2020.09.30 - Hermann Meinel - 480p.mp4
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Astrid Kirchhof: Heute ist der 30.9.2020, wir sind im Bergbaumuseum in Bad Schlema und ich interviewe heute Hermann Meinel, den Leiter des Bergbaumuseums, mein Name ist Astrid Kirchhof. Guten Tag Herr Meinel und ein Glück auf! Die erste Frage, die ich an Sie hätte, wäre: Wie sind Ihre biografischen Verbindungen zur Wismut und vor allem auch dann zu diesem Museum? #00:00:40-2#
Hermann Meinel: Also ich bin ja im Erzgebirge geboren und wer im Erzgebirge geboren worden ist oder lebt, der hat eigentlich immer noch Verbindungen zum Bergbau, also das hat immer 'ne Rolle gespielt. Also des geht mit dem Gruß Glück auf! los, aber das geht mit der Vermittlung schon in der Schule los, auch mit dem ganzen Umfeld. Ich bin in der Bergarbeitersiedlung groß geworden, auch wenn meine Eltern nicht in der Wismut waren und Geschichte hat mich eigentlich schon immer interessiert. Man muss auch sagen, für mich war das damals ein Erlebnis, ich bin wie gesagt 58 in Stolpa geboren und meine Eltern sind 1966 nach Schneeberg gezogen und sofort, das war in der Weihnachtszeit, da war ich schon als Kind erstmal absolut geplättet, wegen der vielen Lichter im Fenster, des kann (unv.) und das hängt wirklich mit dem Bergbau zusammen. Und dann hat uns unser Vater abends um 10 ans Fenster gestellt und ham wir nach Schlema rübergeschaut und dort hast du überall die Lichter gesehen und die Schächte. Das war, und da hat er gesagt, das ist ein Weihnachtsbaum. Mit dem Bild bin ich groß geworden. Können andere sagen, der hat 'n Klapps, da war alles dreckig, aber das hast de in der Nacht nie gesehen. Da ist es zwar alles sehr schön und interssant für mich als Kind und wir waren 32 Kinder in der Schulklasse, von mehr als der Hälfte waren die Väter bei der Wismut gewesen. Du wusstest dort schon, was läuft, ne. Ich selber durfte nicht zur Wismut, ich bin also Nicht-Bergmann, so wie man das hier formuliert im Erzgebirge. Meine Mutter hat es verboten, das hängt damit zusammen, dass ihre Mutter in Herne Kohlenschlepper gewesen ist als junges Mädel im Schacht und die wusste schon, was dort auf einen zukommt. Die hat aber keen Problem gehabt, dass ich (unv.), aber das ist ne andere Geschichte und ich hab den Bezug zum Uran deshalb, weil ich halt dann Offizier geworden bin. Das nennt sich für Aufklärung und Fallschirmjägereinheiten und wir haben unter anderem gelernt, wie Kammerminen entschärft werden oder wie Raketen zerstört werden. Und dort ham sich da dann schon mal die Haare am Nacken hochgestellt, wenn de dann gesehen hast, was das für 'ne Wirkung hat und so weiter, also das, also ich hatte eigentlich nie das Problem mit diesen Begriffen nukleares Gleichgewicht des Schreckens, weil des tatsächlich da war und das hat auch gezählt. Man muss sagen und so versuch ich auch heute noch die Tätigkeit der Wismut einzuordnen. Das muss man ganz einfach so sagen. Ja, ich bin dann nach 1990 hab ich studiert, Militärakademie, alles Mögliche, war dann froh, dass ich 1990 das hinter mich lassen konnte, weil wir natrürlich auch, du hast ja dann gemerkt, dass wir an Grenzen gestoßen sind und wo ich mich dann mehr oder weniger in die innere Emigration verabschiedet hab. Das war dann so'n Erlebnis mit mei'm Vorgesetzten, wo der mich dann irgendwann ma angebrüllt hat: Wenn du eenmal die Wahrheit sachst, bestraf ich dich! Ne, also das war dann der Punkt wo ich dann, wo die Wende kam, wo dann eigentlich für mich der Punkt war, okay du hörst jetzt hier auf, du kommst hier sauber raus. Auch das war ja zu DDR-Zeiten durchaus ein Problem, da sauber 'rauszukommen und hab dann begonnen was anderes zu machen und meine Frau hat ihre Umschulung gehabt im Haus und hat mir dann 'n Tipp gegeben, dass also hier ein Museum aufgebaut werden soll. Und ich hab schon immer praktisch viel Interesse für Geschichte gehabt und dort musste mein Vater voran geschickt werden, weil ich als Offizier ja keine Chance gehabt hätte, das muss man wohl so sagen. Als Offizier hast du kaum Arbeit gekriegt, ich hätt in Westen gehen müssen. Das muss man wirklich sagen, ich hab, und es ist tatsächlich so gewesen, dass mein Vater dort, weil er den Bürgermeister aus früheren Jahren kannte, für mich persönlich vorgesprochen hat, da ging's bloß um 'ne ABM-Stelle, ne, Arbeitsbeschaffutngsmaßnahme. So, und dann bin, dann hab ich hier angefangen im November 95, vor 25 Jahren ham wer angefangen hier aufzubauen. Dort bin ich natürlich fürchterlich gemobbt worden: Nicht-Bergmann, Offizier, weeß der überhaupt wovon er redet und solche Geschichten. Und also ich hab mir schon von Anfang an klar gemacht, was ich will. Ich hab auch von dem Studium, was ich vorher geführt hab, durchaus profitiert, was jetzt die Ausrichtung betrifft, was das Aneignen von Wissen betrifft, das man sich selber auch ein bißchen erarbeiten konnte und ich mit Sicherheit auch vieles anders hinterfragt, als das ein Bergmann gemacht hätte, wenn der hier aufgebaut hätte. Und das war ja auch Sinn und Zweck der Sache, wir bauen hier also keen Besucherbergwerk übertage auf, sondern wir wollen Sozialgeschichte machen. Also ich hab schon immer den Bergleuten erklärt, in hundert Jahren liegt der Bohrhammer da, die Daten sind über den Bohrhammer da, aber der dahinter gestanden hat, der den bedient hat, ich sag, des is eigentlich des Interessante. Was hat ihn dazu getrieben, warum hat er das gemacht? Hat er andere Möglichkeiten gehabt und solche Dinge und so haben wir von Anfang an versucht, das Museum aufzubauen. Ne, Wismut war natürlich ein sehr undankbares Forschungsthema nach der Wende und du hast dort schon Probleme gehabt, auch wenn du das sachlich vermittelt hast. Ich hab das ja erzählt, also es ist tatsächlich so, dass der Bürgermeister einmal einen Brief bekommen hat, wo nach 'ner Führung sich eener beschwert hat über mich und meine Entlassung verlangt hat, weil ich eben den Leuten nie erzählt hab, was sie hören wollten, sondern wirklich versucht hab das sachlich darzustellen. Aber ich muss sagen der überwiegende Teil der Besucher, die kommen ja interessiert her, die nicht damit zu tun hatten. Die andern kommen hierher, weil eben die Eltern oder die Großeltern im Schacht gearbeitet haben und ich hatt ein schönes Erlebnis, ich hab also 'ne schöne geschnitzte Figur bekommen von 'nem Grubenwehrmann, die junge Frau, die wusste sehr wohl, was sie da bei ebay dafür bekommen kann und die hat gesagt: Das ist mein Opa. Als er noch gelebt hat war ich zu jung, hab ich den jetzt, wo ich erwachsen bin, vernünftig bin und fragen kann, lebt er nicht mehr. Und das eben solche Dinge, wo also viele Besucher auch wirklich herkommen, um überhaupt was zu erfahren, was war denn die Arbeit, was ham die dort gemacht und wie ist das hier abgelaufen. Also das sind natürlich dann auch immer schöne Geschichten, die mer hier hat, wo man dann auch merkt, es ist wirklich auch wichtig, dass sowas erhalten bleiben wird, ne? Also das muss ich sagen. Ich bin sicherlich nie auf die Idee gekommen irgendwann mal Muesumsleiter zu werden. Das war auch von Anfang an eigentlich nicht klar, dass es mal solche Dimensionen hat. Wir ham also dann 1996 das Museum eröffnet mit 20 Gemälden und 50 Mineralien als Bestand der Wismut, die haben uns das als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Und jetzt haben wir nach 25 Jahren 700 Quadratmeter Ausstellungsfläche und weit über 2000 Exponate zusammen gesammelt. Da ist die Bibliothek, die ich irgendwann mal aufbauen will als wissenschaftliche Bibliothek, gar nicht mit aufgeführt. Also dort sind auch ziemlich viele Raritäten und wir kriegen immer noch Stücken reingetragen und das ist sicherlich auch so, dass das viele Menschen machen, weil wir versuchen die Lebensleistung net in Frage zu stellen. Also und da kommen viele Dinge auch heute noch, wo die Leute sagen, wohl wissend, dass man gute Gelder dafür erzielen können und das trotzdem uns geben. Das ist 'ne schöne Geschichte. Denk ich mal. #00:07:02-5#
Astrid Kirchhof: Sie haben vor fünf Minuten ungefähr gesagt, als Offizier hat man damals sowieso keinen Job gekriegt. Warum nicht? #00:07:12-9#
Hermann Meinel: Ja, du warst ja Vertreter der alten Staatsmacht nach der Wende. Also das ist natürlich so gewesen, dass das schon ein Hemmnis gewesen ist, so würd ich mal sagen. Wenn ich in den Westen gegangen wär, dort hatten die keene Probleme damit gehabt. Ich hatte dort viele Kameraden, die dort fort sind, die also sofort Leitungssicherheitsunternehmer oder sonst was geworden sind und vor der Wende war auch der Abschluss an der Militärakademie durchaus ein anerkannter Abschluss in den alten Ländern, wo ich mit Sicherheit entsprechend einen Job bekommen hätte. Aber nach der Wende hast du das Problem gehabt, dort musstest du ja den Beweis antreten, dass du in deinem Studium auch ordentlich Mathematik gelernt hast und net bloß Wandzettel geklebt hast und Marxismus-Leninismus studiert hast. Das ist also dann sehr stark vereinfacht worden. Man muss auch sagen, es ist ja wirklich nach der Wende so gewesen, die Eliten sind ausgetauscht worden, so vollkommen normaler Zustand und es war natürlich aus ein Überangebot da. Also von, ich bin freiwillig von der Armee weg, ich sach des, weil ich was anderes machen wollte, aber ich hab natürlich nicht geahnt, dass ich solche Probleme kriegen könnte, muss ich heute sagen, das, also ich hab dann, wie gesagt, ohne, ich hab drei Kinder zu erziehen gehabt, ich hab eben als Hilfsarbeiter dann erst mal auf'm Bau angefangen. Ich war nach acht Wochen schon Vorarbeiter, ne ganz andere Geschichte, ne aber das sind eben solche Sachen, wo du schon auch, sagen wir mal, dort durch 'ne ziemlich harte Schule gegangen bist, aber da wir eben, ich hab Leistungssport gemacht früher bei Wismut und dann später, als die Offiziersausbildung, das war kein Zuckerschlecken, also da hast de keen Problem gehabt, dich auch den Herren zu stellen. Ich sach's wirklich mal so. Und dich dort durchzubeißen. Das war kein Problem, muss man wirklich sagen. #00:08:42-1#
Astrid Kirchhof: Wie lang waren Sie denn Hilfsarbeiter bevor Sie dann hierher kamen? #00:08:44-8#
Hermann Meinel: Ich bin 1990 hab ich, bin ich raus. Dann hab ich einen anderthalbes Jahr Umschulung gemacht, um meine Studienabschlüsse zu retten, hab dann also praktisch 'n Betriebswirt abgeschlossen mit Eins (schnauft, holt Luft) ... also wir können euch gar nüscht beibringen, was macht 'n ihr überhaupt hier und solche Sachen eben. Dann hab ich für 'ne Berliner Firma hab ich ein Geschäft geführt ein Jahr lang, bis die nachher alles verkooft haben, als da dann Konkurs war und dann hatt ich im Fensterbau angefangen. Und das war straffe Knochenarbeit. Das hab ich aber auch noch verkraftet damals, also das war richtig schwere körperliche Arbeit und hab also zum Anfang dort als Hilfsarbeiter gearbeitet, war dann Vorarbeiter, hab auch (unv.) was gemacht, hab meinem Chef die Angebote zugearbeitet für Verkauf und solche Sachen. Und hab dann irgendwann aber eben wie gesagt, gesagt, das willst de eigentlich nicht ewig machen und da kam eben dann das Angebot hier mit dieser Stelle und da hab ich gesagt, das wär eigentlich 'ne Perspektive für dich, wo de das machen kannst und da hab ich aber auch wieder nicht geahnt, dass du so viel Druck kriegen kannst. Das muss man wirklich sagen, das war schon übel. Aber für mich war eigentlich ein Erlebnis, dass ich hab viele von den ganz alten Bergleuten noch gekannt, für die Wismut was anderes war als die, die heute bei der Wismut arbeiten. Das muss man ganz deutlich sagen. Und die waren auch viele selber im Krieg, waren selber Soldat und Offizier und da hast du natürlich 'ne andere Basis gehabt. Ich sach's mal so, die ham die Leistung akzeptiert. Das war keene schlechte Geschichte, da waren viele dabei, die dir geholfen haben und ich hatte nur mal so aus Spaß gesagt, wenn man solch einen Film anschaut, die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten, es gibt nichts was ein deutscher Offizier nicht kann. Also ich hab ... #00:10:19-9#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:10:19-9#
Hermann Meinel: ... du hast dadurch, dass du Studium hast, du kannst dir Wissen selbst erarbeiten und bist auch in der Lage Schwerpunkte festzulegen, das ist schon machbar. Egal was es nu iss, erste ma und da hab mir eigentlich über den Weg hab ich mir dann auch die Achtung verdient, denk ich mal. Ich bin auch hier mittlerweile Bergmann ehrenhalber dann auch, ne (lacht). Aber man muss das auch verstehen, die Bergleute, des wird immer so 'n Mythos drum gemacht. Diese Kameradschaft das ist eigentlich zum Überleben notwendig. Das ist nicht, weil das alles so besonders tolle Kerle sind. Das ist überlebensnotwendig. Du musst dich auf deinen Kameraden verlassen können und du musst auch sicher sein, wenn dir selber was passiert, dass der dir hilft und nicht abhaut, ne. Und das ist eigentlich so der Grundkonsens im Bergbau. Dann kommt im Bergbau dazu, du musst bis zum Schichtende auf Biegen und Brechen fertig sein. Du musst dein Job zu Ende gebracht haben. Das kann nicht die Folgeschicht machen. Wenn es die folgende Schicht macht, bleibt acht Stunden lang an der Stelle die Arbeit liegen. Da kriegst du von den Kollegen eine auf die Schnauze. Ich sach's wirklich mal so. Da gibt's Haue! Und du musst dir was einfallen lassen und das hat die Leute schon geprägt. Also dieses Du-musst-dir-was-einfallen-lassen und dieses Reagieren, das hat die Leute schon geprägt und das ist das, was eigentlich den Bergbau von anderen Jobs unterscheidet. Also der Bergmann ist sicherlich davon überzeugt, dass die schwerste und gefährlichste Arbeit macht. Den Stolz kann man denen lassen. Ich sag, es gibt auch andere, aber das ist erst mal so. Aber dieses aufeinander Angewiesensein, weil es eben auch Lebensgefahr besteht, das ist natürlich schon so nicht in anderen Betrieben äh Berufen unbedingt üblich, so denk ich mal. Das hat die Leute schon geprägt und dann kommt eben dazu, dass die eben nach dem Krieg, die ersten die nach dem Krieg gekommen sind, dass die natürlich durch diesen Krieg geprägt waren und waren autoritär geprägt und wenn ich schon nicht dem Russen, dann kannst du zumindest dem Amerikanischen Imperialismus Druck geben. So auf diese Arte eben, ne. Aber die waren natürlich auch wirklich von ihrer Arbeit zutiefst überzeugt und waren auch davon überzeugt, dass sie was für den Frieden tun. Und die waren durch diese Erlebnisse aus 'm Krieg sicher auch deswegen auch so geprägt und gesagt haben, so was möchten wir nicht nochmal erleben. Und das war für die auch bestimmt immer Antrieb diese Arbeit zu machen und viele Dinge hinzunehmen. Das ist das, was in der jetzigen Generation Wismut nicht mehr gefragt ist. Die machen alle ihren Job. Kann man denen nicht verübeln, das ist halt so. Aber ich hab wirklich die Erfahrung gemacht, dass die erste und die zweete Nachkriegsgeneration den Beruf ganz anders gelebt hatten, als die, die dann so in den 70er Jahren dazu gekommen sind. Das hängt aber mit diesen Lebenserfahrungen zusammen und dann kommt auch diese, ich gehör ja eigentlich zu dieser Nachkriegsgeneration, auch wenn ich 58 geboren bin. Aber die Erzählungen meiner Mutter, was die in der Vertreibung erlebt hat und andere Sachen, das war für mich natürlich alles wahr, weil das war ja die Mutter. Also der war ein anderer Bezug da, als wenn das jetzt, wenn ich das jetzt meinen Kindern erzählen würde. Also und das ist auch das was man verstehen muss, deswegen haben auch viele Leute in der DDR ja viele Sachen ausgehalten, weil die gesagt haben: Egal was ist, ist immer noch besser als Krieg. Das kann man natürlich heute nicht so verstehen, aber es war eben ganz einfach so. Und das hat mit Sicherheit auch das Leben hier in der Bergbauregion geprägt und dann kommt ja noch dazu, man muss sich das wirklich mal vorstellen, wir haben ja in Schlema, das ist so'n Wohngebiet, die ham ja tatsächlich sogar mitten im Wohngebiet, ich sach mal so aus Spaß, wie in Klein-Moskau ihre Wandzeitung aufgebaut mit Produktionsleistungen. So ne und da wusste auch jeder welche Brigade wie viel tausend Mark Prämie bekommen hat. Und wenn Sie sich mit alten Bergleuten unterhalten, richtig alten Bergleuten, ich sach mal so aus Spaß. die Erfahrungen, die ich gemacht hab: Also die einzigen Gescheiten, das sind eigentlich die Leute bei mir in der Brigade. Bissl überspitzt, Brigaden wo man nicht drum rum kommt, aber ansonsten sind eigentlich alle Pfeifen, ne also so. Und ich hab 'nen Alten noch kennengelernt, da hat der zu mir gesagt: Das erste was mir gemacht ham, wenn wir uff'n Schacht gekommen sind, wir ham des Schwarze Brett geguckt. Überschrift: Ruhm und Ehre, da waren die Produktionsleistungen dargestellt. Tja, sacht er, wenn wir rausgefahren sind, stand unser Name dran, weil wir waren doch die Besten, net die! Also das hat sich natürlich auch gegenseitig hochgeschaukelt und das hat aber auch - und das muss eben auch verstehen - das Angewiesensein in der Arbeit und dann die gemeinsamen Erfolgserlebnisse und der gemeinsame Erfolg, das gemeinsam gut verdiente Geld, das hat natürlich die Leute zusammen gehalten. Und der hat auch ein ganz anderes Lebensgefühl, das kann man heute net so nachvollziehen. Das is so, aber das hängt eben wirklich mit dieser und mit diesem unmittelbaren engen Zusammenleben zusammen. #00:14:38-9#
Astrid Kirchhof: Wir haben einige der Hauer, die wir bis jetzt interviewt, waren vielleicht tatsächlich jüngeren Datums, also die sind jetzt 60 gewesen und wenn wir die gefragt haben, warum sie zur Wismut gegangen sind, die ham eigentlich gesagt, dass es um's Geld gegangen ist. Und das ist das, was Sie gerade angesprochen haben. #00:14:57-5#
Hermann Meinel: Also man muss ja auch, wir haben ja hier 'nen Ausschnitt von Konrad Wolf. Wenn man mal diesen Film sieht, das klingt da wie'n Witz, dass der verboten worden ist. Leutnant der Sowjetarmee, Komponist und sein Film wird verboten. Angeblich weil 'ne nackte Frau auf'm Tisch getanzt hat, die ja eigentlich keen - wir sagen immer: Guck mal, da sind wir zu spät gekommen, wir ham sowas nicht erlebt. Aber Dreh- und Angelpunkt war, der Konrad Wolf hat gezeigt, viele sind zur Wismut gegangen, erst mal um aus dem Dreck der Nachkriegszeit raus zukommen. Das muss man ganz deutlich sagen. Das ist auch legitim, ne. Aber es hat schon viele dann auch gegeben, die durch diese Prägung durch den Krieg gesagt haben, ich will hier alles tun, dass meine Kinder so was nicht erleben, was ich erleben musste. Aber das ist eben, das verblasst natürlich im Laufe der Jahre, das ist dann schon die zweete, dritte Generation, das wird immer schwächer. Und da verlagern sich auch die Motive und des ist ja auch in meinen Augen nicht verwerflich, wenn eener sacht, ich bin zur Wismut, weil ich Kohle machen wollte. Das ist legitim. Hier in der Region war jedem klar, wer zur Wismut geht, der kriegt das Geld nicht geschenkt und kann och was 'nein schnappen, wie man so gesagt, also der kann auch krank werden. Also das war Allgemeingut hier. Des is, wenn heute einer sagt, ich hab des Risiko nicht gekannt, der schwindelt sich selber die Taschen voll. Also spätestens ab Mitte der 50er Jahre wusste auch jeder worauf er sich einlässt. Als ich als Kind hier groß geworden bin, hat man Mitte der 60er Jahre in Schneeberg behauptet, man würde am Husten hören, wer auf Arbeit geht. Steinstaublunge war ein Riesenproblem. Und ein Bergmann der an Steinstaublunge erkrankte, dem steht ein schweres Sterben bevor. Das kann man sich nicht vorstellen. Das ist natürlich für jede Familie 'ne Katastrophe gewesen. Und trotzdem ist der Kumpel zum Schacht gegangen, obwohl's dem Vater so schlecht ging. Und das sind eben solche Geschichten ... dieser Mythos Bergmann, das zählte auch, im Prinzip geht das ja wie gesagt in Sachsen im 13. Jahrhundert los. Wissen 'Se, wenn dann immer so von der Bergfreiheit gesprochen wird, ich bin auch im Bergbauverein drinne. Es sind auch viele, die sind notorische Befahrer. Die müssen in den Schacht, sonst geht's denen nicht gut. #00:16:46-3#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:16:46-3#
Hermann Meinel: Aber der Berg ist frei! Ich sach nee. Die wichtigste Voraussetzung war, der Mensch ist aus der Leibeigenschaft entlassen worden. Und das war das Risiko ja, an der Bergschwindsucht zu erkranken. Das was man heute als Schneeberger Lungenkrebs kennt. Und dass die dieses Zierbeinbuckeltragen (unv.) bei der Parade, das ist ein Statussymbol: Ich bin ein freier Mann, ich darf 'ne Waffe tragen. Also das höchste Privileg des Bergmanns damals war die persönliche Freiheit. Sich frei bewegen zu dürfen und keinen Fronherrn zu haben, ne. Und das hat, ist natürlich diese Privilegien sind dann, ham sich natürlich gewandelt, aber mit diesen Privilegien ist auch diese ideelle Aufwertung, der Bergmann oder Hüttenmann ist der Schöpfer des Wohlstands der Gesellschaft. Das Bild hat sich über die Jahrhunderte gehalten und des is nach dem Zweeten Weltkrieg von den Sowjets nahtlos weiter geführt worden. Du kannst für Ruhm und Ehre - ich sag mal so - der Mensch ist manchmal bereit für diese ideelle Wertung mehr zu tun als bloß für's Geld, ne. #00:17:42-4#
Astrid Kirchhof: Mmm #00:17:42-4#
Hermann Meinel: Und diese ideelle Wertung war natürlich auch für viele 'ne Rechtfertigung für die Arbeit, die sie hier gemacht haben. Ne, das Erz für den Frieden ist ja 'ne freundliche Umschreibung für das, dass es Bombenerz ist. Ne, das muss man erst mal sagen. Das sind dann solche Geschichten, wo dann jeder für sich sicherlich auch noch mal selber sich das zurecht gelegt hat als Erklärung, aber ich sach's noch mal, die erste, zweete Nachkriegsgeneration dort haben mit Sicherheit vor allen Dingen, vor allen Dingen die Erlebnisse aus dem Krieg und aus der Nachkriegszeit 'ne Rolle gespielt, wo dann viele auch wirklich davon zutiefst davon überzeugt waren, ich tu hier was für'n Frieden, ich tu hier was für mein Land. Und das hat sich in den späteren Jahren dann eben, weil wir immer in Sicherheit gelebt haben, weil wir keen Hunger gekannt ham, weil die Versorgung geklappt hat, da hat sich das dann, is das immer mehr abgeflacht. Das ist auch vollkommen normal, ne. #00:18:32-2#
Astrid Kirchhof: Hat sich, Sie ham gesagt, dass das Bild der Wismut am Anfang, das war jetzt nicht so cool hier zu arbeiten, hat sich in den 30 Jahren verändert ... #00:18:40-5#
Hermann Meinel: Ja, also man muss dazu sagen: Auch wieder durch diesen Kalten Krieg natürlich geprägt. Man muss sich vorstellen, als die Sowjets mit der Erkundung begonnen haben, dort sind Leute hier aus der Region zum Schacht und ham Schlange gestanden, weil es gab keine Arbeit. Und du hast als Schachter, wie man hier gesagt hat, hast du in drei Tagen das an Brot bekommen, was ein normaler Schwerarbeiter in 30 Tagen bekommen hat. Also die Not war da und da sind viele hingegangen nach dem Motto, ich weiß, okay ich weiß, dass ich 'ne schwere Lungenkrankheit, sie wussten, dass es hier 'ne Krankheit gibt seit Jahrhunderten, die die Bergleute umbringt, ich mach den Job drei, vier Jahre, wird schon nüscht passieren. Ne. So, dann muss man sich vorstellen, ab April 47 [1947] waren dann diese Arbeitsdienstverpflichtungen ausgesprochen worden. Ich sach ganz bewusst Dienstverpflichtung, keene Zwangsverpflichtung, weil das ist für mich 'ne Worthülse, da muss man aufpassen. Ne, das war auf gesetzlicher Grundlage, du musst nach dem halben Jahr wieder in den alten Betrieb eingestellt werden. Aber was ja viel vergessen wird, du bist in 'ner Stunde von hier aus in Bayern, da bist du weg. Und der hat bei uns keene Puppenstube, wie man so schön sagt, also es ist 'ne fürchterliche Rangelei, so. Jetzt haben die Kommunen natürlich den Auftrag gekriegt, die drei Länder und die zwee Provinzen in der sowjetischen Besatzungszone mussten ab 47 [1947] pro Halbjahr zwischen sechs bis sieben Tausend arbeitsfähige Arbeitskräfte hier 'runter schicken. Das hast du natürlich net mit freiwilligen Bergarbeitern geschafft. Und da ham sie diese Arbeitsdienstverpflichtung gemacht. Das Problem war bloß, die waren weg, die waren fort, weil das hat kein normaler Mensch ausgehalten. Also die Arbeitsbedingungen zum Anfang, das waren natürlich nicht bloß die Arbeitsbedingungen, es waren ja auch die Lebensbedingungen. Die hatten ihre acht Stunden Schacht vollbracht, dann waren die mit 'n Zug ein, zwei Stunden Heimreise, dann ham se sich dort erst mal gewaschen, dann mussten se sich ein, zwei Stunden im Lebensmittelmagazin anstellen, um dort ihr Essen zu bekommen und ihr Frühstück. Also acht Stunden Schlaf war 'ne Utopie, wenn du das Pech hattest in 'ner Massenunterkunft zu leben, des ging, des war 'ne Hierarchie wie im Knast. Also zu glauben, dass da jeder seinen Spind hatte, wenn der von der Schicht kam, war das Schloss noch dran - das kann man knicken. Alles was für' n Bergbau, mussten die am Körper tragen und deswegen ham dann viele versucht bei 'ner Kriegerwitwe unterzukommen und da sach ich ganz bewusst, es ging also net zuerst um den Hormonhaushalt, sondern es ging wirklich drum aus diesen fürchterlichen Verhältnissen 'raus zukommen und sich auszuruhen und zu regenerieren, ne und ich hab Leute, ich hab auch Vorgänge gefunden, wo Männer, die hier bei 'ner Frau gelebt ham, die Familie ernährt ham, die ham in Mecklenburg oder Brandenburg noch ihre eigentliche Familie gehabt. Also da kannst 'de dich och net moralisch auslassen, das ist ganz einfach so. Ne, weil diese Not da war und deswegen sach ich mal, das sind solche, Aue hatte bis Mitte der 60er einen ganz fürchterlichen Ruf, weil man muss sich jetzt natürlich ens vorstellen: Wen schick ich denn zuerst, wenn ich Leute wegschicken muss aus meiner Komune? Natürlich erst mal meine Problembürger, die ich nu nich ham möchte. (unv.) getroffen, ne. Also da ging 's drunter und drüber, das waren katastrophale Verhältnisse und hier muss man natürlich sagen, die Sowjets waren wie gesagt sehr pragmatisch ausgerichtet, das Atomprogramm war für die von absoluter Priorität und dort hat man eben 48 [1948] dann wirklich angefangen 'ne ganz rasante Bautätigkeit in Gang zu setzen, damit die Leute aus diesen Massenunterkünften 'rauskommen, dann in diese Arbeiterunterkünfte kommen, dann hat man auch angefangen Kulturhäuser zu bauen und solche, damit die net nur saufen, sondern dass es auch andere Möglichkeiten gibt usw. und es ist wirklich so, dass die auf engstem Raum zusammen gelebt haben, da hat 's viele viele Probleme gegeben, das muss man sagen. Da ham sich auch viel Kriminelle hier angesiedelt, die dem Bergmann das Geld aus der Tasche gezogen ham. Schwarzmarkthandel und weiß der Teufel was noch alles, wie das eben war, also da hast du natürlich schon, sagen wir mal auch, sa' mer der soziale Bodensatz hat sich durchaus zum Anfang hier getroffen. So muss man' s ganz deutlich sagen. Ne und das ist schon dann erstaunlich, wenn du aus so 'nem wüsten Haufen einen ordentlichen Betrieb zusammen zimmerst. Das ist erst mal so, das ist schon auch beeindruckend, wenn man das mal sieht und deswegen ham dann auch viele viele Vertriebene gehabt, also wenn man in Schneeberg auf die Kirchenschilder schaut: Gutkowsky, Gramlowsky, Tschepilsky, Nemetz, Heiduck, alles solche Namen und das war, das würde hier unter Integration laufen, die ham 48 [1948] hat die Wismut das sogar gefördert und Geld gelegt, da is sie bei uns über 'n Kulturbund hier bei uns in Kultur sind Vortragsreihen gemacht worden über Sitten und Gebrauch, über Geschichte. Ich wohn oben in 'ner alten Bergarbeitersiedlung ... da stand 1953 ein Kulturhaus, 'ne Arztstation, 'ne Kneipe, 'n Landwarenhaus, ne? So und 'ne Kirche und die Kirche ham bis (unv.) kein Problem gehabt. Bis zu 600 Kinder sind in 'n Kindergottesdienst dort, ne? So und man hat also dann in den Häusern z.B. dort in dieser Siedlung hat ein Volkskünstler aus Schneeberg Graffitis an die Wände gemalt mit Darstellung der mittelalterlichen Bergbaulandschaft, dass die erst mal gerafft ham, wo sie hingekommen sind, weil du hast ja z.B. die Leute aus Siebenbürgen, die ham sie als Zigeuner beschimpft. Die Frauen hatten also so schwarze Petticoat-Röcke angehabt, große. Und im Erzgebirge kannst du 20 Jahre in einem Dorf wohnen, du bist nicht der (unv.) also du bist immer Uhiesige, immer der Fremde, ne. Und dann muss man sich vorstellen, wenn jetzt diese vielen vielen Fremden dort in die Erzgebirgsdörfer gekommen sind, also was dort auch schon für Konflikte gegeben hat. Und dann musste man denen Platz machen, also auch da hat's Konflikte gegeben. Und manche Bergarbeitersiedlungen hat man dann so als Kleinfickersdorf bezeichnet, solche Sprüche dann eben so. Also ich sach 's noch mal ganz offen so, also man hat dann, also es ist nicht so, dass die alle willkommen waren hier und auch dass die Bergleute willkommen waren, ne. Das muss man wirklich sagen, also das war schon ein großes Problem und des war eben dann och 'ne Herausforderung für die Sowjets und für die Gewerkschaften ... denn man hat das dann vor allem über die Gewerkschaft versucht zu glätten, dass diese Konflikte erst mal ausgeräumt worden sind, dass hier wirklich auch die Akzeptanz dann irgendwann mal da war. Dass man miteinander leben konnte, ne. #00:24:25-6#
Astrid Kirchhof: Also ich hab da noch einige Nachfragen, aber jetzt machen wir 'n kurzen Cut und machen das Fenster auf. #00:24:32-4# Pause der Filmaufnahme
Astrid Kirchhof: Ich find das ganz gut, dass Sie so 'n bisschen Ihre relativierende Sichtweise zu dem sagen. Da läuft natürlich bei mir was ab, was ich gehört hab jetzt in Interviews und eine Sache war, dazu wollt ich Sie befragen, also die Interviewpartner ja, die ham schon gesagt, wir wussten, dass man krank werden kann, aber die, die krank wurden ham dann gesagt, nee also an der Wismut lag des aber nicht, ich hab halt Krebs gekriegt, das hätt ich auch so kriegen können. Wie sehen Sie das? #00:25:01-0#
Hermann Meinel: Also (seufzt) mit meiner Lebenserfahrung, sag ich immer so, der Mensch schwindelt, weil er 'n Gewissen hat, ne. Und das ist ganz einfach so, wenn so' n Ereignis eintritt, das ist ja für jede Familie - egal was 'ne Katastrophe - muss man erst mal sagen und ich hab also zwee verschiedene Sichtweisen gesehen. Die eene hat gesagt okay, die ham mich belehrt, ich hab 's trotzdem gemacht, mir war das egal, was ich mit 60 mach. Und du hast natürlich aber andere gehabt, die gesagt haben, die dann versuchen sich, des so zu rechtfertigen, ich hab des nicht gewusst. Und man muss, ich sach noch mal von der Lebenserfahrung her war ab Mitte der 50er Jahre klar, du kannst krank werden. Das war klar, das war auf jeden Fall klar. Die Grenzwerte waren nicht bekannt. Die waren nicht unbedingt bekannt und auch diese Geheimhaltung bei Wismut hat natürlich im Prinzip auch viele viele Dinge dann noch mal, sagen wir mal, noch negativer geprägt. Also ich hab mit 'n Leiter gesprochen, der war wissenschaftlicher Mitarbeiter vom Betriebsdirektor, der hat mir dort 'ne Arbeitsschutzwandzeitung zum Problem Radon gemacht. Dem wollten 'se wegen Geheimnisverrat eine drüber ziehen. Da hat er 'n Tag später das Physiklehrbuch von seinem Sohn mitgebracht, hat gesagt ihr habt ja 'ne Macke! So also das sind solche Sachen, wo mer sagen muss, also das war, das is diese stalinistische Prägung, diese autoritäre Prägung: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Und alles was gegen uns ist und wenn 's noch so, das wurd erst mal unterbunden und diese Sichtweise, ja okay. Also viele, viele akzeptieren das. Die ham gesagt okay, es ist halt so. Aber für viele ist das natürlich auch schwer das vor ihrer Familie zu erklären. Ne, dass muss man wirklich sagen und die versuchen dann für sich so zu rechtfertigen, also ich hab das nich gewusst. Man muss natürlich dann auch dazu sagen, was natürlich das Problem ist, da kommt natürlich immer was zusammen, kriegst 'de Rente oder kriegst 'de die Rente nich.. Also auch da gibt's 'ne unterschiedliche Sichtweise, weil man muss natürlich sagen: Nicht jeder der an Krebs erkrankt ist, ist wegen strahlenbedingtem krebserkrankt, sondern wir wissen das heute, das nützt den Bergleuten nicht, dass ein Raucher untertage das 60fache höhere Risiko hat an Lungenkrebs zu erkranken. Ne, die ham gequalmt, obwohl 's verboten war. Die ham das gemacht. 'En jungen Mann brauchst 'de net mit Sterben kommen. Das ist weit weg, ne. Und das sind eben solche, ich hab 'n ... 'n Bekannten, der war Arbeitsdirektor bei Wismut, die ham ja sogenannte Arsen-Blöcke gehabt. Arsen is ja wasserlöslich und kann über die Haut aufgenommen werden. Die ham für die extra Waschplätze eingerichtet mit Handtü, mit Handtüchern, mit Seife, mit Spezialseife. Am Monatsende war 'n die genauso sauber wie am Anfang. Die sind nicht während der Schicht 'runter geklettert, wenn die ihre Bemmen, ihre Stullen dort gegessen ham, die ham die oben 'rein gefressen, also des Arsen mitgenommen, des war egal, es musste Geld kommen, es musste, es war Druck da und da hat das ni gezählt, ne. Und das sind eben solche Geschichten, wo ich sach okay, wer ehrlich is, für sich selber auch ehrlich is, der sacht okay, ich hab des eigentlich, ich hab 's gewusst und ich hab Pech gehabt, ich hab 's eben gekriegt. Aber nicht desto trotz, das ist für jede Familie 'ne Katastrophe, brauch man gar nicht reden. Und ich hab 'n guten Freund gehabt, wir treffen uns - jetzt ist ein Klassentreffen wieder - den sein Vadder is an Staublunge gestorben. Wenn der gute Tage hatte, hat er uns erzählt, wie die durch die Dörfer gefahren sind, es krachen lassen ham, mit der dicken Marie in der Tasche, viel Geld und immer wenn der schlechte Tage hatte, hat er zu seinem Sohn gesagt: Junge, du kannst alles werden, bloß keen Bergmann. Und der is och keen Bergmann geworden. Sein Bruder schon, aber er eben net. Ne, des sind dann diese Entscheidungen, die muss man dann auch natürlich noch unterscheiden, wenn du natürlich dienstverpflichtet worden bist und bist krank geworden, ist das ja immer noch 'ne andre Geschichte, als wenn du dich freiwillig gemeldet hast. Das muss man auch sagen. Und Staublungefälle hat's schon ab 1948 gegeben. Also es ist nicht so, dass es erst fünf, zehn oder 20 Jahre später aufgetreten ist. Die sind auch schon vorher krank geworden. Das muss man ganz einfach sagen, ne. Das sind natürlich dann auch noch so 'ne andere Geschichte. Aber wie gesagt, das Hauptproblem ist: Wird die Rente anerkannt oder nicht. Und ich hab 'en guten Freund, der ist Geophysiker gewesen, da hat jetzt alles geklärt, weil er weiß, seine Frau kriegt die volle Wismut-Rente weiter, weil er is an Berufskrankheit erkrankt und wenn er stirbt, dann kriegt er, hat er sich (unv.) Also wo die auch dann und das ist das wo du, wo manch andrer auch anders von dieser Erde geht, wenn er weeß, dass seine Familie abgesichert ist, als wenn 'se ihm nicht gegeben ist, ich sach 's mal so. #00:29:03-5#
Astrid Kirchhof: Also als wir uns vorher bisschen unterhalten ham, ham wir darüber geredet, über die Wende und dass da soviel Mythen entstanden sind über die Wismut. Ham Sie da so mal ein Beispiel? #00:29:13-5#
Hermann Meinel: Naja, also ich sach mal so: Das ist erst mal 'n Mythos Wismut, es ist eben grade diese Formulierung Staat im Staate, das is wirklich für mich eigentlich so 'ne Worthülse ... es ist der negative Touch is ja schon, weil der Russe hier war, in Anführungsstrichen, ne? Und da sind ja viele Vorbehalte deshalb da gewesen, ne. Weil der Russe, der prägt vieles noch aus der (unv.) zählt mit noch aus der Propaganda Drittes Reich 'rüber gekommen ist und so weiter und diese Formulierung Staat im Staate, das ist eigentlich so 'ne Worthülse, wo ich sage, das trifft nicht den Punkt. Wismut war ein Betrieb, ein Rüstungsbetrieb mit all seinen Geheimhaltungsbestimmungen. Das ist bei Krauss-Maffei ja nicht anders oder wenn du bei IBM arbeitest, die ham 'ne eigene Security, die ham ihr eigenes Gesundheitswesen, auch dort ist es so. Also dieses, dieses des des des sowjetische System war, es soll hier keiner 'reinschauen, deswegen wird alles das, was wir brauchen, um hier zu überleben, das wird hier gemacht, damit kein Fremder mitkriegt, was wir hier machen. Und es ist ja tatsächlich so, dass es bei Wismut bis 1989 kein Uran gegeben hat im Sprachgebrauch. Ne, also man hat immer nur von Erz oder Metall gesprochen. Es gab keen Uran, ne. Also das sind solche Dinge ... ne, wo man dann doch mitkriegt, dieser dieser Wunsch alles möglichst geheim zu halten, das geht ja schon mit dem Namen Wismut los, hat ja gar nüscht mit Wismut zu tun. Die Sowjets, wo die Uran erkundet ham, hieß es Metall A 9, also man hat das immer schön versucht, unter der Decke zu halten und diese und dieser Wismut-Mythos, die sitzen uff 'm Dach, die saufen und lassen 's dort krachen und des sind, des war 'n also sehr viel diametrale Darstellungen. Auf der einen Seite soll es zugegangen sein, wie in 'ner Goldgräberstadt. Ne, die nackten Frauen tanzen uff den Tischen, der Schnaps fließt in Strömen und auf der anderen Seite war 's wie 'n Gulag. So, das passt ja net zusammen, das muss man ganz einfach so sagen. Und das sind eben solche Geschichten, die sich über lange Zeit gehalten haben und die man natürlich auch gerne nach 'n vierten, fünften Bier heute noch in der Kneipe sich anhört und erzählt. Das muss man natürlich sagen, aber mit meinem Wissensstand von heute, ich muss wirklich sagen, ich möchte die Zeit nicht erlebt haben, weil das war mit Sicherheit eine fürchterliche, fürchterliche Schinderei und und mit vielen Entbehrungen und und Arbeitsbedingungen, die heute unvorstellbar sind. Ich hab also mal, ich hab mal 'n Projekttag mitgemacht, da hat die Lehrerin gesagt, Herr Meinel, wenn ich mir meine Schüler alle so anguck, die würden 's gar nicht durchhalten. Die ham 's mit 'n Rücken, die ham das, die ham das. Ich sach, wissen 'Se, des schaffen die alle. Nee. Ich sach, doch! Ich sach immer, es setzt Kräfte frei, des können Sie sich gar nicht vorstellen. Ich sach, die standen mit'm Rücken an der Wand, denen blieb nüscht anderes übrig, ne. Aber diese Geschichten, des hört sich natürlich spannend an. Ich hab 'ne Klassenkameradin gehabt: Mein Vati hat 'ne Null unter 'm Arm, Waffen-SS, ne. Großer Kerl, e Prügel. Die Mutter, des ist mir erst in späteren Jahren, wo ich erwachsen geworden bin, so bissl bewusst geworden, was die wohl für 'n Hintergrund haben könnte. Die lief immer 'rum, blondes Haar, feuerrote Lippen und immer mit so 'n Kunstpelz is die immer 'rumgeloofen, ne. Und in der Raiffeisenstube ne also (lacht) #00:32:12-6#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:32:13-6#
Hermann Meinel: Des is natürlich auch das Bild hier, die Frauen waren alles Prostituierte und so, hört man so 'ne Sachen, solche Sprüche. Dann Geschlechtskrankheiten war typisch Wismut. Is überhaupt ni wahr! Is überhaupt ni wahr, das war allgemein das Problem in Deutschland. Also in Schwerin hab ich jetzt gefunden im Archiv ... schon des Wortungetüm: Phrenologisches Prophylaktorium. #00:32:34-2#
Astrid Kirchhof: (lacht) Oh Gott! #00:32:31-5#
Hermann Meinel: Das ist also wenn du zum Arzt gegangen bist als junger Mann, du warst dir nicht ganz sicher, bist de halt hingegangen und hast 'n Abstrich machen lassen. Und da hat man dann überlegt, ob man nicht sogar fluoreszierende Farbe, dass de im Dunkeln, wenn du dich geschämt hast, hin kannst. Und des sind solche Geschichten, dieser Hauptmythos Wismut Staat im Staate und alles, das stammt aus dieser ersten Zeit, Kalter Krieg und (unv.) Nachkriegszeit, wo diese ganzen schillernden Figuren hier 'runter gekommen sind und dazu hat auch Sepp Wenig beigetragen. Also da war das, wenn man die Biografie von Sepp Wenig, da lacht 'mer sich ja krank, wie 'mer so 'ne Formulierung Mitte der 50er Jahre bringen kann im Sozialistischen Staat DDR: Er war bei der christlichen Seefahrt. Wo 'se mit 'n Christentum nüscht am Hut hatten, ne. Aber Rummelboxer. So, der hat zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle die große Schnauze gehabt und hat sich vorne 'ran gestellt. Der hat auch gearbeitet und der Sepp Wenig war für junge Leute eine - heute würde man sagen Leitfigur - die ham also gesagt, guck dir den Kerl an, der hat als einfacher Bergmann angefangen und is als stellvertretender Betriebsdirektor in Rente gegangen. Du musst nicht 40 Jahre fahren bis das Fleisch von den Knochen fällt, du kannst auch studieren. So eindeutig ist das gemacht worden, ne. Und das sind alles solche Geschichten, wo im Positiven der Mythos, aber eben wie gesagt im Negativen auch, weil eben sich hier zum Anfang dieser soziale Bodensatz getroffen hat und ich hab 'ne gute Bekannte, die hat hier in der Besteckfabrik in Aue gearbeitet als Ingenieur. Wenn sie ihre Mutti gefragt ham, na wo arbeitet denn dein Mädel, da hat die immer gesagt im Erzgebirge. #00:33:57-2#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:33:57-6#
Hermann Meinel: Weil in Aue, nur schlechte Frauen. Also so'n Bild .... #00:34:00-7#
Astrid Kirchhof: Das heißt dieser Mythos, den Sie jetzt beschrieben haben, der geht ja, ging ja von anderen Mitbürgern aus, die nicht bei der Wismut war'n in den 40er, 50er, 60er, 70er Jahren. Aber es gab ja auch noch mal 'n Mythos 89 [1989], 90 [1990] der aus 'm Westen kam, ist das richtig? #00:34:17-5#
Hermann Meinel: Ja. #00:34:19-4#
Astrid Kirchhof: (unv.) // #00:34:19-4#
Hermann Meinel: Dort war natürlich das, ich hab des also persönlich erlebt, ich war mal bei so 'nem Traditionsverein zum Neuen Deutschen Bergmannstag in Herne. Wo mer dort marschiert sind, da brüllten dann dort immer welche, jetzt kommen die Edelkommunisten vom Honecker! Wir ham uns halb krank gelacht, ne, weil wir aus Wismut in die (unv.) gekommen sind, eben ne. Also es ist natürlich so gewesen, dass man sehr wohl gesagt hat, okay die war 'n privilegiert, die ham für den Russen des Uran gefördert und da draus ham die Bomben gebaut. Wie kann man denn so was machen? Ne, solche Dinge eben. Und ... und die ham alles gehabt und denen alles gegeben worden und die andern ham nichts gehabt und solche Sprüche eben. Aber diese Ausrichtung im Rüstungsbetrieb und dann auch diese diese diese Grundvoraussetzung, die du erfüllen musstest. 80 Prozent waren SED-Mitglieder. Wenn du bei Wismut angefangen hast, du musstest also mindestens in der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft sein. Die Beiträge ham die aus der Brigadekasse bezahlt, bloß damit Ruhe war, ne. Aber solche Dinge war 'n Voraussetzung und für unsere Bürger aus dem schönen westlichen (unv.) waren das natürlich alles diese Edelkommunisten, ne. Die also hier nur drauf gewartet haben, den bösen (unv.) Ultras hier aber so richtig die Kante zu geben, ne. Das sind solche Geschichten, aber interessant ist es eben, ich hab ja den eenen Mann kennen gelernt, man muss eens sehen, also die Wismut, die in der Wismut ist als einer der ersten Betriebe in der DDR bestreikt worden. Und die Wismut ist in meinen Augen nicht umsonst anders in die Einheit gegangen als andere Betriebe. Die sind als Staatsbetrieb völlig anders in die Einheit überführt worden als andere Betriebe. Das hängt auch wirklich damit zusammen, dass die also ... der Laden hat zusammen gehalten. Die hast de net auseinander dividiert gekriegt. Das muss man wirklich sagen, ne. Also das ist anders als in anderen Betrieben, wo dann immer einer versucht hat, das rettende Ufer zu erreichen und andere Sachen. Da ham die schon hier erst mal versucht, die Kante zu geben, dass das dann nicht funktioniert hat, ist 'ne ganz andere Frage. Das war zum Anfang so, also die ersten, 1990, 91 [1991] da war da so 'ne Situation, wo die schon auch deutlich gemacht haben, also wir wehren uns auch, wenn 's drauf ankommt. #00:36:20-2#
Astrid Kirchhof: Und Sie meinen das hat mit dem Zusammenhalt zu tun, den man als Kumpel ... #00:36:26-8#
Hermann Meinel: Auf jeden Fall. Und ich muss es ganz deutlich sagen, wir ham, es gab auch nicht diesen Sozialneid. Ich sach 's mal so, also wir ham, ich hab hier in unseren Sammlungsbeständen Lichtbilder, da ist dargestellt, wie viel tausendmal welche Brigade Prämie gekriegt hat. Das haben die hier offen vorgeführt. An dieser Wandzeitung, was ich gesagt hab, im Wohngebiet, da waren diese Produktionsleistungen, da war auch klar, was die verdienen. Ich hab dort ein Bild in der Sammlung, da siehst du, da kriegt ein Obersteiger als Prämie ein Auto geschenkt. Da stehen die anderen dabei, klatschen Beifall und freuen sich. Da siehst du keinen, der 'ne Schnauze zieht. Ich hätt es eher, mir hätt es eher zugestanden oder so. Also das sind solche Geschichten, wo man wirklich sagen muss, das hängt aber auch wirklich mit dieser Sache zusammen. Die haben alles gutes Geld verdient und diese gemeinsame Erlebnis, das hat die Leute natürlich zusammen gebracht. Aber du musstest dich natürlich auch diesem Zwang der Gruppe unterordnen. Wenn du das nicht gemacht hast, warst du nicht dabei. Das muss man sagen. Das war natürlich erforderlich. Das muss man sagen. Das ham aber auch viele ohne Probleme gemacht, weil persönlich der Vorteil auch überwogen hat. So muss man's heut sagen. #00:37:29-7#
Astrid Kirchhof: Also einer dieser Mythen, haben Sie vorher kurz angesprochen, war offenbar auch, dass es keine Frauen gegeben hat bei der Wismut. #00:37:37-2#
Hermann Meinel: Ja #00:37:37-2#
Astrid Kirchhof: Warum würden Sie sagen gibt's diesen Mythos? #00:37:39-7#
Hermann Meinel: Ja das ist, das hängt anders zusammen. Ich sach mal, in der Darstellung ... ja, also die Erstbegründung, warum 'ne Frau nicht im Schacht arbeiten darf, ist ja nicht die Tatsache, dass die Arbeit so schwer ist, sondern weil 's dunkel ist. Und im Dunkeln ist 'ne anständige Frau bei ihrem Mann. Also so muss das wirklich sagen und ich hab das ja, es gibt also das Buch von Herbert Jobst \"Der Glücksucher\", wo dort so formuliert worden ist: Ein Felsenbett knarrt nicht so laut wie ein Feldbett. Ne, also solche Dinge hat man dort gesagt. ... Wichtig ist zu wissen, dass die ersten Nachkriegsjahre durch die Frauen gemeistert worden sind, weil die Männer in Gefangenschaft war 'n oder tot waren. Es ging nicht anders. Aber die Frauen hier bei Wismut, die hatt man also als Atomhexe oder als Erzengel bezeichnet, kann man sich dann aussuchen, ne. Also Atomhexe oder Erzengel oder Berghexe, ne. Die ham natürlich och Haare uff de Zähne gebraucht, also das ist, wenn du dich dort mit so 'ner, mit so 'nem Haufen Männer durchsetzen musst, das war nicht immer unbedingt ein Zuckerschlecken. So muss man so sagen, ne. Aber ich hab eene Frau kennen gelernt, der ihre Mutti war Obersteiger und Revierleiter in Annaberg, das ist 'ne absolute Karriere. Die hat ihre Tochter bei Pflegeeltern abgegeben, um den Job zu machen, ne. Und dort ham nur Frauen gearbeitet und die ham, das nennt sich Schürfgrabenarbeiten, die ham also bis zu zwei Meter tief und zwei Meter breite Gräben aus geschaufelt und mit Hacke und Schaufel von Frühjahr bis in 'n späten Herbst rein. Die ham schwer gearbeitet wie die Männer, aber die ham 's gemacht. Warmes Mittagessen für die Kinder, Lohn und und und und und solche Sachen und ... ja und dann kommt eben dazu, aber das man hier natürlich 'nen chronischen Frauenmangel hatte in der Region. Also wenn man sich mal vorstellt, Schlema hatte dreieinhalb tausend Einwohner und hier ham 24 tausend Bergleute in drei Schichten gearbeitet. Da brauch man natürlich nicht viel Fantasie, da war jeden Tag was los. Da war jeden Tag was los. Aber es war ein Missverhältnis zwischen Männlein und Weiblein, da muss man ganz einfach sagen. Also wir haben hier in Schlema, in dieser Bergarbeitersiedlung, die einzige Frauenunterkunft. Das war das Haus am Walde. Da hat die FDJ Ehrenwache gehalten, um die örtliche Moral und Ordnung hoch zu halten. Also das hat mir der Kaderleiter der Wismut erzählt, der hier gelebt hat. Also ... is ganz eenfach normal, ich meen ... junge Menschen, die wollen net bloß arbeiten, ich sach 's mal so. Und es ist natürlich so, dass und jetzt kommt eben der Punkt, durch diese Nachkriegszeit hast du das Problem gehabt, dass es Geschlechtskrankheiten deutschlandweit ein Riesenproblem war. Das hat man immer bloß als Wismut-Problem dargestellt. Ab Mitte 47 [1947] mussten die Bergleute, die Frauen die 'runter gekommen sind, den sogenannten GK-Schein haben. Frei von Geschlechtskrankheiten. Wenn du den nicht gehabt hattest, sind die hier nicht 'reingelassen worden. So und es ist natürlich auch so, es sind natürlich auch Frauen hier 'runter gekommen ... ich hab 'ne alte Krankenschwester kennen gelernt, die hat gesagt, Herr Meinel, ich hätte nicht im Schacht arbeiten müssen. Ich hätte drei, vier Freunde gehabt, ich hätte in Saus und Braus leben können. Ja, die hat das bissl freundlich umschrieben, drei, vier Freunde, ne. Und das ham natürlich auch manche Frauen so gemacht. So, das Problem war natürlich, wenn der Bergmann krank geworden ist, dann war der ein viertel Jahr nicht einsatzfähig. Also das war 'n weder, das war 'n nicht so sehr die moralischen Bedenken, die man dort hatte bei Prostitution, sondern es ging vor allem darum, der Bergmann sollte gesund bleiben. Und bei diesem engen Leben auf engstem Raum, hast, hat man, ham natürlich solche Erkrankungen dann durchaus auch epidemolo /, äh epidemische Wirkung. Das muss man sagen, ne. Das sind solche Geschichten, wo man das verstehen muss, das war also nicht nur die Moral, sondern das war der reine Pragmatismus. #00:41:08-0#
Astrid Kirchhof: Also Sie würden schon sagen, solange man die Frauen in den Anfangsjahren gebraucht hat, waren sie da und als dann genug Männer da waren ... #00:41:15-9#
Hermann Meinel: ... sind die raus. #00:41:16-5#
Astrid Kirchhof: ... ich glaub 72 [1972] gab 's dann das Gesetz, dass sie weg mussten. #00:41:17-2#
Hermann Meinel: Auf jeden Fall. Also da hat 's ja ein Riesenproblem gegeben, weil die ham natürlich dann immer gesagt, was wollt denn ihr von uns? Es gibt Gleichberechtigung! Also da ham die natürlich, die Gewerkschaft Riesenprobleme gehabt, so 'ne allgemeine Funktionslinie aufzubauen, ne. Wie kriegst de des uff de Runde? Und man muss sagen, es sind auch trotz allem, trotzdem hat man einige immer noch gelassen, ja. Hat man doch zugelassen, dass die da und dort arbeiten von den Frauen, aber man hatte dann irgendwie, Hauptsache is gut und aus 'n Schacht. Aber das Hauptproblem war auch was anderes,das muss man auch sehen. Anfang der 1970er Jahre hat 's bei Wismut 'ne Diskussion gegeben, ob 's nicht besser wäre aus Grund von strahlenschutztechnischen Gründen, die Leute - so wie in Südafrika - alle 10 Jahre auszutauschen. ... So, wir ham bloß immer das Arbeitskräfteproblem gehabt. Wer in der DDR groß geworden ist, an jedem Betrieb hing 'ne Tafel: Suchen, stellen ein. Also und deswegen hat man hier versucht über ein gutes Gesundheitssystem das zu ermöglichen, dass der Bergmann bis zu seiner Rente arbeiten konnte. So und es gab eben z.B. in der Aufbereitung übertage und deswegen, die Frau muss ja nicht im Schacht arbeiten. Es gab ja auch übertage viele viele Arbeit, die hundeschwer war. Also und grade in der Aufbereitung haben viele Frauen gearbeitet, das ist jetzt wo das Uran vorsortiert und zerkleinert worden ist. Und da gab 's eben z.B. die Festlegung, dass Frauen, wenn sie das 40ste Lebensjahr noch nicht erreicht ham, nach drei Jahren umgesetzt werden müssen. Weil eben die Wahrscheinlichkeit da ist, sie kann ein Kind gebären, dass eben hier keine Schäden auftreten. Also da sagt man dann schon, versucht auch so zu klären. Das ham natürlich viele Frauen nicht unbedingt so für sich akzeptiert, weil ja dann auch, das war ja immer mit Geld verbunden. Also da, und und dieses Umsetzen und woanders Hinschicken war ja eben auch mit Lohnverzicht und das hat man dann immer mal mehr oder weniger dadurch versucht so durchzudrücken, dass die halt einen Ausgleich dann gezahlt gekriegt ham. Bloß damit die dann eben ruhig halten, sach ich mal so. #00:43:01-1#
Astrid Kirchhof: Ich würd gern jetzt für diesen ersten Frageblock nochmal zurück kommen zu Ihrer eigenen Erfahrung 1990, wie Ihre Jahre des Auf oder 95 [1995], ich weiß jetzt gar nicht wann Sie hier genau angefangen ham, und wie die Jahre des Aufbaus waren. Weil Sie sagten, Sie hatten Druck, also mit welchen Problemen waren Sie da konfrontiert, wie begann das alles hier nochmal. #00:43:21-6#
Hermann Meinel: Also ich hab mich also 1995 im November ging hier die ABM los, die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme über die Arbeitsfördergesellschaft der Wismut. Die Wismut hat ja so 'ne Fördergesellschaft gegründet, um die Leute aufzufangen und ich hatte mich dort über meinen Vater, wie gesagt, mehr oder weniger dort beworben beim Bürgermeister und da hat man mir die Chance gegeben. Und ich bin auch, das war also völlig ungewöhnlich als Nicht-Bergmann, Nicht-Angehöriger der Wismut hier als Vorarbeiter eingesetzt worden. Und jetzt muss man folgendes wissen: Die Bergarbeiter, die in Nullstunden Kurzarbeit waren, die haben tatsächlich mehr Geld bekommen als die, die in der ABM waren. ... Die ham gar keene Lust gehabt zum arbeiten. Da wollten viele gar net, die wollten früh hinkommen, Kaffee trinken, Geschichten aus 'm Krieg erzählen, wieder heimgehen. Ne, so nach dem Motto, bissl, bissl Spaß ham und so weiter und ich war eben durch (lacht) meine Arbeit bei der Armee war ich dann eben anderes gewöhnt, dass du eben das durchzusetzen hast und du bist erst fertig, wenn du deine Arbeit fertig hast und das hat natürlich zum Anfang für viel viel ... na Druck gesorgt. Ich hab 'n Alter, der bei mit mit angefangen hat, der hat mich mal vor zwee Jahren wieder getroffen. Er sagt: Hut ab, wie du dich hier durchgesetzt hast, das hätt ich net für möglich gehalten. Also da war schon Druck da, das muss man sagen. Aber wir ham, es ging relativ flott, also bei den Leuten, die von Wismut waren, das ging relativ flott, wo die gesehen ham, dass ich auch mit angepackt hab und dass ich die alten Männer net die Baumstämme habe hoch schleppen lassen, dass ich das gemacht hab. Da haste dann schon irgendwo auch durch die Arbeit 'ne Ebene gefunden, so würd ich mal sagen. Aber es ist wirklich so: Wie kann denn der sich erlauben hier über Wismut was zu machen? Das geht ja überhaupt net, der hat gar keene Ahnung, des funktioniert nicht, der ist Nicht-Bergmann. Und da hast du auch wirklich viele gehabt, die mich gemobbt ham. Auf der anderen Seite hab ich auch viele viele von den Alten kennen gelernt, wie gesagt, die im Krieg waren und die dann wussten, dass ich Offizier war, die hatten natürlich ein anderes Verhältnis dazu, ich sach das mal so. Und da war auch irgendwie wieder 'ne persönliche Linie irgendwo da, das musste irgendwo ham, irgendwo. Und das beste Beispiel, der Professor Aurand, da hat der alte Bürgermeister gesagt: Hier, der war Hauptmann. Ach, Sie waren Offizier? Ja. Ich war Leutnant bei der Wehrmacht, ne. Ja, passt net zusammen, aber es ist halt so. Und das, in der, im Arbeits /, in der Arbeitsgruppe hab ich dann also relativ schnell Ordnung gehabt, dass die auch ihre Arbeit gemacht ham, hab dort auch, sagen wir mal, doch ziemlich konkrete Pläne gehabt und hab auch paar viele gute Kameraden gehabt, die mir geholfen ham, wo wir also auch auf sehr unkonventionelle Weise, das eene oder andere organisiert ham, was mer so nie gekriegt hätten. Ich sach 's wirklich mal so. Also das lief weiter wie früher bei Wismut. #00:45:54-0#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:45:54-0#
Hermann Meinel: Ne. Wir ham also hier vorne, die nennen des Steher, diese Balken, wo der Grubenbau ausgebaut wird, ich hab bloß für een, für een Bau, also bloß für een so 'n Gestell hätte des gereicht. Ich brauchte aber fünf. Und da kam der eene rein, der Buschbeckruth, der Buschbeckruth: Hermann, du musst mitkommen, ich will bloß paar Bretter abholen gehen. Der hat ein Auto gehabt von der Ollen. Na, ich brauch ... ach, komm mit, wir holen die Bretter. Ich sach, und? Ja, sacht er, dafür können wir dann die Steher kriegen. Ne, also so. Das lief dann immer noch auf dieser Basis und für viele Sachen, die ich hab vom Betriebsdirektor Propusk gekriegt, also Passierschein. Ich durfte dann auf den Schrottplatz und da waren die ganzen Schätze, die keener mehr angeguckt hat. Wo du wirklich viele Sachen 'runter gezogen hast und das hat sich dann (unv.), sachen mer mal, nach und nach ... nach und nach gegeben. Für mich, wo es dann richtig los ging, das war eigentlich der achte deutsche Bergmannstag oder anders, ich fang mal anders an. Wir sollten bis zum achten deutschen Bergmannstag 1988, äh 1996 sollten wir mit dem Museum fertig sein. Und ich bin im Februar 1996 zum Bürgermeister. Ich sach, Herr Bart, ich komme net vorwärts, die mobben mich alle weg, ich krieg hier nüscht. Haste Zeit? Mitkommen! So, dann sind wir mit seinem Auto zum Schacht gefahren nach Hartenstein. Und ich sach das jetzt mal wirklich so, wie 's damals war. Wenn du als Nicht-Bergmann oder Nicht-Angehör /, -Betriebsangehöriger auf das Gelände wolltest, musstest du an der, an der, beim Pförtner deinen Personalausweis abgeben. Dann bist du in das Besucherbuch eingeschrieben worden, hast die Besucherkarte gekriegt und dann ist erst mal angerufen worden, ob du überhaupt 'rein darfst. Und dann biste 'reingekommen. ... Wir sind dort hin gefahren, da macht der die Scheibe 'runter und brüllt: Mach die Schritte auf! Bupp, ging die Schranke hoch (lacht), sind bis hoch gefahren, erst mal zum Dispatcher sacht, so hier horch mal zu, jetzt holen wir mal den Betriebsdirektor (unv.) wir wollen nimmer 'rein. Sind wir nei' gekommen, ne. Und das war für mich schon beeindruckend, muss ich mal so sagen, ne (lacht). Was sich für mich dann im Nachgang eigentlich erschlossen hat ist, dass die mit Feuereifer dem Bart eigentlich helfen wollten, dass des hier wird. Weil des war eigentlich dann der Punkt, wo man 'se auch gekriegt ham, wo wir gesacht ham, wir wollen ja eigentlich eure Lebensleistung darstellen. Was habt 'n ihr dagegen? Wir wollen ja nüscht idealisieren oder schön reden, aber wir wollen doch zeigen, wie ihr gearbeitet habt und ihr erzählt auch, was alles für 'n Quatsch erzählt wird. Und da haste eigentlich dann den Punkt gehabt, wo das langsam ging. Dann ham wir das Museum ein, aufgem /, eröffnet am achten deutschen Bergmannstag. Gab 's ordentlich Fusel und dann hab ich ja die Bergleute erlebt aus Nordrhein-Westfalen. Die sind hierher gekommen und wollten sich mal das Russen-Bergwerk angucken. #00:48:18-9#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:48:18-9#
Hermann Meinel: Ne, und waren dann ziemlich erstaunt, dass die hier... eij ,die ham ja hier noch Arbeitsbedingungen und ordentlich und so 'n sauberes Bergwerk ham wir überhaupt noch nicht gesehen. Solche Sprüche hast de dann gehört und das war eigentlich dann der Punkt, wo du gesagt hast, okay du bist uff der rechten Schiene. Und dann ham wir 2000 ... zur Weltausstellung Expo 2000 hat 's der Bürgermeister geschafft, dass wir (unv.) dezentrales Projekt geworden sind. Die Wismut wollte nur in Thüringen und da is dann natürlich der Wismut wieder die Türen eingerannt und gesagt: Also ihr habt wohl 'n Klaps. Also wenn das bis hier oben, hier muss des gemacht, hier ging 's los! Und da ham wir diese Ausstellung aufgebaut und ham das erste Mal auch Fördermittel bekommen. Weil, ich muss wirklich sagen, zum Anfang, wir haben also in den Schulen, die alten Vitrinen zusammen gebettelt und ham alles zusammen getragen. Also es gab ja keene Fördermittel extra. Es war ja net so, dass die alle gesagt haben: Hier, wir ham auf dich gewartet, jetzt kriegt ihr ma, ne. Es ging ja überhaupt nicht. Also wir zum Anfang sehr viel Sachen behelfsmäßig gemacht, uffgezogen und dort ham wir 's erste Mal Fördermittel bekommen und ham dann och wirklich die Räume hier versucht e bissl so darzustellen, weil man eben sagen muss, nicht jeder singt ein hohes Lied auf Wismut. Du kannst nicht bloß die Heldengeschichten erzählen, du musst auch das, was negativ war, offen benennen und sagen. Das geht gar nicht anders. Und da sind wir eigentlich schon auf den Punkt gekommen, wo dann auch die Besucherzahlen gewachsen sind und wo dann auch - sagen wir mal - auch die Leistung, die wir gebracht ham (unv.) worden sind. Und dazu kommt natürlich dann ... ich hab ja viele Sachen weggeschleppt, die die nie angeguckt ham, die Bergleute. Das ist weggeschmissen worden. Und das ist natürlich, wenn ich, ich hab vorne 'ne Mappe \"Die Pioniere des Kreises Aue gratulieren den sowjetischen Genossen zum 70. Jahrestag der Oktoberrevolution\". Ne, da hab ich meine Unterschrift als Kind gefunden. Aber wenn man sich das jetzt mal anschaut, was die dort gemacht haben ... #00:49:54-3#
Astrid Kirchhof: (lacht) #00:49:55-5#
Hermann Meinel: ... die ham damit Akzeptanz geschaffen mit solchen Sachen, mit solchen Aktionen, ne. Und ich hab das beste Buch vom Schacht 366, als der eröffnet worden ist, in dem Jahr, wo ich geboren worden bin. Und da siehst du auch, wie damals der Enthusiasmus da war, mit Tusche gemalt, akribisch! Und wenn du dann Brigadebücher siehst von 1988 oder 89 [1989], wo dann bloß noch abgefragt worden ist, damit der Titel \"Brigade der sozialistischen Arbeit\" kommt. Aber der Titel war auch nicht wichtig, die Prämie war wichtig. Ne, da siehst de schon dann auch wieder wann der dort in dem Unternehmen war. Das ist eigentlich das, wo ich sach, wir ham uns wirklich, ich denke das hat nüscht mit Einbildung zu tun, wir ham uns zu 'ner Einrichtung gewandelt, wo mer wirklich versuchen sehr seriös diese Sozialgeschichte eben erst mal versuchen zu erforschen, weil des schaffst de net alleene. Also das ist mit Sicherheit noch für Jahre Arbeit hier. #00:50:41-6#
Astrid Kirchhof: Mit wieviel werden Sie finanziert pro Jahr? #00:50:41-6#
Hermann Meinel: Also wir kriegen über 'n Kulturraum Erzgebirge 7000 Euro Fördermittel im Jahr. ... Das ist schön, wir sind auch froh drüber. Also, (lacht) ich muss mal so sagen, das Sachsen ist das einzige Bundesland, wo 's dieses Kulturraumgesetz gibt, wo überhaupt kulturelle Einrichtungen über 'n Staat gefördert werden. Das muss man erst mal dazu sagen. Aber bei uns - jetzt sind wir wieder bei Wismut - du musst dir was einfallen lassen. Der alte Bürgermeister hat also dann den Dreh gehabt, wir gründen hier den Verein zur \"Wiederöffnung und Entwicklung Kur- und Heilbad Schlema\". Das war der Verein, der das Geld gesammelt hat für die nötige (unv.) des Kurortes und über den Verein sind dann auch Gelder akquiriert worden für den Betrieb des Museums. Und dann hat der Verein diesen Teil über (unv.) übernommen und wir ham eben jetzt vorige Woche hab ich angefangen zu füllen, ham wir eben sechs Vitrinen für 12000 Euro bekommen. Die hätte die Kommune nie kaufen können. Also auch heute funktioniert das noch so, da ham wir über Fördermittel, Ländliche Förderung, über den Verein hast du eben dann die Möglichkeit das auf dem Weg zu machen. Und das ist keene schlechte Geschichte, da funktioniert das auch super. #00:51:38-9#
Astrid Kirchhof: Wie viel Mitarbeiter haben Sie? #00:51:42-7#
Hermann Meinel: Also ich bin Leiter des Museums und der einzige Festangestellte und ich hab dann noch 'ne Kollegin, die macht 20 Stunden und dann hab ich noch sechs Kollegen, die im Ehrenamt 20 Stunden im Monat arbeiten. #00:51:53-1#
Astrid Kirchhof: Aber Sie alle werden oder Sie und Ihre Kollegin werden nicht von den 7000 Eur bezahlt. #00:51:57-0#
Hermann Meinel: Nee, geht gar nicht. Also die 7000 Eur sind, gehören zum Gemeindehaushalt. Ich bin festangestellt bei der Gemeinde und die Kollegin Teilzeit ist über den Verein angestellt. Und das Ehrenamt wird auch über den Verein, auch da gibt 's Fördermittel im Land Sachsen über 's Ehrenamt, wo mer versuchen die Gelder zu akquirieren. Weil, man muss natürlich eins sagen, ein Museum ist immer ein Zuschussgeschäft, da brauch man gar net diskutieren. Und wir ham, wir müssten eigentlich, um kostendeckend zu arbeiten, also locker 12 Euro Eintritt verlangen und das ist hier in der ländlichen Region kein akzeptabler Preis. In anderen Regionen sicherlich, aber hier nicht. Ne, das muss man sagen und bei uns auch durchgesetzt, ich hab das selber vorgeschlagen, und auch darüber kann man ja Identität stiften. Als die Kinder kamen und die Schulen von uns im Ort, die zahlen ja keen Eintritt, wenn die ihre Projekte da machen, ne. Also das ist 'ne ganz wichtige Sache auch, denk ich mal. Und es ist natürlich auch so, dass die Kinder natürlich dann auch die Eltern ziehen, ich sach 's mal so. Aber ich denke mal schon, wenn du solche Möglichkeiten hast, dann findst du auch immer mal wieder Akzeptanz auch und das ist schön. Grade Kinder sind ja für alles offen, wenn die Tage so machst, die Projekttage, das sind dann also solche Tage, wo du auch bissl belohnt wirst und das ist 'ne richtig schöne Geschichte. #00:53:07-7#
Astrid Kirchhof: Also Sie machen hier auch Projekttage mit Schule und Kindergärten. #00:53:11-8#
Hermann Meinel: Auf jeden Fall. Ja Weiterbildung, alles was durchgeht also und was (unv., #00:53:15-4#) #00:53:16-0#
Astrid Kirchhof: Und was kost' der Eintritt? #00:53:18-5#
Hermann Meinel: Also für Erwachsene 5 Euro, für ermäßigt 4 Euro, Stundenten 3 und Kinder 2.Und unter sechs Jahre frei, ne. Also es ist schon akzeptabel, denk ich mal. Aber man muss eben auch wirklich sehen, dass wir nicht unbedingt (unv.) in früheren Jahren. Also als ich hier angefangen hab, hier Leute im Ehrenamt zu beschäftigen, und dann ham wir versucht eene Kollegin stundenweise einzustellen, dort hab ich im Arbeitsamt angerufen, was Löhne sind, die noch akzeptabel sind. Und da ist mir eben gesagt worden, ja wenn Sie für die Stunde 5 Euro 50 bezahlen, dann geht das schon. Also da wissen wir auch, dass wir hier nicht Hochlohngebiet sind und deswegen sind solche Eintrittspreise natürlich dann schon wichtig und wir ham eben jetzt auch in der Nacht vom zweeten zum dritten Oktober gibt's die Museumsnacht und da ist der Eintritt auch frei. Das ist hier bei der Kommune jetzt durch, obwohl die des Geld mit Sicherheit brauchen, wo mer dann auch sagen, okay da kriegst de auch mal die Leute 'rein, die sonst net unbedingt die Chance haben. Oder Leute, die außerhalb arbeiten, die dann mal da sind und dann, das sind solche Geschichten, wo du dann sachst okay, du hast auch irgendwo einen Bildungsauftrag zu realisieren als Einrichtung. #00:54:20-7#
Astrid Kirchhof: Und Sie haben, sagten Sie, 6000 Besucher pro Jahr. #00:54:23-1#
Hermann Meinel: Ja, letztes Jahr hatten wir 6000, dies Jahr werden wir's net so viel schaffen, aber ich denk wir werden trotz Corona werden wir gut auf 4000 kommen. Also wir ham, mir fehlt, ich sach 's mal wirklich so, das Gruppengeschäft fehlt noch. Also wir ham hier wirklich Gruppen bis zu 40 Mann hier gleich kommen. Ich hatt' gestern war wieder 'ne tolle Geschichte, da waren welche aus Augsburg da. Dann bin ich zum Mittagessen gegangen, kam die Dame wieder hoch, hat nach meinem Namen gefragt, also da bin ich mir sicher, das war so 's Vorkommando, die dann irgendwann (unv.) sich anschauen wollen und kommt dann hier her. Das hast du viele und die Leistung machen wir auch und da gibt 's überhaupt keene Probleme. Und ich hab eigentlich, ich sach mal so, ich hab das eigentlich noch nie erlebt, dass die Leute hier unzufrieden gegangen sind. Und ich denk, das kommt auch dadurch, wenn man hier halbwegs authentisch das darstellt und net und net so viel schwindelt und ich sach noch mal, ich wüsste genau, was die hören wollen. Also ich wüsste genau in welche Kerbe ich hauen muss, wenn Bergleute kommen und ich wüsste genau in welche Kerbe ich hauen muss, wenn 's se eben woanders herkommen würden. Das wüsst' ich ganz genau. Das machen wir aber nicht. Also ich sach das immer wieder, wir erzählen euch net was ihr hör'n wollt, da schüttelst die immer erst mal. Aber da haste die erst mal uff 'n Punkt, wo sie dann zumindest zuhören, sach ich mal so, ne. #00:55:22-5#
Astrid Kirchhof: Dann Danke erst mal. Jetzt machen wir hier 'nen Cut. Fenster noch mal auf ... #00:55:26-7#
Unterbrechung des Interviews. #00:55:26-7#
Astrid Kirchhof: Herr Meinel, vielleicht können Sie uns nochmal was sagen zu dem Gebäude hier, wo sich die Ausstellung und das Museum befindet und eventuell auch zu Ihren Exponaten. #00:55:39-0#
Hermann Meinel: Also zum Gebäude soviel: Das Haus ist am 3. Dezember 1953 eingeweiht worden. In dem selben Monat sind, ich fang anders an: Der Ort Schlema, den hat 's damals so noch nicht gegeben. Des war ja Oberschlema und Niederschlema und diese beiden Ortschaften waren Bestandteile des Stadtkreises Schneeberg. Dort haben insgesamt über 50 tausend Menschen gelebt. Durch Wismut hierher gekommen sind, sind die Wohngebiete gebaut worden und man hat in dem Monat Dezember tatsächlich in diesen Stadtkreis Schneeberg drei Kulturhäuser eröffnet. Und Aufgabe dieser Kulturhäuser war 's eben Alternativen oder anders 'rum eene sinnvolle Freizeitgestaltung zu gewährleisten auf der einen Seite. Dann, es gibt ja sicherlich auch die Idee, dass man über Kultur die alte Ideologie aus den Köpfen 'rausgekriegt hat. Auch das ist sicherlich eine Sache. Aber es ging vor allem auch darum für die Bergarbeiterfamilien, für die Kinder eben auch Freizeitangebote zu schaffen und Arbeitsgemeinschaften: Schnitzen, Basteln, Malen, Thea, alles mögliche, Handspielspielpuppengruppe hatten wir hier gehabt. Wir hatten 'ne Schneiderei da und alles mögliche. In dem Kinosaal für 500 Plätzen ham die auch von Montag bis Sonntag drei Vorführungen gemacht. Kino 30 Pfennig Eintritt. Dann war der Kinosaal war also wirklich nach modernsten Gesichtspunkten ausgebaut mit 'ner astreinen Akustik, mit Orchestergraben. Dort war also auch ein Schnürboden im Theater, der war da. Da konnte also vom Annaberger Theater, das war das bekannteste Theater hier in der Region, konnte ohne Probleme die Requisite gehängt werden. Solche Sachen. Also das ist alles gemacht worden. Also es war hier wirklich, Kultur ist ein wichtiger Bestandteil um, sa' mer mal, die Freizeit des Bergmanns, sa' mer mal vernünftige Alternativen zu geben. Sicherlich auch Ideologie zu vermitteln, brauch 'mer gar net drüber diskutieren, aber es ham auch viele 'ne Nische gehabt, wo sie sich wieder finden konnten. So muss man's sagen. Und es ist natürlich so, es gab damals diesen sogenannten Sonderbaustab Erzbergbau, der das alles in der Bergbauregion organisiert hat und das sind natürlich alles Bauten, die diesen neoklassizistischen Touch haben. Also durch diesen Baustil der Sowjetunion, ne. Ich hab mal 'ne ungarische Delegation gehabt, denen wollte ich das erklären, da hat der abgewunken und gesagt: Kenn ich, kenn ich, Stalinbarock. Also so sind das eben diese Schlagworte dann so. Also das ist erst mal gemacht worden. Aber nichtsdestotrotz, also das war ein Haus, hieß Aktivist - unter Aktivist ist ja der aktivste oder der bewussteste Arbeiter - ne, dem wir alle nacheifern sollen, also die Heldengeschichten, die man erzählen musste, wem man nacheifern soll. Aber die ham, viele Menschen ham mit dem Haus natürlich sehr sehr gute Impulse (unv.) erfahren. Das war auch der Grund war, warum wir nach der Wende den Namen Aktivist behalten haben, weil eben diese positiven Erfahrungen durchaus überwogen haben. Die ham natürlich auch ihre Parteiversammlungen, Gewerkschaften und allen Tod und Teufel hier gemacht und solche Geschichten. Aber ich denke mal, es geht vor allen Dingen drum also auch hier diese, man war also schon der Meinung, dass diese allseitig gebildete Persönlichkeit auch notwendig ist, um den Herausforderungen des Arbeitsalltags zu begegnen. So würde ich das mal sagen. Ja, zu den Exponaten: Also den einen Teil, ich sagte es, Propusk - also Passierschein - bekommen vom Betriebsdirektor, durft' ich alles was interessant war, durft ich vom Schrottplatz wegschleppen. Hat alles in meenen kleenen Schkoda gebasst, hab ich hier rüber geschleift, auseinander gerubbt, sauber gemacht, wieder zusammen gebaut, dass ja nich irgendwo e Stück Uran drinne klemmt, weil wir hatten immer Leute gehabt, die auch mit 'm Geigerzähler hier rum schleichen, das muss man sagen. Ich bin hier im Bergwerkverein, wir ham och manche Sachen im Schacht gefunden, ich zeig Ihnen das dort vorne. Wir ham beispielsweise so große, das nennt sich Bohrlochnagel, des is 'n Abrieb, es steht drauf, ist aber ein absolutes Exponat, weil dieser Bohrlochnagel ist ein Zeugnis davon, wie die trocken gebohrt ham. Wenn da das Loch gebohrt wurde, es musste ja das Bohrklein irgendwie aus dem Loch rauskriegen. Da ham sie sich das Ding, das ham wir im Schacht gefunden. Also ich hab auch gute Kameraden, die mehr untertage als übertage leben, also fanatische Bergleute sind, die mir des ein oder andere Artefakt dann auch aus dem ein oder anderen untertägischen Bereich hier rein tragen, ne. Das ist erst mal in Ordnung. Ja und dann hab ich natürlich viele viele Nachkommen, die die Sachen bringen, also wir ham auch wirklich Dinge, wo die sagen, horch zu, der Papp ist gestorben, wie man hier so Deutsch spricht. Also der Vater war gestorben, willst de's ham? Und ich sach immer: Horch zu, wir können net alles in die Ausstellung nehmen, aber es wird nicht weggeworfen, ein Drittel Ausstellung, zwei Drittel Magazin. Wir unterstützen auch andere, da kommen viele Sachen 'rein, ne. Und es ist natürlich auch der Wunsch und das ist doch auch nachvollziehbar, der Wunsch ist natürlich auch, dass irgendwie an die Eltern erinnert wird oder an oder dass oder dass auch Bergleute versuchen irgendwie Erinnerungen an sich irgendwo wach zu halten, ist vollkommen normal. Und dort ham wir also wirklich schöne Exponate bekommen, ich sach 's noch mal: Die wissen sehr wohl, was man bei ebay dort bekommt, also das wissen die sehr wohl. Und bringen 's eben trotz all dem eben hier her. Das sind also schöne Geschichten und da ist ja keen Ende abzusehen. Also wir kriegen eigentlich immer noch, immer noch schöne Exponate 'rein getragen. Eben diese große Vase, Meißner Porzellan zum Beispiel, ne. Das sind solche spektakulären Sachen. Aber auch viele viele Fotografien und ich hab ja bei uns in der Sammlung auch Fotografien, die deshalb auch Rarität sind, weil ja bei Wismut fotografieren streng verboten war. Es gab also nur Fotografen, Berufsfotografen, die dort auch durch ein Raster durch mussten, eh sie das machten durften. Aber wir ham eben, es sind auch die Fotografen in der Region belehrt worden. Die ham se auch kontrolliert. Also alles was mit 'm Bergbau zu tun hat mussten die abgeben, ne. Und ich hab aber viele aus Brandenburg und Mecklenburg, viele Sachen bekommen. Ich hab zum Beispiel ein Bild, wo man wirklich dann also nachvollziehen kann, was das für 'ne Schinderei war. Da siehst de wie 'n Bergmann, der Bergmann spricht vom Stoß - also unten - den Bohrhammer auf der Erde liegen hat und unten noch des tiefste Loch setzen will, mit dem Fuß 'rein drückt und der andere sitzt mit 'm krummen Buckel dahinter, dass er mit 'm Hintern net wegrutscht. Und da brauchst de nicht viel Fantasie, der hat jeden Schlag von dem Bohrhammer ist durch den ganzen Körper gejagt worden, ne. Und das ist ja das, was man auch immer wieder sehen muss. Wer mal ins Besucherbergwerk geht, wir ham zwee Stunden Gruseleffekt. Aber die ham acht Stunden gearbeitet und das zweehundertzwanzig Tage im Jahr, also das ist dann schon eine Geschichte, wo du sachst, also das hinterlässt dann schon Spuren auch, ne. Ich hab, was ich auch im Bestand hab, 'ne absolute Rarität, weil 's des gar net geben konnte, ich hab en Normenkatalog von 1948. Da war eigentlich die Anweisung, dass sobald der neue 'rauskommt, der alte vernichtet wird. Durch 'n Zufall erhalten geblieben. Ich hab das Totenbuch vom Objekt 9, wo also von 1970 an die schweren und die tödlichen Unfälle aufgeführt sind. Und das ist natürlich bei mir im Giftschrank. Weil es gibt Datenschutz. Aber, wenn man sich das wissenschaftlich erarbeiten würde, dann kannst du zum Beispiel feststellen, wann sind denn Unfälle aufgetreten. War das immer und das Bild, was sich für mich ergibt ist immer, immer am Quartalsende, wenn der Plan abgerechnet wurde. Immer dann häufen sich die Unfälle, wenn der Plan irgendwo hängt. Vor oder nach Feiertagen, das sind dann so die Tage, wo immer mal was passiert ist, ne. Und es ist ja wirklich so (unv.) bei Wismut ist alles vernichtet. Und dadurch gibt 's ja dann im Prinzip horrende Meldungen, was hier alles passiert wäre. Aber das, aber dort ist eben sehr schön, es ist aufgenommen worden und ich hab auch zu diesen Dingen mit Bergleuten unterhalten, wo die also, wo du schon mitgekriegt hast, die sind nicht über Leichen gegangen. Das war immer 'ne Katastrophe, wenn hier 'n junger Mann verunglückt ist ... #01:03:03-8#
Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:03:03-8#
Hermann Meinel: ... und das sind Dinge, wo ich sach, die vielleicht in fünf, sechs oder 10 Jahren durchaus noch von Interesse sind, wenn man das wirklich, wenn man sich mit diesen Arbeitsabläufen mal beschäftigt, (unv.) da raus, was wirklich wichtig ist. Das ist eigentlich wirklich, dass was ich hier sehe. Meine Hauptaufgabe, das ist zweerlei: Einmal sicherlich das Museum zu führen, aber auf der anderen Seite auch wirklich diese Zeitzeugnisse zu sichern. Erst mal zu sichern und das ist, ich hab hier Arbeit für zwee Museen, nur für die nächsten 20 Jahre. Aber das ist, denk ich mal, ganz wichtig, weil alles das was hier nicht gesammelt wird, das geht über 'n Jordan, wie man das so schön sagt. Das is weg, unwiederbringlich verloren. Und ich hab vorne beispielsweise, wir können 's uns dann anschauen, ich hab 'en Helm, wo du siehst, wie die des Urankonzentrat abgefüllt ham. Also ich hab een Messgerät, wo man untertage radioaktive Zerfallsprodukte ausgefüttert hat. Das sind Leute, die ham des nach der Wende aus'm Betrieb mitgenommen, in der Garage erst mal gelagert, nach dem Motto: Um Himmels Willen, so was kann man doch nicht wegwerfen! Ne, und das Schöne (lacht) is eben, ich hatte mal einen Besucher aus 'm Schwarzwald hier, der sachte, warum schreiben Sie denn überall hin Leihgabe, Leihgabe? Ich sach: Guter Mann, das ist die indirekte Aufforderung, dass man 's hier abgeben kann. Ich sache, was denken Sie warum wir soviel bekommen ham? Wenn ich das bloß so als dargestellt hätte, und das ist eigentlich auch, und das kommt gut an. Da wird, da ham wir wirklich, also da ist noch keen Ende abzusehen, dass da Schluss ist und das ist auch wichtig so. #01:04:22-3#
Astrid Kirchhof: Also zum Magazin hätt ich ganz gern noch mal gewusst ... wo ist das genau und wie viel Quadratmeter hat das, man braucht doch da bestimmte Bedingungen, also Kälte, Wärme, Feuchte ... #01:04:35-7#
Hermann Meinel: Also das ist natürlich die Geschichte (lacht), die überhaupt noch nicht geklärt ist (lacht). (unv., #01:04:39-3#) bis unter die Decke voll gestapelt. Erste mal. Trocken. #01:04:41-7#
Astrid Kirchhof: Also was: Ein Zimmer, ein Haus?. #01:04:42-4#
Hermann Meinel: Trocken. So 'n Raum wie hier. #01:04:43-5#
Astrid Kirchhof: Ein Raum. #01:04:44-8#
Hermann Meinel: So wie hier. #01:04:45-5#
Astrid Kirchhof: Und wird das aufgenommen, also in 'ne Datenbank? #01:04:47-1#
Hermann Meinel: Also ich hab, ich bin dabei nach und nach, also ich sach mal so, ich sach 's ganz offen. Wir hatten im Rahmen des Wismut-Erbes hat der, gibt 's, also ich kann Ihnen das mal mitgeben, da hat der Herr Spring hat auch unser Museum angeschaut, hat gesagt, das Erste was einem auffällt beim Besuch des Museums: Chronischer Personal- und Finanzmangel. Und er hat auch gesagt, er kann eigentlich die Dinge, die wir bekommen gar net ordnungsgemäß ufnehmen. Wie will der das alleene schaffen. Aber ich sag mal so, ich denke mal unter 'm Strich gesehen is es wichtig, trotz allem die Sachen zu erhalten, anstatt zu sagen nee, wir nehmen 's nicht, wir können 's nicht, also weil ich weeß, das geht dann bei ihm irgendwo weg, verschwindet in irgend 'nem Keller von 'nem Sammler. Und wenn der gestorben ist, wandert 's auf 'm Schrottplatz. Das ist kein Thema, so. Also ich sehe, hier wirkt auch die Verpflichtung, dass man die Sachen erst mal sichert und und ich sach mal so, ich geh in zwee oder in vier Jahren in Rente. Muss man nochmal sehen, aber ich bin, die Situation jetzt is so, dass ich mich auskenn' wie der Briefmarkensammler. Ne, und ich sach meinen Kollegen, bitte nicht aufräumen! Alles so lassen wie 's liegt! Aber es ist so, es ist wirklich so, ich hab jetzt eigentlich vor jetzt in der Corona-Zeit, ich hab angefangen jetzt in den ersten sechs Wochen, wo wir nicht arbeiten durften, hab ich erst mal die ganzen Lichtbilder geordnet. Da hab ich jeden Tag zu tun gehabt, acht Stunden. Erstmal zu ordnen, wo der nächste Schritt jetzt ist, dann auch die Zuordnungen, Nummerierungen und so zu machen. Der nächste Schritt ist jetzt, ich hab mal noch paar Stollenschränke besorgt über Wismut, dass ich jetzt unten, dort wo ich des Magazin hab, nach und nach 'rüber und 'nüber 'räum und dann im Prinzip auch nach und nach anfangen, da die Inventarkarten mach, zumindest Inventarkarten erste mal, dass es aufgenommen ist, damit das es da auch, weil ja auch die Herkunft nachgewiesen werden muss und so. Das geht alles noch, ne. Ich sach's mal so. Aber ... #01:06:29-6#
Astrid Kirchhof: Und tauschen Sie Exponate aus? #01:06:31-3#
Hermann Meinel: Also wir tauschen Exponate aus, wir geben auch mit Erlaubnis, ich lass das immer durch den Bürgermeister auch genehmigen. Wir ham, ich hab auch ne ganze Reihe so Maschinen, die ich gebunkert hab ganz bewusst, um das zu tauschen. Ne. Wo dann Protokoll gemacht wird, wir haben auch zum Beispiel, wir ham jetzt, in Zwönitz gibt 's ne Bergbrüderschaft, denen hab ich also mal so 'n Bohrer, Pickhammer, Erzkiste, gibt 's 'n sauberen Leihvertrag. Sind die Eigentumsverhältnisse geklärt, wird das eben gegeben, und da ist auch das Beste (unv.) für uns. Wir haben zur Zeit Exponate im Haus der Geschichte in Bonn ausgestellt, wir haben im Industriemuseum Chemnitz Exponate ausgestellt, zur Landesausstellung jetzt in Zwickau sind Exponate von uns. Wir ham also auch schon hier Ausstellungen im Militärmuseum Dresden mit unterstützt und so. Also das ist nicht so, dass, also es ist schon so, dass das auch mitgenutzt wird. Ich sach 's mal so, dass des schon bekannt ist, dass man hier das eene oder andere interessante Exponat bekommen kann und das ist für uns Werbung. Ich sach 's mal so. Also das mach, das wird auch, ist auch das Verständnis im Museum, dass man sich unter Kollegen hilft und das wird, es ist alles sauber geklärt. Das Gute ist, dass ich hier relative Freiheiten hab, also dass mein Chef net jeden Tag dasteht. Die wissen auch, dass ich mehr mach als ich muss, aber das ist natürlich so 'ne Geschichte, wo auch großer Vertrauensvorschuss mir gegenüber da ist. Muss man wirklich sagen. Dass die net jeden Tag kommen, kommt er auch pünktlich, geht er auch pünktlich und so. Also das sind halt Sachen, die so sind. Und dann kommt eben dazu, wo ich noch Ausstellungsstücke akquiriere, wenn ich mal so sagen darf, ich mach ja zwee mal im Monat für die Kurgäste Vorträge. Und auch hier in der Region. Also ... immer nah an der Wahrheit, ne aber es ist, also ich mach auch Volkskunde, viel Volkskunde so und dort kriegt, also ich bin bekannt wie 'n bunter Hund dadurch, ne. Und das wird als Arbeitszeit ordentlich abgerechnet, weil das war zum Anfang nich so. Mittlerweile ist das so, dass ich das also zur persönlichen Regeneration dann auch irgendwann mal absetzen kann und dadurch hast du natürlich auch deinen Beitrag. Das seh ich auch als Pflicht, dass du nicht bloß deinen Job hier machst, sondern dass du auch über diese Wege natürlich an Leute 'ran kommst, an die du sonst nie 'ran kommen würdest. Und ich mach ehrenamtlich ham wir also hier so 'n überregionale Heimatforschergruppe. Da treffen wir uns zweemal im Jahr, wo dann hier aus dem ganzen Einzugsgebiet die Heimatforscher kommen. Die ham, dann sind die mit denen ich arbeite, auf die ich angewiesen bin, ne. Also du und ich hab das im Bergbauverein erlebt, ich hab das dann in Neustädtel ham wir ein Pumpwerk, dort hab ich das dann ausgeheckt. Ich sach, mach doch auch dort ähnlich wie in Schlema Tag des Bergmanns, das war ja auch meine Idee damals. Da ham die sich gewunden wie verrückt, also (unv.) Ich sach nee, ich sach aber mal die Forschungsergebnisse vorstellen in Form von Vorträgen, von Ausstellungen. Ich sach, damit die Leute mal wissen und dort oben hat's eben dazu geführt, wie man heute so Neudeutsch sagt: Da gibt 's Feedback, da kommt natürlich auch, du musst ja nicht alles richtig erzählen, was du hast. Das ist dein Wissensstand und das ist doch, und Wissen kann nur entstehen indem man sich austauscht und da kommt natürlich auch viel zurück. Und das sind solche Geschichten und dadurch, über diese ganzen Schienen, denk ich mal, schafft man das aber auch, dass man soviel hier 'reingetragen bekommt. Ist natürlich immer 'ne Vertrauensfrage auch und ich hab auch Leute, die kommen regelmäßig und gucken auch, ob das noch da ist, ne. Also ist auch ihr gutes Recht. #01:09:42-5#
Astrid Kirchhof: Ich würd jetzt gerne hier zu den Exponaten 'n Cut machen und ich hab so 'n paar Fragen, die ich allen Zeitzeugen stelle und die erste geht zu Zäsuren. Jetzt sind Sie ja relativ jung noch, dass heißt 53 [1953] da waren Sie noch nicht mal geboren. Also als die Revolution 17. Juni war. 61 [1961] waren Sie erst drei Jahre alt, haben Sie auch wahrscheinlich keine Erinnerung. Jetzt würd ich nach 89 [1989] eben fragen. Wie ham Sie die Zeit erlebt, wo waren Sie da, wie war das für Sie? #01:10:08-7#
Hermann Meinel: Ja, also gleich mal, vielleicht um auch auf die mentale Verfassung mit zu bekommen. Ich war, also ich hab, ich hatte auch das erzählt, ich war 84 [1984] in der Braunkohle ein Vierteljahr zum Einsatz mit unserer Einheit und ich hab dort bei dem Generaldirektor jeden Tag am Tisch gesessen. Das war wie in so 'm alten Stalinfilm: Große schwarze Fliesen, Tisch in T-Form, vorne rotes Telefon, wenn es (unv.) Kohle und Energie, das großes Schaubild dahinter. Und dann hab ich dort gesehen, wie der Generaldirektor Dr. Jung dort versucht hat über das Vierteljahr den Laden irgendwie um die Ecke zu tragen, ne. Und wenn ich nach dem Einsatz zu Hause mit meiner Frau unterhalten, da ging 's auch drum: Woll 'n wir denn nun noch 'n drittes Kind ham oder tun wir bloß so, ne. #01:10:49-8#
Astrid Kirchhof: (kichert) #01:10:49-1#
Hermann Meinel: Wo ich gesagt hab zur Astrid: Das geht nicht mehr lange gut. Das kann gar nicht gut gehen. Da sagt die Astrid, du hast 'n Klaps, was soll denn werden? Ich sach, des kann net gut gehen. Irgendwas is hier faul, ne. Und als dann der Schabowski sich dort verquatscht hat 89 [1989], ich hab das ja auch live (unv.) ich hab zu meiner Frau gesagt, das war 's. Wie? Wieso .. Die DDR kannst 'de knicken, das war 's. Es wird die Einheit geben. Das wird gar nicht anders sein. Also wer zu sich selber bissl ehrlich war und mit offenen Augen durch geloofen ist, und natürlich kannst de des dem einfachen Arbeiter net verübeln. Aber je höher du in der Dienststelle gestiegen bist, um so mehr ham 'se doch mitgekriegt, wo es geknackt und geknirscht hat und wo 's geklemmt hat. Und du hast auch irgendwann mal in deinem Studium gelernt, dass die Ökonomie die Basis einer Gesellschaft ist. Das kann man gar nicht leugnen, und dann hast de mitgekriegt, wie dort das an allen Ecken und Enden gebröckelt und geknirscht hat, ne. Und wie gesagt, also das war für mich eigentlich keine Überraschung, für mich war die Wende dahin gehend eine gute Geschichte, weil ich hatte wirklich vor, von dieser Armee wegzukommen. Und ich muss ganz deutlich sagen, wer als Offizier vor Ende seiner Verpflichtungszeit sich entpflichten lassen wollte, der ist ins soziale Abseits gestellt worden (unv.). Eindeutig. Also ich wäre, für mich wäre die Konsequenz gewesen vielleicht in die Braunkohle zu gehen und Gleise zu rücken als Ingenieur. Das hat man nicht umsonst gemacht. Also da war richtig Druck da, die ham dich dort nicht raus gelassen (unv.). Du bist dort nicht raus gekommen, ne. Ich hab dann, ich bin bei Weitem kein Feind des Systems gewesen, aber du hast dann schon gemerkt, wo die Grenzen sind. Weil, je näher du an die Grenzen gekommen bist umso brutaler hat man dich dann schon mal gebremst. Ich sach das ma so, ne. Und ich sollt irgendwann mal zur Akademie gehen, das hab ich dann nicht gemacht, weil ich eben gemerkt hab, damit willst 'de nüscht zu tun ham. Und wo sie dir dann schon das auch immer wieder ham spüren lassen. Deswegen war das für mich ganz gut, dass ich raus gekommen bin aus dem Laden, wollte was anderes machen. Wie gesagt, war für mich nicht unbedingt nachvollziehbar, dass du für diese 13 Jahre NVA so bestraft worden bist. So will ich das wirklich mal sagen, ne. Und ich sach 's nochmal ganz deutlich: Wir ham als Offiziere uns geweigert, nach dem die alten Patrioten aus Frankenberg nach Plauen geschickt haben, hat 's ne Riesendiskussion und der Minister musste das zurücknehmen. Also es gab hier wirklich Konzepte für Leute dort auf Demonstranten loszulassen. Und dort ham die Offiziere in vielen Kasernen ham dort die Waffenkammern bewacht und andere Sachen, ham mer dann gesagt, das fällt aus. Wir machen das nicht, wir sind 'ne nationale Volksarmee und keene Parteiarmee. Das machen wir nicht, basta! Ne. Und ich muss wirklich sagen, das ist meine Sicht heute. Die DDR ist also een mal krachen gegangen auf Grund ihrer wirtschaftlichen Voraussetzungen, aber der andere Punkt ist auch eindeutig, dass die moralischen Werte, die vermittelt worden sind, nicht gezählt ham, ne. Und dass eigentlich irgendwann in deinem Leben gemerkt hast, du stößt an die Grenzen. Für mich war eigentlich immer - das wird für die jungen Leute kein Thema sein, keen Begriff sein - die Gruppe Pankow, also das war so eine der ersten Punkbands, also wenn man sie überhaupt so nennen darf, in der DDR, aber diese Liedstrophe \"zu lange gehofft, zu lange vertraut, zu lange auf die alten Männer gebaut\", das sagt eigentlich alles. Das war eigentlich auch, das war auch die Generation in der ich gelebt hab. Wo du wirklich das dann satt gehabt hast, wo du gesagt hast, okay das System ist an die Grenze gelangt, das kann so net weitergehn, es muss was anderes kommen. Was kommen konnte, wusste keener und ich sach noch mal und wenn man sich mit diesen Übergängen der Wende beschäftigt, muss man auch ganz ehrlich sagen, die Masse, der Masse, die auf die Straße gegangen ist, der ging's zum Anfang nicht um die Reisefreiheit, da ging 's zum Anfang darum, diese DDR zu reformieren. Das muss man ja so sagen, wenn man sich damit beschäftigt. Und das war für mich aus meinen Augen überhaupt nicht machbar. Überhaupt nicht machbar. Und da war für mich schon klar eigentlich, dass das Ding so gelaufen ist. Dann sind die fünf Jahre nach der Wende (unv.) an mir vorbei gegangen. Wir hatten einen schweren Unfall, meine Frau war schwer krank. Die hat 13 Wochen im Koma gelegen, ich hab dort drei Kinder gehabt. Die Kleenst war acht Monate, also da hab ich mich weder um die Weltrevolution noch um das Glück der Menschen gekümmert, da hat ich mit mir zu tun. Ich sach 's wirklich mal so, ne. Hab dann wirklich dort versucht über Wasser zu halten, mich eben mit Arbeiten, mit allen möglichen Jobs und dann eben dieser Glücksfall, dass ich dort diese Information bekommen hab, hier wollen 'se was aufbauen. Und da hab ich mich beworben. Und das war eigentlich eine Geschichte, wo ich gesagt hab, da hab ich eigentlich meine Lebenserfüllung gefunden. Einen wirklichen Beruf, einen Beruf bekommen, der einem nicht bloß 'n Job ist. Ich sach 's mal so, ne. Ich muss es ganz deutlich sagen, weil mer kriegt eh nie das, was mer verdient, ne. Und ich bin natürlich auch behelfsmäßig über 'n Bauhof eingestellt worden. Also ich bin ja kein Museumsleiter, also ich werd auch nicht als Museumsleiter entlohnt. Kann ich aber leben damit. Ich komm zurecht, ich mach da auch gar keine Gedanken, was wäre wenn? Aber für mich war eben wirklich wichtig, dass ich hier auch Verwirklichung in meiner Arbeit gefunden hab. Das denk ich mal schon. Das ist manchmal auch wichtig. Nicht bloß das Geld alleine. #01:15:37-3#
Astrid Kirchhof: Also aufgrund Ihrer privaten Situation waren Sie dann auch nicht demonstrieren ... #01:15:41-7#
Hermann Meinel: Nee. #01:15:41-6#
Astrid Kirchhof: ... hab ich jetzt so verstanden. Die Demonstranten sind doch auch 'rausgegangen unter anderem wegen der Umweltsituation. Ham Sie das damals verstanden oder? #01:15:49-9#
Hermann Meinel: Nee, also ich muss ganz ehrlich sagen bei uns, wir waren wirtschaftliches Hochlohngebiet. Also mein Schwiegervater hat ich 1988 hier in Schlema gehabt. Der stammt aus Mecklenburg. Der hat die Hände über 'm Kopp zusammen geschlagen: Junge, wie kannst du hier leben? Ne, aber ich muss wirklich sagen, das ist auch heute noch so, Umweltzerstörung war der akzeptable Preis für den Lebensstandard, den hohen Lebensstandard, den wir hier hatten. Also hier hat 's schon viele Dinge gegeben. Mal 'n Beispiel: Ihr kriegt 5000 Mark. Haufen Geld. In Parchim, wo meine Frau herstammt, stand 'ne Schrankwand, dieselbe Schrankwand hattst 'de hier bei uns im Kaufhaus. Oben in Parchim konnst 'de diese Schrankwand auf Teilzahlung kaufen. Da bin ich natürlich ins Geschäft gegangen, hab die Dame gefragt, ob ich denn nicht mit Teilzahlung kaufen kann. Da (lacht) hat die mich von unten nach oben gemustert: Die können Sie doch bar bezahlen, wo leben Sie denn? Und das ist wirklich so, das kennen viele nicht. Die Bergleute, wenn die von Zinnowitz mit ihrem Trabant oder mit ihrem Wartburg nach Hause gefahren sind, die sind in Meckpomm über die Dörfer gefahren und ham dort die Kühlschränke und die Waschmaschinen gekauft, die 's hier unten nicht gab. Dort oben konnten die Landarbeiter konnten sich keene leisten. Wir waren Hochlohngebiet und das war akzeptabel und da war viel, und ich kann Ihnen das wirklich sagen, dadurch ... Was hier der Beleites gemacht hat, das haben viele Leute gar nicht verstanden. Ne, Pechblende. Das ham viele Leute wirklich nicht verstanden. Das ist erst, diese Geschichte ist erst nach der Wende hoch gekommen und das war auch dann das Vehikel zu sagen, also okay wir haben hier die Reparation für Russland bezahlt, jetzt kann die Bundesrepublik Deutschland was auch für uns tun. Ne, also da gibt 's Pfarrer, die das hier in der Region gesagt haben und ich find das auch akzeptabel, wie das gemacht worden ist. Aber ich habe hier in der Region, in dem Gebiet wo ich war, selbst hier bei den Leuten, die hier gelebt haben, hab ich viele Jahre keinen erlebt, der sich vielleicht über irgendwas beschwert hätte, weil die (unv.) gelebt haben. Was unterschwellig immer da war, war die Angst, du kannst also irgendwas mit Uran, ganz so gesund ist es doch nicht. hm (bejahend) #01:17:50-1#
Astrid Kirchhof: hm #01:17:46-1#
Hermann Meinel: Aber ich sag, Sie müssen sich mal vorstellen: Wir ham in Schlema 'ne Schule gehabt. 2000 Kinder sind unterrichtet worden. Die ham die ersten Fach (unv.) in der DDR gehabt 1955. Wenn du 'raus geguckt hast, hast die Halden gesehen, die ham 1960 ein Schulschwimmbecken im Haus gebaut, das hat die Kommune vor fünf Jahren mit viel Mühe und Fördermitteln versucht zu sanieren. Die ham bis 1990 25 Meter Außenschwimmbecken gehabt und für die Kinder, deren Eltern nicht bei der Wismut waren, ham die ein Kinderferienlager in Brandenburg betrieben. So und über solche Sachen hast du erst mal Akzeptanz gekriegt, das muss man ganz deutlich sagen. Ne, und deswegen, die wussten da oben, des ist die Erzwäsche und da machen die, da wird Uran verpackt und der rote Stern, das war die Schnapsampel, weil die genau gewusst haben, wenn genug Erz kommt, dann leuchtet der Stern, gibt keen Fusel, es gibt genug Uran nach Russland, des wussten die alle. Aber für mich persönlich kann ich nicht einen sehen, der hier irgendwo Probleme gehabt hat mit den Leuten. Du durftest dich natürlich nicht als Schlemaer outen, da bist 'de beschimpft worden und ausgelacht worden. Das muss man wirklich so sagen. Aber diese Problematik ist eigentlich erst nach der Wende gekommen. Zum Beispiel Schneeberg. Wir ham in Schneeberg, gibt 's so 'ne Aktion (unv.)kinder, da sind meine Kinder auch mit Kindern von sozial Schwachen und kinderreichen Familien, mit drei Kindern bist de ja wirklich schon kinderreich in Deutschland, die durften dann nach zwei Wochen nach Holland. Da gab 's so 'ne kirchliche Organisation. Wie ist das zustande gekommen? Die Holländer ham den Bild-Film gesehen \"Ich hab (unv.) im Erzgebirge\". Und ham gesagt, um Himmels Willen, wir müssen was hier tun, dass die Kinder hier rauskommen. Ist ja furchtbar, was hier gemacht wurde! Ne. Solche Sachen eben. Und dann ham die natürlich, die Messlatte hat's zum Anfang nicht gegeben, denn es sind Messungen gemacht worden. Und dann hat man wirklich festgestellt, in Schneeberg, in manchen Kellern hast du Radonbelastungen jenseits von Gut und Böse. Ja, wenn dann die Journalie aus 'm Westen kam, da sind die beschimpft worden: Mensch haut ab hier! Mein Opa lebt hier schon, mein Uropa hat hier gelebt. Die sind alle über 80 Jahre geworden. Was erzählt ihr uns hier für 'n Sch /, für 'n Mist! Ich sach 's wirklich mal so. Also das hat oftmals mit der Lebensqualität nicht übereingestimmt, das muss man wirklich sagen. Und das ist eigentlich, grade 95 [1995] wo ich hier angefangen hab, da, ich hab 'n Film dort in der Sammlung gehabt, da hat so 'ne junge motivierte Frau aus Hamburg von Greenpeace erklärt, man müsste Schlema leerziehen, auf hundert Jahre darf 's hier nicht besiedelt werden, musst hier 'n Zaun drum rum ziehen, musst alles streng ab, weil die Menschen müssen ja alle sterben hier. Ne. Solche Bilder. Das hat natürlich mit der Lebensqualität nicht übereingestimmt. Und jetzt kommen wir wieder auf den Punkt. Es war der kalte Krieg rein pragmatisch ... es ist so gut wie kein Uran auf die Halde gekommen. Das ham die nicht gemacht, weil die Sowjets soviel für Umweltschutz übrig hatten, sondern weil die das Erz für die Bomben gebraucht hatten. Die ham des, zum Anfang gab's ne Technologie, da ham die den Erzgang ausgestützt, wie sie des genannt ham, das Erz ist untertage in Kisten gepackt worden. Für jede Kiste hat der Bergmann zwischen 40 bis 200 Mark bekommen. Zum Anfang Cash auf die Kralle nach der Schicht. Das war 's pure Geld. Dann ham die erst gebohrt, gesprengt und dann ist das noch mal nachgemessen worden. Da standen auf der Förderbrücke Frauen, das hat man manuell gemacht, ausgelesen und wenn 's dort geklingelt hat, ham die das Zeug raus gelöst, auch die ham Erzgeld gekriegt. Die Alten sind also belastet mit Eisen, Arsen, Mangan und es ist Gangmaterial reingesetzt, was Radon freisetzt. Und was eben viele Besucher unserer Region nicht begreifen ist, nicht das Uran an sich ist ja das Problem, sondern das Edelgas Radon. Das Edelgas Radon ist für diesen Schneeberger Lungenkrebs verantwortlich. Das zerfällt, nach dreieinhalb Tagen feste Stoffe, diese werden inhaliert und sitzen in der Lunge fest und verursachen den Krebs. Da kannst du nach 50 Jahren noch erkranken an Krebs. Und das erst mal den Leuten rüberzubringen und begreiflich zu machen, ist natürlich schwierig. Ich sach 's mal so. Aber ich sach 's noch mal, auf der anderen Seite muss man natürlich sagen, es war für die Leute 'ne Zumutung inmitten von diesen Riesengeröllhalden zu leben, ne also. Und Eisen, Arsen, Mangan hat sich dort freigesetzt bei Regenfällen und da will ich gar nicht wissen, was dort im Grundwasser abgegangen ist. Da brauch man gar nicht drüber reden, ne. Aber es hat eben, des war im Prinzip alles mehr oder weniger akzeptabel. Es war eben nicht viel anders als die Halden, die im Ruhrgebiet gestanden ham. Das war halt so. Das gehört zum Bergbau dazu. #01:21:49-5#
Astrid Kirchhof: Wenn Sie selber sagen oder auch Beleites, das es gefährlich ist hier zu oder gefährlich sein kann ... #01:21:56-1#
Hermann Meinel: Ja. #01:21:56-1#
Astrid Kirchhof: ... konnte hier zu leben, warum also, wenn jetzt Greenpeace auf so was hinweist, ist es auf Widerstand gestoßen, weil es als arrogant wahrgenommen wurde oder zu überzogen? #01:22:08-4#
Hermann Meinel: Ja, das war die Lebensrealität. Die Lebensrealität und die Erfahrung, weil man hätte halt (unv.) als wenn jeder Zweete umfällt und stirbt. #01:22:16-3#
Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:22:16-3#
Hermann Meinel: Und des war 's nicht. Und wir ham des große, wir ham, ich sach mal so, wir ham versucht dort gegen zu steuern, nicht um das schön zu reden. Wir haben bei uns im Ort einen Verein gehabt, der nannte sich Radiz, Rat und Dokumentations- und Informationszentrum und da sind viele Arbeiten gemacht worden, um wirklich auf sachlich wissenschaftliche Weise rüber zubringen wo sind die Probleme. Und wir haben einen Frauenarzt gehabt, der also seine Doktorarbeit geschrieben zum Thema Säuglingssterblichkeit und Missbildungsrate im Uranbergbaugebiet. Und man muss dazu deutlich sagen, wir hatten in der DDR-Zeit diese ganzen degenerativen Erscheinungen, die es pro tausend Geburten geben kann, die sind ja akribisch nachgewiesen worden. Die konntest du natürlich nicht einsehen, die kannst du auch heute nicht einsehen einfach so. Heute ist es Datenschutz. Das ist gemacht worden. Und der hat sich die Mühe gemacht mit seinen Studenten, es waren ja Wahnsinn 's Fleißarbeiten von 53 [1953] bis 90 [1990] hat er dort diese Akten durchgeschaut. Und es sah aus, zur Schlussfolgerung, es gibt also keinen Beweis für degenerative Veränderungen infolge von radioaktiver Belastung. ... Da hat der Wismut-Fusel mehr Schaden gemacht, ich sach 's mal so, ne. #01:23:18-6#
Astrid Kirchhof: (kichert) #01:23:18-6#
Hermann Meinel: Aber das ist ganz wichtig, das ist schwierig für Leute zu trennen und ich akzeptier das und ich find das auch in Ordnung, dass sich für Umweltschutz eingesetzt wird. Find ich absolut in Ordnung, weil ich mir auch die Sorgen mache und auch meine Gedanken hab und trotz all dem, meine Nichte wohnt in Kanada und trotz all dem ist auch heute noch Umweltzerstörung 'n akzeptabler Preis, wenn 's um 's Geldverdienen geht. Sehr schwierig, den Leuten das zu vermitteln. Und das war zu DDR-Zeiten sicherlich nicht viel anders, die ham dort gutes Geld verdient und wollten das andere nicht wissen. Das ist für mich so diese Schlussfolgerung gewesen. Und das ist heute nicht viel anders. Ne, und dann kam dann und diese ganzen Informationen von Greenpeace und so weiter, die wurden ja als persönliche Bedrohung empfunden. #01:23:56-5#
Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:23:57-1#
Hermann Meinel: Klar, wenn du dann zum Beispiel, wir hatten in Schneeberg einen Wäschekonfektionsbetrieb gehabt, die ham billiger als Korea für C&A und Neckermann geliefert. Und es ist doch bitter, zu DDR-Zeiten, wo der Uran-Bergbau umging, hat man dort keine Probleme gehabt, diese Waren einzukaufen und nach der Wende sind die Verträge abgebrochen, weil man Angst gehabt hat, dass die Wäsche radioaktiv kontaminiert ist. Das war 'ne Katastrophe, das hat 's nie gegeben. Und das ham die Leute natürlich als Bedrohung gesehen, denn die nächste Folge war: Ich verlier meine Arbeit. #01:24:25-0#
Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:24:25-0#
Hermann Meinel: So und damit war (unv.) sind diese Botschaften nicht angekommen. Muss man ganz einfach sagen, ne. Und ... man war sich dieser ganzen Probleme in der DDR schon bewusst. Es gab also bei Wismut zum Beispiel 'ne Abteilung, die nannte sich LIWUM. Das ist keine Chinesen-Brigade, das war Liquidierung wieder urbar machen. Also man hat sich schon Gedanken gemacht, wie man mit diesen Riesenhaldenflächen umgeht, was man dort irgendwie machen kann. Und da ist auch sehr eng mit der Forstfachschule Tharandt gearbeitet, es gibt 'ne ganze Reihe, Menge Arbeiten, wie hat sich nach 'ner gewissen Zeit Flora und Fauna auf solchen Halden entwickelt, was kann ich tun. Das Problem war bloß, dass die Halden nie so abgeflacht worden sind, wie man das heute macht und dadurch war das Problem, dass sich an dem Hang der Halde nie Vegetation halten konnte. Das war alles weg. Ne und dadurch war das Problem, dass diese Schadstoffe immer weiter ausgetragen worden sind. Aber ich denke mal, das Hauptproblem hier in der Region, man hat diese Informationen als Bedrohung des eigenen Wohlstands, der eigenen Arbeit betrachtet. Das muss man wirklich so sehen. #01:25:27-5#
Astrid Kirchhof: hm (bejahend) Woll 'n wir noch mal lüften, ja? Kurzen Cut? #01:25:32-9#
Unterbrechung des Interviews, der Aufnahme. #01:25:32-9#
Astrid Kirchhof: Ich wollte Sie noch mal etwas fragen. Noch mal zur Wende, und zwar insofern, für Sie, ham Sie ja grad gesagt, dass ein Traum in Erfüllung gegangen mit dieser, mit diesem, mit dieser Stelle, mit Ihrer Museumsleitung, die Sie dann eingenommen haben. Aber wie, wie geht es politisch für Sie emotional auch zusammen, dass die DDR den Dritten Weg eben nicht gegangen ist, die Demokratisierung, sondern eingenommen, -vernommen wurde oder von der Bundesrepublik. Sagen wir 's mal so. #01:26:01-3#
Hermann Meinel: Also man muss natürlich folgendes seheh. Das muss man der Ehrlichkeit halber sagen, die Situation nach der Wende für mich selber war eigentlich so, die Leute wollten das nicht anders haben. Die wollten das nicht anders haben. Wenn dort wirklich gesagt worden wäre, wir warten da zwei drei Jahre, dann wär ich vielleicht derjenige gewesen, der 's Licht ausgemacht hätte. Das war dann eine Situation, die sich so verselbständigt hat, wo also dieser Dritte Weg gar nicht mehr möglich gewesen ist. In meinen Augen ist das so gewesen, weil die Menschen, ich sach mal so: Zum Anfang sind die für diese Reformierung der DDR gegangen und ich sag mal so, Ende Dezember, Anfang Januar kamen die ersten Schilder mit der Einheit. Ich denke aber auch, da ist auch vielen wirklich aufgegangen, dass der Laden nicht so funktioniert. So dann muss man natürlich folgendes sehen, dann sind ja auch viele, die nicht konnten mit einmal, ich bin ja auch nach Hof gefahren, hab dort eingekauft bei Aldi. Wollte auch mal gucken, was dort ist, ne. Iss ja so. Ich denk noch, ich hab zu aller allerletzt meine 100 Mark Begrüßungsgeld geholt. Ich wollt die nicht holen. Aber die Weiber ham mir zugesetzt, ich musste dann mit hin und da mussten, wir waren in Berlin und ich weeß noch Hermannplatz, so eine fürchterliche Ecke. Wie waren dort am Hermannplatz sind wir ausgestiegen und sind dort unten in diesen Supermarkt rein. Da ist meine Frau bald in Ohnmacht gefallen. #01:27:20-6#
Astrid Kirchhof: Sie meinen Karstadt. #01:27:17-9#
Hermann Meinel: Ja. Die ist in Ohnmacht gefallen, wo wir dort runter sind auf der Rolltreppe, diese Rieseneinkaufswagen und dann diese Gemüseauslage, die du gesehen hast. Dass die viel mit der Beleuchtung gemacht haben, ist 'ne ganz andere Frage ... #01:27:31-2#
Astrid Kirchhof: (kichert) #01:27:31-2#
Hermann Meinel: ... aber das war oah ... da ist die mir bald in Ohnmacht gefallen, muss ich wirklich so sagen. Und da hab ich gesagt: Komm Mädel, bleib mal hier ruhig und so ne. Und das sind solche Sachen, ich hab Offiziere erlebt, die gesagt haben: Mensch stell die mal vor: 100 Mark! (unv.) kannst du einen Einkaufswagen voll bekommen. Und das wollten die Leute. Das wollten die Leute. Jetzt und gleich. Die wollten net warten. Und das ist eigentlich der Punkt gewesen, wo das überhaupt nicht anders zu händeln war. Da kann man drüber reden wie man will. Des ging nicht anders zu machen, das war wirtschaftlich, die DDR war wirtschaftlich am Ende und die Leute wären abgehauen. Die wären, die hätten ihren Ranzen gepackt und wären in den westlichen Teil unseres Vaterlandes gegangen und ich denke mal, was für mich so immer der Punkt war: Der Kohl hat uns nicht - ich sach des jetzt mal so, wie ich rede, ne - der hat uns nicht beschissen, der hat eigentlich im besten Wissen und Gewissen gedacht, das läuft wie nach Konrad Erhard, deutsches Wirtschaftswunder passiert hier noch ein mal. Was man dort nicht beachtet hat, dass es 'ne ganz konkrete Konkurrenzsituation gegeben hat, dass der Ostmarkt erst mal weggebrochen war und dass da viele viele Probleme aufgetreten sind. Und die gar nicht anders zu händeln waren. Also viele Probleme, das ist bitter. Ich hab zu meinem Vater damals gesagt, ich hab den verstanden, ich hab das Sparbuch von meiner Oma noch, wo die nach 'm Krieg viele Nullen weggestrichen ham, ne. Währungsreform. Und dann sind die Eltern angetreten, wollten was Besseres draus machen und dann stehen die am Ende ihres Leben wieder vorm Haufen, ne. Ich hab zu meinem Papp gesagt, ich sach: Vater, du kannst auch in die Kirche gehen beten, ich muss Geld verdienen, ich muss meine Kinder ernähren. Ich sach, was hier hätte, wenn und aber, und es ist vielen so gegangen, dass sie da Augen zu und durch. Das denk ich mal. Das kann man wahrscheinlich, auch die jungen Leute, heute nicht mehr nachvollziehen, weil denen ist der Mangel nicht unbedingt so bewusst geworden, der in der DDR da war. Aber ich sach 's noch mal, ich durch mein Studium in der Ausbildung, ich hab meine Probleme nicht wegen dem Mangel gehabt, ich hab die Probleme eben eher deshalb gehabt, weil ich gesehen hab, des kann so wie du das gelernt hast gar nicht funktionieren. Das geht irgendwann und da hast du wirklich Bedenken gehabt, um Himmels Willen, was kommt denn da? Da hast du auch Existenzangst gehabt, weil du gesagt hast, Ehekredit und alles, alles tolle Sachen, aber wer bezahlt 'n den Laden? Ne, wo du gemerkt hast (unv.) es ging ja nur immer dieses Schaufenster des Sozialismus. Und dann machen die die Grenzen auf und die Leute ham die Chance und in Größenordnungen sind die da rüber gerammelt, ich kenn Leute, als es sich dann rum gesprochen hat, dass in Nürnberg ein zweites Mal Begrüßungsgeld bekämen, dort 50 Mark, da ham die die Oma im Rollstuhl in den Zug rein gepfercht, das kann man sich nicht vorstellen. Also wirklich, rein gepfercht, die Züge war 'n brechend voll, ne. Und da kann man doch nachvo /, und die Leute, die wollten das ganz einfach so ham. Und da gab 's gar kein Weg dran vorbei und deswegen sach ich mal, diese Utopie ... das war 'n e paar, die ... na ja, ich sach schon, es ist klar (unv.) wir ham net alles das, es ist nicht alles gut gewesen in der DDR. Und auf der anderen Seite muss ich aber sagen: Aus der Sicht von heute - dazu stehe ich, obwohl ich auch irgendwo meine Gesinnung hab - ich steh dazu, dass ich sach, meine Kinder ham heute 'ne andere Entwicklungschance, die ham andere Möglichkeiten sich zu entscheiden, als ich des jemals gehabt hab. Und und ich sach's immer wieder, gerade wo man sieht was in Bijelo-Russland läuft, dann kann, man kann sich ja bei uns sogar hinstellen und sagen: Wir leben in 'ner Diktatur und da passiert nüscht. Du wirst net weggeräumt, ne. Früher warst 'de über das Di nicht raus gekommen, da warst du (unv.) gewesen. Also das sind solche Sachen, dass man sagen muss, wir leben heute in 'ner Parlamentarischen Demokratie. Wir ham den Kapitalismus, wir wissen was Kapitalismus ist, das hab ich gelernt, das ist ganz einfach so. Aber der Anspruch Sozialismus ist sicherlich ein Anspruch an die gesellschaftliche Entwicklung, ähnlich wie die Zehn Gebote und ähnlich wie der Christliche Glauben. Aber man muss ganz einfach sagen, dass der Mensch von seiner ganzen Einstellung her eigentlich, sa 'mer ma ... na der Brecht hat mal gesagt: Das Fressen kommt vor der Moral. Das ist so. Ich hab des meinen Kolleginnen mal erzählt, na klar ich sach, guck, wir leben eigentlich im Kopf noch in der Urgesellschaft. Ich sach, derjenige, der die größten Brocken Fleisch hinbringt, der ist der Leader, der darf sich vermehr 'n, der sagt wo 's lang geht. Ich sach, heute langt manchmal die blanke Verheißung, ne. Das ist aber so und viele Leute sind eben so einfach gestrickt, die machen sich nicht die Mühe und hinterfragen, die nehmen des so hin. Des is keen Vorwurf, des is ganz einfach so, ne. Und ich denke aber, des is eben denk ich ma auch Auftrag von Geschichte, dass man sich eben wirklich mit solchen Sachen auseinandersetzt und dann wirklich auch mal mit dem Abstand der Jahre dann auch wirklich sich ehrlich die Frage stellt: Warum ham die so gehandelt, was ham die denn für andere Alternativen gehabt, warum ham sie sich dazu entschieden und nich anders? Und das denk ich mal, auch dann die, wo dann der Bezug zum Heute da ist, denk ich mal. #01:32:19-8#
Astrid Kirchhof: Apropos Geschichte. Also sie beschäftigen sich ja mit Geschichte ihr ganzes letztes, 30 Jahre oder schon länger vielleicht. Wo sehen Sie denn den Unterschied zwischen sich, die Wismut als - sach ich jetzt mal - Historiker auch betrachtet und als Zeitzeugen, der sich erlebt hat. #01:32:39-7#
Hermann Meinel: Also ich denke mal, dass ich als, wenn man sich mit der Historie beschäftigt, vieles, viele Dinge hinterfragt, auf die e Bergmann gar net im Traum druff kommt, des zu hinterfragen. Ich sach noch mal, der Hauer, der hat sein unmittelbares Arbeitsumfeld. Der hat seine Kameraden, die dazu gehört ham, heute sagt man ja Community dazu. Das ist 'ne relativ in sich geschlossene Gesellschaft und die ham ihr eigenes Lebensumfeld, die ham ihr eigenes Weltbild und das reicht. Ich sach 's mal so. Und ich hab das also erlebt, es gibt also sehr schöne Filme zum Beispiel, wo man diese Weltsicht sieht, da sitzen die beim Interview zum Film zur Wismut, da sacht der eene im tiefsten Brustton der Überzeugung: Wenn wir sonnabends von der Schicht gekommen sind, dann saßen die andern alle schon im Garten und ham gegrillt. Also die ham gar net realisiert, dass auch in der übrigen (unv.) net nur einmal in der Woche gibt und solche Sachen. Also die ham sich natürlich dann auch selbst inszeniert, so sach ich des mal so, ne. Aber ... und die kommen auch nicht auf die Idee, weil des eben der Job war, da kommen die gar net auf die Idee zu fragen, warum das so ist und nicht anders ist. Und bei mir ist das natürlich so ... du, im Moment funktioniert das ja noch alles, dass ich mir viel merk. Du hast ja dadurch, dass du viel, viele Einzeleindrücke mitbekommst, hast du ja auch diese unterschiedlichen Sichtweisen und dann hinterfragst du das auch vollkommen anders. Und ich sach 's noch mal, ich hab auch jetze noch, ich hab des Problem mit den alten Bergleuten, ich bin auch im Bergbauverein von der Wismut, die sind zutiefst davon überzeugt, wir ham alles erforscht. Alles gesagt, alles getan, wir brauchen eigentlich nüscht mehr machen, ne. Des is lange noch net so. Da kommst de aber mit denen net weiter. Das ist so. Also wenn du dann eben grade eben bestimmte Sachen hinterfragst, ich, was jetzt zum Beispiel wichtig ist, ich hab gesagt, warum setzt 'n ihr euch net ma hin und schreibt auf, wie ist denn der Wandel gekommen, als die Sowjets sich verabschiedet ham und die neue Geschäftsführung gekommen ist. Setzt euch doch wenigstens hin und schreibt des auf! Gebt mir 's, ich tu 's in 'n Panzerschrank einschließen, bis 'er tot seid. Aber ich sach, ich sach, wenn ihr tot seid, wenn ihr gestorben seid ... pfff ... das Wissen ist weg! Ich sach, ihr müsst doch alle schon hoffentlich gemerkt haben, dass sich Intelligenz nicht vererben lässt. Ne, ich sach also du tust in deinem Leben ein bisschen sammeln und wenn du im Moment des Todes ist das Wissen weg. Wenn 's nicht aufgeschrieben ist oder in irgendeiner anderen Weise dokumentiert ist und jedes Einzelschicksal ist halt wichtig, damit du dir ein Gesamtbild bilden kannst. Und des, denk ich mal, das erschließt sich doch (unv.) ist keen Vorwurf, weil die sind zur Wismut gegangen, die wollten gutes Geld verdienen und ham ihren Job gemacht und ich muss auch sagen, du hast auch heute viele, die keen Interesse ham in 'm Bergbauverein sich zu engagieren. Des is eben der Job, is vorbei, ich hab jetzt Rente. Vorbei, abgehakt, abgeschlossen. Das ist ganz einfach so. #01:35:17-4#
Astrid Kirchhof: Das is mir auch aufgefallen. Manche tun das, manche nicht und meistens waren 's die Leute, die schon vorher auch aktiv waren. Würden Sie des ... #01:35:26-1#
Hermann Meinel: Des seh ich auch so. Und ich will mal sagen, also für mich waren das wirklich Erlebnisse. Ich hab, ich hab alte Männer kennengelernt, die gesagt haben U-Bootfahrer oder Fallschirmjäger, die mir auch viel erzählt ham. Dadurch, dass ich sach mal so, gucken Se, ich hab ja, als ich mich mit Wismut beschäftigt hab, ich hatte net bloß Bergbau gemacht. Also es gibt zum Beispiel 'n wunderbares Buch, das kann man auch den jungen Leuten empfehlen. Ich hab jetzt den Autor vergessen, aber wenn man googelt \"Der Mensch ist des Menschen Wolf\". Da hat ein amerikanischer Schönheitschirurg, gebürtiger Pole, seinen Weg durch die sowjetischen Gulags dargestellt. #01:35:59-8#
Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:35:59-8#
Hermann Meinel: Also das, das ist Gulag. Deswegen sach ich immer wieder, wenn hier irgendeiner sagt, Wismut war Gulag, der hat überhaupt keine Ahnung wovon er spricht. Also was die Sowjets den eigenen Leuten angetan hat das ist 'ne Katastrophe. Also wenn man das liest. Ich hab, es gibt ein Buch \"Im Auge des Jägers\", das ist vom besten Scharfschützen der Dritten Gebirgsjägerdivision. Der ist 43 [1943] zur Armee gekommen und der hat dann seinen Weg geschildert, wie der in der Nachkriegszeit sich nach Österreich durchgeschlagen hat, um dort nicht in Gefangenschaft zu gehen. Und jetzt kommen wir auf den Punkt, was für mich wieder wichtig war, das Ähnliche hat mein Großonkel erzählt. Mein Großonkel hat sich auf der böhmischen Seite abgeseilt und wollte zu seiner Schwester nach Buchholz. Und die Tschechen ham die Deutschen gejagt. Brauchen wir nicht diskutieren, warum des so ist, es war ganz einfach so. Und den ham die erwischt, der musste die Stiefel ausziehen. Den wollten die aufhängen, weil wenn du hängst, kriegst du die Stiefel nemmer 'runner. Und da hat er Glück gehabt, dass Russen dazu gekommen sind und den dort raus gehauen ham. Dann ist der weiter und in Buchholz ist er der nächsten Streife in die Hände gefallen und da kam der Karakum und der hat des genauso beschrieben. Dort ham die Amerikaner auf der Straßenkreuzung gestanden, wenn dort junge Männer kamen ... hast du natürlich (unv.) Kriegsgefangenschaften (unv.) und da ham die Amis von den Sowjets Zugweise die Gefangenen nach Russland geschickt zur Reparationsleistung. Und deswegen sach ich mal, unter solchen Bedingungen dann Arbeitskräfte für 'n Bergbau zu finden, ist natürlich problematisch. Ne, und deswegen, des kann man net, von dieser ganzen Nachkriegsgeschichte, des kannst 'de net loslösen. Das musst 'de schon irgendwo mit sehen, dass auch solche Dinge 'ne Rolle gespielt ham und das ist eben wirklich so, dass eben die die das erlebt haben, die meisten sind schon gestorben. Und das war für uns ein Glücksfall, dass wir immer schon 95 [1995] relativ zeitig damit auseinander gesetzt ham. Und dort zumindest doch in einigen Dingen das zusammen gesammelt haben, dass mer das dort erhält, ne. #01:37:44-6#
Astrid Kirchhof: Wenn Sie auf Ihr Leben zurück schauen, was war die schönste Zeit? #01:37:46-1#
Hermann Meinel: Also für mich das abs #01:37:49-6#
Astrid Kirchhof: ... oder ist? #01:37:49-4#
Hermann Meinel: Nee, ich sach mal so. Also was für mich natürlich, ich sach mal so, ich war bei der Geburt von meinem Sohn dabei, das war absolut also ... meine Frau die hat 'ne ziemlich schwere Geburt beim ersten Kind gehabt, da musst ich ihr natürlich in die Hand versprechen, dass ich dort mitgehe und ... #01:38:10-0#
Astrid Kirchhof: ... und das war die Geburt des Sohnes, die erste Geburt. #01:38:11-0#
Hermann Meinel: Absolut. #01:38:12-1#
Astrid Kirchhof: Und wann ist ihr Sohn geboren? #01:38:14-8#
Hermann Meinel: 86 [1986]. Das war 'n absolutes Erlebnis also. #01:38:20-0#
Astrid Kirchhof: Also das Wunder des Lebens. #01:38:21-4#
Hermann Meinel: Ja auf jeden Fall! Auf jeden Fall. Was auch, was wie gesagt, was für mich dann noch, sammer mal so 'n wirkliches Schlüsselerlebnis war, ich hatte meine Kusinen, die in den USA leben, die hab ich ja nie in meinem Leben gesehen. Die sind noch nie zu uns gekommen. Die, also die ham alle irgendwo 'n Hang zum Militär gehabt, die war Offizier auf der Niemetz (unv.) gewesen, die eene Kusine und die is 96 [1996] hier zu uns gekommen ins Erzgebirge. War natürlich für die Amis ziemlich gefährlich, weil im Osten nur Kommunisten leben, ne. Und das war für mich 'n Erlebnis, wo ich dann in den USA war dort. Und eben keene Touristenreise gemacht hab, sondern privat. Und du dort ... auch ... den Druck und wirklich auch die Angst den Sozialstatus zu verlieren dort erlebt hast bei den Leuten. Absolut, wo ich wirklich und das ist das, wo ich wirklich sach, ich sach das auch immer auch meinen Kindern: Ihr könnt das gar nicht hoch genug einzuschätzen, in Deutschland leben zu dürfen. Ihr wisst wirklich nicht wie das in andern Ländern abgeht, ne. Und meine Kusine, die ist bei GM jetzt wieder Abteilungsleiter, der Trump hat die Arbeit zurück geholt, da brauch 'mer net zu reden, wen die wählt, ne. Die macht home office, die kriegt keen Geld für 'n home office. Da wird jeden Monat ein Tag Urlaub für home office abgezogen, nicht so wie bei uns, dass de was dazu kriegst. Und der Mann ist arbeitslos, mein Neffe hat seine Mutter verloren, da ist das Haus sofort weggegangen, um die medi / um die medizinischen Kosten zu bezahlen. Die tun alles, dass die Frau dort gesund bleibt, weil die die eenzige ist, die noch Geld verdient. In dieser Corona-Zeit. Und wenn de solche Sachen erlebst und des ist, denk ich mal, des ist eigentlich das, was auch insgesamt, sach mer mal, wirklich für mich als Glücksfall ist, du hast heut 'ne Chance, das alles selbst dir anzuschauen. Du musst nicht glauben, was dir erzählt wird. Du kannst dich selbst informieren, du kannst dich selbst schlau machen, du hast Zugang zu solchen Dingen und du kannst dich auch vor Ort umschauen, ne. Und das ist, ich hab des erlebt, ich war 84 [1984] war ich auf 'm Potsdamer Platz im Niemandsland. Meine Kinder, die verdrehen immer die Augen, wenn wir in Berlin sind dort, weil ich ja immer erzähl, das war für mich damals so wie im Mittelalter, der Mensch, die Erde ist 'ne Scheibe, ich bin jetzt am Ende angelangt. Das war 's. Weiter geht 's net. Das war überhaupt net, das war, dass du jemals dort wieder noch mal hinkommst. Ich war damals Offizier, wie durften dort rein, das war also mit absoluter Ausnahmegenehmigung, in dieses Niemandsland 'nein. Und dass du dort mal hinkommst ganz normal, das war überhaupt net vorstellbar, ne. Und des sind eben solche Geschichten ... des können die jungen Leute net nachvollziehen, aber des ist schon ein Erfolg, denk ich mal, dass mer das heute so ham und vor allen Dingen auch, dass wir in Deutschland wieder 'ne Situation ham, die (unv.) normal da ist, weil diese ganze Entscheidung bis 1990 das war keene deutsche Entscheidung wie das gelaufen ist, da ham die Sieger entschieden gehabt und des ist schon gut, dass da 'en Abschluss gefunden worden ist. #01:41:06-4#
Astrid Kirchhof: Wenn ich Ihnen zuhöre, dann ham Sie 's eigentlich ganz, also sind gut klar gekommen in der DDR und genauso gut jetzt in der Bundesrepublik. #01:41:16-6#
Hermann Meinel: Na ja ... #01:41:16-6#
Astrid Kirchhof: Was für Fähigkeiten hat man, um das so hinzukriegen? #01:41:18-2#
Hermann Meinel: Also ich sach mal so, ich hab natürlich irgendwo, ich bin natürlich auch irgendwo politisch und ich bin auch geprägt, ich sach 's mal so, auch politisch geprägt, auch durch mein ganzes Umfeld in der Familie und so weiter. Aber ich sach 's noch mal, ich denke mal das Hauptproblem ist wirklich oder ... der Hauptpunkt ist die Rationalität. Du hast irgendwo dein Studium gemacht, du weißt wie so ein Staatswesen funktioniert, funktionieren muss und du weißt auch, wo die Grenzen sind, wo Möglichkeiten bestehen und ich bin mit Sicherheit davon überzeugt, dass das was wir heute ham, net des Letzte ist. Da brauch mer net drüber reden, das ist es eben. Des werd ich nimmer erleben, aber ich denk auch, auch jetzt simmer da und dort an Grenzen gelangt, wo man, wo die jungen Leute net umsonst auf die Straße gehen. Weil irgendwann klar ist, wenn du weiter so machst, kannst du in dieser Erde nicht mehr leben. Also das sind solche Geschichten, wo nicht abzusehen ist, wie das ist. Da hab ich keen, da bin ich eigentlich guter Hoffnung, dass da mit Sicherheit ne andere Entwicklung möglich ist und dort auch und des eigentlich auch nur über ne gerechte Entwicklung gehen kann, weil man ja ganz ehrlich sein muss, dass uns der Wohlstand mit dem wir heute leben ja auch nicht bloß unsere eigene Leistung ist, sondern dass wir auch auf Kosten anderer leben. Das muss man ganz deutlich sagen. Das muss man auch ehrlich sehen, das is so. Also wenn man sich die Elektroautos anguckt, da will keener wissen, wie die Kinder in Afrika des Kobalt zutage fördern unter menschenunwürdigen Bedingungen. Das darf man und das darf man eben net außer Acht lassen, denk ich mal. Also von der philosophischen Grundhaltung sag ich mir, die Entwicklung ist nicht abgeschlossen. Da is noch mehr drinne sein. Weil des muss auch so sein, weil sonst die Gesamtentwicklung nicht mehr möglich ist. #01:42:50-3#
Astrid Kirchhof: Würden Sie sagen, Sie war 'n immer schon ein Optimist? #01:42:55-1#
Hermann Meinel: Ja, denk ich schon. Aber, aber durch die Armee bist du so geprägt, du brauchst immer noch 'n Plan B. Du hast ne Aufgabe zu erfüllen und wenn die nicht funktioniert, musst du dir natürlich 'n Kopp machen, wie du die trotzdem erfüllen kannst. Also das ist so 'ne Geschichte, aber schon optimistisch, denk ich schon. Weil optimistisch, denk ich mal und ja und ja doch optimistisch, kann man so sagen. Ja, das is schon. #01:43:21-7#
Astrid Kirchhof: Vielleicht machen wir noch mal 'n ganz kurzen Cut und dann hab ich vielleicht zwei, drei Fragen und dann können wir uns was anschauen. #01:43:27-0#
Hermann Meinel: Jo, alles klar. #01:43:27-0#
Unterbrechung der Aufzeichnung. #01:43:29-8#
Astrid Kirchhof: Sie ham vorher erzählt, dass man auch in der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft war, weiß ich auch von anderen Interviews inzwischen, in der Wismut. War 'n Sie auch in der SED oder ... #01:43:42-6#
Hermann Meinel: Ja, ich hab mich sogar selber beworben. Also mich hat keiner geworben. Ich bin also wirklich selbst von mir aus (unv.) dort geworden. Des war aber mein Selbstverständnis. Dazu muss ich sagen ... wie soll ich 'n das mal sagen ... Du wollst ja was bewegen. Du wollst was bewegen und das war eigentlich damals für mich der Weg das zu machen, ne. Aus der Sicht von heute muss ich natürlich sagen, das hätte ich mir sparen können, weil eben diese Grenzen durch diese, man will des nicht hören, aber diese stalinistische Prägung hat ja bis zum Schluss 'ne Rolle gespielt. Also dieser, diese ganzen Gebote hier ne, also Lobhudelei und was es alles gegeben hat. Alles das was verboten war, ist eigentlich gemacht worden. Also diese Ansprüche auch und das war für mich eigentlich, sagen mer mal, ich wollt Offizier werden, das war eigentlich für mich so 'ne Sache, wo ich sag, das gehört ganz einfach mit dazu. Und ich sach 's noch mal, meine Eltern waren auch Partei, ich hab des, ich hab des, da mein Vater, der war hier verantwortlicher Kreisredakteur. Wir waren vier Kinder, der hat nicht viel Geld verdient und ich hab auch immer noch die Auseinandersetzung im Kopp, wenn meine Mutter sich beschwert hat, dass der Alte die Beziehung geschnitzt, um dort paar Schuhe zu versäubern oder andersrum, da hat der immer gesagt: Nix, ich will saubere Hände behalten, ich mach das nicht. Und meine Mutter konnte des nicht verstehen: Die andern machen das doch auch! Warum machst 'n du das nicht? So und das hat er eigentlich versucht, uns zu vermitteln. Na ja gut, edel sei der Mensch, hilfreich und gut. Aber da kommst 'de natürlich nicht weiter, ich sach 's mal so, ne. Und das ist dann so 'ne Geschichte gewesen, wo ich auch heute meine Probleme hab mit dieser, mit der Linken, wo dort sicherlich es ist ein hehrer Anspruch, aber die ganzen Auseinandersetzungen, die dort geführt werden, die erinnern mich also immer noch an die SED-Zeit, wo man sich dort gegen, also man ist zu seinen eigenen Glaubensgenossen härter als zu seinem politischen Gegner. Und das funktioniert nicht, ne. Also auch und ich denke mal, aber es war für mich damals, wie gesagt Usus, des gehörte ganz einfach dazu. Und war für mich ein Erlebnis. Ich hab dann in der Wendezeit ehrenamtlich hier Parteisekretär der Stadt gemacht. Ich hab also die ganzen Parteiausweise eingesammelt und hab dann immer noch die hundert Mark an die Parteiveteranen ausgezahlt und als die die hundert Mark nicht mehr gekriegt ham, hab ich auch von denen die Dokumente eingesammelt, ne. Solche Geschichten, aber ja das war halt so. #01:45:54-6#
Astrid Kirchhof: Sind Sie nach der Wende dann ausgetreten oder ... #01:45:59-6#
Hermann Meinel: Ich hab versucht mich weiter zu engagieren, aber wie gesagt, wirklich in dem Sinn, dass ich gesacht hab, du kannst ja nicht alles was hier gewesen ist hier, in Grund und Boden trecken, in 'n Dreck stecken, du musst ja schon gucken, dass hier manches anders auf die Runde gebracht wird. Ich hab dann aber irgendwann auch den Laden hingeschmissen, weil eben nach wie vor das Selbstverständnis war, wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Wo man also nicht bereit war auch zu relativieren und sich wirklich sauber auseinanderzusetzen. Und das zieht sich ja bis heute durch, brauch man gar nicht diskutieren, wenn man sieht wie die Auseinandersetzungen heute geführt werden, net annersch, ist ganz einfach so. Und das sind solche Geschichten, wo du sagst, da musst du eigentlich keine Kraft und keine Nerven investieren. Da hast du andere Möglichkeiten. #01:46:38-4#
Astrid Kirchhof: Engagieren Sie sich, sach ich mal, nebenbei ehrenamtlich woanders heute? #01:46:45-8#
Hermann Meinel: Ja, also ich bin, also ich sach mal, ich war ja, ich bin also, nebenher mach ich also hier die Heimatforschung. Da gibt's die überregionale Heimatforschergruppe Dr. Siegfried Sieber. Wir treffen uns zweimal im Jahr. Dort werden also auch zu verschiedenen Themen heimatkundliche Vorträge gestaltet, wir machen Besichtigungen und solche Dinge, versuchen wir das auch zu publizieren, dass das also nicht bloß für uns ist, sondern eben wirklich auch für andere ist. #01:47:06-8#
Astrid Kirchhof: hm (bejahend) #01:47:09-1#
Hermann Meinel: Ich bin, ich mach, ich hab da also mein Hobby, neben meinem Beruf ist Hobby die Imkerei. Ich hab also 'n Haufen Bienen, das ist, das bringt mich runter, da hab ich 'ne ganz andere, 'n ganz anderes Blickfeld auf die Umwelt und die Natur, als das was ich hier mach. Und dort mach ich in der Nachbarschule in Schneeberg, weil die Direktorin wohnt halt bei mir im Haus, tu ich dort 'ne kleenere Arbeitsgruppe mitmachen hier Imkerei, wo du die Kinder ran bringst, wo de wirklich ma was anderes hast und das ist schon net schlecht. Also das, so solche Sachen mach ich halt noch. Aber das meiste ist wirklich alles irgendwo mit der Arbeit verbunden, das ist mein Selbstverständnis, weil du musst alle möglichen Ressourcen nutzen, um eben hier diese Dinge auch umsetzen zu können. Und da hab ich sehr zu tun. #01:47:51-6#
Astrid Kirchhof: Hatten Sie noch als die DDR bestand Kontakt zu Sowjets? #01:48:00-8#
Hermann Meinel: Ja. Also für mich war, wir hatten in Aue den sowjetischen Klub, ne. Das war 'n also die Sowjets, die hier gearbeitet haben, die haben hier ihren eigenen Sowjetischen Sektor gehabt, wie sich das nannte, ham dort also gewohnt und wir sind dort als junge, als Fünftklässler, wo wir angefangen ham Russisch zu lernen, sind wir dort mal in den Sowjetischen Klub gegangen. Sind natürlich vorher von unsern Lehrern dort vergattert worden, dass wir ja diszipliniert sein sollen, weil die sowjetischen Pioniere, die sind so was von diszipliniert und so was von bewusst. Ja und dann ging 's über Tische und Bänke, die war 'n ja (unv.). Also wo du auch schon gemerkt hast, was erzählen die Leute für 'n Quatsch. Aber es war für mich ein Erlebnis. Ich hatt' vorige Woche 'ne Russin hier, mit der hab ich mich unterhalten. Mehr schlecht als recht, ich hab eine Briefpartnerin im Ural gehabt (unv.), ne. Und das war, das war 'n schon interessante Geschichten. Natürlich, du warst, war interessant, bunte Briefe aus der Sowjetunion, die Luftpostbriefe, schöne Briefmarken, Bildchen drauf und so. Aber das war 'n so Sachen, wo du das schon mal gelernt hast, dich für 'n andern zu interessieren. Das war schon mal ganz interessant, denk ich mal. Für mich war dann 'ne Offenbarung, als Offizier war ich oben bei Berlin, wo ich dann festgestellt hab, dass alles das was wir lernen, für die nicht gezählt hat, dass die also mit ihren Soldaten umgegangen sind wie 's liebe Vieh, muss ich wirklich so sagen. Also wo du schon deine Probleme gehabt hast. Und ... aber ich hab dort Kameraden gehabt, die selber in Russland gelebt haben (unv.). Und ich hab jetzt zum Schluss hier bei uns in der Kurgesellschaft Alexander Ziegei (unv.) ... ich sach, du (unv.), da ham wir gelacht, der stammt aus Kasachstan, deutsche Wurzeln, seine Frau hat hier Psychologie fertig studiert, er hat dort auch studiert und hat mir dann, wir ham uns viel unterhalten, weil ich dort auch keene Probleme hatte als Student dort nachts, von der Nachtschicht hier, Bauwagen, ist er LKW gefahren und der hat dort irgendwann (unv.), der ist jetzt Koch jetzt bei uns in der Kurgesellschaft und da der noch nicht so gut Deutsch konnte, hat er sämtliche Fragen für seine Prüfung auswendig gelernt, um die zu beantworten. Also ein absoluter Leister auch was das betrifft. Also auch Wille, Wille da, ne. Und das ist also das wo ich sag, wir ham dort schöne Sachen. Wir haben letztens hier, wir haben Russen mitgeholfen, die ham zwee Bücher geschrieben hier, uff Uransuche hinter der Elbe, ihre Sichtweise und dann auch Erz für den Frieden, solche Dinge, weil du hast natürlich, das muss man der Ehrlichkeit halber sagen, das hat sich für mich erst später erschlossen: Die Sowjets haben hier in der DDR in einem besetzten Land gelebt. Das war nicht das Freundesland. Das war ein besetztes Land. Und die ham nach militärischen Regeln ist das Leben geklärt worden, also in dem Sowjetischen Sektor hattest du einen Diensthabenden und du musstest dich abends 22 Uhr spätestens beim Dienstabenden zurück melden. Wenn du das nicht gemacht hast, konnte es passieren, du bist 'n Tag später nach Russland geschickt worden mit deiner Familie. Und ... viele Sowjets, ich sach ganz bewusst Sowjets und nicht Russen, weil 's net bloß Russen waren, viele von den Sowjets, die ham immer vom DDR-Paradies gesprochen, ne. Und ich hab ja dann, wo ich Kollegen hatte, die in Moskau studiert ham, wo die dann erzählt ham, was se dort erlebt haben, ich sach um Himmels Willen, dort woll 'n wer hin, ist (lacht) das wirklich das was wir wollen? Also viele ham wirklich hier gerne gelebt mit ihren Familien, mit ihren Kindern und war 'n auch die ersten auf 'm Schacht und die letzten, die gegangen sind. Aber eben wirklich um dem Sozialstatus ihrer Familien zu sichern. Das muss man sagen, ne. Aber diese viel beschworene Freundschaft, das ist eigentlich immer so 'ne Aktion gewesen, die von der DDR ausgegangen ist. Und ich hab das auch erlebt, als wir Manöver gemacht haben in Tschechien, damals in der CSSR, die Tschechen wollten mit uns nichts zu tun haben, als Offiziere und in der Armee. Also das '38 [1038] und das '68 [1968] war net vergessen. Und ich das sind eben solche Geschichten, wo du merkst, dass der Krieg immer noch nachgewirkt hat und ich sach 's noch e mal, das heißt nicht umsonst Deutsch-Sowjetische Freundschaft, weil das ist das wirklich, das Bemühen ist von den Deutschen ausgegangen, net umgedreht. Das ist mein Erkenntnisstand, den ich hatte, ich sach 's nochmal, die ham gern hier gelebt, aber ... Wenn Frauen zum Beispiel 'en Deutschen geheiratet haben, die auch so behandelt worden, wie bei uns die Ausreisewilligen. So haben sie die niedergemacht. Also als Verräter, ne. Und deswegen sach ich mal, die war 'n in 'nem besetzten Land hier, das war denen schon klar. #01:52:11-6#
Astrid Kirchhof: Interessant. Wenn Sie einen, beschreiben Sie mal 'en Tag heute, einen Arbeitstag von früh bis spät. #01:52:19-9#
Hermann Meinel: Also heute, fangen wir mal heute an, heute früh bin ich um acht hier gewesen, bin erst mal in die Gemeinde geflitzt, weil ich, wir haben am Freitag Museumstag und dort werde ich 'ne Rundfahrt mit 'm Bus organisieren. Das wird also mit so 'n alten FH 6 Bus wird dort 'ne Rundfahrt gemacht, Museumsrundfahrt, erzähl ich 'n Haufen Lügen, sach ich immer so aus Spaß. Nee, also wir machen dort 'ne Rundfahrt über Schneeberg, wo die Leute also viele viele Sehenswürdigkeiten, wo sie sonst vorbeilaufen, das erzähl ich denen dort. Wir haben also in Schneeberg beispielsweise 'ne Pagode, die ist jetzt am 21. gebaut worden, andere Sachen, machen wir die Rundfahrt, hab ich den Schlüssel geholt, dass wir durch 'n Kurpark fahren können. Dann hab ich heute früh die letzten Vitrinen eingeräumt, Mineraliensammlungen und bin jetzt noch dabei, die Schilder noch abzumachen. Und wenn ich die nachher vom Hals hab, fahr ich fix 'n Döner holen und dann mach ich um sieben noch 'n Vortrag vor Kurgästen. Also da bin ich heute so um neune fertig. Gestern bin ich halb achte raus aus 'n Haus, da war die Gemeinderatssitzung, wo es um unsere Sachen ging. Aber ansonsten hab ich schon, samer mal so 'n Tag, die schönsten Tage sind für mich, wo ich Führungen machen kann und wir lassen ja keenen Kurgast hier alleen und keen Besucher alleene durchlaufen. Also kommen immer mal, ham sie Fragen und da wird auch das Gespräch gesucht, dass se doch auch, und des wird auch gerne angenommen, denk ich mal. Also da hast du schon straff zu tun, ne. Also ... und alles was so Weiterbildung ist, das ist dann zu Freizeit halt, das wird auf Arbeit keine Zeit. Lesen und so weiter. #01:53:44-1#
Astrid Kirchhof: Was oder wie empfinden Sie das, also die ganzen Geldzahlungen der Bundesrepublik in die Sanierung, finden Sie, das hat die Bundesrepublik macht das richtig und gut? #01:53:53-0#
Hermann Meinel: Also ich fang mal so an: Wenn hier alles seinen sozialistischen Gang gegangen wär, wie man so gesagt hat, ne. Wär ja 1992 Schluss gewesen und man muss ganz deutlich sagen, es hat keine Rücklagen gegeben. Man hat sich, wie gesagt, zu DDR-Zeiten schon durchaus Gedanken gemacht, wie das wird und die Sanierung hat ja tatsächlich schon 1988 begonnen. 1988 gab 's in der Region eine geologische Konferenz und da war klar, 92 [1992] wird der Bergbau eingestellt, da ist Schluss. Und da ist dann diese ganze Geschichte mit dem Bad schon entstanden, das hat man dann ausgebremst, aber dort hat man schon angefangen zu sanieren. Aber ... es ist dann so, dass ja die letzte frei gewählte DDR-Regierung den Sanierungsbedarf hat ermitteln lassen. Und das ham die Ingenieure in sechs Wochen geschafft, das ist für heute unvorstellbar. Und dort war festgelegt, die Haldensanierung, untertage Sanierung, Betriebsanlagen abreißen. Die ganze Ewigkeitsaufgabe, was eigentlich im, egal welcher Bergbau geführt worden ist, du musst auf Ewigkeit für Sicherheit sorgen. Das hat damals keene Rolle gespielt. Es sind dann 13,7 Milliarden DM eingestellt worden, das wär nicht über die Wirtschaftskraft der DDR gegangen. Die Sowjets hätten sich ja zurückgezogen und das wär unser Problem gewesen. Und wir ham ja in Schlema schon in den 50er Jahren den ersten Rückzug vom Bergbau im Ort erlebt gehabt, das so genannte Deformationsgebiet. Dort hat man ein Wohngebiet mit 329 Häusern, was das Kerngebiet war des Kurbetriebes, des (unv.) des hat man abgerissen. Und dort war man eigentlich der Meinung, wir müssen das hundert Jahre liegen lassen, dann können wir mal wieder nachgucken, wie sich die Geologie beruhigt hat. Also das Gebiet war abgeschrieben. Das war überhaupt nicht vorstellbar, dass man da innerhalb von 10, 20 Jahren wieder reingeht. Das war abgeschrieben. Und für mich war eigentlich klar, wenn der Bergbau 92 [1992] eingestellt worden wäre, es hätt zwei neue Probleme gebraucht. Einmal was die Sanierung betroffen hat, aber die nächste, gravierendere Frage war: Wohin mit den gut bezahlten hochmotivierten Bergleuten? Was mach ich mit denen? Wo gehen die hin? Es war ja dann Schluss, des hat's ja noch nie gegeben in der DDR. Es ging ja immer irgendwo vorwärts. Aufbau, Aufbau, Aufbau. Aber das mal was zu Ende geht, dass ich dann mit een mal Arbeitskräfte (unv.) um Himmels Willen, wo mach ich mit denen hin, ne. Das gab's nicht das Thema und da denk ich mal, wär die DDR absolut ganz schnell an ihre Grenzen geraten. Das muss man ganz deutlich sagen. Also des war weder finanziell untersetzt noch auch materiell untersetzt, um das überhaupt zu bewältigen. Das muss man ganz deutlich sagen. Und das hat nichts, wie gesagt, nüscht mit Lobhudelei zu tun. Man muss der Ehrlichkeit halber sagen, die ganzen Sanierungskonzepte sind hier entwickelt worden, das ist also keene, in Anführungsstriche, Segnung des Westens, sondern das ist tatsächlich hier gemacht worden und das zeigt auch, wie man sich mit diesen Problemen durchaus auseinander gesetzt hat, aber eben war die Möglichkeit nicht da, die finanzielle Möglichkeit und die wirtschaftliche Möglichkeit war nicht da. Und das ist 'ne Geschichte, wo wir sagen müssen, auch das hat die Wende bei der ganzen Deindustrialisierung, die hier statt gefunden hat, Sie müssen sich vorstellen, Aue hat ja 1988 20.000 Industriearbeitsplätze, heute knapp 2000. Muss man nicht mehr erzählen, welche Probleme es dort gibt, ne. Aber das wäre hier nicht möglich gewesen, überhaupt irgendwie im Ansatz nur. Ich sach mal so, wenn man hier auch Bergleute ham, ich sach wir würden heute noch mit W50 und krassen begrenzten Benzinkontingenten versuchen, den Dreck hin- und herzufahren. Also diesen Entwicklungsschub hätt 's in dieser Form nie geben können, das muss man ganz deutlich sagen. Keine Chance! Bin ich zutiefst davon überzeugt. #01:57:14-6#
Astrid Kirchhof: Ein Mensch hat ja normalerweise mehrere Identitäten. Sehen Sie sich als Bad Schlemaer, als Mann, als Europäer, als deutsch ... #01:57:25-7#
Hermann Meinel: Also aus der Geschichte unserer Nachbar, also der Stadt, in der ich jetzt lebe, ne. Mal anders rum: Ich hab mal 'ne Führung, 'ne Wandergruppe geführt, da sach ich, ich bin Neustädtler, weil Neustädtel, die Stadt Neustädtel wurde 1939 zwangseingemeindet nach Schneeberg und der Name Neustädtel ist verlor 'n gegangen. Neustädtel ist 200 Jahre älter als die Stadt Schneeberg. Und deswegen legt man als Scheeberger dann schon Wert drauf zu betonen, dass man aus Neustädtel kommt und nicht aus Scheeberg, ne. Das hab ich, das ist irgendwo so'n Überkommen. Aber dass man seine Identität nicht verleugnen kann, seine Herkunft, ich hab also 'ne Wandergruppe geführt und ich sach, ich bin Neustädter, da sacht die eene Dame zu mir: Das kann gar nicht sein, Sie kommen nicht aus Neustädtel. Wo kommen Sie denn wirklich her? Na, ich komm aus Leutersburg (unv.) bei Chemnitz. Seh's 'Se und des hört man! Ne, also vom Dialekt her, das ist immer, das kannst du nicht verleugnen, sach ich ma. Aber ich seh mich vor allen Dingen als Erzgebirger und ich sach das ganz bewusst, jetzt mal bissl übertrieben, der Sachse wird ja immer bissl reduziert uff seine vielen weichen Konsonanten in der Sprache und uff den Hang zur Harmonie, ne. Aber dass Sachsen eine der wichtigsten Geburtsstätten der deutschen Industrie ist, ist ja vielen net bewusst. Und da kann man schon stolz drauf sein, ne. Dass mer also aus 'ner Region kommt, die auch für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland durchaus von Bedeutung gewesen ist. Von enormer Bedeutung, das muss man ganz deutlich sagen, also diese enge Verbindung zwischen Bergbau und Industrialisierung hatte zu diesen Wirtschaftsschüben geführt und ja deswegen ist man schon stolz, dass man in erster Linie Erzgebirger ist, weil eben alles vom Bergbau her kommt. Und deswegen mein Enkel sagt Glück auf!, meine Tochter sagt Glück auf!, also das ist, und es ist natürlich komisch, wenn de das dann an der Ostsee, ich bin ja ein paar Mal auf der Insel Rügen, wenn dann aus Versehen in'n Laden reinkommst und sagst Glück auf!, da gucken se dich erst mal bissl verdattert an und sagt: Guten Tag! Ne, also das sind dann solche Sachen, wo es dann wirklich vielleicht (unv.) gibt. Also ich würd schon sagen Erzgebirger und dann Neustädtler. #01:59:23-5#
Astrid Kirchhof: Okay. Letzte Frage: Ist das eigentlich Ihr erstes Interview oder ham Sie schon ganz viele ... #01:59:30-0#
Hermann Meinel: Also ich sach mal so, ich hab 'n Haufen Journallien über mich ergehen lassen. Aber das waren nich die Fragen zur Person, das muss ich ganz deutlich sagen. Da ging's hier um den Arbeitsgegenstand, aber so geoutet hab ich mich noch net. So wie Sie, des sach ich ganz bewusst so, des is och net gefragt worden, ich denke ma, deswegen ich find des schon in Ordnung, dass diese Interviews gemacht werden, die Zeitzeugeninterviews. Eben auch aus der Tatsache heraus, dass das Wissen irgendwann weg ist und weil ja nur in der Masse der Interviews sich ein Bild ergibt. Also deswegen, ich kann ja auch damit leben, dass der Nächste sagt, alles Quatsch, was der erzählt, des ist, sieht jeder anders anders. Vollkommen normal. Aber das was ich hab ich wirklich mich bemüht auch wenn ich gewissenhaft eben nach bestem Wissen und Gewissen auch so ehrlich so erzählt (lacht), so will ich's wirklich mal sagen. #02:00:17-8#
Astrid Kirchhof: Dann würden wir jetzt gerne noch mal 'n paar ... #02:00:21-7#
Hermann Meinel: Ja. #02:00:21-7#
Astrid Kirchhof: ... Exponate sehen, die Sie uns zeigen wollen. #02:00:29-5#
Hermann Meinel: Keine Frage. Keine Frage machen wir so. Wie gesagt, wenn Ihr zusammenräumt, ich sach meiner Kollegin Bescheid #02:00:33-0#