ich habe es selbst erlebt, ich habe selbst chinesische Lieferungen gesehen. Beim Bau der Saale-Elster-Talbrücke, worüber ich gesprochen habe. Da ist ein Vorbauschnabel beim Bau der Betonbrücke abgebrochen. Haben Schweißnähte versagt. In Nordrhein-Westfalen haben chinesische... Stahlkonstruktion geliefert, für, na, sagen wir mal Fördergerüste. Oder für Kesselgerüste. Da waren Schweißnähte aus Silikon gezogen. Was das bedeutet, kann man sich ja vorstellen. #00:59:17-3#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #00:59:17-9#

Achim Tröger: Und das sind Dinge, obwohl dort Überwacher dort gewesen sind, die haben es einfach nicht gepackt, die Chinesen so in den Takt zu kriegen, dass sie vernünftige Waren liefern. #00:59:26-5#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #00:59:27-1#

Achim Tröger: Das kann man bei bestimmten Waren, kann das gut funktionieren. Aber es muss nicht immer funktionieren. Und solche Dinge gibt man ganz einfach nicht weg. Die Summe, ich möchte da nicht mal sehen, was da rauskommt, wenn man jetzt mal einen Schlussstrich zieht. Bauverzug über Jahre. Ich habe immer noch nicht wieder einen Auftrag vergeben. Und jede Woche zehn Millionen. Stau, Stau, Stau. Ja. Der Professor Wenzinger aus München ist von der Firma beauftragt worden, das zu untersuchen. Ob man das wirklich kündigen kann. Ob man die wirklich wegschmeißen muss oder ob man die sanieren kann, die Teile. Und, und, und. Hat er mich dann kontaktiert, weil er weiß, dass ich hier in Zwickau, dass wir diese Pylone gebaut haben. Habe ich bisschen was über die Fertigung erzählt und dergleichen mehr. Der soll ein Gutachten schreiben. Der kommt zu nichts anderem, als dass er sagt, wegschmeißen. #01:00:12-0#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) Jetzt muss ich wieder zurückkommen noch mal auf die Zeit (lacht) vor, vor dem Mauerfall. Wir sagen, wir waren noch mal in Ihrem Schweißbetrieb. Also Sie haben gesagt, Sie haben das alles selber gemacht. Und waren... #01:00:26-2#

Achim Tröger: Ja. #01:00:26-5#

Astrid Kirchhof: ...auch autark. Und selbst... haben es selbst hergestellt und nicht abhängig. Wenn jetzt da, wenn es jetzt da zu Unfällen kam, haben Sie da auch mal Sabotage erlebt? #01:00:37-1#

Achim Tröger: Nein. Definitiv nicht. Das ist immer so im Hintergrund, wenn da irgendwelche Dinge passiert sind, dass man sich die Frage gestellt hat, hat jemand irgendwas nicht beachtet oder hat irgendeinen Fehler jemand gemacht oder dergleichen mehr. Das... ich... mir ist nicht, kein Vorgang bekannt, wo man das bewusst jemand gemacht hat. Also ich kenn's nicht./ Dr. Astrid Kirchhof hm (bejahend) / Dr. Achim Tröger Ich habe zerstörte Anlagen gesehen. Und ich weiß auch, was oftmals die Ursachen waren. Dass man die Teile oder diese Anlagen oftmals über die eigentlich prognostizierte Laufzeit hinaus betrieben hat. Wohlwissend, dass man keinen Ersatz hat. Man musste darauf weiter betreiben. Man hat teilweise die Anlagen auch stärker ausgelastet. Einen größeren Förderkorb rangehängt an das Seil, die Fördermaschinen, die Fördermaschine war vielleicht für einen Zwei-Etagen-Förderkorb ausgelegt. Man hängte einen Drei-Etagen-Förderkorb ran. Tja. Dass das Auswirkungen hat auf den... auf die Betriebsdauer, das hat man zwar gewusst, aber nach dem Motto, gehofft, es könnte ja auch gut gehen. Ne. / Dr. Astrid Kirchhof hm (bejahend) / Dr. Achim Tröger Aber bewusst ist mir so ein entsprechendes Detail nicht bekannt. #01:01:39-9#

Astrid Kirchhof: Wurden da so... aber manchmal Vorwürfe gemacht oder gesagt, öhhh, es könnte Sabotage sein? Oder war sowas gar...? #01:01:47-2#

Achim Tröger: Nö. Kenne ich, kenne ich also wie gesagt nicht. Also ich habe viele, viele, viele Dinge gesehen. Was dann daraus gemacht wurde aber aus den entsprechenden Unterlagen, die dann gesagt habe, das ist die Ursache davon, konnte man nicht sagen, dass da jemand wissentlich irgendwo was gemacht hat. Ob das daraus jemand konstruiert hat hinterher, das entzieht sich allerdings meiner Kenntnis, das weiß ich nicht. #01:02:09-6#

Astrid Kirchhof: Aha. So ein Schweißbetrieb, wie Sie... für die Wismut gearbeitet haben, wieviele gab's da innerhalb des Wismut-Komplexes? #01:02:19-3#

Achim Tröger: Also ich weiß, dass in, in einigen Betrieben, wie gesagt, im BBA auch geschweißt wurde. Aber die Hauptaufgaben, die lagen... bei den Bergbaubetrieben gab's sicherlich auch den ein oder anderen, um mal vielleicht für eine kleine Reparatur Schweißungen gemacht hat. Aber Anlagenbau und dergleichen mehr, das lief alles in Cainsdorf. #01:02:35-0#

Astrid Kirchhof: Das haben also alles Sie gemacht... also Sie und der Betrieb gemacht? #01:02:38-7#

Achim Tröger: Ja. Also die 1800 Leute, die waren voll dafür da, solche Dinge zu bauen, ne. Und wir haben also wie gesagt, dann auch, sagen wir mal nach der, nach 90 [1990], haben wir ja auch zum Beispiel die großen Kraftwerke in Lippendorf... wie gesagt, die, die Kesselgerüste gebaut. Über 100 Meter hoch. Haben die beliefert. Weil wir's konnten. Ob das nun, ob das nun... ein Förderturm ist aus einer Stahlkonstruktion, oder ob das ein Kesselgerüst ist aus einer Stahlkonstruktion, völlig unerheblich. Ne. Oder große Kanalteile und, oder Behälter geliefert für BASF in Schwarzheide. Also (pustet, klatscht)... ne. Aber, wie gesagt, konzentriert war das wirklich dort. #01:03:13-7#

Astrid Kirchhof: Und in welchem Jahr haben Sie noch mal da angefangen in der Wismut? #01:03:17-7#

Achim Tröger: 77 [1977]. #01:03:18-9#

Astrid Kirchhof: Und Sie sind dort geblieben bis 89 [1989]? #01:03:22-2#

Achim Tröger: Bis 90 [1990] und dann wurden ja praktisch nur die Veränderungen in der Betriebsbezeichnung vorgenommen. Ich war immer am gleichen Standort. Bis der Betrieb als solcher umgezogen ist an einen neuen Standort, 2005. Ne. #01:03:33-8#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) hm (bejahend) #01:03:34-5#

Achim Tröger: Also auf die Dresdner Straße bei Zwickau. Weil die alten Hallen uns nicht mehr genügten von der Größenordnung her. #01:03:39-5#

Astrid Kirchhof: Verstehe. Sie haben vorher erzählt, Sie hatten zum Beispiel... da ist so eine Art Unfall passiert und es gab plötzlich keine Fördermöglichkeit mehr. Bedeutete das auch Gefahr für die Personen, die da gearbeitet haben oder waren das nur Maschinenschäden? #01:03:55-2#

Achim Tröger: Das waren nur Maschinenschäden, weil diese auf Materialförderung ausgelegt war, dieser Schacht. Das heißt also, der... der Fördermechanist hat das gemerkt beim Umsteckvorgang. Heißt also, wenn die Trommeln sich gegeneinander ver... verdrehen müssen, hat er beim Umsteckvorgang gemerkt, dass sich beide Trommelseilträger geneigt haben. Und das ließ darauf schließen, dass die Welle, wo die drauf waren, wie gesagt, gebrochen war. Da ist also nichts anderes passiert. Man hat es abgesichert, dass also, wie gesagt, das Fördergut oder der... eine Notsicherung gemacht haben. Dass also das nicht abstürzen konnte und, und, und. Und hat es dann einfach zurückgebaut. Und hat das zerlegt, die Maschine. Und hat dann diese, sagen wir mal, sechs bis acht Meter lange Welle mit 400 Millimeter Durchmesser gesehen, dass sie durchgebrochen war. So. Und dann hat man sich natürlich viele Fragen gestellt dann, ne. #01:04:41-0#

Astrid Kirchhof: Also ich hab Sie so verstanden, im Grunde, wenn es zu Unfällen oder zu solchen Maschinenschäden kam, so, dann lag's eigentlich mehr daran, weil man zu lange mit den Maschinen gearbeitet hat anstatt sie auszutauschen? #01:04:52-0#

Achim Tröger: Das ist richtig. Oder auch die, oder auch die entsprechenden... das Betriebsverschieben verändert hat. Anlagen, die angenommen jetzt mal für zehn, 15 Jahre von der Dauerfestigkeit her ausgelegt sind, die hat man dann einfach weiter betrieben. Es waren ökonomische Zwänge auch da. Und man hat gesagt, das ist bis jetzt gelaufen, also läuft's auch weiter. Aber nicht im Hinterkopf wissentlich gehabt, es könnte ja auch mal passieren, wenn wir mal jetzt die Lebensdauer überschreiten, dass dann das Teil kaputtgeht. Wenn Sie ein Auto wie gesagt fahren, wo Sie der Meinung sind, der Keilriemen oder die, die Zahnradkette, die hält eben 200.000 Kilometer. Mag das auch gut sein. Aber wenn Sie jetzt 500.000 Kilometer fahren, müssen Sie vielleicht gefertigt sein, dass Sie vielleicht mal bricht. #01:05:34-3#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:05:35-2#

Achim Tröger: (unv.) zerstört wird. Ne. / Dr. Astrid Kirchhof Okay / Dr. Achim Tröger Und weil auch oftmals die, die Zwänge dahinter standen, noch mehr Leistung, noch mehr Förderung. Weil ich gesagt hatte, die Armerze, die brachten dann in der Masse das Ergebnis. Wohlwissend, dass es trotzdem nicht für den Transfer (unv.) gereicht hat, um auf Weltmarktpreisen irgendwo was zu gestalten. Und man musste immerzu bezuschussen, ne. Also ökonomisch, wirtschaftlich, war die Förderung Ende der 70er [1970er] Jahre schon nicht mehr. #01:06:02-1#

Astrid Kirchhof: Da muss ich jetzt noch mal eine Verständnisfrage... das heißt, es gab nicht mehr so viel Uran, und deswegen musste man sehr viel fördern, damit man noch mal... / Dr. Achim Tröger Richtig / Dr. Astrid Kirchhof ...auf dieselbe Masse Uran kommt? #01:06:11-4#

Achim Tröger: Ja, richtig. Meine... die Anfangszeit der Wismut war ja so, da hat man die reine Pechblende ge... sage ich jetzt mal, gefördert. Die Kumpel haben dann diese Pechblende, die sonst auf den Halden lag, die haben die nie auf sogenannten Erzkisten verpackt. Und das konnte man so, wie sie waren, wurden die nach Russland geschafft. #01:06:29-3#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:06:29-9#

Achim Tröger: Das war die reine Uran-Pechblende. #01:06:31-3#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:06:32-0#

Achim Tröger: Später war es so, dass man die Uranerze, die nicht mehr vorhanden waren, aber von der geologischen Erkundung die Lagerstätten noch bekannt waren, Randgebiete! Man musste in die Tiefe gehen und in die Ränder der Lagerstätte gehen. Und da sind immer die Armerze, sind die Prozentgehalte des Erzes immer kleiner geworden. Und man musste viel Masse hernehmen. Ich will mal eine Zahl sagen. Also man hat eins Komma zwei Milliarden Tonnen Erde aus der... also Gestein aus der Erde gebracht. Eins Komma zwei Milliarden Tonnen! In der Wismut. Und von diesen eins Komma zwei Milliarden hat man 200 Millionen Tonnen aufbereitet. Das heißt also, 200 Millionen Erz, was geringe Erzgehalte hatte. Null Komma zwei, null Komma drei Prozenz Uran, hat man dann in großen Aufbereitungsbetrieben, auf chemischem Wege zu... so konzentriert, dass man zum Schluss Uranfünfoxid bekam. Das sogenannte Yellow Cake. #01:07:32-1#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:07:32-8#

Achim Tröger: Gelber Keks! Wir haben das nicht gesehen. Das haben meistens auch... teilweise in den Betrieben haben das Russen gemacht. #01:07:38-8#

Astrid Kirchhof: Okay. #01:07:40-0#

Achim Tröger: Ne. Und da hat's also... Masse statt Klasse, war es dann hinten raus, ne. #01:07:45-1#

Astrid Kirchhof: Und hat man dann aber nach Russ... also in die Sowjetunion konnte man dann trotzdem noch dieselbe Menge liefern, oder wurde das auch immer weniger? #01:07:53-7#

Achim Tröger: Also ich sage mal, man hat das zwar geliefert, aber ich sage mal, die Russen brauchten es nicht mehr für den Atombombenbau. Da hatten sie zwischenzeitlich genug, ne. Und dann kam ja dazu noch die Situation der 80er [1980er] Jahre. Wo also, wie gesagt, ein gewisser Entspannungsprozess einsetzte. Wo sozusagen es sowieso obsolet war, weiterhin Uran für die Waffenindustrie, sage ich jetzt mal, zu fördern. Möglicherweise für Atomkraftwerke, das war eine andere Geschichte. Aber waffenfähiges Uran musste man möglicherweise in den entsprechenden, sagen wir mal, Zentrifugen, die dann irgendwo in Russland standen, nicht unbedingt herstellen. Oder brauchte man nicht mehr. Man hatte genug von dem Zeug in der Gegend rum stehen. Ne. Und insofern waren zwei Prozesse, sagen wir mal, in die gleiche Richtung. Zum einen der Entspannungsprozess, der den Uranbedarf schlicht und ergreifend nicht mehr benötige. Und zum anderen die Höffigkeit, also die Erzgehalte nahmen gleich... gleichzeitig ab. / Dr. Astrid Kirchhof hm (bejahend) / Dr. Achim Tröger Ne. Ich meine, man hat... wenn man heute drüber nachdenkt, in vergleichbaren Met... Metallen, die auch mit gefunden wurden, Zinn oder Wolfram oder Lithium, da hat man vor 20, 30 Jahren über Gehalte von, sagen wir mal, null Komma fünf Prozent nur gelächelt. Da, die, die, die will ich nicht aufbereiten, weil das nicht wirtschaftlich ist. Heute sieht die Situation ganz anders aus. Rohstoffverknappung, heißt, man muss sich was einfallen lassen, um auch sicher Armerze aufzubereiten. Ne. Und der Bergbau, der kommt irgendwann auch nach Sachsen zurück. Bin ich sicher. #01:09:17-0#

Astrid Kirchhof: Ja? #01:09:17-8#

Achim Tröger: In den, den... also die DDR, ich sag's mal, das Gebiet Mitteldeutschlands, ist das am besten geologisch erkundete Gebiet der Welt. Die Russen haben alle Möglichkeiten genutzt, die es damals gab, technisch durch Bohrungen, also den Untergrund zu erkunden. Und konnten dann noch auf das große Archiv in Freiberg zurückgreifen an der Bergakademie, wo ja dann auch schon Unterlagen lagen, die man auch gesichtet hat. 1945 sind die Russen nach Freiberg gegangen und haben in den alten Unterlagen nachgeschaut. Was hat man denn alles schon in Sachsen gemacht? Und in Thüringen? Ne. Und all das hat man dann sozusagen genutzt, um dann den Bergbau zu, zu installieren. #01:09:54-6#

Astrid Kirchhof: Aber wenn alles knapper wird an Rohstoffen, dürfte ja gar nichts mehr da sein in Sachsen? Oder Thüringen? #01:10:00-4#

Achim Tröger: Da ist noch was da. Auch hier (unv.) zählt die Situation die, dass man jetzt auf Erze zurückgreift, die ganz einfach jetzt eine wirtschaftliche Förderung aufgrund der Weltmarktpreise plötzlich rentabel machen. Da sagt man, null Komma drei Prozent, ja, das ist ein gutes Erz. Da hat man früher drüber gelächelt, wenn man eins Komma fünf Prozent hatte. #01:10:21-7#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:10:21-9#

Achim Tröger: Ja? #01:10:22-2#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:10:23-5#

Achim Tröger: Also man greift auf das zurück, was letztendlich das Geld noch bringt. Wenn jetzt die Weltmarktpreise für (unv.) oder Kupfer oder Zinn oder sonstwas nach oben schießen, dann wird das plötzlich attraktiv, auch Armerze aufzubereiten, ne. Und zu fördern. Wir haben eben, wir haben bei uns hier höffige Dinge. Da gibt's australische Bergbauunternehmen, die also hier durchaus beantragen am Bergamt in, in, in Freiberg, dass sie mal Bergwerke betreiben können. #01:10:48-4#

Astrid Kirchhof: Obwohl die selber viel Uran haben in Australien? #01:10:51-7#

Achim Tröger: Aber nicht für Australien, aber nicht für Uran! Uran ist jetzt uninteressant. Die wollen lieber Lithium haben. Die wollen Wolfram haben. Die wollen Zinn haben. #01:10:58-1#

Astrid Kirchhof: Achso! #01:10:58-9#

Achim Tröger: Wir haben ja die große Erz... Multierzlagerstätte in Pöhla. Das ist an der tschechisch-deutschen Grenze. Bei Oberwiesenthal. Und da ist schon ein Bergbauunternehmen wieder. Hat eine, eine Schacht getäuft. Wo man, also wie gesagt, diese von uns auch schon während der Wismut bekannte... ich kenne den Schacht auch, ich bin dort eingefahren. Ich kenne diesen Schacht. Und man weiß also, dass dort auch Wolfram liegt. Und wir hatten ein Experimentallabor in Crossen gehabt. Ne, ne sehr gute Laborant... Laborleiterin. Die hat also dort wirklich an die... Erze aufbereitet, die dort gefunden wurden. Wolframerze. Zinn. Das alles, wie gesagt, im Bergbau muss eben auch in Bad Schlema zu sehen im Uranerzbergbaumuseum. Da liegen also solche Unter... solche Beweisstücke sozusagen da, die man also, wie gesagt, diese Lagerstätten, die man beifällig gefunden hat, ne, wie man die jetzt wieder nutzt. Oder nutzen wird. #01:11:48-8#

Astrid Kirchhof: Hm! #01:11:49-5#

Achim Tröger: Weil der Bergbau kommt wieder. #01:11:51-2#

Astrid Kirchhof: Ah (lacht), hat die Laborleiterin, das nur so neben bei, hat die unter Tage gearbeitet? #01:11:56-9#

Achim Tröger: Nein! Die sind... haben ein großes Labor, ein sehr gutes Labor in Crossen gehabt. Und über Tage. #01:12:01-9#

Astrid Kirchhof: Okay. Welche Stellung hatten Sie in Ihrem Betrieb? Waren Sie der Chef? #01:12:08-3#

Achim Tröger: Nee. Nee, nee, nee. Wir hatten also, wie gesagt, unser Chef war der Herr Dinkelmann. Das war also ein Betriebsdirektor. Da gab's noch einen technischen Leiter noch dazu. Und der hatte eben die Angewohnheit, wenn der früh morgens, wenn er da auf Arbeit gekommen ist, so, halb sieben durch das Tor gegangen. Da stand der Pförtner, da hat er meistens auch daneben gestanden. Und hat dann früh morgens mal geguckt, wer alles so reinwandert. Ich hatte da einen ganz unbescheidenden (Tür schellt) Warten Sie mal einen Augenblick, ich muss mal kurz öffnen. (Pause) So. Und wie gesagt, ich war also dann, sagen wir mal, Beauftragter für Werkstöffprüfung. Dann war ich, wie gesagt, Fachverantwortlicher. Dann war ich also wie gesagt Abteilungsleiter. So ging das so ein bisschen in die Richtung dann. Aber wohl wissend, dass ich also wie gesagt nur für meinen eng begrenzten Bereich diese Verantwortung zu tragen hatte. Für das, was rauskam und letztendlich das Werk verließ. Hatte ich den Kopf hinzuhalten, wenn da was schiefging. #01:13:00-3#

Astrid Kirchhof: Erzählen Sie mir doch mal so einen Tag in dem... achso, nein. Das wollte ich noch wissen. Ha... Sind Sie... mussten Sie auch manchmal einfahren in den Schacht? Und sich... / Dr. Achim Tröger Ja ja / Dr. Astrid Kirchhof ...und sich mal die Gegebenheiten... / Dr. Achim Tröger Ja, ja, ja / Dr. Astrid Kirchhof ...anschauen?

Achim Tröger: Ja, sicher. Wir haben also Revisionen gemacht. Das war... das war ja durch mein... als Fachverständiger für Förderteile war das notwendig. Und für Ultraschallanlagen, oder für die Ultraschallprüfung von Bremshebeln untertägig. Das heißt also, ich kenne sehr viele Schächte auch untertägig. Meine tief... meine tiefste Sohle, die ich befahren habe, war 1860 Meter unter der Erde. Da fährt man auf einen... also einen Hauptschacht ein. 1000 Meter. Und man fährt dann in verschiedenen Stufen auf weitere Sohlen. In die Tiefe. Und wir haben dann also an Maschinen Revisionen durchgeführt. Ist der Bremshebel noch in Ordnung? Sind die Seile noch in Ordnung? Sind Anlagen noch in Ordnung? Das alles musste also wie gesagt von uns meist am Wochenende machen. Wo es keine, wo es keine Förderung gab. Und da kam es auch durchaus mal vor, dass man dann mal über Leitern so 500 Meter mal steigen musste dann, ne. Weil kein, weil keine Seilfahrt stattfand. Also untertägig kenne ich mich aus. Bin also auch eingefahren in mehreren Betrieben. Und bin also auch in Aufbereitungsbetrieben gewesen. Und die durfte man aber nur betreten, wenn man auf den entsprechenden Ausweisen einen Stempel hatte. Dann war man zugangsberechtigt. #01:14:20-1#

Astrid Kirchhof: Erzählen Sie mir doch mal einen Tag in Ihrem... Arbeitsleben bei der Wismut. Von früh bis abends. #01:14:26-5#

Achim Tröger: Da lässt sich eigentlich recht einfach umreißen. Also früh morgens gings also wie gesagt um sieben los. Man ist mit dem Bus zum Arbeitsplatz gefahren. Das war bei uns aufgrund der Nähe des Betriebes ohne Probleme möglich. Hat dann seine Routinearbeiten gemacht. Und hat dann aber nicht gewusst, und das war ja manchmal das Interessante, was einen an dem Tag so alles erwartet. #01:14:45-3#

Astrid Kirchhof: (lacht) #01:14:46-1#

Achim Tröger: Das war das! Es war keine Routine, ne. Das war im Betrieb das ein oder andere abzuarbeiten, was zu machen ist. Das wusste man. Weil man weiß, was zum Beispiel in der, in der Schweiß... in der Fertigungsfolge zur Zeit da ist. Was in der Gießerei läuft, was abgegossen wurde. Was zusammengeschweißt wurde. Welcher Behälter gebaut wurde. Das ist alles Routine. Aber dann kam dann plötzlich mal ein Anruf, ey, du musst mal, ne. Oder es war so, dass jemand gekommen ist mit irgendwas in der Hand. Und sagt, hier schau mal, ihr müsst das mal untersuchen. Das ist dort und dort passiert. Und das hat... war das Interessante an der Tätigkeit, dass man das so einfach... dass man das nicht vorausplanen konnte. Es war nicht planbar, ne. Und was sich dann daraus entwickelt hat, war ja dann das, das nächste. Ne. Da wurden dann Arbeitsgruppen gebildet, wo man dann gesagt hat, na, das ist eine, eine, eine diffizile Geschichte. Könnte das vielleicht auch mal dort und dort auch passieren? Oder sowas dann, ne. Das war eben das... Und nachmittags hat man einen... normalerweise einen geregelten Arbeitsschluss gehabt. Und ist dann wie gesagt nach Hause gegangen. Familie. Das war klar. Noch ein kleines bisschen Freizeitsport. Organisation des normalen täglichen Lebens in der DDR. Da ist oftmals, oftmals auch nciht einfach gewesen, ne. Und ja. Reisen, reisen an Reisemöglichkeiten, die es gab. Weil die Wismut hatte ja auch ein entsprechendes Reisepotenzial an die Ostsee in schöne Feriengebiete. Wunderschön da, da Ostseebad Zinnowitz ist ja ein Wismutstandort gewesen, sage ich jetzt mal so. Da waren wir auch oftmals im Urlaub. Oder man ist auch mal nach Bulgarien gefahren. Oder nach... nach Ungarn an den Balaton mit der Tochter, Auto damals. Und da hatte die, nur eine kleine Episode am Rande, eine Zeitschrift, die sie im Ferienhaus gefunden hatte von den Vorbesitzern, mit was irgendwie so Digedags oder irgendwie sowas oder irgendwie so ein Comicheft gewesen. Und der Grenzpolizist in Oberwiesenthal sah das. Hat er gesagt, komm mein Freund, in die Garage rein. Garagenuntersuchung! Ich sag, wieso? Und guck mal, du hast für jeden auf den Platz hast... Hat er gesagt, und? Ne. Und ich war am Montag dann auf Arbeit. Und ich war noch keine fünf Minuten an meinem Arbeitsplatz. Klingelte bei mir das Telefon, war der Betriebsdirektor dran. Hat er mir gesagt, Tröger, was hast du wieder angestellt? (Lacht) Da wusste der das! #01:16:59-0#

Astrid Kirchhof: (lacht) #01:16:59-8#

Achim Tröger: (Lacht) Ist da von der Grenze angerufen worden. Weil ein Mitarbeiter, der hat da irgendso ein Zeug im Auto gehabt, was da nicht reingehört. (Lacht) Nee, das ist, das war DDR! Ja. Aber... #01:17:10-9#

Astrid Kirchhof: Aber da ist Ihnen nichts passiert damals? #01:17:13-4#

Achim Tröger: Nee. Gar nichts, nö (lacht). Ja, und wie gesagt, und, das, das war eben tagtäglich so. Dass man das machen musste. Und die Aufgaben waren auch so oftmals, da hast du plötzlich eine Aufgabe gehabt, du musstest eine Röntgenanlage haben. Mit der, die du hast, hast du nicht... wo kriegst du was her? Wo konntest du hin? Ich brauche eine stärkere Anlage. Ich brauche ein besseres Ultraschallgerät. Bei unseren die... Chemielaboranten, die haben praktisch keine Büretten mehr gehabt, um den Kohlenstoff zu bestimmen. Wo kriegst du... wo kriegst du eine Glasbürette her, eine ganz spezielle? Bin ich nach Lauscha gefahren, habe mir dort einen Glasbläser gesucht. Habe ich gesagt, so, musst du mir so ein Ding mal blasen. Es musste weiter gehen! #01:17:49-7#

Astrid Kirchhof: Also man musste auch Ideen haben...? #01:17:52-3#

Achim Tröger: Ja! Man musste, man musste kreativ sein irgendwo. Und man musste auch, sagen wir mal, Verbindungen nutzen bei bestimmten Dingen. Da man ja von der Hochschule kam, da ich auch auf Messen gefahren bin. Da, das war auch wieder ein Streitpunkt ohne Ende. Ich wollte auf die Messe fahren! Ich wollte mich mit den neuesten Dingen... informieren, was an Gerätschaften existierte. Sie wissen ja, wenn Sie als... Geheimnisträger in Anführungsstichen auf eine Messe fahren, da sind bei manchen die roten Laternen angegangen. Aber ich bin eben hingefahren. Konnte mit Leuten von Krautkrämer sprechen, von Deutsch sprechen. Von Leuten, die Prüfgeräte hergestellt haben. Oder von der Schweißtechnik und dergleichen mehr. Und haben also... haben da noch Schriftverkehr geführt. Und der wurde dann auch mal geöffnet, wie auch immer, weil ich was über einen Schweißdraht wissen wollte. Und dann ist es eben so gewesen, dass man dann auch Ausrüstung an Hochschulen gut kannte. Da hat man eben jemanden angerufen, hat gesagt, du, ich brauch mal dein... ich habe hier eine Untersuchung an deinem Masterelektronenmikroskop zu machen. Kannst du mir helfen? Und so lief das dann eben, ne. Das Ergebnis war entscheidend. Ich musste mir was einfallen lassen. #01:18:51-1#

Astrid Kirchhof: War das eine Messe, wo in Leipzig, oder? #01:18:54-2#

Achim Tröger: In Leipzig. Die Leipziger Herbstmesse war die größte Messe... / Dr. Astrid Kirchhof Absolut / Dr. Achim Tröger ...von den Ausstellern. Und die war also die, wo man gesagt hat, hier hast du Kontakte zum NSW, zum nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet. Zu Leuten, die was verstehen. Die gute Geräte herstellen. Und ich habe ja Fachzeitschriften an der Hochschule, die konnte ich ja lesen ohne Probleme. Ich hatte sie nicht im Werk gehabt. Aber ich bin dahingegangen in die Bibliothek und habe mir das angeguckt. Ne. #01:19:15-3#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) Wenn Sie dann heimgekommen sind, wer hat denn die Tochter abgeholt vom Kindergarten? #01:19:20-5#

Achim Tröger: Das war alles, das war alles... meine Eltern hatten meine, meine Mutter mitgebracht, oder meine Frau hat sie dann abgeholt. War alles kein Thema. Das hat sich wunderbar organisiert. #01:19:27-8#

Astrid Kirchhof: Und wer hat gekocht zu Hause? #01:19:30-4#

Achim Tröger: Meine Frau (lacht). Meine Frau. Wir hatten also während, während des Arbeitstags, habe ich eine wunderbare Küche gehabt. Der war super. War eine super Versorgung gehabt, da gab's überhaupt keine Probleme. Also das war ja praktisch nur Frühstück. Und Abendessen. #01:19:44-7#

Astrid Kirchhof: Und haben Sie manchmal zusammen gearbeitet in dem, im Haushalt? Was weiß ich, dass Sie einkaufen gegangen sind, oder... gestaubsaugt haben? #01:19:54-0#

Achim Tröger: Kann ich mich... kann ich mich eigentlich nicht daran erinnern. #01:19:55-5#

Astrid Kirchhof: (lacht) Aha! Und... ist aber... Ihre Frau hat auch Vollzeit gearbeitet? So wie Sie? #01:20:01-1#

Achim Tröger: Meine Frau hat Vollzeit gearbeitet. Ist aber dann später dann nur noch, nach der Wende, nur noch sechs Stunden gegangen. Also am Anfang auch Vollzeit, aber dann hat sie sukzessive dann etwas reduziert. #01:20:11-2#

Astrid Kirchhof: Und wenn jetzt, sagen wir mal, Ihre... die Yvonne krank geworden ist, ist dann die Frau daheim geblieben? #01:20:17-5#

Achim Tröger: Ja. Ja. #01:20:18-1#

Astrid Kirchhof: Ja. #01:20:19-8#

Achim Tröger: Das war das, das, das war das allgemeine Bild, was man von der DDR und den DDR-Frauen hatte. Aber ich muss dazu sagen, die Diskussion, die jetzt zur Zeit geführt wird mit... naja, wissen Sie, mit Quoten und den dem ganzen Trallala, bei uns haben die Frauen als gleichbereichtigte Mitglieder in der, in der Firma mitgearbeitet. Und haben auch so viel verdient wie ein Mann, ohne Probleme. Schlicht und ergreifend. Da gab's keine Diskussionen. Gab's gar keine. #01:20:43-3#

Astrid Kirchhof: Aber Sie müssen ja schon zugeben, dass das eine Doppelt- und Dreifachbelastung ist. #01:20:47-6#

Achim Tröger: Das ist richtig! #01:20:48-0#

Astrid Kirchhof: Vom Haushalt machen... #01:20:48-8#

Achim Tröger: Das ist zweifellos richtig. Aber ich sage mal so, wir hatten auch nicht ganz so... die, die Ablenkungsmöglichkeiten, die man vielleicht jetzt heute hat. Man hat also das... man war auch mit dem, mit dem Leben, das Leben zu organisieren... ich habe im Haus meiner Eltern mitgewohnt. Wo ich auch heute noch wohne. Und wenn da irgendwelche Reparaturen anstanden im Privathaus, dann weiß man auch, wie die Bauversorgung oder mit Baumaterialien aussah, da musste man auch sich was Kreatives einfallen. Und das hat auch viele, viele Stunden gefordert, wenn man irgendwas vorhatte, was zu tun, was zu machen. Ne. Oder wenn man nach Ungarn in den Urlaub gefahren ist, dann musst du wie gesagt, du hast nur so viele Umtauschmöglichkeiten für Forint. Jetzt kaufst du dir ein Klappfahrrad und dann wirst du das unten verkaufen, damit, damit du ein paar Forint hast. Solche Dinge sind da irgendwie durch den Kopf gegangen, ne. #01:21:34-9#

Astrid Kirchhof: Und das war dann Ihre Aufgabe, sage ich mal? #01:21:37-1#

Achim Tröger: Das war mein Job dann, ja, ja. #01:21:38-4#

Astrid Kirchhof: Also... so einen Urlaub planen oder eben Reparaturen... #01:21:41-8#

Achim Tröger: Das haben wir gemeinsam gemacht. Und ich sage mal, da gab's ja... die Auswahl war ja nun begrenzt, ich, ne... Also man konnte ins sozialistische Ausland fahren. Aber dort sind wir dann mit Auto gefahren, wenn wir nach, nach Ungarn gefahren sind. Oder nach Tschechien gefahren sind, ne. In Polen war ich selber privat und auch dienstlich unterwegs gewesen. Auch schon vor der Wende. Also... insofern. Ich war weit, weil mein... weil wir mal einen Auftrag hatten von einem Kunden, der also eine Lieferung hatte, die weit hinter Warschau, fast an der weißrussischen Grenze war. Da bin ich mehrere Tage hingefahren. Es ist auch spektakulär. Und, oder nach Witkowice, wenn wir Aufträge dorthin vergeben haben. Dann bin ich nach Witkowice gefahren und habe die gleichen Abnehmer gesehen von MAN oder von Rheinbraun oder von sonstwer. Die bei uns in der Firma auch waren. Habe ich den einen freundlich gegrüßt, weil ich die dann auch gekannt hab. Ne. Ja, ja. #01:22:30-8#

Astrid Kirchhof: Haben Sie und Ihre Frau jemals drüber nachgedacht oder geredet, dass Sie vielleicht in den Westen gehen wollten? #01:22:38-4#

Achim Tröger: Nein! Zu keinem Zeitpunkt. #01:22:40-4#

Astrid Kirchhof: Weil? #01:22:41-2#

Achim Tröger: Zu keinem Zeitpunkt! Weil ich der Meinung war, dass wir die Möglichkeiten suchen müssen. Wenn alle weggehen, wer soll denn dann das Land ändern? #01:22:50-6#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:22:51-6#

Achim Tröger: Wer bitte soll es tun? Wir haben von uns aus gesagt, wir haben unsere Verwandten alle hier. Wir haben unser Auskommen hier. Wir haben... wo, wobei wir noch nicht wussten, wie es weitergeht. Aber meine, meine Intention war die, mich darauf zu konzentrieren, dass die Firma so wie sie ist, und da wir keine Treuhand waren, was nicht heißt, dass das Wirtschaftsministerium... ich hatte ja mal die Zahlen benannt, die da, die an Reduzierung dann anstanden, dass das genau nicht mit solchen Brüchen verbunden war, ne. Und wenn die Frauen dann von mir gesagt bekamen, du Britta, ich brauche dich ab morgen nicht mehr, dann wissen Sie, wie sowas ist. Wenn man dann vielleicht... fünf oder zehn Jahre mit ihr zusammengearbeitet hat. Ne. So. #01:23:34-8#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) Wurden... #01:23:35-2#

Achim Tröger: Und... das, das war schon... das war nie ein Thema, muss ich sagen. Obwohl aus meiner, aus meinem Bekanntenkreis, von den Assistenten, von denen ich gesprochen hatte (unv.), ist einer weggegangen. Der ist in, nach Nordrhein-Westfalen gegangen. Gut. Das habe ich zur Kenntnis genommen. #01:23:50-9#

Astrid Kirchhof: Aber sonst waren aus Ihrem Kollegenkreis eigentlich keine Leute, die...? #01:23:55-8#

Achim Tröger: Wüsste ich jetzt nicht, die, die hier sind. Und aus meiner ehemaligen Abiturklasse, da sind einige weggegangen nach der Wende. Aber ich kenne die alle, die sehe ich alle wieder hier. #01:24:04-9#

Astrid Kirchhof: Aber... und das aber dann nach der Wende, wo man weggehen konnte? #01:24:08-1#

Achim Tröger: Ja. Nach der Wende. Also ich kenne keinen, der eine... der eine Assistent, der hat einen Ausreiseantrag gestellt. Die, der musste seine Wohnung dann... der hat auch bei der Wismut gearbeitet, allerdings in Aue. Der musste dann seine Wohnung räumen. Der hat dann teilweise bei mir seine Sachen eingestellt. Da kam der mal kurz nach Chemnitz auf den Kaßberg, ins Stasi-Gefängnis. Und ist von dort aus dann freigekauft worden. Und die Familie ist dann hinterhergereist. Ja. Aber ich sage mal, das war seine persönliche Entscheidung, das zu machen. #01:24:32-7#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:24:33-6#

Achim Tröger: Und der ist aber auch gut drüben im, angekommen. Hat dann auch irgendwann mal später eine Firma mitgegründet. Ist irgendwie Mitteilhaber an irgendeiner kleinen Firma. Und wir haben heute auch noch Kontakt. Aber nicht so, dass man sagen müsste irgendwo, die Entfernungen sind ja auch eine entsprechende Rolle, die die da spielen. Aber ansonsten sind alle die, die an der Hochschule gewesen sind und die Promotionen gemacht haben, die sind alle wieder hier. Oder sind hier geblieben. #01:24:59-3#

Astrid Kirchhof: Und durften Sie... konnte man so Kontakt haben, wenn jemand ausgereist ist? War, war, ging das? #01:25:05-1#

Achim Tröger: Nee. #01:25:06-0#

Astrid Kirchhof: Das durfte man nicht. #01:25:06-8#

Achim Tröger: Gab's nicht, gab's nicht. #01:25:07-6#

Astrid Kirchhof: Sie haben also zu... #01:25:09-3#

Achim Tröger: Also wir wussten, dass das, dass das Problem... zu Problemen führen könnte. Weil also, wie gesagt, ja, die Post wurde überwacht. Telefon gab's eh keins. Ne. #01:25:17-4#

Astrid Kirchhof: Weil Sie sagten, Sie haben ja, Sie haben heute noch Kontakt zu dem, der ausgereist ist. #01:25:21-9#

Achim Tröger: Ja, ja. #01:25:22-6#

Astrid Kirchhof: War dann nach der Wende, hat man...? #01:25:23-9#

Achim Tröger: Das war dann nach der Wende. Wo wir den Kontakt aufgenommen haben, sind wir dann hingefahren. Und haben dann dort ihn auch besucht. Und das hat sich auch über Jahre entsprechend dann gehalten. Aber dann war es eben so gewesen, dass ich dann, das sage ich jetzt auch ein kleines bisschen flüchtig, die Tochter heiratet. Dann hat man ganz andere Verpflichtungen, andere Möglichkeiten und so weiter und so fort. Und wir haben uns dann also natürlich auch mit den, die Möglichkeiten gesucht, die sich dann neu boten. Wobei ich nun nicht so firmenmäßig, mich nicht irgendwie beruflich umgeschaut hätte, wissentlich, ist mir nichts bekannt. #01:25:54-0#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:25:55-0#

Achim Tröger: Hatte ich nicht gemacht. #01:25:56-1#

Astrid Kirchhof: Gehen wir noch mal kurz... also das sind immer noch Nachfragen zu Ihrer Erzählung, ja. Gehen wir noch mal kurz zur Wendezeit. Wurden denn hauptsächlich Frauen mehr entlassen als Männer? #01:26:09-4#

Achim Tröger: Puhh. Schwere Frage. Wir haben also viele Frauen gehabt in solchen Bereichen, Küche, Versorgung, Kranfahrerinnen, im chemischen, im Labor. Die sind alle nicht mehr da. Und die Kolleginnen, die in den Verwaltungen arbeiteten, da... die ehemalige Sekretärin von dem Geschäft, der aus... der Iraner, der ist heuute, die ist heute noch bei dem alten Geschäftsführer noch. Und die sehe ich jeden zweiten, dritten Tag noch, wenn ich mal in die Firma fahre. Aber ich sage mal, das Potenzial an, an, an Frauen war ja von der Sache her, wie ich genannt hatte, in bestimmten Bereichen begrenzt. Und die fielen zwangsläufig weg. Es war keine wissentliche Reduzierung der Frauen, sondern das war von, vom Bedürfnis her, ganz einfach nicht mehr notwendig, dass dieser Bereich gebraucht wurde. / Dr. Astrid Kirchhof hm (bejahend) / Dr. Achim Tröger Wir hatten keine Küche mehr. Es gab keine Kranfahrerinnen mehr, weil die Krane automatisiert wurden. Die wurden dann mit Funkfernsteuerung bedient. Und in den Verwaltungsbereichen war das überschaubar. Die sind eigentlich alle geblieben. In der Technologie sind die Frauen geblieben. In, in, in der Konstruktion sind die Frauen geblieben. Also das... wo Notwendigkeit bestand, gab es nicht wissentliches... Entlassen. Kann ich nicht, kann ich nicht sagen. #01:27:23-2#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend). Sie waren, hatten gesagt, Sie waren auch mitbeteiligt, oder haben, wurden gefragt, wer entlassen werden muss. #01:27:34-4#

Achim Tröger: Ja, ja. Da, das war ein... da gab es Runden, die also initiiert wurden von den verschiedenen Bereichen. Weil da gesagt wurde, ja, wie wollen wir die Abteilung denn neu aufstellen? Für die neuen Anforderungen? Wer wird gebraucht? Wer wird nicht gebraucht? Das ist ein sehr guter Schweißer. Was ist ein guter Schweißer, was ist ein guter Schlosser, was ist ein guter Konstrukteur? Da hat man natürlich dann nach den bestimmten Qualitätsparametern schauen müssen, zwangsläufig, auch nach den sozialen Komponenten. Ist er eine alleinstehende Person? Familie dahinter? Und... also das ist ein großer Komplex gewesen. Und glauben Sie mir, das war eine der schwierigsten Entscheidungen, die ich in meinem Leben treffen musste. Solche Auswahl... nach solchen Auswahlkriterien Menschen anzusprechen, zu sagen, du, deine Arbeit wird nicht mehr gebraucht. #01:28:16-9#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:28:18-0#

Achim Tröger: Das ist ein verdammt scheiß Job. #01:28:19-4#

Astrid Kirchhof: Wissen Sie von einigen oder überhaupt von einem, wenn die entlassen wurden, waren dann viele arbeitslos? Oder haben die wieder Arbeit gefunden? #01:28:29-9#

Achim Tröger: Die waren, die waren in einem Alter, ich war ja auch 39, 40, wo ich, wo die Wende kam. Die waren also... leicht, leicht älter als ich. Aber ich gehe mal davon aus, die hatten erst mal eine Übergangssituation, wo sie mit entsprechenden Abfindungen versorgt wurden. Aber die fanden in der Regel schlecht wieder Arbeit, sage ich jetzt mal so. Zumindest nicht in dem Job, den sie bisher gemacht hatten. Kranfahrerinnen wurden nicht mehr gebraucht, wenn kein Kran mehr irgendwo... eine Kabine da ist. Im Verwaltungbereich würde ich sagen, ja. Aber... und Schweißer, Schweißerinnen gab's keine. Oder Schlosserinnen gab's keine. Wissen Sie? Und Leute, die in der Küche gearbeitet haben, kann ich mir vorstellen, dass die durchaus ne, eine Fortsetzung gefunden haben. Ne. #01:29:12-4#

Astrid Kirchhof: Und die Schlossermänner, die Sie entlassen mussten, oder Schweißer, bei denen, für die war es auch schwierig, was anderes zu finden? #01:29:18-3#

Achim Tröger: Das war auch schwierig zu finden. Aber die sind auch zum Teil weggegangen in andere kleinere Handwerksbetriebe. Also das hat sich dann kleinteiliger alles angefasst. Aber die sind sicherlich aufgrund ihrer handwerklichen Fähigkeiten dann, haben die sicherlich mehr Potenzial gehabt. Und wie weit da, weit da weggegangen sind irgendwo anders hin oder was, weiß ich nicht. Entweder in den unmittelbaren Umkreis oder auch dann ins Altbundesgebiet, weiß ich nicht. #01:29:40-2#

Astrid Kirchhof: Sagen Sie noch mal, wie hieß der erste Folgebetrieb... also das war dann 89 [1989]. / Dr. Achim Tröger Ja / Dr. Astrid Kirchhof Und wann kam der nächste? #01:29:49-1#

Achim Tröger: Also der richtige, die richtige Betriebsbezeichnung, das kann ich Ihnen mal genau sagen, warten Sie mal (blättert). Das war... also die Gründung der SDAG Wismut war dann etwa in Johannstadt 1945. Und die... das Werk in Cainsdorf hieß nach... wurde ein volkseigener Betrieb. Und zwar hieß das dann Abus. Abus. Das hieß etwa so etwas wie Aufbereitungs- und Bergbauanlagen. Und ab 48 [1948] hieß es Arbeit... Abus, Fertigungs für die, Abus, Fertigung für die SAG Wismut, Bergbau und Ausrüstung. Also da hat man schon SAG gesagt, sowjetisch... Sowjetische Aktiengesellschaft. War 1948 schon. Und ab 1.8.49 [1.8.1949] ging die Abus in das Objekt 34, was ich schon mal sagte, der SE... der SAG über. Und wurde dann später das Werk 536 der SAG. / Dr. Astrid Kirchhof hm (bejahend) / Dr. Achim Tröger Und 49 [1949] haben wir schon den ersten Förderturm für das Objekt 01 in Johanngeorgenstadt gebaut. Sage ich jetzt mal. Dann kam ein kontinuierlicher Ausbau des Werkes bis 1968 (blättert). Und 1968 hieß es dann BAC Cainsdorf. Bergbau- und Aufbereitungsanlagen Cainsdorf. #01:30:57-8#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:30:58-6#

Achim Tröger: 1968. Und dann hieß das bis 1990 so. Ne. Und dann war es also, wie gesagt, bis 1990 Beendigung der Wismut, hieß es dann ab ersten... ab 12.12. Mismut Maschinen und Stahlbau, Geschäftsbereich Stahl- und Anlagenbau Feracon. So. Und ab November 92 [1992] wurden die gesamten (blättert) Zuliefererbetriebe der Wismut, wurden dann in dieser Art Holding zusammengefasst. Und die hießen dann DFA Fertigungs- und Anlagenbau. Deutsche Fertigungs- und Anlagenbau. Ab November 92 [1992]. Das war die Holding. Und dann hat man gesagt, diese Holding, diese verschiedenen Sparten, das war also Bauwesen, Service, Logistik, Consulting, Maschinen- und Stahlbau, das war Feracon, das waren wir. Die sollten privatisiert werden. Wurden herausgeputzt. Mehr oder weniger für den Markt, für potenzielle Investoren. Und wir wurden dann also 95 [1995], am 1.6.95 [1.6.1995] privatisiert. Und dann hießen wir Sächsische Anlagen- und Maschinenbau. SAM. #01:32:01-4#

Astrid Kirchhof: Noch mal ganz... noch mal ganz kurz. Vor der Privatisierung, wer war da Besitzer? Immer noch die Wismut? #01:32:06-5#

Achim Tröger: Das war immer noch das Bundeswirtschaftsministerium. #01:32:08-1#

Astrid Kirchhof: Bundeswirtschaftsministerium! Ah. #01:32:10-0#

Achim Tröger: Das war der Herr... wie hieß er noch gleich, der, der Bayer hier... (blättert)... hmm... der bayerische Wirtschaftsminister, Mensch, jetzt komme ich nicht drauf! #01:32:18-6#

Astrid Kirchhof: Achso! Der... #01:32:20-7#

Achim Tröger: Mit W... Wirbisch... W, W, W... #01:32:22-4#

Astrid Kirchhof: Ich weiß schon. Der... oh Mann, ich weiß schon... #01:32:23-9#

Achim Tröger: Der mit den starken, mit den starken Augenbrauen (lacht). #01:32:25-8#

Astrid Kirchhof: Augenbrauen, ja, ich weiß schon, wen Sie meinen (lacht) #01:32:28-3#

Achim Tröger: (lacht) #01:32:29-3#

Astrid Kirchhof: Ich weiß schon. Ja. Ah, mir fällt's jetzt auch gerade nicht ein. Aber ich weiß, wen Sie meinen. Okay. / Dr. Achim Tröger Ja / Dr. Astrid Kirchhof Und dann wurde es privatisiert. Und es war der Iraner aus Bayern. #01:32:40-0#

Achim Tröger: Richtig. #01:32:40-6#

Astrid Kirchhof: Der Waigel! War es nicht der Waigel? #01:32:42-7#

Achim Tröger: Waigel! Genau (lacht). #01:32:45-4#

Astrid Kirchhof: Genau. Und... okay. Und dann... was ich noch nicht ganz verstanden hab, dann musste der zehn Jahre später Insolvenz anmelden? #01:32:55-0#

Achim Tröger: Richtig. Ja. #01:32:56-2#

Astrid Kirchhof: Und dann haben Sie mit 25, 30 Leuten weitergemacht. #01:33:00-6#

Achim Tröger: Richtig. Haben wir weitergearbeitet. Weil einige Investoren und der Insolvenzverwalter gesagt hatten, wir könnten jetzt unter der Maßgabe, dass vielleicht noch ein zweiter Betrieb dazu kommt, nämlich der Zwickauer Maschinenbau, der wird... ZA... ZM in Zwickau. Das war ein kleinerer, der noch viel kleiner war wie wir. Und da war ein Geschäftsführer dabei, der stammte aus Plauen. Das war ein kompetenter Stahlbauer auch. Und da haben sich diese beiden Leute, der Herr Baumann und der Herr Öttl, damals gefunden. Und haben also dann gesagt, nee, okay, wir wollen weitermachen. Und machen das unter dem, unter der Maßgabe Zwickauer Sonderstahlbau. Und da kamen die Leute aus Zwickau noch, aus dem klei... aus der wesentlich kleineren Firma zu uns und haben dann sozusagen sukzessive angefangen, sagen wir mal, den Betrieb aufrecht zu erhalten. 30 Leute, 40 Leute, 50 Leute, 60 Leute. Und jetzt liegen wir etwa wieder bei dem Bereich so Mittelstand so, 140 bis 160 Leute etwa. #01:33:53-8#

Astrid Kirchhof: Und das war auch privat? #01:33:55-4#

Achim Tröger: Das ist dann ein... das war eine richtige... also ZSB GmbH. Das war dann auch eine, ein Privatbetrieb. Mit einem Geschäftsführer. Und wir haben also dann unter dieser neuen Maßgabe als sächser... als Zwickauer Sonderstahlbau firmiert. #01:34:12-5#

Astrid Kirchhof: Und Ihre Position war immer Ingenieur? #01:34:14-9#

Achim Tröger: Immer die gleiche. Die war immer in dem Bereich. Wobei natürlich dann dazu kam, ich muss sagen, man hat ja dann, die Projekte wurden ja immer größer. Und dann hat man auch dann das so gemacht, dass man für ein Projekt, was über eine längere Zeit lief, die liefen ja manchmal ein Jahr, manchmal ein halbes Jahr, manchmal nur drei Monate, hat man dann immer, ist man über das Prinzip hinaus gegangen, dass der Allgemeinheit zu überlassen sozusagen. In der Technologie oder in der Konstruktion oder in der, in der Arbeitsvorbereitung. Da hat man ganz einfach gesagt, ich muss die Projekte betreuen. Und hat dafür Projektbetreuer, Projektleiter installiert. Und das ging am Anfang ganz langsam los. Da ging's ein, zwei Leute, die haben dann mehrere Projekte betreut. Kaufmännisch und technisch. Und es gab jemanden, der ein bisschen den Hut aufhaben musste. Und das habe ich dann mit, mit, sozusagen dann mit übernommen. Das Qualitätswesen und die Projektbetreuung. Projektbetreuung, ich hatte also auch oftmals viele Projektbetreuer. Auch in Richtigun Qualität, technische Ausführung und dergleichen mehr am Tisch. Und haben... Dinge besprochen. Die sind zwar verantwortlich gewesen für das Projekt (unv.). Aber wir haben immer wieder Runden gefunden, wo wir dann uns bestimmte Projekte durchgesprochen haben. Wo klemmt's, wo müssen wir was tun und dergleichen mehr. Und da spielten immer Qualitätsfragen auch mit eine Rolle. Da kommt ein Kunde, der muss betreut werden. Der will wissen, was sein Auftrag macht. Und da sind wir immer Ansprechpartner geworden. Die Projektbetreuer oder Projektleiter waren Ansprechpartner für diese laufenden Projekte. Und waren auch, sagen wir mal, kaufmännisch mit verantwortlich. Schließt du einen Auftrag gut ab, schließt du ihn weniger gut ab. Solche Prognosen mussten die alle stellen und der Geschäftsführung vorlegen. Ne. Und da war ich also sehr, sehr stark mit eingebunden. #01:35:54-5#

Astrid Kirchhof: Haben Sie gut verdient oder ausreichend? #01:35:57-1#

Achim Tröger: Ich sage mal, ich habe gut verdient, ja. Also... wo ist die... wenn ich mich jetzt mit Herrn Nass vergleichen müsste, das kann ich natürlich nicht unbedingt sagen, dass ich ein Privatflugzeug hab oder dergleichen. Ich hatte keine materiellen Sorgen. Und ich konnt, und ich konnte... das mag vielleicht auch daran liegen, dass ich meine Ansprüche immer danach ausgerichtet habe, was meine Frau und was ich verdiene. Und da sind wir immer gut ausgekommen. Ich musste niemals Schulden machen. #01:36:21-7#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:36:22-8#

Achim Tröger: Und so konnte ich auch meiner, meiner Tochter einen Wunsch erfüllen zum Abitur, als sie das gemacht hat. Dass sie eben gerne mal nach Amerika wollte. Und da sind wir dann damals 1996, 97 [1997], sind wir nach, in die USA geflogen. Haben eine große Rundreise gemacht. #01:36:36-9#

Astrid Kirchhof: Schön. War es schön? #01:36:39-0#

Achim Tröger: Sicher. Das war damals viel Geld. Aber es war wunderschön. #01:36:42-4#

Astrid Kirchhof: War schön. #01:36:43-6#

Achim Tröger: Ja. Eine riesengroße Rundreise durch den ganz... durch den amerikanischen Westen und Kanada noch dazu. Also ich sage mal, das geht mir heute... sieht man das kaum noch. Aber... und es hat jetzt noch zwei- oder dreimal noch rübergezogen dann, aber dann allein. Aber es... es war eine, eine fantastische Reise. Da schwärmt meine Tochter heute noch von. Das schönste Abiturgeschenk! (Lacht) #01:37:05-0#

Astrid Kirchhof: Sehr schön! Schön! Irgendwas wollte ich noch wegen dem Geld fragen... Sie haben gut verdient... achso, nee! Ich wollte noch fragen... Sie sind also... das Leben war eigentlich gut vor der Wende aber es war, ist auch gut nach der Wende weitergegangen? Würden Sie das... #01:37:26-8#

Achim Tröger: Ich, also ich sage mal so. Das, was viele Menschen als Bruch empfunden haben, aus den genannten Gründen, habe ich nicht für mich persönlich feststellen können. Die Umstände, die Lebensumstände in, in der DDR waren andere, als sie heute sind. Es gibt heute auch Lebensumstände, die, mit denen ich nicht irgendwo konfrontiert werden möchte. / Dr. Astrid Kirchhof hm (bejahend) / Dr. Achim Tröger Ne. Das (unv.) auch so sagen. Und ich muss mal so sagen, ich sage es jetzt mal ganz hart. Für die Menschen hier im, im, im Osten, haben sich wirklich Brüche ergeben, sehr, sehr viele Brüche. Egal, ob sie gut ausgebildet waren. Ob sie eine, einen fantastischen Job ausgeführt haben. Ob sie in einer guten Firma waren. Wenn der Kopf irgendwann mal nicht gepasst hat oder die Treuhand gesagt hat, den Laden machen wir zu, hat ihm das alles nichts genutzt. Es brauchte also Glück, viel Glück. Es brauchte aber auch Wissen, Können und ein kleines bisschen Engagement, um dann vielleicht eine Firma zu finden, die die Potenziale, die die Marktwirtschaft bietet, auch ausnutzen zu können. Und sich praktisch einbringen zu können. Das haben viele geschafft hier. Und das war auch das Kennzeichen von denen, die geblieben sind. Nee, wir machen es hier! Wir gehen nicht in den Westen. Wir wollen es hier machen. Und ich muss mal sagen, um das mal ganz deutlich zu sagen, für viele Menschen im Westen war die Wende ein Ereignis, der sich maximal abgebildet hat in der Veränderung der Postleitzahl. Und viele Menschen haben, aus dem Altbundesgebiet auch die Chance gesehen, in den Osten zu gehen. / Dr. Astrid Kirchhof hm (bejahend) / Dr. Achim Tröger Und dort sich einzubringen. Und ich möchte da auch kein pauschales Urteil abgeben. Dass da viele dabei gewesen sind, die mehr... also die viel sein wollten aber es nicht waren. Das muss ich so deutlich sagen. Ich hab davon viele kennengelernt. Ich habe viele positive Beispiele kennengelernt, wo ich gesagt habe, mit denen arbeitest du gern zusammen, ja weil es konstruktive Arbeit ist. Und nicht so ein bisschen von oben herab, wir haben gewonnen und ihr dürft dabei sein, wissen Sie. #01:39:30-7#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:39:31-3#

Achim Tröger: Das hat man oftmals erlebt. Und ich habe da auch kein Blatt vor den Mund genommen um dem ein oder anderen zu sagen, also Freund, pass mal auf, bleib mal schön auf dem Teppich. Ich weiß, wie es bei dir im Laden aussieht. Schön Ball flach halten, ne. Und wenn man, wenn man diese Fronten abgeklärt hat, kam man ganz gut zurecht. Und Sie wissen ja selber, dass diese, diese... Netzwerke, die damals installiert wurden, ob das jetzt mal an den Hochschulen, an den Gerichten, Justiz, Universitäten, in den politischen Ämtern, dass die damals installiert wurden und die heute noch wirken. Und das ist eine, eine Situation, womit viele, die hier... sage ich mal das wissen, die haben da ein echtes Problem damit. Und wenn da nicht irgendwo mal gesagt wird, also pass mal auf, nicht danach gefragt, bist du aus dem Westen oder bist du aus dem Osten, sondern nur einfach weil du was kannst, bist du dafür geeignet. Dann sind wir auf dem richtigen Weg. #01:40:27-1#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) Ich würde jetzt hier an der Stelle sagen, dass wir eine Pause machen. Und Sie gucken mal, was Sie mir vielleicht zeigen wollen. #01:40:35-9#

Achim Tröger: Okay. (Pause) Das war der Ausweis, der mich dazu berechtigte, in Bergbaubetrieben und Aufbereitungsanlagen zu befahren. Das heißt also, dieser Stempel war entscheidend dafür, dass ich das durfte. Einmal das B für Bergbaubetriebe und einmal AB für die Aufbereitungsbetriebe. / Dr. Astrid Kirchhof So sieht... / Dr. Achim Tröger Ohne die kamen Sie, ohne die wären Sie nicht reingekommen. Und da wir das oftmals auch am Wochenende gemacht haben, die haben dann irgendwo ein Dienstauto geschickt, haben mich abgeholt. Sind wir auf die Bergbaubetriebe gefahren oder irgendwo in einen anderen Schacht rein. #01:41:09-2#

Astrid Kirchhof: Okay. #01:41:11-7#

Achim Tröger: So. Da haben wir noch so ein bisschen was... an Qualifizierungen für den Grundlehrgang für Strahlenschutz am Amt für... für... am staatlichen Amt für Atomsicherheit und Strahlenschutz der DDR. #01:41:25-4#

Astrid Kirchhof: Ja, man kann gut lesen. #01:41:27-9#

Achim Tröger: Ne. #01:41:30-3#

Astrid Kirchhof: Röntgeneinrichtung Technik, okay. #01:41:33-0#

Achim Tröger: Ne. Dann haben wir ja auch mit Giften zutun gehabt. Bei der Bearbeitung im chemischen Labor. Da war ich Giftbeauftragter geworden. #01:41:45-7#

Astrid Kirchhof: Okay. #01:41:48-8#

Achim Tröger: Ja. Dann war zum Beispiel hier die Urkunde der obersten Bergbehörde der DDR. Als Sachverständiger für Förderseile. #01:42:03-0#

Astrid Kirchhof: Haben Sie da noch eine Weiterbildung gemacht oder wie kam man an die Urkunde? #01:42:07-8#

Achim Tröger: Da musste man, da musste man, wie gesagt, wir waren ja eine Seilprüfstelle. Also das war auch in meinem Bereich mit angesiedelt. Wir haben also Förderseile geprüft, sogenannte Kappstücke. Die man immer wieder mal von einem Seil abnehmen muss, damit man die Ablegereife... wann muss das Seil vom, von der Seiltrommel abgenommen, muss durch ein neues erstetzt werden. Und da musste man in regelmäßigen Abständen Seilkappstücke prüfen. Das war bei uns angesiedelt. Und immer aber auch vor Ort Seile zu prüfen in der... im Betrieb. Da musste man Prüfungen machen während des Betriebes. Da stand man auf dem Schacht und hat das Seil durch die Hand laufen lassen, ganz langsam. Hat sich das angeschaut. Und dazu musste man in Leipzig am Institut für Bergbausicherheit der obersten Bergbehörde, musste man dort sozusagen einen Lehrgang besuchen. Mit Prüfung und allem Trallala. Und das hat man dann hier letztendlich dann so eine Befähigung bekommen. #01:42:55-8#

Astrid Kirchhof: Wie lange sind Sie dahingegangen zu diesem Lehrgang? #01:42:58-8#

Achim Tröger: Oh, das war... wie lange der Lehrgang ging, das war ungefähr so, glaube ich, waren das 14 Tage gewesen, wenn ich das recht erinnere. Und man hat eine Prüfung abgelegt. Ich hatte ja eine gute Voraussetzung dafür, da wir ja laufend mit Seilen zutun hatten. Da ging es eigentlich relativ problemlos dann, ne. So. Was haben wir denn noch? #01:43:13-4#

Astrid Kirchhof: Ich wollte Sie noch was zu den Sicherheitsstandards fragen. #01:43:16-0#

Achim Tröger: Die waren hoch. #01:43:17-0#

Astrid Kirchhof: Bitte? #01:43:18-1#

Achim Tröger: Die waren hoch. #01:43:19-3#

Astrid Kirchhof: Musste, haben dann Leute unter Tage zum Beispiel geraucht und Sie haben gesagt, das dürft ihr aber nicht? Oder das geht nicht? #01:43:28-0#

Achim Tröger: Also (atmet laut aus), da ich ja nicht in der unmittelbaren Fertigung mit vor Ort gewesen bin während der Betriebszeit, also unmittelbar vor Ort. Ich bezweifle stark, dass die Leute das toleriert hätten, zu rauchen unter Tage. Es bestand wohlgemerkt aber, weil wir ja nicht im Kohlebergbau waren, nicht die unmittelbare Gefahr der Schlagwetterexplosion. Die zum Beispiel bei Methan, bei Kohlebergbau, vorkommen könnte. Das war im Erzbergbau nicht. Sowohl aber das war ganz einfach so, der Sicherheitsstandard wo man sagte, geraucht wird unter Tage nicht. #01:43:57-8#

Astrid Kirchhof: Wir wissen von Zeitzeugen, dass es dennoch stattgefunden hat. #01:44:02-0#

Achim Tröger: Mag sein! (Lacht) #01:44:03-8#

Astrid Kirchhof: (lacht) #01:44:04-4#

Achim Tröger: Aber sie wussten, was sie taten! (Lacht) #01:44:06-2#

Astrid Kirchhof: Wenn Sie sagen, die, die Sicherheitsstandards waren hoch, sagen Sie mal ein, zwei, drei Sachen, die man einhalten musste. #01:44:14-1#

Achim Tröger: Also wir waren jeder mit einem Grubenretter ausgerüstet. Wer unter Tage unterwegs war, musste einen Grubenretter haben. Das hat man auf den Schächten immer wieder, die eingefahren sind, mussten die das Vorwesen... und mussten auch Runden laufen. Und die, die auch außerhalb der Bergbaubetriebe tätig waren, aber ab und zu mal hinfuhren und mal unter Tage waren, mussten dann diesen sogenannten Selbstretter auch tragen. Und mussten wir auf dem Betriebsgelände laufen, um also quasi den Körper zu trainieren, damit wir mit dem Ding umgehen konnten. Das war ein Beispiel, ne. Ja, und wie gesagt, der untertätige... Besuch sozusagen, der fand bei mir meistens am Wochenende statt. Und da war wenig Betrieb. Und wenn man dann so ganz langsam und ganz... durch die untertätigen Sohlen geht und Gänge geht, das ist schon ein mulmiges Gefühl, sage ich jetzt mal so ne. Aber man hat einen Sachkundigen vor Ort mit gehabt, der wusste, wo wir hinlaufen, damit wir uns nicht verlaufen. Und insofern, es gab sicherlich Unfälle, auch tödliche Unfälle in der Wismut unter Täg... unter Tage. Denn Bergmann und Bergmann sein, das ist nichts, sage ich jetzt mal so, was ich so nebenbei mache. Die Leute wussten, es geht unter Tage. Und da hat man sich an bestimmte Regeln zu halten. Ne. #01:45:30-0#

Astrid Kirchhof: Wissen Sie, ob für unter Tage... nein, für die Sicherheitsstandards, ob da auch spezielle Aufgaben an sowjetische Kollegen vergeben wurden? #01:45:42-2#

Achim Tröger: Ich sage mal, was mir bekannt ist, ist aus dem geologischen (unv., Betrieb?), dem Zentrallabor in Chemnitz, da waren sehr viele Russen an... involviert. Weil dort ja etwas über die Erze, über die Bohrungen, über die entsprechenden Lagerstättenkunde und dergleichen mehr, angesiedelt war. Damit man wusste, was man zu tun hatte. Und wiederum Uran zu finden, welche Erzgehalte vorhanden waren. Das waren Dinge, wo, an solchen zentralen Schaltstellen saßen Russen. Auch nicht nur als, auch nicht nur als leitende Mitarbeiter, sondern auch die ab und zu mal was, dazu noch mit beigetragen haben selbst. Der Generaldirektor in Chemnitz, den ich noch kenne, das war der Genosse Woloschuk. Ich habe den aber nie gesehen. Was der gemacht hat, weiß ich nicht. Der hatte seine Generaldirektion und die entsprechenden Abteilungen der Generaldirektion. Ich hatte viel mit der Generaldirektion Nummer 11 zu tun. Also die Abteilung Nummer 11. Das hat viel mit Schweißen zu tun gehabt. Und insofern... da da der eigentliche Betrieb dort in, in Chemnitz... war für mich eigentlich außen vor. Ja. / Dr. Astrid Kirchhof Man... / Dr. Achim Tröger Bei einer Besprechung vielleicht aber ansonsten... die Russen, die unmittelbar noch hier tätig waren im Bergbaubetrieb, das war Generaldirektion im Geologischen Betrieb. Das würde ich mal sagen, das war's. / Dr. Astrid Kirchhof Und hatten... / Dr. Achim Tröger Weil die Russen schon relativ frühzeitig... am Anfang war es so, dass dann einem Deutschen... einem Russen wurde ein Deutscher noch zugeordnet. Und dann fiel der Russe dann wieder ganz weg, dann, ne. #01:47:09-8#

Astrid Kirchhof: Hatten Sie Kontakte zu sowjetischen Kollegen? #01:47:12-6#

Achim Tröger: Puhh. Wir hatten mal eine Aufgabe gehabt, da mussten Panzerabschleppseile untersucht werden. Also von der Garnison hier in der Nähe von Zwickau, da kam der Betriebsdirektor zu mir und sagte, du, du musst mal was untersuchen. Hier, die Russen haben irgendwie Probleme mit dem, mit den Panzerabschleppseilen. Die sind kaputtgegangen. Und da habe ich das auf dem Tisch gehabt. Und da habe ich einen Prüfbericht dazu geschrieben. Und das war's an sich. Ansonsten habe ich keine gesehen. #01:47:34-1#

Astrid Kirchhof: Achso. Okay. #01:47:36-0#

Achim Tröger: Nee. #01:47:36-6#

Astrid Kirchhof: Okay. Dann noch mal zu Ihren Fotografien. Wenn... haben Sie noch was? Dann... machen wir weiter. #01:47:43-4#

Achim Tröger: (Blättert) Da haben wir noch mal (blättert)... die habe ich ja selbst mal, weil ich ja auch immer ein bisschen so auf dem Standpunkt stehe, du kannst nicht nur über Sachen reden, du musst sie auch selbst machen, habe ich also die Ultraschallprüfung selbst gelernt. Ich konnte also selbst Schweißnähte prüfen. Das habe ich in Magdeburg gemacht damals. Einen Lehrgang und mit Prüfung. Ne. Da konnte ich also wie gesagt... #01:48:04-4#

Astrid Kirchhof: Wenn man so einen Beruf wie Ihren ausübt, muss was... wo, worin muss man gut sein? Mathematisches Verständnis? Oder... #01:48:13-8#

Achim Tröger: Technisches Verständnis. Das heißt also Werkstoffe schlechthin. Das Werkstoffverhalten sowohl statisch als auch dynamisch. Wie sich Werkstoffe unter Beanspruchung verhalten. Und wie... also auch Werkstoffe verarbeitet werden. Vor allen Dingen Stahlwerkstoffe. Und da gab's ja, wie gesagt, bei uns relativ viele. Und auch sehr anspruchsvolle. Ich erinnere mich zum Beispiel an, an die D-Mark. Wie also Automobildrehkrane. Die haben wir entsprechend hoch, höchstfeste Stähle verarbeitet. S 960, die, da waren damals neu auf dem Markt, die haben wir verarbeitet. Wir haben hochlegierte Werkstoffe verarbeitet. Also Edelstähle im weitesten Sinne. Die also korrosionsbeständig waren. Haben, sagen wir mal, Schweißverbindungen dafür herstellen müssen. Haben Mischverbindungen herstellen müssen. Wir mussten also ein, eine fundierte Werkstoffausbildung haben. Korrosionsschutz musste auch entsprechend wichtig sein. Korrosionsbeanspruchungen waren wichtig. Ja. Und natürlich auch die Prüfung von Werkstoffen. Von Schweißnähten speziell. Also Röntgenverfahren, die gesamten zerstörungsfreien Prüfverfahren. Ultraschall, Röntgen, Gamma-Defektoskopie, also mit Kobalt 60 gearbeitet. Oder magnetinduktive oder Oberflächenrissprüfungen. Im Messverfahren mussten wir gut sein. In der Vermessung, mit Theodolit haben wir gearbeitet. Ne. Sodass wir also auch die Teile gut verarbeitet... ver, verbauen können. Die mussten ja dann, wenn die ja auf die Baustelle als Teile kamen, mussten ja zusammenpassen letztendlich, ne. Und das waren also alles ein Spektrum, wo wir also schon, auf Fachleute, gute Facharbeiter, zurückgreifen mussten. Und natürlich mussten die, die die anleiten, das selber auch können. Und deshalb war immer meine Prämisse, ich bin mal zu einer Laborantin hingegangen, ich habe vorher niemals eine chemische Analyse von Werkstoffen gemacht. Ich wollte es aber lernen. Ich hab's gelernt! Von ihr! Und der musste ich dann, sagen wir mal, fünf Jahre später sagen, du, du, ich brauch dich nicht mehr, Rita. Doof, ne. #01:49:57-6#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend). #01:49:59-1#

Achim Tröger: Doof! #01:50:00-5#

Astrid Kirchhof: Ja. Wollen Sie uns noch was zeigen, oder wollen wir weitermachen? #01:50:08-2#

Achim Tröger: Warten Sie mal. Habe ich noch was? Ja, das war die Strahlenschutzgeschichte, hatte ich Ihnen gezeigt, ja, ne? Ja, das hatte ich Ihnen gezeigt. #01:50:16-8#

Astrid Kirchhof: Ja, das haben Sie gezeigt. #01:50:17-9#

Achim Tröger: (unv.), gab's noch irgendwas? (Blättert) Ja, die Uni in Chemnitz. Da gibt's also auch eine Werkstoff... wissenschaftliche Untersuchungsverfahren. Ich habe da mal eine Weiterbildungsmaßnahme an der Technischen Hochschule in Chemnitz. Das haben wir also auch gemacht. #01:50:36-4#

Astrid Kirchhof: Werkstoffwissenschaftliche Untersuchungsverfahren. #01:50:42-2#

Achim Tröger: Genau! #01:50:42-9#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) Neunzehnhundert... wann war das, neun, nee, wann? / Dr. Achim Tröger So, das heißt also... #01:50:47-1#

Achim Tröger: (Blättert) Warten Sie mal. 90 [1990]. Dreizehnter 97 [1997]. #01:50:50-8#

Astrid Kirchhof: Ah, okay, hm (bejahend) #01:50:52-7#

Achim Tröger: Und als dann, als dann die Wende kam, habe ich dann noch die Druckgefäße gemacht. Aber das habe ich jetzt auf die Schnelle nicht gefunden. Druckgefäße. Wir haben mit dem TÜV Bayern viel zusammengearbeitet. Wir mussten ja dann für die Gasbehälter, die mussten ja als Druckgefäßordnung, Wasser... Wasserhaushaltgesetzt. All das habe ich dann im Prinzip dann auf die Schnelle auch mitmachen müssen. Und da war ich bei Lehrgängen vom TÜV Bayern. Und dann haben wir dort die entsprechenden Prüfungen gemacht. Das war damals in Oberwiesenthal. War ein schönes Hotel gewesen. Das war richtig angenehm (lacht) #01:51:20-0#

Astrid Kirchhof: (Lacht) Okay. Also, dann würde ich jetzt mit Ihnen zu meinem, meinem Leitfaden kommen, den ich mit allen... den ich an alle Zeitzeugen stelle. #01:51:32-9#

Achim Tröger: hm (bejahend) #01:51:33-7#

Astrid Kirchhof: Erste Frage geht zu den Zäsuren in der DDR. Da Sie 53 [1953] noch zu klein waren, fangen wir mal kurz mit 61 [1961] an. #01:51:43-2#

Achim Tröger: hm (bejahend) #01:51:43-9#

Astrid Kirchhof: Haben Sie da Erinnerungen an den Mauerbau? Oder wurde... / Dr. Achim Tröger Ja, habe ich / Dr. Astrid Kirchhof ...das besprochen? #01:51:49-2#

Achim Tröger: Weiß ich noch. Da saß ich abends auf dem Sofa. Da war ich ja im Prinzip ja, sagen wir mal, elf Jahre alt. Das habe ich aber wissentlich im Fernsehen, wir hatten ja Westfernsehen gehabt, habe ich also wahrgenommen, wie dort die Mauer gebaut wurde. So. Puhh, ja, es war eben so. Ich bin kurz vorher mit meinen Großeltern noch an der Ostsee gewesen. Und bin auf der Rückfahrt von Kühlungsborn durch Westberlin gefahren. Sind wir mal rübergegangen. Und dann hat meine Großmutter sich auf irgendeinem Markt eine, eine, eine, einen Stricker gekauft. Hat dann ihren Mantel drübergezogen, dass das niemand sieht. Und dann waren wir in der Markthalle. Für mich als Junge war das ja nun, hm. Habe das gesehen, ganz toll. Sind wir wieder in die S-Bahn eingestiegen und nach Hause gefahren. Dann wenige Tage später hat man dann die Mauer gebaut, ne. War schon komisch. #01:52:32-7#

Astrid Kirchhof: Aber... wurde darüber noch in der Familie gesprochen? Haben (unv.)... #01:52:36-7#

Achim Tröger: Also wie gesagt, man hat, man hat diskutiert. Aber ich als Jugendlicher mit elf Jahren, hat man das nicht unbedingt so, so wahrgenommen, dass da großartige Diskussionen stattfanden. Und ich sage mal, auch für meine Eltern stand nie die Frage, wegzugehen oder sowas. Das war auch nicht so eine Situation, wo gesagt wurde, nee, wir, wir gehen jetzt weg. #01:52:53-8#

Astrid Kirchhof: Wo war...? #01:52:54-6#

Achim Tröger: Wir sind relativ heimatverbunden, sage ich jetzt mal so. #01:52:56-4#

Astrid Kirchhof: Heimatverbunden heißt... #01:52:58-0#

Achim Tröger: Ja. #01:52:58-7#

Astrid Kirchhof: ...was, was ist Heimat? #01:53:02-2#

Achim Tröger: Heimat ist für mich dort, wo man sich nicht erklären muss. #01:53:05-7#

Astrid Kirchhof: Und Heimat ist jetzt Zwickau oder was, was ist...? #01:53:09-9#

Achim Tröger: Also in der Reihenfolge, sage ich jetzt mal so, ich bin Deutscher. Dann bin ich Sachse. Und dann kommt danach das Wort Europäer. #01:53:20-9#

Astrid Kirchhof: Okay. #01:53:22-4#

Achim Tröger: (lacht) #01:53:23-5#

Astrid Kirchhof: Gut, okay. Also Heimat war, war die DDR auch Heimat? #01:53:31-2#

Achim Tröger: Selbstverständlich war die für uns Heimat. Das... ganz klar. Wir haben uns damit identifiziert. Und ich sage mal, ein ganz prägendes Erlebnis war damals in Polen, als ich während des Studiums in Polen war, hatte ich einen Betreuer. Der konnte gut deutsch. Ich konnte nicht polnisch, habe aber dann ein kleines bisschen polnisch dann gelernt. Und der hat zu mir gesagt, ich bin ja Nachkriegsgeneration, hat er zu mir gesagt, du, entschuldige bitte, ich habe meine ganzen Leute, die ich immer betreue hier, wenn es keine Deutschen sind, dann nehme ich die alle mit zu meinen Eltern nach Hause und stelle die vor, die ich betreue. Du bist ein Deutscher. Aber ich weiß, du bist Nachkriegsgeneration, aber... meine große Familie, die ist, da sind sehr, sehr viele im Krieg umgekommen. Du wirst verstehen, dass ich dich dann nicht mit nach Hause nehme. Ich sage, okay. Und der gleiche Mann, der hat dort an... ich bin ergriffen (weint). (Unv.)... sein Fleisch rübergeteilt. In Polen gab's kein Fleisch! #01:54:31-0#

Astrid Kirchhof: Achso, und der hat das... #01:54:33-4#

Achim Tröger: (unv.) und der hat sein Fleisch, was der hatte, mit mir geteilt (weint). #01:54:36-2#

Astrid Kirchhof: Okay. Weil er gesehen hat, man kann doch nicht alle Deutschen in einen Topf schmeißen? #01:54:44-0#

Achim Tröger: Genauso ist es. Genauso ist es. #01:54:46-7#

Astrid Kirchhof: Das ist eine große Anerkennung dann auch gewesen, oder, hm (bejahend)? #01:54:50-6#

Achim Tröger: Richtig. Richtig. #01:54:52-5#

Astrid Kirchhof: Verstehe. Das ist ein sehr schönes Erlebnis. #01:55:01-1#

Achim Tröger: Das geht nicht aus meinem Kopf. #01:55:04-8#

Astrid Kirchhof: Wissen Sie, was aus dem geworden ist, oder? #01:55:09-1#

Achim Tröger: Er war etwas älter. Wir hatten dann noch mal ein bisschen Kontakt gehabt, noch mal über das, über den, den Besuch, den ich dort hatte, sowieso. Aber ich weiß noch, ich damals in, in Warschau meiner Frau den Stoff gekauft für ihr Hochzeitskleid. Den hat sie sich dann selber genäht. Das habe ich aus Polen mal mitgebracht. #01:55:27-7#

Astrid Kirchhof: Wow. Die hat sich selbst ihr Hochzeitskleid genäht? #01:55:30-5#

Achim Tröger: Ja! #01:55:31-3#

Astrid Kirchhof: (pfeift) Da muss man ja ganz schön viel können. #01:55:34-1#

Achim Tröger: Ja, konnte sie. Es war schlicht, einfach aber schön. Der Stoff war gut, war toll. Ja. Also wie gesagt, und, und, und die Polen, die sind bei mir auch noch wieder im Hinterkopf, weil ich die... ich mag die Polen sehr. Ich mag... deren Sicht auch. Und auch deren Umgang. Ich... habe auch großes Verständnis für sie. Und ich war vorheriges Jahr im Herbst wieder mal in Schlesien gewesen, in Breslau, eine wunderschöne Stadt. Hab das besucht. Und wenn man so auf Spuren ist, wo dann, wo dann die Geschichte darüber weggegangen ist, das ist natürlich höchst interessant, sowas. Und auch deren Sicht auf, auf die neue Zeit, sage ich jetzt mal, auf die Deutschen und auch meine Situation oder meine Sprache auf die Polen. Ich hab, war immer, wie gesagt, in... ich konnte das nicht verstehen, dass man oftmals so abschätzig über diese Menschen gesprochen hat. Die haben eine ganz enge Bindung an ihre Heimat. Und ich sage mal, pff, in vielen Punkten denken die so, wie ich auch ticke. #01:56:41-0#

Astrid Kirchhof: In Bezug auf Heimat? #01:56:43-4#

Achim Tröger: Ja. Ja. #01:56:47-2#

Astrid Kirchhof: Wie ticken Sie... / Dr. Achim Tröger Da, da, ich hatte ja erst... #01:56:49-3#

Achim Tröger: ...mit der Reiseleiterin ein sehr intensives Gespräch, wie wir da, also auch dort waren. Und die fanden die gesamte Situation, die bei uns in Deutschland läuft, Frage Migration zum Beispiel, absolut null Verständnis. Die hat gesagt, was macht ihr denn da? Was macht ihr denn da? Habt ihr überhaupt eine Vorstellung, was auf euch zukommt? Und das ist ein Thema, wo ich immer wieder sage, man muss sich das vorstellen, diese Leute kommen aus Slowakien, aus der Slowakei, aus Rumänien. Aus der Ukraine teilweise nach Deutschland. Suchen hier Arbeit, damit sie mit dem relativ niedrigen Mindestlohn, den sie haben, ihre ganze Familien zuhause versorgen können und müssen. Ja. Und was die an... sage ich mal Belastungen auf sich nehmen, das kann man sich gar nicht vorstellen, ne. Und deshalb bin ich immer dafür zu sagen, redet nicht abschätzig über solche Leute. Wenn Leute bei uns hier sagen, denen geht's ja so gut, so nach dem Motto, ne. Aber die nehmen ihr eigenes Leben in die Hand! Die, die fahren sonstwo hin. Ich habe Polen in, in Norwegen, in Island und sonstwo getroffen, die dort arbeiten und ihren Lebensunterhalt verdienen. Oder in Großbritannien. Ich reise sehr gerne und gucke mir ein bisschen die Welt an. Und genauso, als ich letztes Jahr in China war (unv.) in China war und durch, durch Sibirien gefahren bin, am Baikalsee mal kurz baden gewesen bin und in Peking dann die Leute sehe und dann ich sage, überlege, Mensch, wenige Monate später geht das mit der Pandemie los. Und... wie die, wie die das Ding behändeln, ist unglaublich. Ist unglaublich! Und da sage ich mir, die sagen mir, was ist denn bei euch in Deutschland los? Zählt bei euch ein Leben so wenig, dass ihr euch so daneben benehmt? Oder manche glauben, Freiheit mit Egoismus verteidigen oder irgenwie vergleichen zu müssen. Das... das ist eine Fragestellung, die, die man nur unmittelbar mit den Leuten irgendwo selbst austauschen kann, da, ne. Und insofern ist das so ein bisschen, sind da ein paar Schlüsselerlebnisse da, wenn man mit solchen Leuten mal zusammenarbeitet. Oder man die fleißig auf einer Baustelle kennt. Die können kein Wort deutsch. Aber die wagen sich ran ans, an Aufgaben, wo sie sagen, die wachsen daran und so, ne. #01:58:59-7#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:59:00-7#

Achim Tröger: Musst du aber dann auch mit hohem Betreuungsaufwand dort agieren und sagen, kommt Freunde, wir müssen das Teil noch hochheben. Denn deine Arbeitszeit ist noch nicht zu Ende. Obwohl wir einen Werksvertrag haben, die das vorschreiben und so, ne. Das sind oftmals Grenzsituationen, wo man sehr, sehr viel Fingerspitzengefühl haben muss. Ne. Und nicht von oben, hmm, wer bist denn du. #01:59:21-5#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) Gehen wir mal zur... Zäsur 89 [1989]. Erzählen Sie mir mal ein bisschen was, wie hat man denn in den 80er [1980er] Jahren irgendwann gespürt, jetzt geht's bergab. Was Sie schon angedeutet hatten. #01:59:37-9#

Achim Tröger: Also ich sage mal, ich meine, über die Bürgerrechtsbewegung in der DDR wusste man Bescheid. Die Kirchen waren voll. Man hat über viele Dinge offener sprechen können. Man hat Fotografien gesehen, die heimlich gemacht worden sind über, über Bitterfeld. Und man hat ja selber, wenn... wenn man in der DDR unterwegs war, gesehen, wenn man dort durchgefahren ist, dass die Dächer alle weiß waren, woher das kam. Und der Schnee, der da gefallen ist, war am nächsten Tag schwarz. Das sind Situationen gewesen, wo man wusste, dass es so ist. Und ich habe, glaube ich 87 [1987], über meine Einsicht in die Stasi-Unterlagen habe ich mal gesehen, da habe ich mal eine Eingabe gemacht über die Kogerei in Zwickau, ob es im, im Industriezeitalter noch gemäß ist, dass der so viel, sagen wir mal, Abgase und so viel Dreck sozusagen, in der Kogerei noch austritt. Und das hat dann irgendwann mal... der Betriebsdirektor oder wer auch immer, dann hat er Einsicht genommen in die Eingaben. Und da hat er das... irgendwann habe ich das mal wiedergefunden, was ich da geschrieben habe. Aber man hat auch das gewusst oder gemerkt. Gorbatschow war ja ein Hoffnungsschimmer. Das hat man wahrgenommen, hundertprozentig. Und das erste war, dass dann bei uns der Sputnik nicht mehr verfügbar war. Die Zeitschrift, der Sputnik. #02:00:41-6#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #02:00:42-0#

Achim Tröger: Den hat man einfach weggenommen. So. Man hat gemerkt, dass da, dass da was läuft. Und ich sage mal, da, daran teilzunehmen, an dieser, an dieser, an dieser gesellschaftlichen Umwälzung, das ist sowas Faszinierendes. Und ich bin auch nicht auf dem Standpunkt, oder vertrete nicht den Standpunkt, man hätte vieles anders machen können, besser machen können. Man hatte ja kein Vergleichsmodell gehabt. Das gab's ja noch nicht. Man konnte nicht auf Erfahrung zurückgreifen. Es gab's noch nicht, dass so eine Situation eingetreten ist, dass ein Land einem anderen Land beitritt. Wohlgemerkt, dass man diese entsprechenden Strukturen dann über die anderen hinweggestülpt hat ohne die zu fragen! Das kam ja noch dazu. Da hätte man vieles besser machen können! Aber die Schlaumeier, die treten auch heute noch auf, die sagen, das war besser, das war besser, das war besser, das könnt ihr besser machen. Wann hätte man bitte darüber sprechen müssen? Man hatte eine riesen Aufgabe vor der Brust. Und ich habe noch einen, einen Satz der Bürgerrechtlerin Bohley im Ohr, die damals gesagt hat, im Rückblick: Wir wollten Gerechtigkeit und bekamen den Rechtsstaat. Und die Demokratie, diese Gesell... oder diese Form des Regierens, ist eine, eine Form, die, die Fehler anderer Regierungsformen, Autokratie... beseitigt oder vermeidet. Aber ihre eigenen Fehler, die sie hat, da kommt's auch nicht ohne. #02:02:13-8#

Astrid Kirchhof: Hätten Sie es besser gefunden, wenn die DDR weiter besteht, aber...? #02:02:17-9#

Achim Tröger: Nein! Das war, das war absehbar, dass die... wirtschaftlich war das nicht machbar. Es war wirtschaftlich nicht machbar. Der bittere Beigeschmackt ist allerdings der, dass es so gewesen ist, dass wir an vielen Betrieben gesehen haben, dass missliebige Konkurrenten, wo man vorher noch jahrelang Produkte bezogen hat, dass man die einfach vom Markt gefegt hat. Es waren Konkurrenten plötzlich von heute auf morgen. Die Otto-Kataloge oder Neckermann-Kataloge, die waren ja voll von, von, von Dingen, die dort hier... bei uns produziert worden sind. Ob das Pentagon gewesen ist, Kameralager oder auch Chemiebetriebe. Glücklicherweise der Standort hier im... bei Leipzig, die haben überlebt. Weil man auch wusste, man braucht bestimmte Dinge auch nach wie vor. Und man wollte nicht, dass, sagen wir mal, die zweieinhalb Millionen, drei Millionen, die Leute, die weggegangen sind aus dem Osten... ja, es war eine Schmerzgrenze erreicht. Das hätte politisch wie gesagt, wieder ein... eine Situation bedeutet, wo es heftige Proteste hätte geben können, ne. #02:03:28-4#

Astrid Kirchhof: Wie wurde das denn in Ihrem Betrieb besprochen, diese Zeit von,... / Dr. Achim Tröger Naja, das... / Dr. Astrid Kirchhof ...weiß ich nicht, der 80er [1980er] Jahre? #02:03:33-9#

Achim Tröger: Die, die, die SED-Funktionäre, die ja viel unterwegs waren in, und Mitglieder, die waren sehr leise. Die wussten natürlich auch sehr... und man darf sich nur nicht den... das Gefühl haben, dass das alle tolle Genossen waren. Die haben das aus Karrieregründen, der ein oder andere, mehr oder weniger gemacht. Aber eine echte Überzeugung war da relativ selten dabei. So. Und da habe ich mir gesagt, diesen Spagat musst du nicht machen. Ich mach's nicht, so. Habe auch mein Auskommen gehabt und war in Ruhe geblieben. Und ich konnte also wie gesagt meinen Job machen. Und... das war's. #02:04:07-1#

Astrid Kirchhof: Was meinen Sie jetzt mit Spagat? Das habe ich nicht verstanden. #02:04:09-5#

Achim Tröger: Den Spagat zu machen... ich bin, ich trete irgendeiner Organisation bei, obwohl ich eigentlich gar nicht so richtig dran glaube. Das wollte ich mit mir nicht selber... #02:04:18-3#

Astrid Kirchhof: Aber gleichzeitig haben Sie gesagt, Sie haben sich schon identifiziert mit der... #02:04:23-9#

Achim Tröger: Ich habe mich mit der DDR identifiziert, nicht mit der SED. #02:04:26-4#

Astrid Kirchhof: Ah. #02:04:26-7#

Achim Tröger: Ich habe mich mit diesem Land identifiziert, weil die mit einer Situation gestartet sind... die Leute, die hier waren, die waren ja nicht blöder! #02:04:35-0#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #02:04:35-6#

Achim Tröger: Dass die Wirtschaft nicht funktioniert hat, das lag ja nicht an der Blödheit, sondern an einer, an einer bestimmten Restriktion und einer Sicht auf die Dinge, wir man Wirtschaft organisiert. Das war eine falsche Sicht. Und der Sozialismus, ich sage es mal so, der hat, der ist deshalb kaputtgegangen, weil er etwas versprochen hat, was er nicht halten konnte. #02:04:52-1#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #02:04:52-7#

Achim Tröger: Und der Kapitalismus, der wird irgendwann mal auch eine neue Form finden, weil er das umsetzt, was er selber verspricht. #02:05:00-9#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) (lacht) #02:05:02-8#

Achim Tröger: (lacht) #02:05:05-9#

Astrid Kirchhof: Alles klar! Also Sie sagen, in Ihrem Betrieb wurde da gar... und wie war denn die Atmosphäre, wenn man so geahnt hat, jetzt geht's dahin? Wie, wie war das so atmosphärisch? #02:05:15-0#

Achim Tröger: Naja, die Leute waren, die waren natürlich... die Frage steht, wie geht's weiter hier in dieser Firma? Wie geht's weiter? Ne. Und da wir dem Bundeswirtschaftsministerium, ich sage mal, angeschlossen wurden und das auch bekannt war, hatte man die Hoffnung, es wird schon irgendwie einen Weg geben abseits von der Treuhand. Und die hatten ja täglich die Vergleiche, was da passierte in der wirtschaftlichen Entwicklung. Und ich sage mal, die Russen haben ja nach dem, nach dem Kriege auch das Land ausgebeutet bis 56 [1956] mit den Reparationszahlungen. Sie hatten den Marshallplan, wir hatten die Russen, die alles mitgenommen hatten, was an Ausrüstung und Strecken und doppelten Eisenbahnschienen und dergleichen hier gewesen ist. Infrastruktur wurde heruntergefahren bis zum Gehtnichtmehr. Und wir mussten wirklich von null anfangen. Und das ging eben nur mit Leuten, die A ihr Handwerk verstanden, aber eben unter der unter großen, unter der großen Prämisse, dieses Wirtschaftssystems als solches. Also der Ansatz war ja verkehrt. Ne. Hat man eben das nicht erreicht, was man hätte, vergleichsweise unter kapitalistischen Bedingungen finden können. Dass jeder Einzelne Verantwortung übernimmt. Auch, sagen wir mal, in kleinen Handwerksbetrieben, da lief's ja. Nee, man kam mit der großen Hand. Hat die dann, sage ich jetzt mal, zu BGHs umgestaltet. Oder sagen wir mal so, halbstaatlichen Betrieben. Und was man da sich alles hat einfallen lassen. Aber das war... das, das hatte keine Chance gehabt, so. Und das wusste man. Das hat man jeden, jedes Jahr mehr gemerkt, dass es da gefehlt hat, dass es da Probleme gab. Und sagen wir mal, mit Zahlen kann man ja schön rechnen, wunderschön. Aber die wurden schöngerechnet. So ist das. Ne. Und die... die Leute hatten wirklich nur die Überlegung, wie habe ich mein wirtschaftliches oder mein familiäres Auskommen? Wie kann ich mein Leben weiter organisieren? Nichts anderes! Da standen politische Dinge erst mal nicht im Vordergrund, ne. Überhaupt nicht. #02:07:06-5#

Astrid Kirchhof: Haben Sie Leute gekannt, die mitdemonstriert haben irgendwo in Leipzig oder wollten Sie...? #02:07:12-2#

Achim Tröger: Also vom Hörensagen und auch in Zwickau gab's entsprechende Demonstrationen, Lichterketten. Ich kenne einige Personen, die dann auch in kirchlichen Kreisen unterwegs sind. Die auch heute noch politisch unterwegs sind. Die ich auch, wie gesagt, gelegentlich noch mal bei, bei Diskussionen treffe. Aber... die sind nicht in der vordersten Reihe, sage ich jetzt mal so. Ne. / Dr. Astrid Kirchhof Und wie... / Dr. Achim Tröger Also es war ein Zufall, dass zum Beispiel unsere FDJ-Sekretärin, die Frau Merkel, irgendwo dann in der CDU dann irgendwo agiert hat. Und jetzt solche Protagonisten der Bürgerrechtsbewegung wie Vera Lengsfeld oder die Bohley oder auch andere Namen, die dann in die zweite Reihe... wieder zurückgefahren wurden. Weil sie nicht in dieses neue Konzept so richtig einverstanden waren, das so zu übernehmen. So klaglos übernehmen wollten, ne. Und das war also diese, dieser Ansatz, der... dieser gärische Haufen, der wirkt heute noch teilweise nach. #02:08:08-0#

Astrid Kirchhof: Was heißt das? #02:08:10-2#

Achim Tröger: Na, dass diese, dieses... man immer noch nicht das Gefühl hat, für die Lebensleistung oder für bestimmte Leistungen die gleiche anzu... Anerkennung zu erfahren, wie es möglicherweise ein Mensch in den alt... Altbundesgebieten hat. Und das ist eine... ich sage es jetzt mal, eine, auch eine Form der Diskriminierung, die einfach nicht auf die Tagesordnung mehr gehört. Sondern die muss ganz einfach mal ab... ich darf nicht mal fragen, kommst du aus Sachsen, kommst du aus Sachsen-Anhalt oder aus Mecklenburg-Vorpommern. Sondern, was kannst du? Bist du dafür geeignet? Aus die Maus! #02:08:47-7#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #02:08:49-0#

Achim Tröger: Ne. Und nicht von vornherein sagen, ja, weil du aus der Bundesrepublik kommst, dann kriegst du jetzt mal den Abteilungsleiter beim Herrn Kretschmer im Kabinett irgendwo, ne. Nur weil du daher bist oder weil du... bist du jetzt Prorektor. Oder bist du jetzt in der Polizeidirektion XYZ, bist du jetzt der Chef. Das funktioniert so nicht. #02:09:09-7#

Astrid Kirchhof: Also Sie haben den Eindruck, diese Netzwerke, diese alten, die... #02:09:13-5#

Achim Tröger: Die wirken! #02:09:14-3#

Astrid Kirchhof: ...die wirken immer noch? #02:09:15-6#

Achim Tröger: Die wirken hundertprozentig noch. Hundertprozentig noch. Ich brauch ja bloß sagen, also suchen Sie mal die Direktoren oder... der Hochschulen. Wer aus den alt... wer aus den neuen Bundesländern kommt oder wer aus dem alten Bundesgebiet kommt. #02:09:28-1#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #02:09:28-8#

Achim Tröger: Können Sie zur Justiz gehen, gucken Sie sich die Richter an. Deren Vita. #02:09:37-3#

Astrid Kirchhof: Als Sie... also jetzt noch mal ganz kurz für... nur zu Ihnen persönlich und vielleicht Ihrer Frau. Also als Sie wussten, okay, mit der DDR ist vorbei, wie ging... wie empfanden Sie das? #02:09:47-4#

Achim Tröger: Es war, sagen wir mal, wer interessiert ist, wir haben... Interesse gezeigt an gesellschaftlichen Veränderungen. Wir waren sehr, sehr froh darüber, dass die Situation, so wie sie war, erst einmal friedlich abgelaufen ist. Absolut friedlich! Es gab Proteste mit, mit, mit... Szenen, die man nicht gerne von heute auf morgen wiedersehen möchte. Aber ich sage mal, wenn ich jetzt mal nach Washington gucke, da war es nicht besonders... ruhiger, sage ich jetzt mal so. #02:10:18-1#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #02:10:18-5#

Achim Tröger: Es war also eine Situation, die friedlich abgelaufen ist. Mit all den Fehlern! Aber in der Hoffnung, wir sind jetzt ein einiges Land, ein Vaterland mit einer Muttersprache, um da mal wieder den Ausgleich zu schaffen. #02:10:31-8#

Astrid Kirchhof: (lacht) #02:10:31-6#

Achim Tröger: Mit neuen Chancen. Mit neuen Chancen! Und auch der Möglichkeit, uns mal Dinge oder Teile dieser Welt anzuschauen, von denen wir vorher nur was vom Hörensagen oder von dem Buch oder sonstwas gelesen haben. Ich sage immer wieder, die Welt ist ein Buch und wer nicht reist, hat nur eine Seite gelesen, ne. Und das haben wir ganz einfach konsequent umgesetzt. Ich habe oft mein... ich habe kurz vor der Wende mein, meinen Lada bekommen. Schönes russisches Auto, über die Wismut bestellt. Und bekam es ein kleines bisschen eher. Ja, ich... das erste war, was die gemacht haben, die haben ihren Trabbi weggeschmissen, die haben ihren Wartburg weggeschmissen. Ihren Lada rausgeschmissen. Haben sich irgend so eine Schrottkiste von irgendwelchen Händlern da, windige Händler, die da irgendwo durch die Lande zogen, sich irgendwelche Rostlauben zusammenge... aber es musste ein Westauto sein. Ich habe meine Hütte noch zwei oder drei Jahre gefahren. Weil ich wusste, ich komme nach A, von A nach B, ne. Man ist so, war ein bisschen als Außenseiter aufgetaucht, wenn ich in Nordrhein-Westfalen meinen Kumpel besucht habe. Und bin da mit so einem feuerroten Lada durch die Gegend gefahren. Ne. Dass dann irgendwann mal ein anderes Auto kam, das war schon klar. Aber das sind Dinge, wo ich gesagt habe, du konzentrierst dich jetzt erst mal auf deinen Job, wie es da weitergeht. Musst alles das machen, was an Qualifikationen notwenig ist, was du noch nicht hast, was du auch brauchen könntest. Was neue Anforderungen sind, die Reaktion darauf. Und dann schaust du dir ganz einfach mal ein bisschen die Welt an. Ich muss nicht das teuerste Auto fahren. Ich muss... ich hatte ein Haus, ich hab mein Auskommen. Ich habe meine Wohnung. Schluss aus endlich. So. Ich schaue mir die Welt an. Das habe ich gemacht. #02:12:00-3#

Astrid Kirchhof: Haben Sie eigentlich Ihr Haus selbst gebaut? #02:12:03-3#

Achim Tröger: Nee, das ist bau... das ist 1905 gebaut. Es ist eigentlich ein Mehrfamilienhaus gewesen. Aber da wohne ich jetzt mit meiner Familie, nachdem meine Mutter gestorben ist, alleine drin. #02:12:13-5#

Astrid Kirchhof: Aber das hatten Sie ja schon zu DDR-Zeiten? #02:12:15-9#

Achim Tröger: Das hatten wir schon zu DDR-Zeiten. Das war schon zu DDR-Zeiten privat, genau. Hat aber meinen Eltern gehört. #02:12:20-3#

Astrid Kirchhof: Achso, okay. Die Leute... ich muss noch mal was zu den... fragen zur Entlassung von Personen, die von 1800 auf 600 runter... #02:12:32-7#

Achim Tröger: Ja. #02:12:33-1#

Astrid Kirchhof: Sie sagen aber, das war gerechtfertigt, das ging nicht anders? Das wollte ich noch mal fragen. #02:12:37-6#

Achim Tröger: Richtig, ja. #02:12:39-3#

Astrid Kirchhof: Okay. Sie kennen doch den Spruch, die Wismut war ein Staat im Staate. Was... / Dr. Achim Tröger Ja, hm (bejahend) / Dr. Astrid Kirchhof ...sagen Sie dazu? Stimmt es? Stimmt es nicht? #02:12:49-0#

Achim Tröger: Ich würde es nicht mit einem negativen Beigeschmack sagen. Die Wismut war insofern ein Staat im Staate, dass dieser Industriezweig ein Zweig war, der... unter der Maßgabe, Wismut bezeichnet nun etwas irrtümlich, darauf, von ablenken wollte, das haben ja schon die Russen gemacht, das war eigentlich der Buntmetallindustrie angesiedelt. Man hat kein Mismut gesucht, sondern man hat Uran gesucht, so. Es war erst mal schon dieser, dieser, dieses Mysterium Uran. Das wusste zwar jeder, aber was... diese Wismut war Staat im Staate unter der Maßgabe, man brauchte nicht unbedingt die Mithilfe von den VEB-Betrieben, um bestimmte Probleme zu lösen. Wir konnten aufgrund unserer Aufstellung viele Dinge selbst lösen. Und musste schlecht, oder man musste nur in seltenen Fällen auf die Hilfe anderer irgendwo angewiesen sein. Man konnte also selbst verwirklichen, was man sich vornahm. Man musste nicht XYZ fragen. Und das war auch, die, die Leitungsstrukturen waren relativ überschaubar. Und das, das, das wurde, sage ich jetzt mal, das wurde durchgeregelt, ohne dass man irgendwo gesagt hat, warum ist denn das jetzt so und dergleichen mehr. Es musste sein! Dahinter stand immer: Ein Bergwerk braucht eine ruhige Hand und viel Verstand! Und das musste einfach umgesetzt werden. Ein Bergwerk muss funktionieren. Mente et maleo, denke und schlage. Das war... sagen wir mal eine Prämisse. Und da der Bergbau in, in Sachsen schon sehr, sehr lange angesiedelt war, der Reichtum Sachsens, kulturelle Vielfalt, kommt ja daher, vom Bergwerk, war das eine Selbstverständlichkeit. Man arbeitet in einem Bergbaubetrieb, so. Und all das an Begleitumständen, die dafür erforderlich sind, diesen großen Betrieb, diese riesigen Industriebetrieb zu... am Laufen zu halten. Das hat man organisiert. Und da brauchte man nicht irgendwo auf... jemanden zu fragen in, in Ilsenburg oder in, in sonst irgendwo. Der mal vielleicht mal irgendwo eine Maschine mal aushilft oder was macht oder auch Arbeitskräfte irgendwo mal, mal ranschafft oder was. Nee, man hat's selber gemacht. Wir konnten, wir hatten die technischen und apparativen Voraussetzungen dafür, das selbst in die Hand zu nehmen und zu organisieren. Ja. #02:15:07-8#

Astrid Kirchhof: Hatten Sie, also bei dem Wismut ist Staat im Staat, hatten Sie Vorteile bei Supermärkten, bei Einkaufsläden, wenn man zum Arzt gegangen ist, bessere ärztliche Versorgung, schneller in den Urlaub gefahren? #02:15:24-1#

Achim Tröger: Das ist richtig. Diese, diese Konsequenz war natürlich auch, man hat Forderung gestellt an die Bereitschaft, für diesen Industriezweig was zu tun. Seine Arbeitskraft einzubringen. Der Gegenzug dafür war der, man hatte ein, auch ein separates Gesundheitswesen, das hatte natürlich auch einen Hintergrund gehabt, weil man wusste, dass die untertägigen Kollegen Strahlenbelastung und auch Stäuben ausgesetzt waren, die nicht besonders förderlich waren für die Gesundheit derselben. Man wollte das auch im Prinzip selbst regel... sagen wir mal, in der Hand haben. Deshalb auch dieses eigene Gesundheitswesen. Man hatte auf der Gegenseite auch natürlich die komfortable Möglichkeit, an bestimmte begehrte Konsumgüter eher ranzukommen. Sei es ein Kühlschrank, sei es eine Kühltruhe, sei es ein Auto. Da hat man auch weniger warten müssen. Da konnte man, hatte man entsprechende Einrichtungen, wo man hingehen konnte. Selbst bei uns im Werk. Wir wussten, dass wir ein, zum Jahreswechsel eben unsere Apfelsinen oder unsere Konserven mit, was auch immer für Früchten darin, eher kaufen konnten, als es irgendwo beim Gemüseladen an der Ecke irgendwo gewesen ist. Wo es die gar nicht gab. Das waren so die sogenannten Vorteile. Und das hat natürlich der Wismutangehörige auch ausgenutzt im Leben der DDR-Gesellschaft, dass er gesagt hat, pass auf, ich hab das, Vitamin B, du hast das, ich brauche deine Leistung, du kriegst von mir das. Das hat so einfach funktioniert. Ne. Diese Dinge hat man ganz einfach so eingesetzt. Aber es... ich sage es immer wieder, ich bin während der Tätigkeit selten mit Leuten zusammengekommen, die nichts von ihrem Job verstanden haben. An entscheidenden Stellen. Wo also was bewegt werden musste. Es gab fachkundige Leute, die wussten, was sie taten. #02:17:08-4#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #02:17:08-8#

Achim Tröger: Auch immer wieder im Hinterkopf, ein Bergwerk, das ist eine hochkomplexe Angelegenheit. Und wenn da einer einen Fehler macht, kann es echt Probleme geben. Und die will niemand, ne, die will niemand. #02:17:21-7#

Astrid Kirchhof: Würden Sie sagen, dass die Wismut eigene Krankenhäuser unterhalten hat, damit man nicht sieht, dass Leute durch's Uran krank werden? #02:17:32-8#

Achim Tröger: Also ich sage mal so, dieses Wissen, ob, ob da Krankheit von Leuten, die im Bergbau arbeiten... das ist ja nichts Neues. Die Schneeberger Krankheit, die kennt man ja, die gab's schon früher. Und als man in der Anfangszeit der Wismut speziell noch mit Bohrgeräten gearbeitet hat, die also das Trockenbohrverfahren eingesetzt haben, heißt also, wo sehr, sehr viele Stäube entstanden, ne. Wo die Grubenbewässerung noch nicht ideal war. Da hat natürlich diese entsprechenden Staublungenbelastungen noch zusätzlich zum Uran, zur Uranstrahlung und ein kontaminierten Material, jetzt Einatmen von kontaminiertem Material, hat natürlich dazu geführt, dass sehr, sehr viele Krebskranke es in der Wismut gab. So. Das hat man, sage ich jetzt mal, bewusst als... gewusst. Das aber als... ja, du musst wissen, was du tust. Hat das nicht großartig hinterfragt zu sagen, das war eben Anfang... das stand in der zweiten Reihe. Am Anfang stand erst mal, du musstest erst mal, und deshalb spreche ich von der, vom Anfang der Wismut, du musst erst mal das bringen, dass hier Uran rauskommt. Und dann als die, sagen wir mal, die Technisierung oder die Ausrüstung immer verbessert wurde, dann hat man dann auch Fragen gestellt, Menschenskinder noch mal, es wird gemessen! Man hatte entsprechende Dosimeter. Man hatte Masken gehabt. Man hat das trocken... das Nass... das Nassbohrverfahren eingesetzt. Wo dann schlagartig Reduzierungen dieser Belastungen stattgefunden haben. Ne. Und hat natürlich dann im Gegenzug dann auch gesagt, Freunde, ihr habt eine hohe Belastung als Bergmann, ich bin Bergmann, wer ist mehr, da kommt ja der Spruch her, ne. Ihr bekommt im Gegenzug natürlich auch vorzügliche Ferienobjekte zur Verfügung gestellt. Und ich weiß noch heute, dass wir in Zinnowitz, als der Rote Oktober gebaut wurde, das große Wismut-Ferienheim, was jetzt Baltic heißt. Wo ich erst wieder vor kurzem, oder vor zwei Jahren, wieder mal dort gewesen bin, mal ein paar Tage. Da haben wir eben als Wismut, als, als, als BAC die Schwimmhalle gebaut. Weil wir in der Lage waren, Edelstahl zu schweißen. Wir haben dort Edelstahlbad in die Schwimmhalle, so. Und da hat man gesagt, so, ihr habt dafür ein wunderschönes Ferienheim. Ihr könnt dort Ferien machen. Ihr könnt in anderen Einrichtungen in der DDR Ferien machen. Ob das auch in Oberhof gewesen ist oder andere schöne Plätze, wo man also hingefahren ist. Und man wusste auch, dass man auch mal ins sozialistische Ausland fahren konnte, nach Moskau oder sonst irgendwo hin. Da hat's mich zwar nicht unmittelbar hingezogen, aber das war so ein bisschen ein Geben und Nehmen. Ne. Du gibst mir deine Arbeitskraft, die ist auch gerade in jedem Fall die Beste, die man haben kann, die Bedingungen. Aber im Gegenzug bekommst du eine ordentliche Feriengestaltung. #02:20:16-1#

Astrid Kirchhof: Also noch mal, ich muss aber trotzdem noch mal fragen zu den Krankenhäusern, glauben Sie, dass das eine Intention war, die Krankenhäuser so, also in Wismutbesitz zu bauen, damit nichts nach außen dringt von Krankheiten? Oder war das mehr, man wollte halt effektiver die Leute versorgen? #02:20:34-0#

Achim Tröger: Man wollte... nee! Genau das ist es. Also ich glaube nicht, dass das unter dieser Rubrik, so vertuschen von bestimmten Problemen irgendwo... gemacht worden ist. Man wollte die Leute effektiv versorgen. Und auch schnell versorgen. Man wollte auch von diesem Gesundheitswesen, was sicherlich auch die eine Ecke oder Kante oder sagen wir mal, Bedarfslücke hatte, ein kleines bisschen losgelöst sein. Und man hat deshalb auch die Krankenhäuser in Zwickau gebaut. Man hat die in Erlabrunn betrieben. Es... und die waren auch gut ausgestattet, muss ich sagen. #02:21:04-6#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #02:21:05-2#

Achim Tröger: Die waren auch gut ausgestattet, ne. Aber Details dazu, was da vielleicht die Hintergründe sind, die entziehen sich wie gesagt meiner Kenntnis. Da müssten Sie mit welchen sprechen, die da irgendwo dort an leitender Stelle irgendwo gewesen sind. Ne. Da will ich nicht spekulieren. #02:21:17-9#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend). War Ihre Tochter in einem Wismut-Kindergarten? Oder... Schule, gab's Wismut-Schulen? #02:21:25-0#

Achim Tröger: Nee. Ganz normaler Kindergarten, der hier im Ort betrieben wurde. #02:21:30-1#

Astrid Kirchhof: Ganz normaler Kindergarten. #02:21:31-1#

Achim Tröger: Ja. #02:21:32-0#

Astrid Kirchhof: Bleiben wir mal noch mal bei den Gesundheitsschäden. Hatten Sie jemals Angst, wenn Sie in der Nähe von Wismutschächten oder Wismut-Arbeit, dass Ihnen, dass Sie oder Ihre Familie krank werden könnten? #02:21:47-2#

Achim Tröger: Nee, wir hatten ja, wie gesagt, die, in Luftlinie vielleicht zwei Kilometer entfernt, die Aufbereitungsanlage in Cainsdorf. Und natürlich auch Halden hatten wir dort. Die als Zwischenlagerung dienten. Und die jetzt sukzessive auch abgetragen worden sind. Die existieren nicht mehr. Die wurden alle in den, in die Absetzbecken nach Dänkritz gebracht. Das man dort in Dänkritz ein Absetzbecken hatte und auch in, in Seelingstädt ein Absetzbecken hatte, wo also hochgiftige Restprodukte der Aufbereitung abgelagert wurden, speziell Arsen, das hat, das haben viele gewusst. Und haben diese Bereiche auch gemieden. Ich bin selber, nur das zum Problem, wenn also, wie gesagt, lange Zeit es nicht geregnet hat, dass es zu Austrocknungen kam und der Wind quasi dann Teile von diesen Absetzmaterialien weggetragen hat. Das waren Dinge, die also, wie gesagt, das wissen die Anrainer von Absetzanlagen sicherlich am besten. Dass es da Probleme gab. Und da haben auch viele Umweltschützer dahin geguckt, die es in der DDR auch gegeben hat, und Fragen gestellt haben. Die wurden natürlich massiv unterdrückt. Das muss man sagen. Und es ist auch heute noch so, dass, also man hat da viel Geld reingesteckt, um das zu sanieren. Mit dem Ergebnis, dass man zwar heute noch ab und zu mal feststellen kann, dass, wenn eine Ente da auf so einem, auf so einem Teich da noch rumschwimmt, dass die nicht besonders gut aussieht, wenn sie längere Zeit dort schwimmt. Da kommen also sicherlich noch bestimmte Materialien zutage, wo man noch Sanierungsbedarf hat. Da ist man aber unglaublich gut dran. Und auch die Auf... Wasseraufbereitung, die lässt zur Zeit im, im Bereich Hartenstein läuft die große Schächte, das läuft da, das Gruben, die Gruben sind da voll Wasser gelaufen. Das Wasser, was aus der Grube austritt, dann irgendwann mal, das ist ja kontaminiert. Weil ja das anstehende Gebirge nach wie vor diese Materialien enthält. Und speziell Arsen ist das, also wie gesagt. Und deshalb muss also diese Wasseraufbereitung, bevor es in die Oberflächengewässer abgeleitet wird, müssen also aufbereitet werden. Da steckt man viel Geld rein. Und wir müssen immer wieder ab... solchen entsprechenden Abwasseranlagen betrieben werden. Auf Dauer noch, auf Jahre noch. Das Gleiche trifft auch auf Königsee... auf Königstein Gittersee zu. Wo man die untertägige Laugung betrieben hat, weil man dort keine Halden bauen konnte. Es war Naturschutzgebiet. Also hat man dann quasi unter Tage den Bereich des Gebirges, wo das Uran drin ist, hat man durchgebohrt. Hat Leitungen reingelegt. Und hat dann Chemikalien reingeleitet, die dann das Uran quasi herausgelöst haben. Und diese herausgelösten Materialien, dieses, diese Flüssigkeit, die hat man dann aufbereitet dann, so. Das war aber dem geschuldet, dass man dort aus Naturschutzgründen keine großen Halden aufschütten konnte. Also die Berge nach oben bringen konnte. So. Und das macht man auch jetzt noch. Man... weil es da eine bestimmte... eine Verbindung besteht zwischen diesen, sagen wir mal, zwischen dem Wasserstand in diesen Bergwerken und der Elbe. Das kann nicht unkontrolliert abfließen. Es muss also aufbereitet werden. Das muss man über Jahre noch machen. Ne. Und das ist also die Aufgabe des Sanierungsbetriebes 1 der Wismut, die also das macht. Und ich auch dazu sagen, die Erfahrungen, die man jetzt bei der Sanierung der Wismut hat, bei den Bergbaubetrieben, bei den Schächten, Halden, all das, was die Nachfolgeprobleme sind, die haben weltweit Anerkennung gefunden. Und die Wismut-Leute sind, ich sag's jetzt mal, weltweit gefragt, wo vergleichbare Probleme in anderen Ländern bei der Sanierung von vergleichbaren Anlagen benötigt werden. Das sind, ist die Kompetenz dieser Leute höchst gefragt. Also weil man sagen kann, wir haben hier, wir schauen hier auf 30 Jahre zurück, wie man sowas macht. Ne. Und erfolgreich macht, sage ich jetzt mal so. Und diese, diese Situation, die wird auch regel... davon wird rege Gebrauch gemacht. Die Leute werden aus, aus Kanada, aus Südafrika, aus allen Teilen der Welt werden die angefragt. Um zu sagen, wir haben hier ein Problem, ihr habt was Vergleichbares gemacht schon. Wie geht das? #02:25:42-9#

Astrid Kirchhof: Sie würden also sagen, das ist positiv, eine Erfolgsgeschichte, was von der Bundesregierung oder von der Wismut, die Sanierung jetzt der letzten 30 Jahre. #02:25:52-0#

Achim Tröger: Das würde ich sagen, auf alle Fälle. Das auf alle Fälle. Und ich muss noch mal sagen. Und auch hier ist es wieder so, dass bestimmte Personen, wirklich Personen, die was wollen, wie zum Beispiel der Bürgermeister in Schlema, Bad Schlema. Dass der es geschafft hat, diesen Ort wieder als Bad zu installieren. Als Bad! Da... wer weiß, wie Schlema vorher ausgesehen hat, und da die Vision zu haben: Ich will wieder ein Bad daraus machen, ein Radonbad. Wo die Anwendung dieses Gases sozusagen in therapeutischen Umständen dann genutzt wird. Da haben die alle gesagt, du bist bekloppt Junge, guck doch mal hin! Guck dich mal hier um, schau hier mal hin. Und wie war es gewesen? Er hat es geschafft. Und... unser erster sächsischer Ministerpräsident, den kennen Sie auch, Biedenkopf, mit seiner Frau, der war höchstpersönlich dort und hat dem Mann gratuliert, weil er es wirklich mit, gemeinsam mit der politischen Intention dafür da war, wir setzen das um. Und jetzt sind auf Halden nämlich wunderschöne Golfplätze drauf, können Sie sich hervorragend erholen dort. Geht alles! Wenn man will. Und diese Kompetenz von den Leuten, wie gesagt, das einzubringen, das ist eine Erfolgsgeschichte. Und die ist nur mit Mitteln möglich, die aus dem Steueraufkommen zur Verfügung gestellt werden. Das muss man... das darf man auch nicht verschweigen. Es sind Steuermittel, die da aufgewendet werden. Aber das in der, in der Abfolge dieser ganzen Geschichte ist da eine, eine, eine Erfolgsgeschichte dahingehend, dass man auf diese, dieses Wissen nutzen kann. Und wieder letztendlich diese Technologien verkaufen kann. #02:27:24-5#

Astrid Kirchhof: Aber jetzt sage ich mal, Sie selber oder Ihre Familie hatten nie Angst, in der Gegend... / Dr. Achim Tröger Nö / Dr. Astrid Kirchhof ..., also zu wohnen,... / Dr. Achim Tröger nö / Dr. Astrid Kirchhof ...wo Sie jetzt wohnen? #02:27:32-4#

Achim Tröger: Nö, nö. Hatten wir nicht. #02:27:34-0#

Astrid Kirchhof: Und ist irgendjemand in Ihrer Familie krank geworden? #02:27:38-6#

Achim Tröger: Nein, meine Frau hat zwar auch Brustkrebs, zwei Operationen. Aber sie hat ihn, toi, toi, toi, bis jetzt gut überstanden. Das hängt aber jetzt... / Dr. Astrid Kirchhof Oder weißt...? / Dr. Achim Tröger ... hängt damit, gibt's da keine... #02:27:50-9#

Astrid Kirchhof: Da weiß man ja auch gar nicht, ob das miteinander... #02:27:54-3#

Achim Tröger: Nee. #02:27:55-5#

Astrid Kirchhof: ...zusammen hängt. Okay. Kennen Sie... aber Sie wissen, Sie haben das vorher ja gesagt, Leute, die unter Tage gearbeitet haben, zumindestens das weiß man, die werden schon eher krank? #02:28:06-2#

Achim Tröger: Ja. Also da gibt's sicherlich Statistiken. Aber, ich sage mal, wer da rankommt und wer die hat, das entzieht sich meiner Kenntnis. Aber da bin ich nur... bin ich überzeugt davon, dass die, speziell aus den Anfangszeiten der Wismut, sagen wir mal in den 50er [1950er] Jahren, wo es sozusagen da richtig zu Faden ging und, und man also, wie gesagt, da nicht so hingeschaut hat, dass da natürlich... aber die sind sicherlich nicht mehr am Leben. Die Generation, die dazu was erzählen könnte. #02:28:31-5#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend). #02:28:33-1#

Achim Tröger: Aber ich denke mal, Statistiken und Aufzeichnungen wird es auch in dem Fall geben. #02:28:38-6#

Astrid Kirchhof: Ich wollte Sie noch mal was fragen, waren Sie überhaupt in irgendeiner Organisation? Also SED nicht, aber irgendwas anderes? #02:28:47-3#

Achim Tröger: Ich war in der, in der DSF. Das, das können Sie aber unter Ulk verbuchen. Das war eben im Prinzip so eine, so eine, die stand auf dem Papier. Ich hatte so einen kleinen Ausweis dabei, pfff, es war so. Es war wirklich nur Trallala. Ich war noch als, während des Studiums wurde man automatisch, wenn man... ich habe aber keinen Grundwehrdienst abgeleistet. Ich habe im Prinzip zwei- oder dreimal so einen Reservelehrgang während der Semesterferien gemacht. Und da wurde man dann automatisch als, als Hochschulangehöriger zum Offiziersdienstgrad befördert. Ich bin dann mit Leutnant der Reserve nach Abschluss des Studiums entlassen worden. Und habe dann nach zwei Reserveeinzügen dann, nachdem ich also wie gesagt bereits berufstätig war, wurde ich dann, bin ich Hauptmann der Reserve der Nationalen Volksarmee gewesen. Das war alles. Und mein, mein Abteilungsleiter damals, der wollte mich unbedingt, der war Kampfgruppenkommandeur im Werk, der wollte mich unbedingt zur Kampfgruppe mit, mit haben. Da habe ich gesagt, das mache ich nicht, ich bin bei der Armee Reserveoffizier. Und das reicht mir. Und dein, dein Rumlaufen hier am Nachmittag oder irgendwo dich in dein, in dein Bunker setzen, das will ich nicht. Und das wurde dann so akzeptiert. #02:29:54-1#

Astrid Kirchhof: Und die sind auch nie noch mal gekommen, haben wieder angeklopft und noch mal gefragt? #02:29:58-8#

Achim Tröger: Ich habe gesagt, wenn du das anders haben willst, dann gehst du ins Wehrkreiskommando nach Zwickau und sagst, dass ich bei dir mitmachen soll und dafür geh ich dann nicht zur Armee. Pff, konnte er nicht (lacht). Nee, in der Richtung habe ich da, bin ich da relativ... komfortabel durchgekommen. #02:30:18-5#

Astrid Kirchhof: Was glauben Sie, woran liegt es, dass Sie sehr gut oder erfolgreich gelebt haben in der DDR? Und genauso offensichtlich jetzt im kapitalistischen System oder in der Bundesrep... oder im vereinten Deutschland? Woran liegt das, dass Sie das gut als Familie oder als Person Herr Tröger überstanden haben? #02:30:42-4#

Achim Tröger: Also ich sage mal so, ohne, ohne Fachwissen geht's weder im Sozialismus noch im Kapitalismus. Und... man muss, ohne jetzt mal, ich sage mal, der Pinsel der Erinnerung, der schreibt ja meistens in goldenen Farben, ne (lacht). #02:30:59-2#

Astrid Kirchhof: (Lacht) #02:31:00-3#

Achim Tröger: (Lacht) #02:31:00-6#

Astrid Kirchhof: (Lacht) Sie haben so Sprüche! (Lacht) Das kannte ich noch nicht. (Lacht) #02:31:05-0#

Achim Tröger: (Lacht) #02:31:07-4#

Astrid Kirchhof: (Lacht) Das ist ja lustig. #02:31:08-5#

Achim Tröger: (Lacht) Das möchte ich vermeiden! (Lacht) Also ich sage mal, man war nicht dumm. Und man hat aus dem, was man selber sich an Vorstellungen gegeben hat und an, an Zielen gegeben hat, hat man versucht, damit klarzukommen, das zu erreichen, so. Man brauchte in der DDR Fachleute. In einem Bergbaubetrieb ohnehin. Denn einen Bergbaubetrieb zu betreiben, da, das ist sehr, sehr komplex, sehr, sehr vielfältig. Das habe ich einigermaßen auf die Reihe gekriegt. Und aufgrund dessen, dass man das beherrscht hat, wusste man auch Möglichkeit... diese Möglichkeiten und Erfahrungen zu nutzen, sage ich mal. Auch die Erfahrung zu nutzen, wie es denn in der Wirtschaft, in der neuen, in der, in der neuen wirtschaftlichen Gegebenheiten zu funktionieren hat. Und wer einen großen Förderturm bauen kann oder große Druckbehälter bauen kann, und auch die qualitätsgerecht betreiben kann und ausliefern kann, der kann auch eine Brücke bauen. Und das haben wir erfolgreich gemacht. Und das für mich der Ansatzpunkt zu sagen, du bleibst hier in dem Bereich. Weil auch dort die Aufgaben sehr, sehr komplex sind. Die wurden immer größer. Die, die auf... die Brücken wurden immer größer, die wurden immer komplizierter, komplexer. Und ich sage mal, wir haben auch die Rheinquerung bei Kehl, zwischen Kehl und Straßburg gebaut. Diese wunderschöne geschwungene Brücke mit einem großen Pylonen dran, Seil abgehängt und wunderschön. Das sind alles Dinge, wo ich sage, wenn du da irgendwie da nicht Fachkompetenz einbringst, kannst du es nicht umsetzen. Und dazu bin ich nicht nur notwendig oder andere. Es gehört eine Truppe dazu, die ganz einfach das kann. Das geht in der, in der, in der Projektierung los, in der, in der Konstruktion los. In der Arbeitsvorbereitung, im Einkauf, in dem Suchen von Partnerschaften. Und natürlich auch mit Leuten, die auch in der Werkstatt dann ordentlich schweißen können. Und nirgendwo werden so komplexe Schweißnähte geschweißt wie eben in, in solchen Bereichen, wo also Brücken, Brückenbauwerke gebaut werden. Ne. Und wenn man dann also das Feedback auch hat, dass man sagt, Mensch, du hast ja an diesem Bauwerk mit dran teilgenommen und deine ganze Truppe hat hier richtig mitgezogen. Und dann fährt dann irgendwann mal die Frau Merkel da drüber mit 300 km/h, und die Brücke hält. Und die hält heute noch. Und es ist ein Vorzeigeprojekt gewesen auf dieser ganzen ICE-Strecke. Oder wenn ich nach Norwegen gefahren bin, bin über die selbstgebaute Brücke sozusagen weggefahren, um von Schweden nach Norwegen zu gelangen auf der E6, dann ist das ein gutes Gefühl, so. Ne. Und pfff... oder an der Frauenkirche und solche ganz kleinen Sachen, wo ich sage... oder das Kugelhaus in Dresden. Wenn Sie in Dresden aus dem Bahnhof, Bahnst... Bahnhof rauskommen und in Richtung Prager Straße laufen, da steht ein wunderschönes Gebäude dort. Ein Kugelhaus. Also eine richtige Kugel mit einer Stahlkonstruktion aus Rohren. Und alles verglast. Das war damals auch eine ganz tolle Aufgabe. Weil an dieser Stelle mal in den 30er [1930er] Jahren ein Haus gestanden hat, was einer jüdischen Familie gehört hat. Das war auch ein Kugelhaus. Und die Stadt Dresden hat sich entschieden, das Haus wieder zu bauen. Machen wir dann (unv.) Gesichtspunkten. Und wir haben das gemacht. Hingebaut. #02:34:14-4#

Astrid Kirchhof: Haben Sie (lacht), haben Sie noch Kontakt zu ehemaligen Kollegen? #02:34:21-9#

Achim Tröger: Ja. Ja. Einige Kollegen arbeiten ja noch. Der eine ist Geschäftsführer. Andere sind im Prinzip noch in der Werkstatt tätig. Ein Kollege, der arbeitet in der Technologie. Das sind also jetzt Leute, die, sagen wir mal so, Ende der 50er sind, Mitte der 50er sind. Die kenne ich alle noch aus meinem, aus meinem eigenen beruflichen Leben noch. Und die in der Wismut auch gearbeitet haben, Wismut-Angehörige noch dazu. Und man hört auch ab und zu mal von Leuten, die irgendwo... oder während man irgendwo unterwegs ist, mal jemanden sieht, dann, wie gesagt, ist ja nun kein Hotspot hier. Man, man trifft sich auch ab und zu mal. Aber nicht irgendwie unter der Maßgabe, wir wollen jetzt unbedingt was machen. Es gibt kleinere Kreise, die das, die das händeln. Ist aber meistens abteilungsbezogen dann. Die innerhalb einer Abteilung mal gearbeitet haben, die treffen sich dann irgendwo mal dann. Ne. #02:35:10-2#

Astrid Kirchhof: Also ich... achso, ja genau. Ich wollte noch mal was fragen zu dem, was wir gerade besprochen haben. Und zwar, ich haben Sie so verstanden, wenn man ein Wissen hat, das in dem einen System und in dem anderen gebraucht wird, dann ist man auch nicht ohne Arbeit. Und vor allem, wenn man sein Leben beherzt in die Hände nimmt. #02:35:27-7#

Achim Tröger: Das, das will ich so zum Ausdruck bringen. Aber, wie gesagt, es ist... das ist eine Voraussetzung! Das ist eine Voraussetzung. Aber nicht die einizige. Man muss also auch ein Stück weit Glück haben, das habe ich ja schon mal gesagt. #02:35:40-4#

Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #02:35:41-2#

Achim Tröger: Dass ich dort irgendwo in einer Firma arbeite, wo diese Kompetenz auch gebraucht wird. Ansonsten muss ich diese Firma verlassen. Und muss irgendwo anders hingehen, wo ich dann irgendwie das einbringen kann. Das habe ich glücklicherweise nicht machen müssen, weil das alles soweit funktioniert hat. Ne. Da hat sich nur, der Firmenname hat sich geändert. Ich musste also selbst aus diesem Anlass heraus aufgrund des Systemwechsels nichts anderes irgendwo organisieren für mich. Es ist eine komfortable Lage. Die hatte sicherlich nicht jeder. Aber es ist, das Erstere, was Sie sagten, eine bestimmte fachliche Kompetenz gehört dazu. Sowohl da, als auch da erfolgreich zu sein. Wobei es bei, im Sozialismus auch noch erfolgreich war, wenn man noch irgendwo noch ein Abzeichen mit hatte. Und da war man natürlich in den Leitungsebenen etwas weiter oben, aber dann kam auch dazu, dass man sich immer weiter von bestimmten, sage ich mal, Umsetzvorgängen in der fachlichen Arbeit entfernte. Dann hat man nur noch sogenannte Leitungsebenen. Und dann kommt man immer weiter weg von den unmittelbaren Entscheidungen. Das ist heute wie in der Politik. Ich sage immer wieder, wir werden heutzutage von politischen Kräften regiert, die nach dem Dreiklang zu beurteilen sind. Kreißsaal, Hörsaal, Plenarsaal. #02:36:57-3#

Astrid Kirchhof: Ahh (lacht), Kreißsaal (lacht) / Dr. Achim Tröger (unv.) / Dr. Astrid Kirchhof Wo man herkommt sozusagen (lacht) #02:37:03-1#

Achim Tröger: Genau! Es fehlt oftmals die berufliche Erfahrung und die, die Nähe zur Realität bei bestimmten Entscheidungsprozessen, die ich im Hinterkopf habe, wenn ich eine Entscheidung zu treffen habe. Wenn jemand aus einer... eine Entscheidung treffen muss und greift auf Erfahrung zurück, die er selbst gemacht hat, wird das anders aussehen als einer, der nur was aus einem Buch gelesen hat. Und irgendwo eine Entscheidung trifft dann. Ich sage immer wieder, diese Erfahrung in zwei Systemen, in zwei Systemen gelebt und gearbeitet zu haben, das vermittelt kein einziges, noch so hochkarätiges Seminar. Das lernen Sie nicht in einem Seminar. Das müssen Sie selbst erlebt haben. #02:37:41-4#

Astrid Kirchhof: Würden Sie sagen, dass höhere Bildungsabschlüsse vor... Entlassung schützen? #02:37:50-1#

Achim Tröger: Ich würde sagen, die sind von, von Vorteil. Nicht unbedingt, aber sie sind... ich sage mal, Bildung hat noch nie geschadet. Also... es ist auch heute noch so. Sie brauchen sich ja, sage ich jetzt mal, nur die, die, die Arbeitslosenzahlen anzuschauen. Oder die im Niedriglohnsektor. Das sind meistens die Bildungsabschlüsse... ähneln denen. Also da gibt's schon einen Zusammenhang. Wenig Bildung, wenig Kreativität, wenig Fachkenntnisse, wenig Verdienst. Das, das ist irgendwie so eine... es ist schon eine Kette, die man da so vielleicht knüpfen könnte. Aber nicht die einzige, nicht die einzige. Ne. Es gehört auch ein kleines bisschen Engagement dazu, zu sagen, also, ich sage immer wieder, das beschauliche Leben mit dem bedingungslosen Grundeinkommen, das ist alles wunderschön. Es weiß bloß niemand, wie es finanziert wird. Ich habe immer gesagt, das tätige Leben, es ist eine gewisse Selbstachtung, wenn ich mein Geld selbst verdiene, wenn ich nicht auf Almosen angewiesen bin. Aber das ist eine Frage, die jeder für sich entscheiden muss. Ja. #02:38:54-7#

Astrid Kirchhof: Wenn Sie sagen, heute ist es so, hier Kreißsaal, Hörsaal, Plenarsaal, also wo komme ich her, was ist meine Alma Mater? Also meine Bildung vielleicht auch, Westen oder Osten. Plenarsaal, heißt das, was ist mein Parteibuch? Oder was meinen Sie mit Plenarsaal? #02:39:12-3#

Achim Tröger: Nee, Plenarsaal heißt, ich gehe in die Politik. Also wenn Sie sich bestimmten Jungdemokraten, Jungsozialisten angucken oder was, die haben mal von der Pfanne was gehört, dass es irgendwo... oder die haben eher eine homöopathische Beziehung zur realen... zur Realität, zur Arbeit. Das ist (lacht) #02:39:28-1#

Astrid Kirchhof: (Lacht) Eine homöopathische Beziehung (lacht)! Oh mein Gott! (Lacht) #02:39:32-1#

Achim Tröger: (Lacht) #02:39:33-3#

Astrid Kirchhof: Aber kann man nicht sagen, sowas gab's ja nur umgedreht in der DDR auch, wenn man da Arbeiter gewesen ist, ist man auch erst mal gut da gestanden. Und wenn man irgendwie höher... adlig, bürgerlich, sonst was war, war es ja zumindest in der Anfangszeit, glaube ich, auch nicht gut. #02:39:50-1#

Achim Tröger: Das ist richtig. Also, wie gesagt, die Frage war ja auch, inwieweit man dem System eine gewisse... also man muss sich irgendwie arrangieren, das ist ganz klar. Wenn ich, wenn ich gar nichts will, was mir, was mich, was mir an Leitplanken gegeben wird, dann muss ich über die Leitplanken weg, muss ich woanders hingehen, ne. Diese Leitplanken gab's in der DDR. Und es war eben nicht vorstellbar, dass zum Beispiel man keine Jugendweihe hatte, um dann vielleicht irgendwo in den, zum Studium zu gehen. Ich war... ich sage mal, ich bin, ich bin zwar Christ, evangelischer Christ. Aber ich bin nicht einer, der nicht jeden... der jeden Sonntag... oder ich bin kein praktizierender Christ, der jeden Sonntag in die Kirche rennt. Aber mir war wichtig, dass ich neben der Jugendweihe auch noch die Konfirmation bekam. Und die habe ich eben ein Jahr später gemacht. Ja. Man, man muss sich was einfallen lassen. Konnte aber zum Studium gehen. So. Aber die Frage, gut, wenn du nicht in die SED gehst, sind ja Leitungs... aufgaben, Leitungspositionen eher versagt. Aber dann ist die Frage, willst du das? Willst du das letztendlich? Um dann vielleicht... (klatscht) irgendwelche Papiere am Tag zu unterschreiben, wo du... ja, wollte ich nicht. Ich wollte, ich wollte am, am Geschehen dran teilnehmen. Ich wollte machen. Und das ging am besten in der Form, wie ich mir es gewählt hab. Ich bin damit zufrieden gewesen. Obwohl vielleicht auch andere Dinge, andere Wege offen gewesen wären. Ich wollte sie aber nicht. Hätte vielleicht auch noch ein kleines bisschen mehr Geld gegeben. Aber, pff, ist Geld alles? #02:41:19-9#

Astrid Kirchhof: Wenn Sie zurückblicken, gab es sowas wie die schönste Zeit in Ihrem Leben? #02:41:25-0#

Achim Tröger: Also die Geburt unserer Tochter war auf alle Fälle eine spannende Zeit. Wie sie groß geworden ist. Wie sie ihren Weg gegangen ist auch. Und ich sage mal, die, die Möglichkeit, die wir dann ab 90 [1990] hatten, sich die Welt anzuschauen. Das war, das sind Erlebnisse, auf die man immer wieder gern zurückgreift. Und... da sage ich da, von solchen Erinnerungen leben wir, also meine Frau genauso wie ich, gern. Und erinnern uns gern daran. Und natürlich ist der Fokus auf ganz andere Dinge gerichtet, wo ich sage, die schönste Zeit ist eigentlich, wo unseres erstes Enkel geboren wurde. Und das zweite gleich zwei Jahre später. Und (lacht) wenn man die beiden Gurken hier so hat und betreuen kann und tun kann, das ist das Schönste, was es gibt. #02:42:13-0#

Astrid Kirchhof: Das heißt ja,... / Dr. Achim Tröger Das ist das Schönste, was es gibt / Dr. Astrid Kirchhof ..., dass Ihr Glücksgefühl sich auch stark aus der Familie speist? #02:42:18-4#

Achim Tröger: Ja! #02:42:18-6#

Astrid Kirchhof: Gar nicht nur aus der Arbeit. #02:42:20-4#

Achim Tröger: Auf alle Fälle ist die Familie auch im, im Zentrum, wo ich also, wie gesagt, Ruhe finde. Wo ich Ausgleich finde. Und wo ich, wie gesagt, bei dem, beim Zuschauen vom Werden dieser, dieser, dieser, dieser kleinen Geschöpfe da, pfff, das ist sowas Schönes. Das ist mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen (lacht). #02:42:38-2#

Astrid Kirchhof: Wenn Sie jetzt in Ihr... Sie sind ja jetzt berentet, habe ich ge... / Dr. Achim Tröger Ja, ja / Dr. Astrid Kirchhof ...sagt, seit ganz Kurzem. Wie... #02:42:46-0#

Achim Tröger: Seit, seit 2014. Und ich habe aber dann noch eine Aufgabe, noch vom meinem ehemaligen Chef mitgekriegt. Und das hängt damit zusammen, dass wir ja nun Brücken bauen. Und da gibt's ein Produkt dazu, wenn man Brücken baut, muss man also auch Lager dafür einbauen. Und eben Montieren. Und die mussten wir immer bisher kaufen für viel Geld und viel Zwang und dergleichen mehr. Und da hat er gesagt, ich schau mal zu, ob du die Möglichkeit hast, das so zu organisieren, dass wir das selber machen können. Und das ist eine Aufgabe, die sehr viel mit administrativen Aufgaben, auch mit Behörden und dergleichen mehr, zu tun hat. Bis zum Deutschen Institut für Bautechnik in Berlin, mit der Universität in Stuttgart. Oder beim BA in Stuttgart und einigen anderen, sagen wir mal, Prüforganisationen. Bis man diese Bauprodukt als solches bauen darf und auch liefern darf. Und da haben wir eine Zeit von ungefähr fünf Jahren gebraucht, bis wir das konnten. Und im vergangenen Herbst haben wir die Zulassung bekommen. Und das ist auch noch mal eine Aufgabe, die ich begleite. Und auch jetzt immer noch, Aufträge, die mit dem Produkt, was ich in den 1996er Jahren mit, mit initiiert habe, dass wir das bauen können. Diese Spannverbundträger, diese Brückenträger. Da habe ich auch noch mit der Firma in Waldems-Esch bei Frankfurt am Main noch sehr viel Kontakt zu dem Geschäftsführer. Und wir wollen auch jetzt in nächster Zeit mal ein ganz neues Produkt probieren, was auch wieder eine gewisse Duftmarke setzt von uns. Da... haben wir eine Idee, wie wir was machen können. Und da hat er mich mal angerufen, sagte, was hältst denn du davon. Ja, und da habe ich gesagt, gehen wir es an! Wir machen es mal. Den Geschäftsführer in, in Zwickauer Sonderstahlbaue, den Herrn Baumann, den konnte ich auch davon überzeugen, dass wir es angehen. Und da ist da die nächsten, die nächste Zeit ist dann schon wieder mit bestimmten Aufgaben gefüllt. #02:44:29-5#

Astrid Kirchhof: Also wenn ich... #02:44:30-4#

Achim Tröger: Es wird also nicht langweilig. #02:44:31-3#

Astrid Kirchhof: Wenn Sie seit 2014 in Rente sind, dann machen Sie das ehrenamtlich oder wie? #02:44:36-8#

Achim Tröger: Ja, nee, ehrenamtlich... also so ist die Freundschaft nun auch nicht ausgeprägt. Also ich habe also in (lacht)... #02:44:44-0#

Astrid Kirchhof: (lacht) #02:44:44-2#

Achim Tröger: (lacht) Es ist also so, dass ich dann über entsprechende Stundenaufwendungen dann schon Abrechnungen machen. Das gibt dann eben, wie gesagt, einen gewissen Obulus dann dazu. Es gibt mal einen kleinen Vertrag, den man dann mal eine Zeit lang macht, wie bei dem Lager und so. Aber bei den Projekten hier sind es schon Aufwendungen. Und da wandern dann eben einfach mal ein paar, paar Tankgutscheine irgendwo über den Tisch, pfff. #02:45:08-9#

Astrid Kirchhof: Sie können also aufgrund Ihres Know-Hows und Ihres Wissens und Ihrer Expertise über die Rente hinaus sogar noch arbeiten in Ihrem Beruf? #02:45:16-5#

Achim Tröger: Ja. #02:45:17-0#

Astrid Kirchhof: Das ist ja schon toll. #02:45:19-1#

Achim Tröger: Ja. Na, mich hatte ja auch der, der eine von der TU München angerufen, der Professor Mensinger, mit dem wir zusammen, wie gesagt, auch schon längere Zeit mal Kontakt hatten wegen anderer Geschichten. Steuerstäbe für Brücken. Da hat er wegen der Expertise für diese Leverkusener Brücke, wie ich sagte, dieses Desaster von 30.000 Tonnen Schrott. Die soll er schreiben, ein Gutachten dazu. Und da hat er mich angerufen, ob ich da was machen kann. Was dazu sagen kann, und wie bei uns das gelaufen ist und, und, und. Das habe ich getan. Da gibt's auch irgendwann mal eine Stundenabrechnung. Oder aber wie jetzt, vor Kurzem mal hat mich in Hannover der Stahlhandel in Hannover angerufen. Die haben auch ein Problem mit einem Produkt von denen. Und da hat mit die ZE... die ZSB sozusagen dann zu diesem Mann vermittelt. Und da haben wir uns, uns mal über die Gedanken ausgetauscht. Und über die Probleme. Und... da redet man ganz einfach mal drüber. #02:46:11-2#

Astrid Kirchhof: Schreiben Sie ab und zu Fachartikel über irgendwelche Themen? #02:46:16-6#

Achim Tröger: Jetzt nicht mehr, aber ich habe sehr viele Artikel geschrieben in Zeitschriften, ja. Und habe auch Vorträge gehalten. Noch während der aktiven Zeit. Über die, über die Sporthalle in Leipzig habe ich zum Beispiel geschrieben. Ich habe auch geschrieben über die, über den Fallprüfstand in Horstwalde. Oder die längste Spannverbundbrücke, die Hermann-Liebmann-Brücke in Leipzig, wenn Sie da drüber laufen, die haben wir auch gebaut. In der Nähe vom Bahnhof ist die. Hermann-Liebmann-Brücke. Und über die habe ich auch einen Fachartikel geschrieben. #02:46:46-3#

Astrid Kirchhof: Können Sie sich vorstellen, wir haben ja, wir haben... unser Projekt, einen Wismut-Blog. Einen Blog. Können Sie sich vorstellen, da mal was zu schreiben, eine Seite, über ein Thema, das Sie selber interessiert? Müsste schon irgendwas mit der Wismut zu tun haben. Aber kann auch nach 89 [1989] sein. Also... muss nicht vor 89 [1989] sein. Kann auch Ihr eigenes, was Sie halt interessiert. Kann persönlich sein, kann fachlich sein. Können Sie auch noch mal drüber nachdenken. #02:47:14-6#

Achim Tröger: Ich hab ja, ich hatte Ihnen ja, oder der Frau Uhlig, ja was geschickt. #02:47:18-4#

Astrid Kirchhof: Ah, sollen wir das, können wir das...? #02:47:19-4#

Achim Tröger: Das können Sie, das können Sie dafür verwenden. Das ist eigentlich schon mal ein schöner Abriss, wo im Prinzip mal das eine mit dem Beginn bis zur Weiterführung dann sozusagen dann, über die Wende hinaus dann sozusagen mal beschrieben wurde. Das können Sie durchaus mit verwenden. #02:47:32-2#

Astrid Kirchhof: Dann würden wir das nehmen. Unter... da käme aber Ihr Name dann natürlich, weil Sie haben es ja geschrieben. Das ist in Ordnung, ja? #02:47:38-3#

Achim Tröger: Ja. Können Sie machen. #02:47:40-2#

Astrid Kirchhof: Ja,... / Dr. Achim Tröger Ja / Dr. Astrid Kirchhof ... also von mir aus bin ich eigentlich am Ende meiner Fragen, also, angekommen. Es gäbe noch viel zu fragen, aber am Ende der Interview-Fragen. Gibt's noch etwas, was Sie gerne erzählen wollen? #02:47:53-7#

Achim Tröger: (Klatscht), pfff, ja, das ist, das ist eine spannende Geschichte, die Wismut. Und das bleibt auch... ich sage mal so, es ist eine, eine sehr, sehr gute Sache, dass Sie sich dieser Sache annehmen. Dass Sie darüber sprechen. Und auch, dass Sie Zeitzeugen dazu befragen. Und ich habe bei uns in der Regionalzeitung, der Freien Presse, tauchen ab und zu mal Artikel auf, da sollten Sie vielleicht auch mal als Quelle fragen. Über, über die Wismut, über die Sanierung. Da ist auch einiges vor Kurzem erst wieder in der Zeitung gewesen. Spannende Sachen, die von Reportern aufgegriffen werden. Die also auch sehr, sehr, sagen wir mal, nah an dem Geschehen dran gewesen sind von Personen. Da lohnt sich, vielleicht auch mal hinzugucken in diese Unterlagen von Zeitzeugen. Gerade in den, in den Sanierungsbereich hinein. Da gibt es viele, viele gute Artikel, die in der Freien Presse erschienen sind. #02:48:45-2#

Astrid Kirchhof: Freien Presse, weil tatsächlich haben wir immer noch so ein bisschen Nachholbedarf, was Sanierung angeht. Da haben wir... #02:48:51-7#

Achim Tröger: Da ist, also da müsste ich mal nachschauen. Da kann ich mal... ich habe Kontakt zur Freien Presse. Müsste ich mal schauen, ob ich da noch rankomme, wo ein Mann gesprochen hat über die Sanierung schlechthin. Hat er hochinteressante Details kundgetan. #02:49:05-6#

Astrid Kirchhof: Also das wäre super, weil dazu fehlt uns noch ein bisschen was. Wenn jemand da spezialisiert drauf ist. #02:49:10-7#

Achim Tröger: Gut. Dann bedanke ich mich und wünsche eine gute Zeit. #02:49:13-6#

Astrid Kirchhof: Ja, Ihnen auch. #02:49:15-1#

Achim Tröger: Und viel Erfolg für das Projekt. #02:49:16-4#

Astrid Kirchhof: Danke! Tschüß, Herr Tröger! Bleiben Sie gesund. Tschüß! #02:49:19-7#

Achim Tröger: Sie auch, tschüß!